Wieso so viel Bürokratie?

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(Meinung) Das darf doch wohl nicht wahr sein! Jetzt hat das Rottweiler Kreisimpfzentrum den Impfstoff, die Erlaubnis und auch genügend Personal, um gleich am heutigen Freitag, spätestens aber am Montag die Impfungen mit AstraZeneca wieder aufzunehmen. Stattdessen wird legen sie dort erst wieder am Dienstag mit dem Stoff  los. Auch wenn das am Freitag vielleicht etwas kurzfristig war: Für Montag hätte es gereicht, zumindest die meisten Menschen zu erreichen.

 

Klar: Das ist zunächst die Schuld von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der am Montagabend die falsche Entscheidung getroffen hat, die Impfung mit AstraZeneca bis 22. März auszusetzen. Das war schlimm falsch, weil eigentlich klar ist: Jede weitere Verzögerung der Impfung führt zwangsläufig zu Erkrankungen bis hin zu Todesopfern. Eine Fortführung hätte allenfalls mit ganz minimaler Wahrscheinlichkeit zu einer schweren Erkrankung führen können. Oder, wie Rottweils Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel heute gesagt hat: Die Chancen des Impfstoffs überwiegen bei weitem die Risiken.

 

Auch die Landesregierung trägt, so jedenfalls führen es Michel und der Chef des Kreisimpfzentrums, Nicos Laetsch aus, Schuld an dem Desaster: Es fehlen wichtige Unterlagen zur Aufklärung und Dokumentation. Und, so Laetsch und Michel: Es dient nicht gerade der Akzeptanz des Impfstoffs, Termine ab- und ein paar Stunden später wieder zuzusagen.

 

Aber genau hier muss die Kritik einsetzen: Hätte man das nicht den Menschen selbst überlassen sollen und ihnen anbieten, den zuvor abgesagten Termin wieder wahrzunehmen? Statt ihre Termine vier Wochen später anzusetzen? Kann nicht diese Vorgehensweise zu weniger Akzeptanz und mehr Unverständnis führen – und übrigens auch zu Verwirrung? Und: Darf wirklich wegen eines fehlenden Stücks Papier ein vorhandener lebensrettender Impfstoff nicht verabreicht werden?

 

Da fühlt man sich doch an das Wort eines großen Kollegen, des Chefredaktors Eric Gujer von der „Neuen Züricher Zeitung“, erinnert, der heute geschrieben hat von einer „Bürokratie, die auch nach einem Jahr Pandemie so tut, als seien Dienstvorschriften wichtiger als Menschenleben“. Das ist jetzt sicher polemisch. Aber ein Stückchen Wahrheit steckt auch hier drin.

 

Das Impf-Management im Kreis funktioniert ja bestens, wenn sich die Paniker in Berlin und Stuttgart nicht mit absurden Verboten einmischen. Und eine erneute Änderung der Termine hätte wohl einen zusätzlichen Aufwand im KIZ erfordert. Aber wir dürfen nie vergessen:  Menschenleben können von der rechtzeitigen Impfung abhängen.

 

Das interessiert diese Woche



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(Meinung) Das darf doch wohl nicht wahr sein! Jetzt hat das Rottweiler Kreisimpfzentrum den Impfstoff, die Erlaubnis und auch genügend Personal, um gleich am heutigen Freitag, spätestens aber am Montag die Impfungen mit AstraZeneca wieder aufzunehmen. Stattdessen wird legen sie dort erst wieder am Dienstag mit dem Stoff  los. Auch wenn das am Freitag vielleicht etwas kurzfristig war: Für Montag hätte es gereicht, zumindest die meisten Menschen zu erreichen.

 

Klar: Das ist zunächst die Schuld von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der am Montagabend die falsche Entscheidung getroffen hat, die Impfung mit AstraZeneca bis 22. März auszusetzen. Das war schlimm falsch, weil eigentlich klar ist: Jede weitere Verzögerung der Impfung führt zwangsläufig zu Erkrankungen bis hin zu Todesopfern. Eine Fortführung hätte allenfalls mit ganz minimaler Wahrscheinlichkeit zu einer schweren Erkrankung führen können. Oder, wie Rottweils Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel heute gesagt hat: Die Chancen des Impfstoffs überwiegen bei weitem die Risiken.

 

Auch die Landesregierung trägt, so jedenfalls führen es Michel und der Chef des Kreisimpfzentrums, Nicos Laetsch aus, Schuld an dem Desaster: Es fehlen wichtige Unterlagen zur Aufklärung und Dokumentation. Und, so Laetsch und Michel: Es dient nicht gerade der Akzeptanz des Impfstoffs, Termine ab- und ein paar Stunden später wieder zuzusagen.

 

Aber genau hier muss die Kritik einsetzen: Hätte man das nicht den Menschen selbst überlassen sollen und ihnen anbieten, den zuvor abgesagten Termin wieder wahrzunehmen? Statt ihre Termine vier Wochen später anzusetzen? Kann nicht diese Vorgehensweise zu weniger Akzeptanz und mehr Unverständnis führen – und übrigens auch zu Verwirrung? Und: Darf wirklich wegen eines fehlenden Stücks Papier ein vorhandener lebensrettender Impfstoff nicht verabreicht werden?

 

Da fühlt man sich doch an das Wort eines großen Kollegen, des Chefredaktors Eric Gujer von der „Neuen Züricher Zeitung“, erinnert, der heute geschrieben hat von einer „Bürokratie, die auch nach einem Jahr Pandemie so tut, als seien Dienstvorschriften wichtiger als Menschenleben“. Das ist jetzt sicher polemisch. Aber ein Stückchen Wahrheit steckt auch hier drin.

 

Das Impf-Management im Kreis funktioniert ja bestens, wenn sich die Paniker in Berlin und Stuttgart nicht mit absurden Verboten einmischen. Und eine erneute Änderung der Termine hätte wohl einen zusätzlichen Aufwand im KIZ erfordert. Aber wir dürfen nie vergessen:  Menschenleben können von der rechtzeitigen Impfung abhängen.

 

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Wolf-Dieter Bojus
Wolf-Dieter Bojus
... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.