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    Geimpft

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    AstraZeneca. Den zwischenzeitlich vom Markt genommenen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt es seit heute wieder. Der Zufall will es, dass ich heute meinen Impftermin hatte. Als pflegender Angehöriger. Dies ist ein kleiner Erlebnisbericht, bei dem ich eines vorwegnehmen will: Es geht mir bislang bestens.

    Die vergangenen Tage waren aufregend. Die beiden Impftermine hatten länger schon festgestanden – früh morgens, gleich nach dem Aufstehen noch vor 6 Uhr auf www.116117.de gebucht, das als kleiner Insidertipp -, da nahm die Landesregierung den Impfstoff AstraZeneca aus dem Programm. Auch Rottweil sagte die Impftermine ab. Alles vorsorglich. Mein Termin stand noch, aber will ich das dann wirklich?

    Seit heute gibt es das Vakzin – ein Wort, das ich vor 2021 nicht kannte – wieder in den Arm. Noch nie zuvor habe ich mich ernsthaft mit Nebenwirkungen dessen befasst, was ich auf ärztliche Anordnung oder als Selbstmedikation jemals eingenommen habe. War ohnehin nicht viel, das übliche. Mit AstraZeneca habe ich mich näher beschäftigt. Ich rauche nicht (mehr) trinke in Maßen, esse ordentlich aber nicht zu viel und bin dank meines Hundes jeden Tag an der frischen Luft. Und dennoch: Ja, ich habe über den Tod nachgedacht. Wie gesagt: Die vergangenen Tage waren aufregend. Viele Gespräche.

    Dann der Termin. 15 Uhr im Impfzentrum, Stadthalle Rottweil. Das Herz klopft. Ich habe mich vorab informiert, es gibt da dieses schicke Video, das die Abläufe zeigt. Ein Informationsfilm des Kreisfeuerwehrverbands. Gut gemacht:

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    Was mir gleich auffällt: Die Stimmung in der Halle ist unaufgeregt-locker. Jedenfalls bei den vielen Helfern vor Ort. Die Besucher mit Impftermin sind teils etwas aufgeregt. Ich selbst, beispielsweise, aber auch die junge Dame vor mir, die ich gleich zu Anfang überhole, weil sie ihr Krankenkassenkärtchen im Auto vergessen hat.

    Am Eingang ein lockeres Witzchen: Ich hätte 76 Grad, stellt der Impfzentrums-Mitarbeiter nach einer kontaktlosen Messung fest. Er sagt das todernst. Ich kriege es kaum mit, wundere mich allenfalls ein bisschen, er wird schon wissen, was er tut. Weiß er: mich auflockern. Tatsächlich hätte ich 35,4 Grad Celsius notiert er. Okay, ich köchle nicht vor mich hin. Gut zu wissen. Wir lachen beide. Unter unserem Mundschutz, jeweils.

    Weiter geht’s, die Security, äußerst zuvorkommend, führt mich zur nächsten Station. Was ein Treffen mit dem Vorsitzenden der Kreisärzteschaft, Dr. Jochen Scherler bringt, der gerade am Gehen ist. Lockerer Typ, man kennt sich auch als Musiker. Währenddessen werden die Anmeldeformalitäten erledigt. Ohne mein direktes Zutun, die junge Dame greift sich einfach die Dokumente, die sie braucht. Ich bin derweil mittelmäßig überfordert.

    Wieder weiter zur Security, einem Herrn, der ebenfalls genau weiß, was zu tun ist: mich bei Registratur 3 abzuliefern. Ein abgekartetes Spiel – dort sitzt nämlich eine Dame mit meinem Nachnamen. Meine Schwägerin. Lachen, Umarmen – wir und unsere Partner bilden die beiden Haushalte, die sich zurzeit so treffen dürfen – und das Prozedere abarbeiten. Das ist sehr geschickt gemacht: was sie an ihrem Computer eintippt, das sieht ihr Gegenüber an einem großen Zweitbildschirm. Das begreife sogar ich.

