Die Cryptoqueen durch die Blockchain gezogen

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Am Sonntag feiert sie ihren 41. Geburtstag, so sie das noch kann. Die „Cryptoqueen Ruja Ignatova“ ist laut Wikipedia am 30. Mai 1980 zur Welt gekommen. Ein schräges Geburtstagsgeschenk macht ihr nun der in Hamburg lebende Künstler, Performer, Filmemacher und Autor Christoph Faulhaber. Er hat eine digitale Kryptoperformance produziert und auf der Plattform OpenSea hochgeladen.

So sah Ruja Ignatova vor ihrem Verschwinden im Oktober 2017 aus.

Dort können Interessierte neun Porträts von Ignatova erwerben – allerdings nur digital. Die verzerrten Gesichter seien dadurch entstanden, dass er alle möglichen Fotos der 2017 untergetauchten Erfinderin der „OneCoin“-Kryptowährung mit der mexikanischen Gruselfigur La Calavera Catrina und Logos von sogenannten shitcoins zusammengemischt habe, wie die Journalistin Verena Voigt es beschreibt. Dafür habe Faulhaber mit dem Blockchain-Experten Daniel Steeves  lange am Rechner gesessen. „Die einprägsamen ‚Fahndungsbildprofile‘ schaffen gleichermaßen eine Maskierung wie eine Demaskierung der Gesuchten“, so Voigt.

Christoph Faulhaber, Foto: Christian Dietz

Künstlerkritik am NFT-Hype

Mit seinem Werk möchte Faulhaber auch den derzeitigen Hype um die Kunst mit NFT in Frage stellen. „NFT“ stehe für „Non-Fungible Token“, ein nicht austauschbares digitales Wasserzeichen, das auf einer dezentralen Blockchain hinterlegt ist, wie Voigt erläutert. Faulhaber hinterfrage mit seiner Arbeit Cryptoqueen CQ-NFT (2021) „ästhetische, ethische wie monetäre Werte der NFT-Kunst, des spekulativen Sammelns, der Belohnungssysteme und der damit verbundenen Angst, etwas zu verpassen“. NFTs basierten wie Kryptowährungen auf der Blockchain-Technologie, einem dezentralen digitalen Protokoll, das fälschungssicher sein soll.

Die digitalen Kunstwerke geben Künstlerinnen und Künstlern zwar die Möglichkeit, Geld zu verdienen, so Voigt auf Nachfrage der NRWZ. Allerdings: Die Sammler oder Käufer bleiben anonym. Die Künstlerinnen bekommen unter Umständen später ein Problem mit dem Finanzamt, wenn sie nicht belegen können, von wem das Geld stammt. In kriminellen Kreisen sind Kryptowährungen wie Bitcoin oder Etherum wegen ihrer Anonymität als Schwarzgeld-Waschanlage beliebt. In der Blockchain sind die Spuren nicht nach zu verfolgen.

Bei OneCoin gings auch ohne Blockchain

Im Falle von OneCoin haben sich die Akteure um Ruja Ignatova und Sebastian Greenwood so viel Mühe gar nicht erst gemacht. Sie kassieren bis heute gutgläubige Menschen ab. Vor wenigen Tagen erst fand in Kiew eine OneCoin-Werbeveranstaltung statt.

Bei OneCoin hat eine Blockchain wohl nie existiert. Das Geld der Geprellten – mutmaßlich 15 Milliarden US-Dollar – bleibt verschwunden. Die Zahl derjenigen, die der Cryptoqueen am Sonntag gratulieren, dürfte deshalb überschaubar sein.

210515_CQ-NFT_2nd_release2-

Vielleicht schickt der eine oder die andere ja eines der Ruja Porträts von Faulhaber mit den besten Wünschen an ihren heutigen Aufenthaltsort.

Das interessiert diese Woche



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Am Sonntag feiert sie ihren 41. Geburtstag, so sie das noch kann. Die „Cryptoqueen Ruja Ignatova“ ist laut Wikipedia am 30. Mai 1980 zur Welt gekommen. Ein schräges Geburtstagsgeschenk macht ihr nun der in Hamburg lebende Künstler, Performer, Filmemacher und Autor Christoph Faulhaber. Er hat eine digitale Kryptoperformance produziert und auf der Plattform OpenSea hochgeladen.

So sah Ruja Ignatova vor ihrem Verschwinden im Oktober 2017 aus.

Dort können Interessierte neun Porträts von Ignatova erwerben – allerdings nur digital. Die verzerrten Gesichter seien dadurch entstanden, dass er alle möglichen Fotos der 2017 untergetauchten Erfinderin der „OneCoin“-Kryptowährung mit der mexikanischen Gruselfigur La Calavera Catrina und Logos von sogenannten shitcoins zusammengemischt habe, wie die Journalistin Verena Voigt es beschreibt. Dafür habe Faulhaber mit dem Blockchain-Experten Daniel Steeves  lange am Rechner gesessen. „Die einprägsamen ‚Fahndungsbildprofile‘ schaffen gleichermaßen eine Maskierung wie eine Demaskierung der Gesuchten“, so Voigt.

Christoph Faulhaber, Foto: Christian Dietz

Künstlerkritik am NFT-Hype

Mit seinem Werk möchte Faulhaber auch den derzeitigen Hype um die Kunst mit NFT in Frage stellen. „NFT“ stehe für „Non-Fungible Token“, ein nicht austauschbares digitales Wasserzeichen, das auf einer dezentralen Blockchain hinterlegt ist, wie Voigt erläutert. Faulhaber hinterfrage mit seiner Arbeit Cryptoqueen CQ-NFT (2021) „ästhetische, ethische wie monetäre Werte der NFT-Kunst, des spekulativen Sammelns, der Belohnungssysteme und der damit verbundenen Angst, etwas zu verpassen“. NFTs basierten wie Kryptowährungen auf der Blockchain-Technologie, einem dezentralen digitalen Protokoll, das fälschungssicher sein soll.

Die digitalen Kunstwerke geben Künstlerinnen und Künstlern zwar die Möglichkeit, Geld zu verdienen, so Voigt auf Nachfrage der NRWZ. Allerdings: Die Sammler oder Käufer bleiben anonym. Die Künstlerinnen bekommen unter Umständen später ein Problem mit dem Finanzamt, wenn sie nicht belegen können, von wem das Geld stammt. In kriminellen Kreisen sind Kryptowährungen wie Bitcoin oder Etherum wegen ihrer Anonymität als Schwarzgeld-Waschanlage beliebt. In der Blockchain sind die Spuren nicht nach zu verfolgen.

Bei OneCoin gings auch ohne Blockchain

Im Falle von OneCoin haben sich die Akteure um Ruja Ignatova und Sebastian Greenwood so viel Mühe gar nicht erst gemacht. Sie kassieren bis heute gutgläubige Menschen ab. Vor wenigen Tagen erst fand in Kiew eine OneCoin-Werbeveranstaltung statt.

Bei OneCoin hat eine Blockchain wohl nie existiert. Das Geld der Geprellten – mutmaßlich 15 Milliarden US-Dollar – bleibt verschwunden. Die Zahl derjenigen, die der Cryptoqueen am Sonntag gratulieren, dürfte deshalb überschaubar sein.

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Vielleicht schickt der eine oder die andere ja eines der Ruja Porträts von Faulhaber mit den besten Wünschen an ihren heutigen Aufenthaltsort.

Das interessiert diese Woche

Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.