Freitag, 29. März 2024

Tohuwabohu beim Testturm

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Der Aufzugstestturm von Thyssen-Krupp tut etwas, was den Verantwortlichen vor Ort nicht recht ist: Er macht Schlagzeilen. Am heutigen Sonntag soll erneut der Besucheraufzug stehen geblieben sein. Und es gab einen Einsatz für den Rettungsdienst. Testturm-Chef Michael Klein möchte dazu am Liebsten keinen Kommentar abgeben.

Vergangene Woche streikte der Besucheraufzug im Thyssen-Krupp-Testturm erstmals. Die NRWZ berichtete zuerst. Damals wurden wir von einem Besucher unterrichtet. Heute wieder, erneut von einem Besucher. 

Schlange vor dem Eingang zum Turm. Foto: Peter Arnegger

Das berichtet der Beobachter:

Um 13.55 Uhr sei es auf der Besucherplattform durch die Reihen gegangen: Der Aufzug stehe. Zehn Minuten lang habe angespannte Unruhe geherrscht. Dann, um 14.05 Uhr, habe ein Mitarbeiter des Testturm-Teams die etwa 120 Besucher beruhigt und erklärt, dass das Aufzugssystem einen Neustart machen müsse.

Um 14.15 sei eine Rollstuhlfahrerin kollabiert. Dass der Rettungsdienst am Testturm im Einsatz gewesen sei, wird der NRWZ vor Ort von weiteren Zeugen bestätigt. Bald sei der Aufzug wieder gefahren.

Draußen haben unterdessen ‚zig Menschen in einer langen Schlange auf Einlass gewartet. Busse karrten ständig neue an, auf dem Berner Feld herrschte ein Ausnahmezustand, ein Tohuwabohu. Fußgänger nutzten dort die Straßen in voller Breite, liefen auch abseits der Wege Richtung Innenstadt.

Einsatzkräfte der Feuerwehr Villingendorf regelten eingangs des Industriegebiets Berner Feld den Verkehr. Wie die NRWZ erfuhr, machten sie das im Auftrag des Reiseunternehmens Hauser Touristik. Sie verdienen sich mit diesen Hilfseinsätzen die jährliche Ausflugsfahrt mit einem der modernen Hauser-Busse.

Die Polizei war derweil auch im Einsatz – nicht wegen des Falles der kollabierten Besucherin, sondern wegen einer Ordnungswidrigkeit. Ein Falschparker hatte einen Bus am Weiterkommen gehindert, eine Streife der Rottweiler Polizei kümmerte sich darum. Das berichtete am Sonntag nachmittag ein Sprecher des Polizeipräsidiums auf Nachfrage der NRWZ. 

Turmchef Michael Klein ist an diesem Mittag ein gefragter Mann. Er ist meist hinter den Kulissen unterwegs, im für Besucher nicht erreichbaren und für die Presse nur über Anbetteln der Security zugänglichen Teil des Turms. Dem eigentlichen Aufzugstest-Bereich. Klein sieht nach dem Rechten, schließt sich kurz mit den Villingendorfer Feuerwehrleuten, will in deren Verkehrsregelung eingreifen, beispielsweise. Was sich diese nicht gefallen lassen: Ihm geht es ja um den Verkehr am Testturm, den Feuerwehrmännern um den nahe dem Hauser-Firmenbau. Zwei Paar Stiefel, so die Feuerwehrleute, aber das ist eine andere Geschichte

Turmchef Klein nimmt sich ein wenig unwillig Zeit für die Presse. Will zunächst loswerden, dass die Diskussion der vergangenen Woche über den Aufzugsausfall im Aufzugstestturm nicht gut gewesen sei und – zu seinem Bedauern – teils emotional und persönlich geführt worden sei. Man möge sich doch an die Pressestelle wenden, wird der NRWZ-Reporter beschieden. Dass es jetzt Sonntag sei, gibt dieser zurück und Klein lässt sich zu einem kurzen Statement erweichen.

Es habe keinerlei Vorkommnisse gegeben, sagt der Turmchef. Die NRWZ hatte zuvor erfahren – von einem anderen Mitarbeiter des Turm-Teams – dass der Aufzug kurzzeitig ein Falschsignal angezeigt habe. Klein weist das strikt von sich. Das sei  nicht korrekt.

Auch, dass er sich um den Weiterbetrieb des Aufzugs persönlich gekümmert habe, weist Klein als unrichtig zurück. Er habe nur genau eine Aufzugsfahrt mitgemacht, bei der alles in Ordnung gewesen sei. „Es gab keinerlei Probleme“, so der Turmmanager. Nach Informationen der NRWZ hat er den Aufzug quasi von Hand von der Aussichtsplattform auf Ebene zwei gesteuert, von dort hätten etwa zehn Personen die Treppen nehmen müssen.

UPDATE, 13.03.2018: Diese Darstellung weist die Pressestelle von ThyssenKrupp Eelvator als „schlicht falsch“ zurück. Die Stellungnahme im Wortlaut: „Der Aufzug hat eine Justierfahrt durchgeführt, damit die Technik sich neu sortiert, alle Sensoren und Programme richtig konfiguriert sind – und vieles mehr. Das ist Standard für eine Anlage dieser Art, kein Problem. Diese Justierfahrt führt der Aufzug allein und automatisch durch; eine Aufzugsführerin hat die zehn Gäste von der zweiten Etage ins Erdgeschoss begleitet. Herr Klein befand sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Erdgeschoss; er ist schließlich mit dem Feuerwehraufzug zurück auf die Aussichtsplattform gefahren. Durch simples Betätigen des Tür-Zu-Knopfes hat eine Sicherheitskraft den Panoramaaufzug nach erfolgter Justierung wieder zurück in den Betriebsmodus versetzt. Die nächste Fahrt von Herrn Klein war eine Kontrollfahrt im Panoramaaufzug, bevor er eine Rollstuhlfahrerin von oben nach unten zum Ausgang begleitet hat. Es gibt für ihn keine technische Möglichkeit, den Panoramaaufzug händisch zu steuern, wie die NRWZ schreibt. Herr Klein hat die zehn Gäste auch nicht auf Ebene 2 begleitet.“

Kleine Anekdote am Rande: Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß soll gegen 14 Uhr auf der Besucherplattform gewesen sein, als der Aufzug ins Stocken geraten sei und Unruhe sich ausgebreitet habe. Wir haben ihn allerdings telefonisch nicht erreicht.

Nachtrag: Omnibus-Hauser hat an diesem Tag auch sein „Fest der Reisen“ gefeiert. Daher ein großer Teil des Auftriebs auf dem Berner Feld.

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Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.