„Wir freuen uns auf die Kunden!“

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Am heutigen Montag ist es soweit: Die Einzelhandelsgeschäfte dürfen wieder öffnen – unter gewissen Voraussetzungen, die hier näher beschrieben sind. Die Unternehmer in Rottweil und Schramberg freuen sich auf ihre Kunden. Wir haben uns ein wenig unter ihnen umgehört. Die Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg begrüßt derweil die Absicht des Landes Baden-Württembergs, die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie anzufangen schrittweise zu lockern. Der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais hat ein paar Kritikpunkte.

Von Moni Marcel, Martin Himmelheber und Wolf-Dieter Bojus

Reaktion des Rottweiler Gewerbe- und Handelsvereins und seines Vorsitzenden Detlev Maier, Betreiber des Neukauf Maier Culinara in Rottweil.

Rottweil: Händler stehen in den Startlöchern

„Wir freuen uns sehr darauf“, sagt Michael Grimm, Inhaber der Bacchus-Vinothek in Rottweil zur Tatsache, dass sein Geschäft am Montag wieder öffnen darf. Dabei haben er und sein Team in der Corona-Zwangspause keineswegs Däumchen gedreht: „Wir haben Kunden in ganz Deutschland, die ihre Ware zugeschickt bekommen“, zudem wurde viel ausgeliefert, auch der doppelt gebrannte Obstler als Desinfektionsmittel, den Grimm im Badischen eigens brennen ließ. Derzeit bauen er und seine Leute dafür einen Spender am Eingang auf, damit sich die Kunden die Hände desinfizieren können. „Und wir achten natürlich darauf, dass nur so viele Leute in den Laden kommen, dass der Abstand eingehalten wird.“

Nach dem Schock, schließen zu müssen, nun das Wechselbad der Gefühle: Ani Reisle von Leibkleid freut sich riesig darüber, dass sie ihr Wäschemodengeschäft in der Oberen Hauptstraße am Montag wieder öffnen darf. „Aber es ist auch die Angst da, dass die Ansteckungszahlen wieder hoch gehen. Ein zweiter Shutdown, und ich bin weg vom Fenster.“ Kunden beliefern wie andere, das konnte sie in der Zwangspause kaum. „Hier braucht es ganz viel Beratung, Vertrauen, Zuhören. Bei mir steht der persönliche Kundenkontakt im Vordergrund.“ Für sich selbst hat sie schon eine Mundmaske, nun hofft sie, bis Montag noch welche für ihre Kunden auftreiben zu können. Und betont: „Man ist ja dankbar für jeden Cent, den man verdienen kann.“

„Wir haben die Zeit effektiv genutzt“, sagt Juwelierin Ulrike Stauss. Für die noch bessere Vernetzung mit den Kollegen im Land, für Fortbildung -ihre Mitarbeiter haben beispielsweise Online-Seminare der Lieferanten besucht – und dann für mehr Bekanntheit in den sozialen Medien. Ihre Werkstatt hatte durchgehend offen: Wer etwas zu reparieren hatte, durfte das in den roten Korb legen, der aus dem Fenster im ersten Stock hing, und über den Stauss dann die Ware hereinholte. „Wir freuen uns jetzt sehr auf die Kunden“, so die Juwelierin. Und sie betont auch: Preisaktionen wird es jetzt erstmal keine geben. „Wir brauchen den Umsatz.“ Die Öffnungszeiten werden im April noch reduziert sein, montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 14 Uhr. Wenn das Geschäft im Mai dann wieder anläuft, geht man auf die gewohnten Öffnungszeiten zurück. Ein Grund ist, dass sie ihre älteren Mitarbeiter schützen will. „Wir werden sie jetzt noch nicht aus der Kurzarbeit zurückholen. Wir starten mit einem jungen Team.“

„So schnell wie zugemacht wurde, können wir jetzt wieder aufmachen“, zeigt sich Ilona Engelhardt von My Engele in der Hochmaiengasse noch etwas überrascht. In ihrem 80 Quadratmeter großen Geschenkeladen dürfen sich ab Montag je vier Leute aufhalten, dafür kommt ein Schild an den Eingang, zudem gibt es Spuckschutz, Desinfektionsmittel und Abstandhalter. Und sie wird den Lieferservice weiter anbieten, der während der Schließung immer wieder angefragt wird. „Wir sind dankbar für jeden Kunden. Es kann ja nur besser werden!“

Ob das Schweizer Lädele am Montag öffnet, steht noch nicht endgültig fest, denn hier wird derzeit umgebaut. „Wir werden sehen, ob wir rechtzeitig fertig werden“, sagt Inhaberin Sabine Horn, während sie dabei ist, mit ihrem Mann einen Schrank zusammenzuschrauben. Fest steht, dass der Lieferservice weiter läuft.

Erstmal nicht wieder wie gewohnt öffnen wird die Markthalle, zumindest, was das Essensangebot angeht. „Uns fehlen die Gäste, die Schulen und Behörden sind ja zu“, sagt Inhaber Jens von Stamm. Aber der Blumenladen von Gerlinde Broghammer im Eingangsbereich der Markthalle wird am Montag wieder aufmachen.

