Die Schramberger Bevölkerung wächst. Spätestens seit 2018 ist die Geburtenrate in Schramberg und den Teilorten kontinuierlich steigend. Besonders auffällig ist aber der Sprung in den Geburtenzahlen von 2020 auf 2021. Dies zeigte Kerstin Flaig, verantwortlich für die Kindergarten- und Schulplanung in Schramberg, in ihrer Präsentation vor dem Verwaltungsausschuss am Donnerstag auf. Auch als Antwort auf die größere Nachfrage nach Kindergartenplätzen, baut die Stadt derzeit im Rahmen des Großeprojekts Schulcampus den Kindergarten Don Bosco neu. Der wird allerdings viel teurer als geplant.
Stadt ist gut aufgestellt
„Es freut mich und die gesamte Verwaltung, den Anstieg von Kindern im Stadtgebiet in dieser Form und Höhe zu beobachten“, so Flaig. Pro Jahrgang rechne die Verwaltung nun mit bis zu fünf Kinder mehr als bisher. Als Vergleichswert: Während im Stadtgebiet im Jahr 2017 noch 1033 Kinder ab einem Jahr lebten, sind es dieses Jahr knapp 130 mehr (1160). „Das ist natürlich sehr erfreulich. Aber es bedeutet auch mehr Bedarf für Kinderbetreuungsplätze“, so Flaig. Bisher wurde hier mit einem Bedarf von 206 Plätzen pro Jahr gerechnet. Aufgrund der Entwicklungen hat die Verwaltung diesen Wert nun erstmals auf 213 erhöht. „Wir müssen damit rechnen, dass die zukünftigen Jahrgänge deutlich stärker werden“, meint Flaig.
Derzeit gibt es insgesamt 908 Kindergartenplätze im gesamten Stadtbereich. In den letzten Jahren hat die Stadt Kindgergartenplätze mit gemischten Gruppen ausgebaut. Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren wurden jedoch nicht erhöht. Für diese sei die Nachfrage aber auch sehr stadteilbezogen, so Flaig. Trotzdem: Gerade in der Talstadt sei es in Anbetracht der steigenden Kinderzahlen besonders schwierig, die Versorgungsquote aufrechtzuerhalten.
Tagesmütter ergänzen das Betreuungsangebot
Doch sei die Stadt gut aufgestellt, um auf den Trend zu antworten, so die Verwaltung. Neben dem Neubau des Don Bosco Kindergartens in Schramberg, kommt vermtulich in Sulgen bald ein Waldkindergarten mit 20 Plätzen hinzu (wir berichteten). Außerdem dürfe man auch nicht vergessen, wie gut die vielen Tagesmütter im Stadtgebiet das Kinderbetreuungsangebot ergänzten, merkten Thomas Brantner und Dr. Jürgen Winter (beide CDU) und Tanja Witkowski (SPD/Buntspecht) im Anschluss an Flaigs Vortrag an. „Es wäre schön, wenn in den Statistiken der Stadt die wertvolle Arbeit der Tagesmütter mit eingebunden würden, um so auch unsere Anerkennung für sie öffentlich auszudrücken“, schlägt Dr. Winter vor. Die Stadtverwaltung stimmt dem zu. „Die Tagesmütter leisten tagtäglich Hervorragendes und runden unser Angebot ab“, betont Flaig nochmals.
Trotzdem, es braucht mehr Plätze für die Kinderbetreuung im Stadtgebiet, insbesondere in Sulgen und der Talstadt. Hier muss nachgesteuert werden.
Kostenexplosion bei Don Bosco-Neubau
Eine Stellschraube dafür ist der Neubau des Kindergartens Don Bosco in Schramberg. Aber: Er kann nicht so gebaut werden, wie ursprünglich geplant. Grund dafür sind enorme Kostensteigerungen durch Änderungen im Projektablauf und erhöhte Preise in der Baubranche. Bei dem als besonders energieeffizient gepriesenen Holzgebäude muss nun in der Ausstattung gespart werden. Denn die Kostenberechnung liegt jetzt schon bei 5,92 Millionen Euro. Angesetzt waren ursprünglich 4,8 Millionen Euro.
Bernd Richter (ÖDP) traute sich, die Planer, die dem Verwaltungsausschuss am Donnerstag Rede und Antwort standen, vorsichtig anzufragen, ob denn weitere Steigerungen zu erwarten seien. Doch diesbezüglich konnten weder Christof Birkel von der städtischen Abteilung für Gebäudemanagement und Hochbau, noch Benjamin Feller und Stefan Kamm vom beauftragen Architekturbüro Kamm aus Stuttgart Prognosen abgeben.
Dies läge vor allem an den unvorhersehbaren Entwicklungen in der Baubranche. Bereits jetzt schlägt die Kostensteigerung bei Baumaterialien mit 450.000 Euro Mehrkosten zu Buche. Eine weitere Kostensteigerung um mehr als 153.000 Euro ist ebenso Corona-bedingt. Aufgrund der Pandemiesituation müsse nun eine dezentrale Lüftungsanlage eingebaut werden, so der Bericht des Architekturbüros.
Die Kostensteigerung von fast 167.000 Euro aufgrund schlechten Baugrunds sorgte im Ausschuss jedoch für Verwirrung. Dieser Posten wurde unter anderem damit begründet, dass das ursprünglich geplante Gelände wegen des Erhalts der Peter-Meyer-Schule um etwa fünf Meter verschoben wurde. „Und nur diese paar Meter weiter haben wir so viel schlechteren Baugrund?“, fragt Brantner. In seiner Antwort gibt Birkel zu: „Nein, der Baugrund vor Ort ist generell viel schlechter als gedacht.“ Die Verschiebung speziell jedoch führe zu weitern Mehrkosten von fast 100.000 Euro für Aufschüttungen.
Gipswände statt Holzverkleidung
Es muss also dringend irgendwo eingespart werden. Dazu legten die Planer verschiedene Vorschläge vor. Eine Reduzierung der Außenfläche des Kindergartens, was etwa 40.000 Euro eingespart hätte, lehnte die Verwaltung jedoch sofort ab. Stattdessen gibt es nun keine Falttrennwand und keine Holzverkleidung der Innenwände der Kinderstätte mehr. Dafür soll es Gipskarton richten. Der muss allerdings in regelmäßigen Abständen gestrichen werden, weshalb Jürgen Reuter (Aktive Bürger) um eine Folgekostenaufstellung bat.
Außerdem könnte an die Stelle von geplanten Dielen letztlich Linoleumboden treten. Und, es soll weniger Glasfläche in den Außenwänden geben. Das alles könnte bis zu 420.000 Euro Einsparungen bringen.
Doch leidet dann auch die Qualität des neuen Kindergartens? Witkowski (SPD/Buntspecht) mahnt an, dass gerade die Ausstattung in einer Kindertagesstätte sehr beansprucht werde. „Da müssen die verbauten Sachen schon was aushalten“, so die Gemeinderätin. Birkel versichert jedoch: „Wir reden hier von einfach, aber gut.“