Keine Ausbildung ohne Pass

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ROTTWEIL – Während 72 Unternehmen aus der Region bei der Rottweiler Startermesse für ihre Ausbildungsplätze warben, bleibt Precious Ayemere der Weg in eine Ausbildung in Deutschland verschlossen. Zu viele Steine liegen dem 28-jährigen Nigerianer bisher im Weg.

An Motivation mangelt es dem Flüchtling aus dem westafrikanischen Land nicht, schließlich will Ayemere seine wachsende Familie mit eigener Hände Arbeit ernähren. In Nigeria habe er an der polytechnischen Schule eine Ausbildung zum Computeringenieur durchlaufen, erklärt der junge Mann, hier könnte er sich eine Ausbildung zum Bäcker oder Elektroniker gut vorstellen.

Für Ayemere wäre eine Ausbildung der Türöffner für ein verlängertes Bleiberecht in Deutschland. Doch fehlen ihm bisher ein Pass und das für eine Ausbildung mindestens nötige Sprachniveau B1. Letzteres hofft Ayemere bald nachweisen zu können. Er warte auf einen Termin für die Prüfungen, lerne so lange zweimal wöchentlich Deutsch mit einem Privatlehrer, sagt er.

Schwieriger aber gestaltet sich für ihn die Suche nach Taufurkunde oder Schulzeugnissen, um seine Herkunft nachzuweisen. Zwar habe er bereits mehrmals mit seiner Schwester telefoniert und sie darum gebeten, nach den Dokumenten zu suchen, erklärt er. Doch die Suche nach Papieren müsse schriftlich dokumentiert werden; Telefonate alleine  genügen den Behörden nicht als Nachweis dafür, dass sich eine Flüchtling um Identifikationspapiere gekümmert hat. Aber ohne Pass wird Ayemere keine Beschäftigungsduldung erlangen, der berufliche Weg zum Bäcker oder Elektroniker wird ihm weiterhin verschlossen bleiben.

Ayemere verließ EdoState, eine der 36 Verwaltungsregionen Nigerias, im Jahr 2014 in Richtung Libyen. Seine Mutter und eine Schwester ließ er zu Hause zurück, sein Vater war bereits gestorben. Religiöse Gründe führt er für die Flucht aus seinem Heimatland an, Angst vor der Vodoo-Gemeinschaft, der sein Vater als Vodoo-Traditionalist angehört habe. 

2016 wagte er in einem Schlauchboot die Flucht über das Mittelmeer, erreichte die italienische Insel Lampedusa und wurde von dort in ein Flüchtlingslager nach Mailand weitergeschickt. Auf einer kirchlichen Veranstaltung lernte er seine Frau, Iyobuebue Lawrenta, kennen, 2019 heirateten beide.

Im Dezember 2019 machte sich die junge Familie auf nach Deutschland, erreichte nach Stationen in Lörrach, Karlsruhe, Heidelberg und Sigmaringen im Juni 2020 Rottweil. Ihr Sohn war wenige Wochen zuvor zur Welt gekommen. Das zweite Kind erwartet die 21-jährige Lawrenta im kommenden Januar.

Bis dahin, hofft Ayemere, einen Schritt weiter gekommen zu sein auf dem steinigen Weg zum Ausbildungsplatz.

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7 Kommentare

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Schuttigbiss
Schuttigbiss
3 Jahre her

Es reicht dass man dokumentiert nach Zeugnissen sucht? OK dann suche ich Mal nach meiner Habilitation ….. Reicht dass auch dass ich einen Lehrstuhl besetzen kann? Mann wir schaffen uns demnächst selbst ab ….. Keine Zeugnisse …. Pech gehabt. So einfach ist es!!!!!

Rottweiler Adler
Rottweiler Adler
3 Jahre her

1. Warum ist er nicht in Mailand geblieben?
2. Blöd wenn man seinen Pass verliert. Auf sein Smartphone hat er -angenommen – besser aufgepasst.

Hans Sauer
Hans Sauer
Antwort auf  Rottweiler Adler
3 Jahre her

Ganz einfach – in Italien sind die Sozialleistungen und Rahmenbedingungen für Wirtschaftsmigranten deutlich schlechter. Einmal den Fuss nach Deutschland gesetzt, bedeutet in der Regel lebenslanges Bleibe- und Versorgungsrecht.

Rottweiler Adler
Rottweiler Adler
Antwort auf  Hans Sauer
3 Jahre her

Und einmal hier darf man ihn nicht mehr zurück bringen …..

Hans Sauer
Hans Sauer
3 Jahre her

Man muss sich fragen, wieso der Mann keinen Ausweis hat? Verlorengegangen? Weggeworfen? In welcher Hoffnung? Wenn man sich als Wirtschaftsmigrant auf den Weg macht, sollte man seine Papier dabei haben. Oder zumindest als Photo auf dem Handy – das komischerweise ja nie verloren geht. Eine von vielen rührseligen Geschichten, man darf aber sicher nicht an der Oberfläche kratzen.

Siegfried Spengler
Siegfried Spengler
3 Jahre her

Wenn der Mann Computeringenieur ist, also ein EDV-Fachmann, dann braucht der kein Asylverfahren, sondern er kann versuchen, über das Fachkräfteeinwanderungsgesetz zu einem dauerhaften Aufenthalt hier zu kommen, wo er dann auch seine Familie ernähren kann. Sprachkenntnisse? Der Fachkauderwelsch ist eh englisch.

Warum will so einer Bäcker werden? Ok, ist ein ehrbarer Beruf, aber Computerleute brauchen wir anderweitig! Selbst Leute aus meinem Fach arbeiten in der EDV-Branche, da geht es nicht um Nachweise/Abschlüsse, sondern ob man es kann. Hinsetzen, zeigen was man kann, anfangen.

https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/visa-und-aufenthalt/nationale-visa/feg

https://www.bamf.de/SharedDocs/Meldungen/DE/2021/210301-am-fachkraefteeinwanderungsgesetz.html?nn=283120

Rottweiler Adler
Rottweiler Adler
Antwort auf  Siegfried Spengler
3 Jahre her

Vielleicht ist er gar kei Ingenieur ….

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Ayemere verließ EdoState, eine der 36 Verwaltungsregionen Nigerias, im Jahr 2014 in Richtung Libyen. Seine Mutter und eine Schwester ließ er zu Hause zurück, sein Vater war bereits gestorben. Religiöse Gründe führt er für die Flucht aus seinem Heimatland an, Angst vor der Vodoo-Gemeinschaft, der sein Vater als Vodoo-Traditionalist angehört habe. 

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