Tobias Rützel, Inhaber von Gent Herrenbekleidung, freut sich, nach über einem Monat wieder öffnen zu dürfen. Die lange Zeit hat er mit einem Darlehen überbrücken können – die Soforthilfe durch den Staat hat er schnell erhalten, lobt er, aber das reicht bei einem Betrieb wie seinem nicht aus. Schließlich komme gerade um diese Zeit die neue Kollektion, die bezahlt werden müsse – und die Lieferanten haben auch nicht viel Spielraum. Ein bisschen hat der Lieferdienst geholfen, sagt Rützel. Bedenken, dass die Ware in den Regalen bleibt, weil schon wieder die nächste Kollektion kommt, hat er weniger: Er ist nicht im hochmodischen Sektor tätig, und bei Herrenkollektionen spielt das weniger eine Rolle. Für die Öffnung ab Montag hat er bereits Desinfektionsmittel und Masken für sein Personal bestellt (und auch welche genäht) – und Einwegmasken für Kunden, die danach fragen. Rützel wartet nun auf Vorgaben des Landes – beispielsweise nach der Zahl der Kunden, die sich gleichzeitig im Laden aufhalten dürfen. Im Gespräch sei wohl ein Kunde je zehn bis 20 Quadratmeter Ladenfläche. Bei 240 Quadratmetern hätten 20 Kunden Platz – und das sei an Werktagen nicht vorgekommen.

https://www.facebook.com/1138683739/posts/10216267815784910/

Claus Wiest, Geschäftsführer von Elektro Radio Wiest, öffnet „selbstverständlich“ am Montag den Laden am Kapellenhof. Er hat die Schließungszeit mit Liefer- und Abholservice überstanden. „Ich war immer da“, betont er. Und endlich geht es weiter. „Ich hoffe, dass es wieder normal läuft“, sagte er. Natürlich wird er sich an die Vorgaben halten wie Spuckschutz und Abstandsmarkierungen.

„Rege angenommen“ wurde der Online-Service der Buchhandlung Klein. „Die Solidarität der Menschen aus Rottweil und Umgebung war super“, berichtet Sabina Kratt. Jetzt also kann man wieder schauen und stöbern. Und auch die Zeitungen und Zeitschriften gibt es jetzt wieder hier zu kaufen. Auch Sabina Kratt wartet noch auf die Vorgaben des Landes, die es dann umzusetzen gilt.

Auch beim „Rosenkavalier“ geht es am Montag weiter. Inhaberin Anke Bitsch freut sich schon drauf. „Wir sind da“, auch wenn es noch Einschränkungen gibt. Aber durch die recht große Ladenfläche können die Kunden den erforderlichen Abstand auch problemlos einhalten. Das Sortiment wird das gleiche bleiben, außer bei frischen Pflanzen – da muss sie noch sehen, was alles im Angebot ihrer Lieferanten ist. Nicht alles wird der nahe gelegene Großmarkt oder der schnelle Händler bringen können: Ein Teil der Blumen kommt beispielsweise aus Afrika – ob von dort überhaupt geliefert werden kann, wusste sie noch nicht zu sagen.

Schramberg: Warten auf die Checkliste aus Stuttgart

„Wir sind natürlich froh, dass ab Montag die Läden wieder öffnen dürfen“, sagt die Geschäftsführerin des Handels und Gewerbevereins, Manuela Klausmann. Sie rät zugleich noch etwas abzuwarten, was das Land aus den Beschlüssen von Mittwoch macht. „Wir sollten erst einmal schauen, wie das Land das umsetzt.“ Vom Wirtschaftsministerium sei eine Checkliste angekündigt. Dann wisse man wohl mehr, wie die Abstandsregeln, die Hygienevorschiften und die Nase-Mund-Masken zu handhaben seien. „Unsere Händler müssen wissen, was sie tun dürfen und tun müssen“, so Klausmann am Donnerstag.

Voller Tatendrang ist Schrambergs Händlerlegende Peter Renz. „Ich werde mein Verkaufslager in der Majolika natürlich wieder auf Vereinbarung öffnen“, kündigt er im Gespräch mit der NRWZ an. Er habe in den letzten Wochen etliche Kunden abwimmeln müssen, die er nun gerne wieder willkommen heiße. Sein Motto: „Neustart mit Peter Renz.“ Aber auch er möchte noch genauer wissen, wie das mit dem Kontaktverbot und den Abstandsregeln aussehe. Dürfe er dann nur zwei Personen gleichzeitig beraten, beispielsweise, fragt er. Insgesamt aber sieht Renz die Entscheidung positiv und schlägt eine gemeinsame Werbeaktion der Einzelhändler und der Stadt vor.

Bei Brillen Lehmann in der Schramberger Fußgängerzone werde es ab Montag noch keinen “normalen Ablauf geben“, so Gerhard Dittrich. Die Vorgaben seien dafür schwierig einzuhalten. So sollte um jeden Kunden zehn Quadratmeter Freiraum zur Verfügung stehen. Auch müsste bei der Brillengestell-Anprobe jedes Gestell vor und nach der Anprobe desinfiziert werden. „Wir sind wieder da“, sagt Dittrich, aber weiterhin am liebsten nach Voranmeldung per Telefon, E-Mail oder Whatsapp. „Einfach, damit wir uns darauf einrichten können.“ Wenn jemand vor dem Laden stünde und es passe grad, werde man ihn natürlich herein lassen. „Aber in unserem kleinen Laden geht es eben nicht mit mehr als zwei Kunden gleichzeitig“, bittet Dittrich um Verständnis.

