
„Punktlandung“ bei Landratsamts-Abriss
Ein Besuch an der Baustelle
Die Arbeiten für das neue Landratsamt liegen voll im Plan. „Eine Punktlandung, sowohl zeitlich als auch kostenmäßig“, sagte Hermann Kopp, Erster Landesbeamter und stellvertretender Landrat, beim Pressegespräch am Donnerstag.
Rottweil – Die Gebäude des alten Landratsamts sind weg. Davon kann sich jeder überzeugen, der daran vorbeikommt. Dass die Abriss-Arbeiten noch nicht ganz fertig sind, ist beim Pressegespräch im nahen Gebäude Stadionstraße 5 zu spüren: Immer wieder ist lautes Klopfen zu hören. Und da steht niemand vor der Tür, sondern, wie sich bei der Besichtigung der Baustelle zeigt: Ein Bagger ist dabei, das Fundament des inzwischen verschwundenen Rundbaus zu demontieren. Und zwar, ohne die Außenwand der Tiefgarage zu beschädigen. Denn die bleibt erhalten.

Früher fertig als geplant
Der Rückbau der Gebäude, so berichtete Stephan Niebling vom Neubau-Projektteam, sei bis Ende des dritten Quartals, also Ende September, geplant gewesen. Nun sei er, er lobte die im Kreis ansässige Firma Berb, bereits Ende Juli „komplett fertig“. Und das, obwohl während des Abrisses mehrere negative Überraschungen aufgetaucht seien. Obwohl schon Untersuchungen auf Schadstoffe vorgenommen wurden, als das Haus noch im Betrieb war. Problemstoffe seien an Stellen gefunden worden, an denen nicht mir ihnen zu rechnen war, betonte Niebling. Und dass der beim Bau des Hochhauses verwandte Fensterkitt solche Stoffe enthalten habe, sei damals absolut nicht üblich gewesen.
Sein Fazit: „Der Rückbau ist ein gutes Stück nachhaltig.“ Auch, weil das Abbruch-Material innerhalb von Rottweil zur Verfüllung auf der Saline diente. Wodurch keine langen Transporte erforderlich waren. Insgesamt seien bislang 1200 Tonnen Beton, 4000 Tonnen Boden-Aushub und 450 Tonnen Eisenschrott angefallen.
Bei den Ab- und Baumaßnahmen werde auf die Gebäude in der Nachbarschaft geachtet. So wurden vor Beginn der Arbeiten die Gebäude zur Beweissicherung fotografisch aufgenommen, und das wird auch wiederholt. So können eventuelle Risse in den Häusern auch auf die Bauarbeiten zurückgeführt werden, wenn sie daher stammen. Ein denkmalgeschütztes Haus in der Nachbarschaft werde ständig mit einem Erschütterungsmelder überwacht.
Nachhaltigkeit
Dass hier ein energieeffizientes Gebäude entsteht, berichtete Claudia Lehotkay, Leiterin des Amts für Schule und Bauen – es werde den „Goldstandard“ erreichen. Mit der Zertifizierung winken eineinhalb Millionen Euro Zuschuss. Im Keller entsteht ein Eisspeicher zur Heizung. „Wir setzen viel auf Grün“, betonte Lehotkay, nicht nur auf dem Dach des Gebäudes. Das Parkhaus erhalte eine bodenbasierte Grün-Fassade. Das Regenwasser werde nicht einfach in den Kanal geleitet, sondern über eine „Rigole“ zum Versickern gebracht. Rigole ist laut Wikipedia ein „unter der Erdoberfläche angeordneter Pufferspeicher, der eingeleitetes Regenwasser aufnehmen kann, um es zu versickern.“
Die Arbeiten im Haus werden nicht im Paket, sondern einzeln vergeben, berichtete Lehotkay. So sollen auch Firmen und Handwerkern aus der Umgebung die Möglichkeit haben, sich zu bewerben. Bis zu 70 Unternehmen können im Haus tätig sein.
Drei-Zonen-Konzept
Für die Sicherheit der im neuen Amt arbeitenden Menschen soll ein „Drei-Zonen-Konzept“ sorgen. Zum Einen der öffentliche Bereich, der mit dem Eingang beginnt und wo jeder und jede Zugang hat. Dann der Zwischenbereich der Besprechungszimmer, wo die Bürgerinnen und Bürger zum Kontakt mit den Mitarbeitern und –innen nach Vereinbarung kommen. Und schließlich der innere Bereich, wo die Beschäftigten unter sich sind.
Im neuen Gebäude soll es keine festen Arbeitsplätze geben, sondern „Open office“, schon wegen zunehmender Teilzeitarbeit und „Home office“. Im früheren Kreissparkassen-Gebäude Stadionstraße 5 hingegen und bei den anderen Außenstellen bleibe es bei den kleinen Büros – so könne man flexibel auf die Interessen der Angestellten reagieren, fand Kopp. Wobei die Flächen für die Arbeitsplätze „großzügig“ geplant seien.
Die Fertigstellung des neuen Landratsamts ist für Ende 2027, Anfang 2028 geplant.