    Den Informationsfilm lassen wir aus, es geht direkt zu einem netten Bundeswehrsoldaten, der mich einer Impfkabine zuordnet. Es wird also Ernst. Aber wieder halb so schlimm: Man kennt sich auch dort, ein Small Talk mit den beiden Damen leitet den Höhepunkt ein. Die eigentliche Impfung geht rasch, die Ärztin agiert sehr geschickt. Linker Arm, den rechten brauche ich noch. Erst ein Spray auf die Stelle, dort wird’s kalt. Dann die Spritze. Ich spüre nichts. Wirklich: nichts.

    Ein paar Notizen auf die Blätter auf meinem Klemmbrett, ich darf weitergehen. Dieses Klemmbrett hatte ich eingangs ausgehändigt bekommen, es hilft in mancherlei Hinsicht: Man selbst kann sich daran festhalten und bekommt das Gefühl, alles geordnet beieinander zu haben. Und die Mitarbeiter brauchen nur zuzugreifen, darauf eine Nummer festklemmen oder diese abnehmen, sich das ganze Klemmbrett schnappen oder es einem wieder aushändigen. Alles geschieht mit einem Lächeln. Wunderbar beruhigend.

    Blick in den Impfausweis.

    Etwa zehn Minuten, nachdem ich unsicher die Halle betreten habe, komme ich im Wartebereich an. Geimpft. Irgendjemand hat zwei Fernsehschirme dort angebracht und rund hundert Stühle aufgestellt. Viele sind besetzt. Mit mir haben einige Leute AstraZeneca an diesem Tag bekommen, Lehrer, etwa, Vorerkrankte, Pfleger, Polizisten oder pflegende Angehörige. Die meisten sind mit sich selbst beschäftigt, hängen ihren Gedanken nach. Hören und fühlen vielleicht in sich hinein, ob schon erste Schwaden eines starken Kopfschmerzes aufkommen, bei deren Auftreten man dann doch den Arzt aufsuchen soll. AstraZeneca, das Teufelszeug. Aber auch das Heilsversprechen. Mich beschäftigen solcherlei Dinge, während ich warte.

    Man hat im Vorfeld ja vieles gehört: dass einige, die das Vakzin bisher bekommen haben, eine schlimme Nacht danach erleben. Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Schüttelfrost, Fieber. Manchen ist auch überhaupt nichts passiert. Die Harten, die in den Garten kommen – ob ich auch zu diesen gehöre?

    Das Warten wird leger überwacht von einer Schwester. Freundlich, aber bestimmt, auch sie weiß, wie offenbar wirklich alle in der Stadthalle, was sie tut. Und was gut ist für die ihr Anvertrauten. Das, übrigens, hört man auch allenthalben über das Rottweiler Kreisimpfzentrum: dass die Leute dort einen richtig guten Job machen. Klar, es gibt Einzelfälle. Vor ein paar Tagen ist ein Besucher laut geworden, weil er abgewiesen wurde. Sein Arzt hatte das Rezept, auf das er die Impfung bekommen sollte, eher lax ausgestellt. Ein Problem, das aus der Welt geschafft werden konnte, wie die NRWZ erfuhr. So stempelt der Arzt jetzt seine Rezepte.

    Nach einem Viertelstündchen im Wartebereich im Impfzentrum – und unter den Augen der aufmerksamen Schwester – darf ich gehen. Noch ein letzter Check am Ausgang, wieder ein wirklich freundlicher junger Mann. Mein Klemmbrett bin ich wieder los, dafür habe ich ja inzwischen ein Pflaster am Arm. Und mehr als 90-prozentigen Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung mit schwerem Verlauf.

    Jetzt, rund eineinhalb Stunden später, geht es mir gut. Falls sich das ändert und solange mir das möglich ist, werde ich hier berichten.

    Update Mittwoch, 24.03., 6 Uhr: Unruhige Nacht, aber es geht mir gut. Keinerlei Beschwerden. Leichter Muskelkater im linken Arm, aber den brauche ich ja kaum.

    Update Donnerstag, 25.03., 20 Uhr: eine 24-stündige Grippe erlebt.