Jens und Anke Krön betreiben ein alteingesessenes Lederwarengeschäft in der Hauptstraße. Auch sie sind eher skeptisch. Zum einen, weil die genauen Bedingungen für die Wiedereröffnung nicht bekannt sind. Zum anderen sorgt sich Jens Krön, dass durch eine zu starke Lockerung die Erfolge im Kampf gegen Covid 19 der vergangen fünf Wochen wieder kaputt gemacht werden könnten. „Wenn alle wieder aufmachen und die Menschen in die Stadt strömen, dann ist das bestimmt nicht gut.“ Krön denkt deshalb eher an beschränkte Öffnungszeiten auch mit weniger Personal. „Jetzt in Aktionismus zu verfallen, halte ich für falsch. Wir sind noch lange nicht über den Berg.“

Annette und Martin Kasenbacher bereiten sich in ihrem Fotogeschäft in der Schramberger Fußgängerzone auf den Neustart vor: „Wir werden noch heute unseren Laden etwas umbauen“, so Annette Kasenbacher. Sie bringen auf dem Fußboden Markierungen an und lassen an der Theke einen Spuckschutz installieren. Auch Kasenbachers wollen die Öffnungszeiten zunächst noch einschränken und Kunden gerne mit Terminen beraten. Für Passfotos beispielsweise sollte man sich telefonisch anmelden (07422- 20317). „Wir wollen einfach, dass sich unsere Kunden bei uns sicher fühlen“, erklärt Kasenbacher. Auch beim Personal werde man in zwei Teams arbeiten und nur in kleinerer Besetzung im Geschäft sein. Kasenbacher geht nicht davon aus, dass „ab Montag in der Stadt wieder die Hölle los sein wird“. Es werde eher „ein vorsichtiges Herantasten“, glaubt sie. Aber eines ist Annette Kasenbacher klar: „Wir freuen uns einfach auf unsere Kunden.“

Bei Johannes Kempf vom Porzellanhaus Schinle am Rathausplatz spürt man die Erleichterung, dass es am Montag wieder losgehen kann. Er habe schon viele positive Rückmeldungen von Kunden, die sich „riesig über etwas Normalität freuen“.  Bei allen wirtschaftlichen Überlegungen seien für ihn die zwischenmenschlichen Kontakte das wichtigere. Auch seine Lieferanten seien froh, dass sie nun wieder Ware schicken könnten. Kempf berichtet, dass er auch in den vergangenen Wochen täglich im Geschäft war und telefonische Bestellungen ausgeliefert habe. Er hätte auch einen kleinen Stand vor dem Geschäft mit einer „Vertrauenskasse“ aufgestellt. „Das hat wunderbar funktioniert“, lobt er die Ehrlichkeit seiner Kunden. Für die Öffnung bereite er sich mit Markierungen auf dem Boden und Spuckschutz an der Kasse vor. Auch Kempf ist wichtig, dass die Menschen weiterhin sorgsam mit den Hygiene-Regeln umgehen. Aber er ist zuversichtlich nach den vergangenen Wochen: „Die Leute haben sich sehr besonnen verhalten.“

Das große Schuhhaus Langenbach wird am Dienstag mit etwas verkürzten Öffnungszeiten wieder öffnen, so Oliver Bürkle. „Wir brauchen den Montag, um uns auf alle wichtigen Hygienemaßnahmen vorbereiten zu können.“

Beim Herrenausstatter Hafner in der Fußgängerzone wird Frank Moser alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Nase-Mund-Masken ausstatten. Die Kassentheke wird er verbreitern, um ausreichenden Schutzabstand zu erreichen. „Ich werde maximal vier Kunden gleichzeitig in meinem Geschäft bedienen können“, erläutert Moser. Deshalb werde es Kernöffnungszeiten von 9.30 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geben. Außerhalb dieser Zeiten bediene er seine Kunden gern nach telefonischer Anmeldung. Auch Moser ist der Schutz und die Sicherheit der Kunden sehr wichtig. Gerade, weil er besonders auch ältere Herren, die zur Risikogruppe gehören, zu seinen Kunden zählt. „Die sind froh, wenn sie alleine im Geschäft sind.“ Andererseits muss er auch an den Kunden näher ran, den Bauchumfang messen, die Hosenbeinlänge abstecken. Gerade habe er vom Handelsverband acht pdf-Dateien erhalten, in denen die Anweisungen drin stünden. „Die werde ich jetzt durcharbeiten und schauen, wie ich das umsetzen kann.“

IHK begrüßt Lockerungen und fordert auch welche fürs Gastgewerbe

Die Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg (IHK) begrüßt die Absicht des Landes Baden-Württembergs, die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie anzufangen schrittweise zu lockern.

„Das setzt ein dringend benötigtes Zeichen, vor allem für den Einzelhandel in den Innenstädten“, so Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK. „Die Unternehmer in der Region brauchen eine Perspektive und klare Rahmenbedingungen. Für uns alle überwiegt der Schutz der Bevölkerung – umso wichtiger ist es, flächendeckend einheitliche und umsetzbare Bedingungen für die Lockerung der Maßnahmen zu definieren.“

Im besonderen Fokus müssten jetzt das Gastgewerbe und der komplette Dienstleistungssektor stehen.

