Pfarrer Albrechts Oster-Predigt sorgt für Debatte

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Für einige Wellen gesorgt hat eine Predigt von Pfarrer Christian Albrecht am Ostermontag. Albrecht wandte sich darin unter anderem gegen die „Scheinheiligkeit“ mancher Kirchenführer, etwa im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen oder der umstrittenen Segnung homosexueller Paare. Albrecht ist Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Aichhalden, Waldmössingen, Heiligenbronn und Winzeln.

Auf der Homepage der Seelsorgeeinheit  heißt es dazu: „Auch die Gemeinden der Seelsorgeeinheit wurden durch die Ostermontagsansprache von Pfarrer Christian Albrecht zur Diskussion aufgefordert.“ Die Ministrantinnen und Ministranten arbeiteten an einer Stellungnahme  Auch die Gremien der Kirchengemeinden hätten das Thema Glaubwürdigkeit der Kirche im Umgang mit Homosexuellen und im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch beraten.

Redebedarf in der Seelsorgeeinheit

Im Amtsblatt von Aichhalden heißt es dazu weiter: „Viele Zuschriften bekräftigen die Haltung des Pfarrers – es gibt aber auch fragende Kritik.“ Diese Kritik und die „Lage der Kirche“ sollen nun zunächst in  Sitzungen der vier Kirchengemeinderäte diskutiert werden, zu der sich alle Interessierten online zuschalten können.

Am 8. Juni lädt die Seelsorgeeinheit dann zu einer öffentlichen Online-Diskussion ein. „Die einzelnen Kirchengemeinderäte sollen ihre Standpunkte gebündelt in die öffentliche Diskussion einbringen“, heißt es weiter. Es sei den Verantwortlichen vor Ort wichtig, die Meinungen der Gemeindemitglieder zu hören und zu sammeln. “Der Diskussionsprozess soll mit dieser Veranstaltung ein Stück weitergebracht werden.“ Albrecht hatte in seiner Ansprache kein Blatt vor den Mund genommen. Nachzuhören auf https://se-aichhalden.de/livestream  Ostermontag ab Minute 37 etwa.

Entgleisung aus Rom: „Gotteslästerlich“

Der Kirche sei in diesem Jahr „schwerer Schaden zugefügt worden“, weil einige seiner Amtsbrüder „nicht mit dem Herrn unterwegs“ waren. Der Missbrauchsskandal sei schon seit vielen Jahren Thema in der Kirche. Er habe nie einen Hehl daraus gemacht, „dass der Schutz des Scheines, die Scheinheiligkeit in der Kirche nie über das Wohl von Opfern und auch die Sorge um die Täter gestellt werden darf“. Was im Erzbistum Köln passiert sei, mache ihn sprachlos, so Albrecht.

In der eigenen Diözese gebe es immerhin schon seit 2002 institutionelle Aufklärung. In Köln dagegen sei Scheinheiligkeit offenbar Programm. Die markigen konservativen Sprüche des Kardinal Wölki seien seit Jahren bekannt. „Da herrscht Klarheit, sagen einige, das ist noch katholisch.“

So habe sich Wölki auch in die Schar derer eingereiht, die „die neueste Entgleisung“ aus Rom gut fänden. Der Vatikan habe zur Segnung von Homosexuellen verlauten lassen: „Die Kirche segnet die Sünder, nicht die Sünde“, Das, so Pfarrer Albrecht, sei ein Satz, bei dem ihm schlecht werde. „Ein Satz, der dogmatisch und kirchenrechtlich richtig sein mag, aber in seiner intendierten Verletzung nicht zu übertreffen ist.“ Dies sei „ein Aufgeilen am Katholizismus“. So über Menschen zu sprechen, die sich auf einen gemeinsamen Weg machten und dabei Christi Nähe suchten, sei nicht nur grausam. „Das ist auch gotteslästerlich.“

Fassade darf nicht bröckeln

Es habe sich im Laufe der Kirchengeschichte vieles entwickelt. Diese Entwicklung sollte auch im Hinblick auf homosexuelle Menschen weitergehen, fordert Albrecht. Es gehe ihm um die Scheinheiligkeit. Die Priester lebten den Zölibat -„und ich liebe ihn.“ Er halte ihn für eine großartige Lebensform. Es bestehe zwar  kein Zusammenhang zwischen Zölibat und Homosexualität und dem Zölibat und dem Kindesmissbrauch. Er bestehe aber sehr wohl, wenn Männer dem Sein, den Schein vorzögen.

Es sei „ein offenes Geheimnis, dass in der Priesterschaft überdurchschnittliche viele Schwule Männer versammelt sind“. Viele seien sich dessen bewusst, viele aber verdrängten auch diese in ihren Kreisen nicht akzeptierte Lebensform. Je konservativer, klerikaler und katholischer „diese Jungs“ seien, desto stärker vermute er bei diesen eine Verdrängung. „Es geht um Angst, dass schützende Fassaden bröckeln.“

Ihm gehe es nicht um eine Abrechnung mit der Kirche. Er liebe sie, wenn sie ehrlich und wahrhaftig sei, „auch wenn es verdammt weh tut“.

Am Ende seiner Predigt applaudieren die Kirchgänger Pfarrer Albrecht – höchst ungewöhnlich.