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    13 Kommentare

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    Helmut Schneider
    Helmut Schneider
    3 Jahre her

    Tip: Probieren sie es Dienstags gleich nach 5 Uhr in der Früh mehrmals. Da werden offenbar immer neue Termine eingestellt wenn das Land dem Impfzentrum Dosen zuteilt. Das war bei mir jedenfalls so als ich die Termine für meine Eltern im Februar besorgte. Und meinen Termin im März, ich bekam am 25.03. das ungeliebte AstraZeneca. Hier meine persönlichen Erfahrungen mit diesem Impfstoff:

    25.03. gegen 14:30 erste Spritze AstraZeneca. Gegen Abend leichte Schmerzen im Impfarm.
    Die Nacht fast nix geschlafen, zeitweise Herzrasen, Temperatur steigt auf 38.8°C

    26.03. Am Morgen dann sehr starke Schmerzen im Arm, Schüttelfrost, leichte Kopfschmerzen, Fieber zwischen 38.8 bis 39.0 Grad, schlapp, und allgemein ein Gefühl wie bei einer sehr starken Erkältung. Das hat sich dann so bis zum Abend gezogen, zur Nacht wurde es besser.

    27.03. Total durchgeschwitzt aufgewacht, Temperatur wieder auf 37.3 Grad gefallen, Schmerzen im Arm weg, Kopfweh weg, Krankheitsgefühl auch weg. Aber immer noch etwas schlapp und schon bei leichten Anstrengungen übermässiges Schwitzen.

    29.03. Immer noch leicht schlapp und müde, sonst normal.

    (Alter 59 Jahre, männlich)

    Peter Arnegger (gg)
    3 Jahre her

    Hatte selbst auch nicht gleich einen Termin, damals, ist ist ein paar Wochen her, ging es morgens vor 6 Uhr aber am besten.

    Michael Langguth
    Michael Langguth
    3 Jahre her

    „Falls sich das ändert und solange mir das möglich ist, werde ich hier berichten.“

    Letztes Update vor drei Tagen. Müssen wir uns Sorgen machen? Ich hoffe, nein.

    Übrigens wäre Ihnen mein Neid als nicht Priorisierter zwar sicher, aber trotzdem wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie schnellstmöglich alle entzogenen Freiheitsrechte zurückbekommen.

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Michael Langguth
    3 Jahre her

    Danke der Nachfrage, Herr Langguth, alles in Ordnung. Habe keine Beschwerden.

    Mensch Meier
    Mensch Meier
    3 Jahre her

    wie blöd kann man sein…..

    Karl-Heinz Bantle
    Karl-Heinz Bantle
    3 Jahre her

    Werter Hans, sie geben sich hier aber sehr selbstsicher. Können sie als Mann durchaus tun denn von den SVT Opfern waren die weit überwiegende Anzahl weiblichen Geschlechts. Warum das so ist, darüber streiten sich die Gelehrten aber es trifft offensichtlich deutlich mehr Frauen als Männer. Ich kann Susannes Skepsis da durchaus verstehen, vor allem wenn sie noch jung ist, sagen wir in ihren 20ern oder 30ern, würde ich da als Frau auch abwägen ob eine Impfung mit AstraZeneca für mich wirklich eine weise Wahl wäre. In diesem jungen Alter verlaufen die allermeisten Corona Erkrankungen harmlos und überhaupt muss man sich auch erst einmal damit anstecken. Wohingegen das Risiko schwer an einer SVT zu erkranken nach der Impfung auf jeden Fall mitläuft. Zu den Zahlen: In Deutschland haben sich bisher 20 Fälle einer solchen Thrombose ereignet, die mit dem Impfstoff in Verbindung gebracht werden. 19 Frauen, 1 Mann. 4 Erkrankte sind verstorben. Bei etwa 1.7 Mio verimpften Dosen AZ bisher. Macht eine Eintrittswahrscheinlichkeit von ca. 1:85000. Rechnen sie es nach. Wie gesagt, es trifft bisher hautpsächlich Frauen. In Dänemark wurden 12 Fälle berichtet, 2 davon tödlich. Bei einer verimpften Zahl von nur etwa 140000 Dosen. Das macht eine Eintrittswahrscheinlichkeit von ca. 1:11700. Der exakte Wert lässt sich genau noch nicht ermitteln aber irgendwo in dem Bereich wird er liegen. Als Mann, evtl. gesetzteren Alters, können sie sich natürlich vorerst beruhigt zurücklehnen, ihnen wird nach bisherigem Kenntnisstand eher nichts passieren. Aber eine junge Schwesterschülerin damit zu impfen ist schlicht verantwortungslos. Dänemark benutzt den Impfstoff trotz EMA-Freigabe übrigens immer noch nicht, ein Entscheid ob man ihn überhaupt wieder nutzt soll morgen (25.03.) fallen. Schweden, eines der Heimatländer des Impfstoffherstellers AstraZeneca benutzt ihn auch immer noch nicht und prüft. Frankreich setzt AZ nur bei Menschen über 55 Jahren ein weil die schweren SVT Verläufe bisher eher bei jungen Menschen auftraten. Nur Deutschland weiss es natürlich wieder besser und impft alles was vor die Nadel kommt. Hier ist AZ par ordre du mufti „sicher“. Man muss nur dran glauben. Und das hat überhaupt nichts mit Impfskepsis generell zu tun sondern Skepsis gegenüber diesem einen Impfstoff der bisher eher durch geringe Wirkung aber maximale Nebenwirkung auffiel. Von den zweifelhaften Geschäftspraktiken des Herstellers noch gar nicht angefangen. Ich verstehe jede junge Krankenschwester, jede Arzthelferin und jede Lehrerin, die sich damit nicht impfen lassen will. Und zu den von ihnen beschworenen „Freiheiten“, welche sind das denn? Gerade heute hat der Landrat doch wieder klargestellt dass sie sich als Geimpfter trotzdem an alle Regeln zu halten haben. Und wenn sie einen Freund zu viel treffen gibt es ein Bussgeld. Tolle Freiheit.