Das Volumen der Soforthilfe-Anträge zeigt, wie sehr die regionale Wirtschaft unter den Maßnahmen leidet – fast 10.000 Anträge wurden bis heute in der Region bearbeitet. Gerade für den Mittelstand, das Rückgrat der Region, ist die Situation existenzbedrohend. Thomas Albiez: „Deshalb können die Lockerungen für den Einzelhandel nur der erste Schritt sein, auch andere Branchen müssen schrittweise wieder öffnen dürfen, sobald unnötige gesundheitliche Risiken minimiert werden können.“

Die geplante Checkliste für Unternehmen zur Sicherstellung der Hygienestandards müsse so früh wie möglich fertiggestellt werden. Die IHKs seien hier gerne wie gewohnt der Partner der Politik.

Albiez: „Jede Checkliste ist ein kleines, aber wichtiges Werkzeug für den Unternehmer, damit Klarheit herrscht, unter welchen Bedingungen eine Öffnung möglich ist. Die IHK unterstützt in diesem Bereich heute und in Zukunft gerne mit ihrer Expertise. Denn transparente und umsetzbare Regelungen sind die Basis zur Bewältigung der Krise als Gemeinschaft.“

Info: Die IHK bietet am Samstag, 18. April von 10 bis 14 Uhr die Hotline 07721-922 244 an.

Karrais vermisst Perspektive für Einzelhändler und Gastronomie

Daniel Karrais. Foto: pm

Zur Entscheidung der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten der Länder über erste Rücknahmen von Einschränkungen im öffentlichen Leben äußert sich der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais: „Es ist gut, dass es langsame Schritte zur Wiederöffnung des Lebens gibt. Dennoch werfen die Beschlüsse einige Fragen auf, die sich mir nicht erschließen.“

Vor allem die Quadratmeter-Regelung für Einzelhändler, wonach nur Geschäfte mit weniger als 800 qm Verkaufsfläche öffnen dürfen, kritisiert der Rottweiler Abgeordnete. „Diese Einschränkung gleicht eher einer Willkür als einer objektiven Beurteilung der Sachlage. Warum sollte man sich im größeren Geschäft eher anstecken als in einem kleinen?“, fragt sich Karrais. Dass hingegen Buchhandlungen „unabhängig der Verkaufsfläche“ öffnen dürften, zeige noch mehr, wie wenig die getroffenen Regelungen durchdacht seien, so der Abgeordnete. Deutlich werde dies auch daran, dass laut Presseberichten zunächst 400qm im Gespräch waren und dies von der Bundesregierung im Vorfeld der Gesprächsrunde mit den Ministerpräsidenten schließlich auf 800 qm verdoppelt worden sei.

„Eine Regelung, die sich nach der Zahl der erlaubten Personen pro Fläche richtet, wäre eindeutig, kontrollierbar und unter Einbehaltung der allgemein gültigen Abstandsregeln vergleichbar sicher. Ich verstehe nicht, warum man diesen Weg nicht gegangen ist,“ meint er. Jetzt habe man vor allem Ungewissheit darüber, wie man die Verkaufsfläche nun bemessen solle.

Wichtig sei letztendlich vor allem, dass jedes Geschäft darauf achte, dass zwischen den Kunden genug Abstand herrsche und je nach Notwendigkeit beispielsweise Desinfektionsmittel oder Masken bereitgestellt werden könnten. „Hierbei macht es keinen Unterschied, ob wir von dem kleinen Blumenladen am Eck oder von einer großen Filiale für Bekleidung sprechen“, verdeutlicht Karrais und fasst zusammen: „Die goldene Regel ist in allen Bereichen der Gesellschaft: Abstand halten, wann immer es geht und so weit wie möglich.“

Enttäuscht zeigt sich Karrais auch davon, dass der schwer getroffenen Gastronomie weiterhin kein Ausweg gezeigt werde. „Die Gastronomiebranche sieht sich in einer Situation, die kaum auswegloser erscheinen kann. Daran können auch die Soforthilfen von Bund und Ländern ohne entsprechende Nachbesserungen in vielen Fällen nichts ändern“, befürchtet Karrais. Hier bedürfe es eines engagierteren Einsatzes der Politik für die Gastronomie. „Gerade im ländlichen Raum sind es die Lokalitäten, die als Begegnungsstätte im Dorf dienen. Gleichzeitig haben gerade diese Häuser oft nur geringe finanzielle Polster,“ begründet Karrais. „Wer kann, sollte vermehrt Essen bei den Lieblings-Gaststätten bestellen und abholen, wenn das angeboten wird oder Gutscheine kaufen,“ appelliert der Politiker an alle, um wenigstens geringe Einkünfte zu sichern.

Als Mittel zur wirtschaftlichen Unterstützung für Gastwirte sehen Karrais und die FDP-Landtagsfraktion zum Beispiel die Rückzahlung bereits gezahlter Einkommens- oder Körperschaftssteuer, die am Jahresende über einen Verlustrücktrag abgerechnet werden könne. „Es ist außerdem ein Unding, dass die Soforthilfen auf die Einkommensteuer angerechnet werden. So ergibt das nur wenig Sinn,“ kritisiert der FDP-Politiker.

„Die Attraktivität unserer Innenorte in Dörfern und Städten im Kreis Rottweil lebt auch von Handel und Gastronomie. Darum setze ich mich im Land dafür ein, dass gerade diese Unternehmen nach besten Kräften unterstützt werden, um über die Pandemie hinweg zu kommen“, so der Landespolitiker abschließend.

