Donnerstag, 28. März 2024

Machbarkeitsstudie Bahnstrecke Schramberg – Schiltach kommt

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.
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Gemeinsam mit den Städten Schramberg und Schiltach will der Landkreis Rottweil  bekanntlich die Möglichkeit einer Reaktivierung der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Schramberg und Schiltach prüfen. Wie das Landratsamt am Mittwoch berichtet, werde sich das Land mit 75 Prozent an den Kosten beteiligen. Derzeit läuft die Ausschreibung.

Das Land Baden-Württemberg habe sich das Ziel gesetzt, den öffentlichen Nahverkehr bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Hierzu soll unter anderem die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken erfolgen. Das Land habe insgesamt 42 stillgelegte Bahnstrecken hinsichtlich ihres Fahrgastpotenzials untersucht.

„Die ehemalige Bahnstrecke Schramberg – Schiltach wurde jedoch nicht in diese große landesweite Potenzialuntersuchung einbezogen, da es sich um eine entwidmete Strecke handelt und die Trasse teilweise wegen Grundstücksverkauf und/oder Bebauung nicht mehr ohne Weiteres zur Wiederaufnahme des Schienenverkehrs zur Verfügung steht“, schreibt das Landratsamt weiter.

Prognose 700 Fahrgäste

Ende des Jahres 2021 habe eine durch den Landkreis Rottweil beauftragte Potentialuntersuchung der Nahverkehrsberatung Südwest prognostiziert, dass ein mittleres Fahrgastpotenzial von rund 700 Fahrgästen pro Tag im Falle des Reaktivierungsprojektes Schiltach-Schramberg gegeben sei. Nun sollen mit einer qualifizierten Machbarkeitsstudie unter anderem die möglichen Varianten für eine Reaktivierung und der zu erwartende finanzielle Aufwand für den Wiederaufbau und den anschließenden Betrieb der stillgelegten Strecke untersucht werden.

Die Verwaltung habe den Verwaltungsausschuss des Kreistags am 16. Mai darüber informiert, dass zwischenzeitlich der Zuwendungsbescheid des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg für die Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Schienenverbindung Schramberg – Schiltach vorliege. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg fördere die Durchführung der Machbarkeitsstudie mit 75 Prozent der Kosten, maximal mit einem Betrag von 100.000 Euro.

Hermann:  „Wichtiger Schritt für Verkehrswende“

Landesverkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Wir freuen uns, die geplante Machbarkeitsstudie zur Wiederbelebung der Strecke Schramberg – Schiltach mit 100.000 Euro unterstützen zu können. Das Reaktivierungsvorhaben ist ein wichtiger Schritt in Richtung Verkehrswende. Es ist ein Baustein in der Ausbauoffensive des Landes zur Verdopplung der ÖPNV-Nutzung und dient damit der wichtigen Erreichung der Klimaschutzziele. Zudem kann die Reaktivierung der Bahnstrecke die Entwicklung der Region nachhaltig stärken.”

Jeweils 25 Prozent der nicht durch Fördermittel gedeckten Kosten der Machbarkeitsstudie tragen die Städte Schramberg und Schiltach. Der Landkreis Rottweil übernimmt die noch ausstehenden Kosten.

Nun könne die Vergabe der Machbarkeitsstudie an ein Gutachterbüro erfolgen. „Ziel ist es, die Machbarkeitsstudie bis Ende nächsten Jahres abzuschließen“, schreibt das Landratsamt weiter. Auf Nachfrage der NRWZ berichtet die Pressesprecherin beim Landratsamt, die Ausschreibung für die Machbarkeitsstudie laufe derzeit. „Der Kreistag wird noch vor der Sommerpause entscheiden.“

Kritik vor Ort: „Schwachsinn“

Bei den Kommunalpolitikerinnen und -politikern  im Kreis, aber auch aus Schiltach und Schramberg ist das Projekt umstritten. Viele halten die Machbarkeitsstudie für überflüssig, weil von vorneherein klar sei, dass die Strecke nicht  wiederbelebt werden kann. Der Wellendinger Bürgermeister nannte sie gar „Schwachsinn“.

Auch die Prognose, dass 700 Fahrgäste täglich einen Zug von Schiltach nach Schramberg nutzen würden, halten sie für unrealistisch. Derzeit fahren nicht einmal 20 Schülerinnen und Schüler von Schiltach nach Schramberg mit dem Bus zur Schule. Eine direkte Anbindung an die großen Industriebetriebe in Sulgen könnte die Bahn nicht bieten. Die Planer hatten Berufspendlerzahlen für ihre Fahrgastprognose zugrunde gelegt.

Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr erklärte kürzlich, sie sehe das Ganze „pragmatisch“. Schramberg und Schiltach müssten ja nur je 3000 Euro für die Machbarkeitsstudie bezahlen. Nun werde die Idee „auf Herz und Nieren geprüft“ Dann könne der Reaktivierungsplan „entweder weiterverfolgt oder verworfen werden“. Dann haben wir endlich Klarheit!“

Info: Sollte das Projekt später umgesetzt werden, übernähme der Bund bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten zuzüglich einer Planungskostenpauschale. Das Land trage ergänzend 57,5 Prozent der vom Bund nicht abgedeckten Bau- und Planungskosten.

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1 Kommentar

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Florian Schranzhofer
1 Jahr her

Nehmt doch die Kohle die zur Machbarkeitsstudie gebraucht wird und investiert sie in die Sanierung von Schultoiletten, Digitalisierung der Grundschulen oder noch viel mehr Projekten die direkt bei den Kindern oder Erwachsenen ankommen. Aber doch nicht für so einen Schwachsinn. Uns geht’s glaub immer noch zu gut. Das man über so etwas überhaupt nachdenkt ist für mich unverständlich und die Fahrgastzahlen aktuell sprechen auch nicht gerade dafür. Unfassbar für was in Deutschland Steuergeld rausgehauen wird.

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