    Susanne Obergfell
    Susanne Obergfell
    3 Jahre her

    Schön, nur was soll dieser Bericht nun sagen? Dass die Schwester gut stechen konnte und es nicht weh tat ist die einzig relevante Information. Natürlich sind direkt nach der Impfung noch keine Impfreaktionen zu bemerken. Die beginnen in der Regel nach etwa 12 Stunden und halten 1-3 Tage lang an. Also Fieber, Schüttelfrost, Kopfweh und allgemein ein Gefühl wie bei einer Erkältung.

    Die wirklich schlimme Komplikation mit der lebensbedrohlichen Sinusvenenthrombose macht sich ab etwa Tag 5 bis Tag 16 bemerkbar. Zum Glück eher selten, in etwa 1:80.000 ist die Chance. Viel Glück, Gesundheit und berichten sie in ein paar Tagen wie es weiterging.

    lg, Susanne

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Susanne Obergfell
    3 Jahre her

    Vielen Dank. Es sind Ärzte, die die Impfung setzen. Weiterhin, 15 Stunden danach, ist alles okay. Keine Symptome wie die von Ihnen beschriebenen.

    Derolf
    Derolf
    Antwort auf  Peter Arnegger (gg)
    3 Jahre her

    Ich weiß nun nicht, wie es direkt bei Ihnen war.

    Aber bei allen anderen bisher in Rottweil und anderen Impfzentren Geimpften waren und sind es keine Ärzte, welche die Impfung setzen. Der Arzt sitzt daneben, setzt einen Stempel und jagt einen wieder aus der Kabine. Den Rest erledigt eine (altdeutsch genannte) Krankenschwester, die piekst einem in den Arm und verimpft.

    So war es ja auch im Vorfeld besprochen und ausgeschrieben. Die Ärzte sind nur zur Überwachung da für einen 3stelligen Stundensatz, die tatsächliche Arbeit leisten Krankenschwester zu einem Zehntel des Stundenlohns.

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Derolf
    3 Jahre her

    bei mir war’s eine Frau Dr. med. Die Krankenschwester, beide übrigens sehr nette und freundliche Damen, hatte sich derweil meiner Unterlagen angenommen. Das ist, was ich dazu sagen kann. Aus der Kabine gejagt wurde ich nicht.

    Claudio Fuchs
    Claudio Fuchs
    Antwort auf  Peter Arnegger (gg)
    3 Jahre her

    War bei mir vor 10 Minuten auch so. Der Arzt hat geimpft, beide sehr nett. Aber seien wir ehrlich – eine gute MTA spritzt besser subcutan als ein Arzt, der es in der Praxis auch nie macht.

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Claudio Fuchs
    3 Jahre her

    Ein stichhaltiges Argument!