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Am heutigen Montag ist es soweit: Die Einzelhandelsgeschäfte dürfen wieder öffnen – unter gewissen Voraussetzungen, die hier näher beschrieben sind. Die Unternehmer in Rottweil und Schramberg freuen sich auf ihre Kunden. Wir haben uns ein wenig unter ihnen umgehört. Die Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg begrüßt derweil die Absicht des Landes Baden-Württembergs, die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie anzufangen schrittweise zu lockern. Der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais hat ein paar Kritikpunkte.

Von Moni Marcel, Martin Himmelheber und Wolf-Dieter Bojus

Reaktion des Rottweiler Gewerbe- und Handelsvereins und seines Vorsitzenden Detlev Maier, Betreiber des Neukauf Maier Culinara in Rottweil.

Rottweil: Händler stehen in den Startlöchern

„Wir freuen uns sehr darauf“, sagt Michael Grimm, Inhaber der Bacchus-Vinothek in Rottweil zur Tatsache, dass sein Geschäft am Montag wieder öffnen darf. Dabei haben er und sein Team in der Corona-Zwangspause keineswegs Däumchen gedreht: „Wir haben Kunden in ganz Deutschland, die ihre Ware zugeschickt bekommen“, zudem wurde viel ausgeliefert, auch der doppelt gebrannte Obstler als Desinfektionsmittel, den Grimm im Badischen eigens brennen ließ. Derzeit bauen er und seine Leute dafür einen Spender am Eingang auf, damit sich die Kunden die Hände desinfizieren können. „Und wir achten natürlich darauf, dass nur so viele Leute in den Laden kommen, dass der Abstand eingehalten wird.“

Nach dem Schock, schließen zu müssen, nun das Wechselbad der Gefühle: Ani Reisle von Leibkleid freut sich riesig darüber, dass sie ihr Wäschemodengeschäft in der Oberen Hauptstraße am Montag wieder öffnen darf. „Aber es ist auch die Angst da, dass die Ansteckungszahlen wieder hoch gehen. Ein zweiter Shutdown, und ich bin weg vom Fenster.“ Kunden beliefern wie andere, das konnte sie in der Zwangspause kaum. „Hier braucht es ganz viel Beratung, Vertrauen, Zuhören. Bei mir steht der persönliche Kundenkontakt im Vordergrund.“ Für sich selbst hat sie schon eine Mundmaske, nun hofft sie, bis Montag noch welche für ihre Kunden auftreiben zu können. Und betont: „Man ist ja dankbar für jeden Cent, den man verdienen kann.“

„Wir haben die Zeit effektiv genutzt“, sagt Juwelierin Ulrike Stauss. Für die noch bessere Vernetzung mit den Kollegen im Land, für Fortbildung -ihre Mitarbeiter haben beispielsweise Online-Seminare der Lieferanten besucht – und dann für mehr Bekanntheit in den sozialen Medien. Ihre Werkstatt hatte durchgehend offen: Wer etwas zu reparieren hatte, durfte das in den roten Korb legen, der aus dem Fenster im ersten Stock hing, und über den Stauss dann die Ware hereinholte. „Wir freuen uns jetzt sehr auf die Kunden“, so die Juwelierin. Und sie betont auch: Preisaktionen wird es jetzt erstmal keine geben. „Wir brauchen den Umsatz.“ Die Öffnungszeiten werden im April noch reduziert sein, montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 14 Uhr. Wenn das Geschäft im Mai dann wieder anläuft, geht man auf die gewohnten Öffnungszeiten zurück. Ein Grund ist, dass sie ihre älteren Mitarbeiter schützen will. „Wir werden sie jetzt noch nicht aus der Kurzarbeit zurückholen. Wir starten mit einem jungen Team.“

„So schnell wie zugemacht wurde, können wir jetzt wieder aufmachen“, zeigt sich Ilona Engelhardt von My Engele in der Hochmaiengasse noch etwas überrascht. In ihrem 80 Quadratmeter großen Geschenkeladen dürfen sich ab Montag je vier Leute aufhalten, dafür kommt ein Schild an den Eingang, zudem gibt es Spuckschutz, Desinfektionsmittel und Abstandhalter. Und sie wird den Lieferservice weiter anbieten, der während der Schließung immer wieder angefragt wird. „Wir sind dankbar für jeden Kunden. Es kann ja nur besser werden!“

Ob das Schweizer Lädele am Montag öffnet, steht noch nicht endgültig fest, denn hier wird derzeit umgebaut. „Wir werden sehen, ob wir rechtzeitig fertig werden“, sagt Inhaberin Sabine Horn, während sie dabei ist, mit ihrem Mann einen Schrank zusammenzuschrauben. Fest steht, dass der Lieferservice weiter läuft.

Erstmal nicht wieder wie gewohnt öffnen wird die Markthalle, zumindest, was das Essensangebot angeht. „Uns fehlen die Gäste, die Schulen und Behörden sind ja zu“, sagt Inhaber Jens von Stamm. Aber der Blumenladen von Gerlinde Broghammer im Eingangsbereich der Markthalle wird am Montag wieder aufmachen.