Das interessiert diese Woche



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Für einige Wellen gesorgt hat eine Predigt von Pfarrer Christian Albrecht am Ostermontag. Albrecht wandte sich darin unter anderem gegen die „Scheinheiligkeit“ mancher Kirchenführer, etwa im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen oder der umstrittenen Segnung homosexueller Paare. Albrecht ist Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Aichhalden, Waldmössingen, Heiligenbronn und Winzeln.

Auf der Homepage der Seelsorgeeinheit  heißt es dazu: „Auch die Gemeinden der Seelsorgeeinheit wurden durch die Ostermontagsansprache von Pfarrer Christian Albrecht zur Diskussion aufgefordert.“ Die Ministrantinnen und Ministranten arbeiteten an einer Stellungnahme  Auch die Gremien der Kirchengemeinden hätten das Thema Glaubwürdigkeit der Kirche im Umgang mit Homosexuellen und im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch beraten.

Redebedarf in der Seelsorgeeinheit

Im Amtsblatt von Aichhalden heißt es dazu weiter: „Viele Zuschriften bekräftigen die Haltung des Pfarrers – es gibt aber auch fragende Kritik.“ Diese Kritik und die „Lage der Kirche“ sollen nun zunächst in  Sitzungen der vier Kirchengemeinderäte diskutiert werden, zu der sich alle Interessierten online zuschalten können.

Am 8. Juni lädt die Seelsorgeeinheit dann zu einer öffentlichen Online-Diskussion ein. „Die einzelnen Kirchengemeinderäte sollen ihre Standpunkte gebündelt in die öffentliche Diskussion einbringen“, heißt es weiter. Es sei den Verantwortlichen vor Ort wichtig, die Meinungen der Gemeindemitglieder zu hören und zu sammeln. “Der Diskussionsprozess soll mit dieser Veranstaltung ein Stück weitergebracht werden.“ Albrecht hatte in seiner Ansprache kein Blatt vor den Mund genommen. Nachzuhören auf https://se-aichhalden.de/livestream  Ostermontag ab Minute 37 etwa.

Entgleisung aus Rom: „Gotteslästerlich“

Der Kirche sei in diesem Jahr „schwerer Schaden zugefügt worden“, weil einige seiner Amtsbrüder „nicht mit dem Herrn unterwegs“ waren. Der Missbrauchsskandal sei schon seit vielen Jahren Thema in der Kirche. Er habe nie einen Hehl daraus gemacht, „dass der Schutz des Scheines, die Scheinheiligkeit in der Kirche nie über das Wohl von Opfern und auch die Sorge um die Täter gestellt werden darf“. Was im Erzbistum Köln passiert sei, mache ihn sprachlos, so Albrecht.

In der eigenen Diözese gebe es immerhin schon seit 2002 institutionelle Aufklärung. In Köln dagegen sei Scheinheiligkeit offenbar Programm. Die markigen konservativen Sprüche des Kardinal Wölki seien seit Jahren bekannt. „Da herrscht Klarheit, sagen einige, das ist noch katholisch.“

So habe sich Wölki auch in die Schar derer eingereiht, die „die neueste Entgleisung“ aus Rom gut fänden. Der Vatikan habe zur Segnung von Homosexuellen verlauten lassen: „Die Kirche segnet die Sünder, nicht die Sünde“, Das, so Pfarrer Albrecht, sei ein Satz, bei dem ihm schlecht werde. „Ein Satz, der dogmatisch und kirchenrechtlich richtig sein mag, aber in seiner intendierten Verletzung nicht zu übertreffen ist.“ Dies sei „ein Aufgeilen am Katholizismus“. So über Menschen zu sprechen, die sich auf einen gemeinsamen Weg machten und dabei Christi Nähe suchten, sei nicht nur grausam. „Das ist auch gotteslästerlich.“

Fassade darf nicht bröckeln

Es habe sich im Laufe der Kirchengeschichte vieles entwickelt. Diese Entwicklung sollte auch im Hinblick auf homosexuelle Menschen weitergehen, fordert Albrecht. Es gehe ihm um die Scheinheiligkeit. Die Priester lebten den Zölibat -„und ich liebe ihn.“ Er halte ihn für eine großartige Lebensform. Es bestehe zwar  kein Zusammenhang zwischen Zölibat und Homosexualität und dem Zölibat und dem Kindesmissbrauch. Er bestehe aber sehr wohl, wenn Männer dem Sein, den Schein vorzögen.

Es sei „ein offenes Geheimnis, dass in der Priesterschaft überdurchschnittliche viele Schwule Männer versammelt sind“. Viele seien sich dessen bewusst, viele aber verdrängten auch diese in ihren Kreisen nicht akzeptierte Lebensform. Je konservativer, klerikaler und katholischer „diese Jungs“ seien, desto stärker vermute er bei diesen eine Verdrängung. „Es geht um Angst, dass schützende Fassaden bröckeln.“

Ihm gehe es nicht um eine Abrechnung mit der Kirche. Er liebe sie, wenn sie ehrlich und wahrhaftig sei, „auch wenn es verdammt weh tut“.

Am Ende seiner Predigt applaudieren die Kirchgänger Pfarrer Albrecht – höchst ungewöhnlich.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.