    Hans Sauer
    Hans Sauer
    Antwort auf  Susanne Obergfell
    3 Jahre her

    Liebe Susanne,

    schön, dass sie uns durch die Blume gesagt haben – ich will nicht geimpft werden. Nur ganz ehrlich – es interessiert mich und viele Andere überhaupt nicht. Eher vielleicht ihre Rechenschwäche mit dem Thromboserisiko. Da sollten sie nochmal nacharbeiten. Aber dann fällt ja das eigene Weltbild in sich zusammen. Ich halte es da eher mit Erich Kästner – „Wird’s besser? Wird’s schlimmer?“/ fragt man alljährlich./ Seien wir ehrlich:/ Leben ist immer/ lebensgefährlich.“ In diesem Sinne freue ich mich auf meinen 1. Impftermin am 2.4. Er gibt mir ein gutes Stück Sicherheit und bald auch Freiheit zurück. Sie dürfen gerne noch weiter auf Tag 5 – 16 warten. Wei sagte John Lennon „leben sit das was passiert, während man auf Nebenwirkungen wartet“ oder so ähnlich. Viel Spaß dabei.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    AstraZeneca. Den zwischenzeitlich vom Markt genommenen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt es seit heute wieder. Der Zufall will es, dass ich heute meinen Impftermin hatte. Als pflegender Angehöriger. Dies ist ein kleiner Erlebnisbericht, bei dem ich eines vorwegnehmen will: Es geht mir bislang bestens.

    Die vergangenen Tage waren aufregend. Die beiden Impftermine hatten länger schon festgestanden – früh morgens, gleich nach dem Aufstehen noch vor 6 Uhr auf www.116117.de gebucht, das als kleiner Insidertipp -, da nahm die Landesregierung den Impfstoff AstraZeneca aus dem Programm. Auch Rottweil sagte die Impftermine ab. Alles vorsorglich. Mein Termin stand noch, aber will ich das dann wirklich?

    Seit heute gibt es das Vakzin – ein Wort, das ich vor 2021 nicht kannte – wieder in den Arm. Noch nie zuvor habe ich mich ernsthaft mit Nebenwirkungen dessen befasst, was ich auf ärztliche Anordnung oder als Selbstmedikation jemals eingenommen habe. War ohnehin nicht viel, das übliche. Mit AstraZeneca habe ich mich näher beschäftigt. Ich rauche nicht (mehr) trinke in Maßen, esse ordentlich aber nicht zu viel und bin dank meines Hundes jeden Tag an der frischen Luft. Und dennoch: Ja, ich habe über den Tod nachgedacht. Wie gesagt: Die vergangenen Tage waren aufregend. Viele Gespräche.

    Dann der Termin. 15 Uhr im Impfzentrum, Stadthalle Rottweil. Das Herz klopft. Ich habe mich vorab informiert, es gibt da dieses schicke Video, das die Abläufe zeigt. Ein Informationsfilm des Kreisfeuerwehrverbands. Gut gemacht:

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    Am Eingang ein lockeres Witzchen: Ich hätte 76 Grad, stellt der Impfzentrums-Mitarbeiter nach einer kontaktlosen Messung fest. Er sagt das todernst. Ich kriege es kaum mit, wundere mich allenfalls ein bisschen, er wird schon wissen, was er tut. Weiß er: mich auflockern. Tatsächlich hätte ich 35,4 Grad Celsius notiert er. Okay, ich köchle nicht vor mich hin. Gut zu wissen. Wir lachen beide. Unter unserem Mundschutz, jeweils.

    Weiter geht’s, die Security, äußerst zuvorkommend, führt mich zur nächsten Station. Was ein Treffen mit dem Vorsitzenden der Kreisärzteschaft, Dr. Jochen Scherler bringt, der gerade am Gehen ist. Lockerer Typ, man kennt sich auch als Musiker. Währenddessen werden die Anmeldeformalitäten erledigt. Ohne mein direktes Zutun, die junge Dame greift sich einfach die Dokumente, die sie braucht. Ich bin derweil mittelmäßig überfordert.

    Wieder weiter zur Security, einem Herrn, der ebenfalls genau weiß, was zu tun ist: mich bei Registratur 3 abzuliefern. Ein abgekartetes Spiel – dort sitzt nämlich eine Dame mit meinem Nachnamen. Meine Schwägerin. Lachen, Umarmen – wir und unsere Partner bilden die beiden Haushalte, die sich zurzeit so treffen dürfen – und das Prozedere abarbeiten. Das ist sehr geschickt gemacht: was sie an ihrem Computer eintippt, das sieht ihr Gegenüber an einem großen Zweitbildschirm. Das begreife sogar ich.