Tobias Rützel, Inhaber von Gent Herrenbekleidung, freut sich, nach über einem Monat wieder öffnen zu dürfen. Die lange Zeit hat er mit einem Darlehen überbrücken können – die Soforthilfe durch den Staat hat er schnell erhalten, lobt er, aber das reicht bei einem Betrieb wie seinem nicht aus. Schließlich komme gerade um diese Zeit die neue Kollektion, die bezahlt werden müsse – und die Lieferanten haben auch nicht viel Spielraum. Ein bisschen hat der Lieferdienst geholfen, sagt Rützel. Bedenken, dass die Ware in den Regalen bleibt, weil schon wieder die nächste Kollektion kommt, hat er weniger: Er ist nicht im hochmodischen Sektor tätig, und bei Herrenkollektionen spielt das weniger eine Rolle. Für die Öffnung ab Montag hat er bereits Desinfektionsmittel und Masken für sein Personal bestellt (und auch welche genäht) – und Einwegmasken für Kunden, die danach fragen. Rützel wartet nun auf Vorgaben des Landes – beispielsweise nach der Zahl der Kunden, die sich gleichzeitig im Laden aufhalten dürfen. Im Gespräch sei wohl ein Kunde je zehn bis 20 Quadratmeter Ladenfläche. Bei 240 Quadratmetern hätten 20 Kunden Platz – und das sei an Werktagen nicht vorgekommen.

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Claus Wiest, Geschäftsführer von Elektro Radio Wiest, öffnet „selbstverständlich“ am Montag den Laden am Kapellenhof. Er hat die Schließungszeit mit Liefer- und Abholservice überstanden. „Ich war immer da“, betont er. Und endlich geht es weiter. „Ich hoffe, dass es wieder normal läuft“, sagte er. Natürlich wird er sich an die Vorgaben halten wie Spuckschutz und Abstandsmarkierungen.

„Rege angenommen“ wurde der Online-Service der Buchhandlung Klein. „Die Solidarität der Menschen aus Rottweil und Umgebung war super“, berichtet Sabina Kratt. Jetzt also kann man wieder schauen und stöbern. Und auch die Zeitungen und Zeitschriften gibt es jetzt wieder hier zu kaufen. Auch Sabina Kratt wartet noch auf die Vorgaben des Landes, die es dann umzusetzen gilt.

Auch beim „Rosenkavalier“ geht es am Montag weiter. Inhaberin Anke Bitsch freut sich schon drauf. „Wir sind da“, auch wenn es noch Einschränkungen gibt. Aber durch die recht große Ladenfläche können die Kunden den erforderlichen Abstand auch problemlos einhalten. Das Sortiment wird das gleiche bleiben, außer bei frischen Pflanzen – da muss sie noch sehen, was alles im Angebot ihrer Lieferanten ist. Nicht alles wird der nahe gelegene Großmarkt oder der schnelle Händler bringen können: Ein Teil der Blumen kommt beispielsweise aus Afrika – ob von dort überhaupt geliefert werden kann, wusste sie noch nicht zu sagen.

Schramberg: Warten auf die Checkliste aus Stuttgart

„Wir sind natürlich froh, dass ab Montag die Läden wieder öffnen dürfen“, sagt die Geschäftsführerin des Handels und Gewerbevereins, Manuela Klausmann. Sie rät zugleich noch etwas abzuwarten, was das Land aus den Beschlüssen von Mittwoch macht. „Wir sollten erst einmal schauen, wie das Land das umsetzt.“ Vom Wirtschaftsministerium sei eine Checkliste angekündigt. Dann wisse man wohl mehr, wie die Abstandsregeln, die Hygienevorschiften und die Nase-Mund-Masken zu handhaben seien. „Unsere Händler müssen wissen, was sie tun dürfen und tun müssen“, so Klausmann am Donnerstag.

Voller Tatendrang ist Schrambergs Händlerlegende Peter Renz. „Ich werde mein Verkaufslager in der Majolika natürlich wieder auf Vereinbarung öffnen“, kündigt er im Gespräch mit der NRWZ an. Er habe in den letzten Wochen etliche Kunden abwimmeln müssen, die er nun gerne wieder willkommen heiße. Sein Motto: „Neustart mit Peter Renz.“ Aber auch er möchte noch genauer wissen, wie das mit dem Kontaktverbot und den Abstandsregeln aussehe. Dürfe er dann nur zwei Personen gleichzeitig beraten, beispielsweise, fragt er. Insgesamt aber sieht Renz die Entscheidung positiv und schlägt eine gemeinsame Werbeaktion der Einzelhändler und der Stadt vor.

Bei Brillen Lehmann in der Schramberger Fußgängerzone werde es ab Montag noch keinen “normalen Ablauf geben“, so Gerhard Dittrich. Die Vorgaben seien dafür schwierig einzuhalten. So sollte um jeden Kunden zehn Quadratmeter Freiraum zur Verfügung stehen. Auch müsste bei der Brillengestell-Anprobe jedes Gestell vor und nach der Anprobe desinfiziert werden. „Wir sind wieder da“, sagt Dittrich, aber weiterhin am liebsten nach Voranmeldung per Telefon, E-Mail oder Whatsapp. „Einfach, damit wir uns darauf einrichten können.“ Wenn jemand vor dem Laden stünde und es passe grad, werde man ihn natürlich herein lassen. „Aber in unserem kleinen Laden geht es eben nicht mit mehr als zwei Kunden gleichzeitig“, bittet Dittrich um Verständnis.

