Fotos bringen Tod und Leben ins Gespräch

Es ist ihnen ein Herzensanliegen, das Thema Sterben, Tod und Trauer wieder gesellschaftsfähig zu machen und dafür zu sorgen, dass offen darüber gesprochen und diskutiert wird. Die Mitmachausstellung „Ein schöner Ort zum Sterben“ bietet dazu den passenden Rahmen, sind sich Ursula Deiber von der Sitzwache Rottweil, Heike Teufel von der Katholischen Erwachsenenbildung Kreis Rottweil (keb) und Bestatter Frank Hertkorn aus Rottweil einig.
Rottweil – Und so haben sie die Wanderausstellung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart kurzerhand für Rottweil gebucht. Vernissage ist am Freitag, 24. Oktober, um 18 Uhr in der Alten Stallhalle, Stadionstraße 40 in Rottweil. Die Veranstalter werden inhaltlich in die Thematik einführen und hoffen auf viele Besucher, die über die Bilder ins Nachdenken, oder auch miteinander ins Gespräch kommen. Umrahmt wird die Vernissage musikalisch von Paul Gerstner und Gerhard Krieg.
„Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, an welchem Ort Sie sterben wollten, wenn Sie es sich aussuchen könnten?“, lautete die zweifelsfrei ungewöhnliche Frage, mit der sich die Menschen beschäftigt haben, die ihre Bilder schließlich für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Die fotografischen Antworten – mehr als 60 Bilder – gibt es in der Stallhalle zu entdecken – mit und ohne Menschen. Die Beschreibungen und Gedanken der Teilnehmenden kann man nachlesen.
Die Absicht der entstandenen, spannenden Bilder war, dem Tabuthema Tod und Sterben Raum zu geben. Wer kennt nicht den Zustand, im Gefühl höchsten Glücks zu denken: „Hier und jetzt könnte ich sterben.“ „Darum geht es: das Leben zu lieben, zu genießen, zu feiern – ohne den Tod aus dem Bewusstsein zu drängen“, sagt Heike Teufel. Die Veranstaltenden laden ein, sich von der Ausstellung inspirieren zu lassen und sich auch gerne mit einem eigenen Bild und Text zum „Wunsch-Sterbeort“ an dem Mitmachprojekt zu beteiligen.
„Geburt und Sterben sind unumkehrbare Notwendigkeiten und gehören zum Leben. Lebend kommen wir nicht mehr aus dieser Welt. In früheren Jahrhunderten zählten das Ableben und der Tod selbstverständlicher zum Alltag. Kindstod, Tod beim Gebärvorgang, Kriege, Hungersnöte, Pest und mangelnde Hygiene waren einst auch in Europa omnipresent.
Erst in der heutigen Zeit wird der Tod, da er sich tendenziell in Krankenhäusern, Altenheimen und Hospizen ereignet, fast wörtlich ‚ausgeschlossen‘. Mit der Ausstellung soll keinesfalls zum Suizid animiert werden, weisen die Veranstalter hin. Die Intention war vielmehr, dem Unvermeidlichen, Tabuisierten Raum zu geben“, heißt es in der Beschreibung der Schau.
Die Ausstellung, die bis zum 8. November zu sehen ist, ist montags bis freitags von 14 bis 19 Uhr, sowie samstags, sonntags, wie feiertags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten auf Anfrage unter Telefon 0741/3489901 oder per Mail unter info@sitzwache-rottweil.de. Begleitend gibt es zu der Ausstellung am Donnerstag, 30. Oktober, um 19.30 Uhr in der Körnerstraße 23 in Rottweil einen Vortrag mit dem Titel „Ein schöner Ort zum Sterben – Denkanstöße eines Notarztes und Palliativmediziners“, mit Dr. Thomas Pahl.