    Den Informationsfilm lassen wir aus, es geht direkt zu einem netten Bundeswehrsoldaten, der mich einer Impfkabine zuordnet. Es wird also Ernst. Aber wieder halb so schlimm: Man kennt sich auch dort, ein Small Talk mit den beiden Damen leitet den Höhepunkt ein. Die eigentliche Impfung geht rasch, die Ärztin agiert sehr geschickt. Linker Arm, den rechten brauche ich noch. Erst ein Spray auf die Stelle, dort wird’s kalt. Dann die Spritze. Ich spüre nichts. Wirklich: nichts.

    Ein paar Notizen auf die Blätter auf meinem Klemmbrett, ich darf weitergehen. Dieses Klemmbrett hatte ich eingangs ausgehändigt bekommen, es hilft in mancherlei Hinsicht: Man selbst kann sich daran festhalten und bekommt das Gefühl, alles geordnet beieinander zu haben. Und die Mitarbeiter brauchen nur zuzugreifen, darauf eine Nummer festklemmen oder diese abnehmen, sich das ganze Klemmbrett schnappen oder es einem wieder aushändigen. Alles geschieht mit einem Lächeln. Wunderbar beruhigend.

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    Etwa zehn Minuten, nachdem ich unsicher die Halle betreten habe, komme ich im Wartebereich an. Geimpft. Irgendjemand hat zwei Fernsehschirme dort angebracht und rund hundert Stühle aufgestellt. Viele sind besetzt. Mit mir haben einige Leute AstraZeneca an diesem Tag bekommen, Lehrer, etwa, Vorerkrankte, Pfleger, Polizisten oder pflegende Angehörige. Die meisten sind mit sich selbst beschäftigt, hängen ihren Gedanken nach. Hören und fühlen vielleicht in sich hinein, ob schon erste Schwaden eines starken Kopfschmerzes aufkommen, bei deren Auftreten man dann doch den Arzt aufsuchen soll. AstraZeneca, das Teufelszeug. Aber auch das Heilsversprechen. Mich beschäftigen solcherlei Dinge, während ich warte.

    Man hat im Vorfeld ja vieles gehört: dass einige, die das Vakzin bisher bekommen haben, eine schlimme Nacht danach erleben. Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Schüttelfrost, Fieber. Manchen ist auch überhaupt nichts passiert. Die Harten, die in den Garten kommen – ob ich auch zu diesen gehöre?

    Das Warten wird leger überwacht von einer Schwester. Freundlich, aber bestimmt, auch sie weiß, wie offenbar wirklich alle in der Stadthalle, was sie tut. Und was gut ist für die ihr Anvertrauten. Das, übrigens, hört man auch allenthalben über das Rottweiler Kreisimpfzentrum: dass die Leute dort einen richtig guten Job machen. Klar, es gibt Einzelfälle. Vor ein paar Tagen ist ein Besucher laut geworden, weil er abgewiesen wurde. Sein Arzt hatte das Rezept, auf das er die Impfung bekommen sollte, eher lax ausgestellt. Ein Problem, das aus der Welt geschafft werden konnte, wie die NRWZ erfuhr. So stempelt der Arzt jetzt seine Rezepte.

    Nach einem Viertelstündchen im Wartebereich im Impfzentrum – und unter den Augen der aufmerksamen Schwester – darf ich gehen. Noch ein letzter Check am Ausgang, wieder ein wirklich freundlicher junger Mann. Mein Klemmbrett bin ich wieder los, dafür habe ich ja inzwischen ein Pflaster am Arm. Und mehr als 90-prozentigen Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung mit schwerem Verlauf.

    Jetzt, rund eineinhalb Stunden später, geht es mir gut. Falls sich das ändert und solange mir das möglich ist, werde ich hier berichten.

    Update Mittwoch, 24.03., 6 Uhr: Unruhige Nacht, aber es geht mir gut. Keinerlei Beschwerden. Leichter Muskelkater im linken Arm, aber den brauche ich ja kaum.

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