Jens und Anke Krön betreiben ein alteingesessenes Lederwarengeschäft in der Hauptstraße. Auch sie sind eher skeptisch. Zum einen, weil die genauen Bedingungen für die Wiedereröffnung nicht bekannt sind. Zum anderen sorgt sich Jens Krön, dass durch eine zu starke Lockerung die Erfolge im Kampf gegen Covid 19 der vergangen fünf Wochen wieder kaputt gemacht werden könnten. „Wenn alle wieder aufmachen und die Menschen in die Stadt strömen, dann ist das bestimmt nicht gut.“ Krön denkt deshalb eher an beschränkte Öffnungszeiten auch mit weniger Personal. „Jetzt in Aktionismus zu verfallen, halte ich für falsch. Wir sind noch lange nicht über den Berg.“

Annette und Martin Kasenbacher bereiten sich in ihrem Fotogeschäft in der Schramberger Fußgängerzone auf den Neustart vor: „Wir werden noch heute unseren Laden etwas umbauen“, so Annette Kasenbacher. Sie bringen auf dem Fußboden Markierungen an und lassen an der Theke einen Spuckschutz installieren. Auch Kasenbachers wollen die Öffnungszeiten zunächst noch einschränken und Kunden gerne mit Terminen beraten. Für Passfotos beispielsweise sollte man sich telefonisch anmelden (07422- 20317). „Wir wollen einfach, dass sich unsere Kunden bei uns sicher fühlen“, erklärt Kasenbacher. Auch beim Personal werde man in zwei Teams arbeiten und nur in kleinerer Besetzung im Geschäft sein. Kasenbacher geht nicht davon aus, dass „ab Montag in der Stadt wieder die Hölle los sein wird“. Es werde eher „ein vorsichtiges Herantasten“, glaubt sie. Aber eines ist Annette Kasenbacher klar: „Wir freuen uns einfach auf unsere Kunden.“

Bei Johannes Kempf vom Porzellanhaus Schinle am Rathausplatz spürt man die Erleichterung, dass es am Montag wieder losgehen kann. Er habe schon viele positive Rückmeldungen von Kunden, die sich „riesig über etwas Normalität freuen“.  Bei allen wirtschaftlichen Überlegungen seien für ihn die zwischenmenschlichen Kontakte das wichtigere. Auch seine Lieferanten seien froh, dass sie nun wieder Ware schicken könnten. Kempf berichtet, dass er auch in den vergangenen Wochen täglich im Geschäft war und telefonische Bestellungen ausgeliefert habe. Er hätte auch einen kleinen Stand vor dem Geschäft mit einer „Vertrauenskasse“ aufgestellt. „Das hat wunderbar funktioniert“, lobt er die Ehrlichkeit seiner Kunden. Für die Öffnung bereite er sich mit Markierungen auf dem Boden und Spuckschutz an der Kasse vor. Auch Kempf ist wichtig, dass die Menschen weiterhin sorgsam mit den Hygiene-Regeln umgehen. Aber er ist zuversichtlich nach den vergangenen Wochen: „Die Leute haben sich sehr besonnen verhalten.“

Das große Schuhhaus Langenbach wird am Dienstag mit etwas verkürzten Öffnungszeiten wieder öffnen, so Oliver Bürkle. „Wir brauchen den Montag, um uns auf alle wichtigen Hygienemaßnahmen vorbereiten zu können.“

Beim Herrenausstatter Hafner in der Fußgängerzone wird Frank Moser alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Nase-Mund-Masken ausstatten. Die Kassentheke wird er verbreitern, um ausreichenden Schutzabstand zu erreichen. „Ich werde maximal vier Kunden gleichzeitig in meinem Geschäft bedienen können“, erläutert Moser. Deshalb werde es Kernöffnungszeiten von 9.30 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geben. Außerhalb dieser Zeiten bediene er seine Kunden gern nach telefonischer Anmeldung. Auch Moser ist der Schutz und die Sicherheit der Kunden sehr wichtig. Gerade, weil er besonders auch ältere Herren, die zur Risikogruppe gehören, zu seinen Kunden zählt. „Die sind froh, wenn sie alleine im Geschäft sind.“ Andererseits muss er auch an den Kunden näher ran, den Bauchumfang messen, die Hosenbeinlänge abstecken. Gerade habe er vom Handelsverband acht pdf-Dateien erhalten, in denen die Anweisungen drin stünden. „Die werde ich jetzt durcharbeiten und schauen, wie ich das umsetzen kann.“

IHK begrüßt Lockerungen und fordert auch welche fürs Gastgewerbe

Die Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg (IHK) begrüßt die Absicht des Landes Baden-Württembergs, die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie anzufangen schrittweise zu lockern.

„Das setzt ein dringend benötigtes Zeichen, vor allem für den Einzelhandel in den Innenstädten“, so Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK. „Die Unternehmer in der Region brauchen eine Perspektive und klare Rahmenbedingungen. Für uns alle überwiegt der Schutz der Bevölkerung – umso wichtiger ist es, flächendeckend einheitliche und umsetzbare Bedingungen für die Lockerung der Maßnahmen zu definieren.“

Im besonderen Fokus müssten jetzt das Gastgewerbe und der komplette Dienstleistungssektor stehen.

