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„Schwäbische Frechheit“? Danke für das Kompliment!

Zur Mitgliederausstellung von Podium Kunst in Schramberg und dem Bericht „Ein Fest für die Kunst“ hat uns ein Leserbrief erreicht:

Von zwei Seiten wurde mir zugetragen, meine Hartschierle-Installation bei der Podium Kunst Mitgliederausstellung sei eine „schwäbische Frechheit“ und ein Beweis dafür, dass man strenger hätte kuratieren müssen.

Meine erste Reaktion? Ein Schmunzeln. Denn mein Kunstwerk thematisiert genau das: Die schnelle Vorverurteilung. Vor 175 Jahren wurde Gregor Moosmann, genannt „Hartschierle“, ohne Beweise beschuldigt, ein Wegkreuz geschändet zu haben, und daraufhin ausgegrenzt. (Wer genau hinsieht: Ein solches Kreuz ist zentraler Teil meiner Installation.) Er zog sich in eine Höhle zwischen Lauterbach und Schramberg zurück und schuf dort – vielleicht gerade den Kritikern zum Trotz – seine eigene Welt aus hunderten Papierkrippenfiguren. Eine stille, kreative Antwort auf den Lärm der Ausgrenzung und der beginnenden Industrialisierung.

Heute wiederholt sich die Geschichte: Das Urteil fällt oft schon aus der Ferne. Manche riefen schon während der Vernissage, ohne überhaupt eingetreten zu sein: „Blasphemie, da gehe ich nicht hin!“

Aber mit etwas Abstand frage ich mich: Verurteile ich den Kritiker gerade genauso schnell zurück? Was ist es wirklich, das diese Reaktion auslöste?

Ich suche den Dialog – aber ehrlich. Nicht wie damals in den 80ern die etablierten Parteien, wunderbar parodiert bei Schwoißfuaß: „Mir suached jetz dr Dialog“. Stellt sich raus, dass ich das Lied vor Jahren mal selbst hochgeladen habe – vielleicht genau für diesen Moment? (Link hier.)

Ich würde mich echt freuen, wenn ich meinen eigenen Horizont erweitern könnte – durch einen ehrlichen, fairen Austausch über Kunst und deren Grenzen im Raum Schramberg. Deshalb mein Vorschlag: Wie wäre es mit einer echten Podiumsdiskussion über Kunst – passenderweise direkt in den Ausstellungsräumen von Podium Kunst?

Ich lade den Kritiker und alle interessierten Schramberger herzlich ein: Kommt hoch ins Schloss. Werft zwei Euro ein, zieht eine Kapsel und lasst euch auf die Frage ein, die euch der Zufall zuspielt. Sich wirklich ein- und überraschen zu lassen, ist etwas Wunderbares. Dabei halte ich es ganz mit Joseph Beuys, der sagte: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Mir liegt es am Herzen, genau das in euch zu wecken: Kultiviert euer eigenes „Kunst-Sein“. Lasst euch das nicht entgehen!

Aber wartet nicht zu lange: Die Ausstellung läuft nur noch bis zum 4. Januar. Danach verschwinden die Hartschierle-Figuren wieder – vielleicht in eine neue Höhle.

Diskutieren wir: Muss Kunst studiert sein, um wertvoll zu sein? (Denkt an Frida Kahlo, Francis Bacon, Basquiat – alles Autodidakten!). Oder darf sie auch einfach eine „Frechheit“ sein, die uns zum Nachdenken bringt?

Der Himmel ist für Alle da!

Mark Finnern (und der Geist vom Hartschierle), Schramberg.




NRWZ-Redaktion Schramberg

Unter dem Label NRWZ-Redaktion beziehungsweise NRWZ-Redaktion Schramberg veröffentlichen wir Beiträge aus der Feder eines der Redakteure der NRWZ. Sie sind von allgemeiner, nachrichtlicher Natur und keine Autorenbeiträge im eigentlichen Sinne.Die Redaktion erreichen Sie unter redaktion@NRWZ.de beziehungsweise schramberg@NRWZ.de
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