Fürs Kerngebiet Rottweils ist ein Stadtbusnetz mit integralem Taktfahrplan in Sicht. Das lässt den ÖPNV besser mit dem Auto konkurrieren. Und käme noch das von der grünen Gemeinderatsfraktion beantragte Ein-Euro-Ticket dazu, würde die ÖPNV-Alternative noch schmackhafter.
Rottweil – Das hoffen jedenfalls die örtlichen Grünen laut ihrer Pressemitteilung. Und sie fragen weiter: „Lässt sich gar noch ein Sahnehäubchen obendrauf setzen?“ Dies soll nun ein Prüfantrag ausloten, der die Attraktivität des ÖPNV zusätzlich steigern könnte: mit sogenannten On-Demand-Verkehren. Diese erleichtern es insbesondere in den Teilorten, das Auto öfter mal stehen zu lassen. Wie gerufen kam da für Ingeborg Gekle-Maier das Förderprogramm „On-Demand-Verkehre 2024“ des Landes. Sie wünscht sich, dass Stadt bzw. der Landkreis da beherzt zugreifen.
Was macht On-Demand-Verkehre so reizvoll? ÖPNV-Nutzer sind nicht mehr an Fahrpläne und Linienführung gebunden. Selbst Haltestellen sind frei wählbar. Per App oder Telefon bestellt man bequem einen Kleinbus, der einen dann innerhalb einer Stunde abholt und bei Nachfrage unterwegs noch weitere „Kundschaft“ mitnimmt. Im Unterschied zum Anruf-Sammelbus ist dieses Angebot noch komfortabler: flexible Mobilität auf Nachfrage. Hubert Nowack legte Wert darauf, dass diese auch barrierefrei ausgestattet ist.
In der Begründung ihres Antrags hat die Fraktion vor allem die Teilorte im Blick. Jenseits der Schulbus-Angebote sind in einigen die ÖPNV-Alternativen zum Individualverkehr sehr dürftig: tagsüber, abends und nachts. Aber auch an Wochenenden, Feiertagen und in Ferienzeiten. Unter diesen Einschränkungen ist es oft kaum möglich, in der Innenstadt Termine ohne PKW wahrzunehmen oder Besuche zu machen. Fußwege sind viel zu weit. Oder es fehlen Radweg-Anbindungen, die man gefahrlos nutzen kann. Für diese Defizite büßt letztlich auch die Kernstadt, denn dort erhöhen sich dann das Verkehrsaufkommen und der Parkdruck.
Einen weiteren Beleg sieht die Grünen-Fraktion auch in der IMAKOMM-Umfrage vom Herbst 2023. Diese weist nach, dass bei Innenstadtbesuchen der PKW mit Abstand das am häufigsten benutzte Verkehrsmittel ist. Die Gutachter erklären sich das so: „Die hohen Anteile der PKW-Nutzer ergeben sich v.a. durch Besucher aus den Stadtteilen“. Für die Grünen ein weiteres Indiz für die lange schon beklagte, unzureichende ÖPNV-Versorgung in einigen Rottweiler Teilorten. Für Stadträtin Gekle-Maier besonders drastisch erlebbar in Neukirch, wo schon 2014 dreizehn direkte Busverbindungen gestrichen wurden.
In ihrem Antrag schreiben die Grünen: „Die Lösung kann ein passgenauer On-Demand-Verkehr mit kleineren Fahrzeugen sein, der kurzfristig und bequem abrufbar, räumliche und zeitliche Lücken im städtischen ÖPNV-Netz schließen kann.“ Speziell für solche Problemlagen habe das Land aktuell das innovative „Förderprogramm On-Demand-Verkehre 2024“ aufgelegt. Ein zügige Antragstellung lohne sich. Es winken nämlich Fördersummen zwischen rund 334.000 Euro und 1,7 Mio. Euro. Diverse Landkreise sind schon in deren Genuss gekommen. Seit diesem Monat etwa der Landkreis Tuttlingen mit seinem Projekt „Hey! Move“.
Vertiefende Informationen:
- Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg: https://www.zukunftsnetzwerk-oepnv.de/aktuelles/news/foerderprogramm-on-demand-verkehre-2024#accordion-320
- On-Demand-Verkehr Tuttlingen: https://mein-move.de/innovativer-on-demand-verkehr-hey-move-ab-01-05-2024-im-landkreis-tuttlingen/