Das Volumen der Soforthilfe-Anträge zeigt, wie sehr die regionale Wirtschaft unter den Maßnahmen leidet – fast 10.000 Anträge wurden bis heute in der Region bearbeitet. Gerade für den Mittelstand, das Rückgrat der Region, ist die Situation existenzbedrohend. Thomas Albiez: „Deshalb können die Lockerungen für den Einzelhandel nur der erste Schritt sein, auch andere Branchen müssen schrittweise wieder öffnen dürfen, sobald unnötige gesundheitliche Risiken minimiert werden können.“

Die geplante Checkliste für Unternehmen zur Sicherstellung der Hygienestandards müsse so früh wie möglich fertiggestellt werden. Die IHKs seien hier gerne wie gewohnt der Partner der Politik.

Albiez: „Jede Checkliste ist ein kleines, aber wichtiges Werkzeug für den Unternehmer, damit Klarheit herrscht, unter welchen Bedingungen eine Öffnung möglich ist. Die IHK unterstützt in diesem Bereich heute und in Zukunft gerne mit ihrer Expertise. Denn transparente und umsetzbare Regelungen sind die Basis zur Bewältigung der Krise als Gemeinschaft.“

Info: Die IHK bietet am Samstag, 18. April von 10 bis 14 Uhr die Hotline 07721-922 244 an.

Karrais vermisst Perspektive für Einzelhändler und Gastronomie

Daniel Karrais. Foto: pm

Zur Entscheidung der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten der Länder über erste Rücknahmen von Einschränkungen im öffentlichen Leben äußert sich der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais: „Es ist gut, dass es langsame Schritte zur Wiederöffnung des Lebens gibt. Dennoch werfen die Beschlüsse einige Fragen auf, die sich mir nicht erschließen.“

Vor allem die Quadratmeter-Regelung für Einzelhändler, wonach nur Geschäfte mit weniger als 800 qm Verkaufsfläche öffnen dürfen, kritisiert der Rottweiler Abgeordnete. „Diese Einschränkung gleicht eher einer Willkür als einer objektiven Beurteilung der Sachlage. Warum sollte man sich im größeren Geschäft eher anstecken als in einem kleinen?“, fragt sich Karrais. Dass hingegen Buchhandlungen „unabhängig der Verkaufsfläche“ öffnen dürften, zeige noch mehr, wie wenig die getroffenen Regelungen durchdacht seien, so der Abgeordnete. Deutlich werde dies auch daran, dass laut Presseberichten zunächst 400qm im Gespräch waren und dies von der Bundesregierung im Vorfeld der Gesprächsrunde mit den Ministerpräsidenten schließlich auf 800 qm verdoppelt worden sei.

„Eine Regelung, die sich nach der Zahl der erlaubten Personen pro Fläche richtet, wäre eindeutig, kontrollierbar und unter Einbehaltung der allgemein gültigen Abstandsregeln vergleichbar sicher. Ich verstehe nicht, warum man diesen Weg nicht gegangen ist,“ meint er. Jetzt habe man vor allem Ungewissheit darüber, wie man die Verkaufsfläche nun bemessen solle.

Wichtig sei letztendlich vor allem, dass jedes Geschäft darauf achte, dass zwischen den Kunden genug Abstand herrsche und je nach Notwendigkeit beispielsweise Desinfektionsmittel oder Masken bereitgestellt werden könnten. „Hierbei macht es keinen Unterschied, ob wir von dem kleinen Blumenladen am Eck oder von einer großen Filiale für Bekleidung sprechen“, verdeutlicht Karrais und fasst zusammen: „Die goldene Regel ist in allen Bereichen der Gesellschaft: Abstand halten, wann immer es geht und so weit wie möglich.“

Enttäuscht zeigt sich Karrais auch davon, dass der schwer getroffenen Gastronomie weiterhin kein Ausweg gezeigt werde. „Die Gastronomiebranche sieht sich in einer Situation, die kaum auswegloser erscheinen kann. Daran können auch die Soforthilfen von Bund und Ländern ohne entsprechende Nachbesserungen in vielen Fällen nichts ändern“, befürchtet Karrais. Hier bedürfe es eines engagierteren Einsatzes der Politik für die Gastronomie. „Gerade im ländlichen Raum sind es die Lokalitäten, die als Begegnungsstätte im Dorf dienen. Gleichzeitig haben gerade diese Häuser oft nur geringe finanzielle Polster,“ begründet Karrais. „Wer kann, sollte vermehrt Essen bei den Lieblings-Gaststätten bestellen und abholen, wenn das angeboten wird oder Gutscheine kaufen,“ appelliert der Politiker an alle, um wenigstens geringe Einkünfte zu sichern.

Als Mittel zur wirtschaftlichen Unterstützung für Gastwirte sehen Karrais und die FDP-Landtagsfraktion zum Beispiel die Rückzahlung bereits gezahlter Einkommens- oder Körperschaftssteuer, die am Jahresende über einen Verlustrücktrag abgerechnet werden könne. „Es ist außerdem ein Unding, dass die Soforthilfen auf die Einkommensteuer angerechnet werden. So ergibt das nur wenig Sinn,“ kritisiert der FDP-Politiker.

„Die Attraktivität unserer Innenorte in Dörfern und Städten im Kreis Rottweil lebt auch von Handel und Gastronomie. Darum setze ich mich im Land dafür ein, dass gerade diese Unternehmen nach besten Kräften unterstützt werden, um über die Pandemie hinweg zu kommen“, so der Landespolitiker abschließend.

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NRWZ-Redaktion
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