Nach einem Vierteljahrhundert: Querungshilfe an der H.A.U. fertig
Die Bushaltestellen sind jetzt barrierefrei / Stauerklärung

„Ein guter Tag“ sei dies für alle Fußgänger, die in Höhe der H.A.U. in Schramberg die Bundesstraße überqueren müssen. Das versicherte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr bei der Vorstellung der neuen Querungshilfe in der B 462. „Wir sind froh, dass dieser langgehegte Wunsch, endlich sicherer über die Bundesstraße zu gelangen, in Erfüllung gegangen ist.“
Schramberg. Im Beisein von Vertretern der Abteilung Tiefbau und Rolf Knibbecke vom Planungsbüro Breinlinger erinnerte Eisenlohr an die Petition von Anwohnern 2023, die eine solche Querungshilfe gefordert hätten. Sie habe sich sagen lassen, dass es die Forderung „schon wesentlich länger“ gegeben habe. Um das Jahr 2000 hatte sich die damalige Buntspecht-Stadträtin Elke Brezger schon für eine solche Querungshilfe stark gemacht.
Das Problem: Um die Verkehrsinsel anlegen zu können, musste der Straßenverlauf ausgeweitet und die beiden Bushaltestellen umgebaut werden. Beides ist nun geschehen. „Zudem sind neue Pflanzbeete entstanden, die unsere Stadtgärtnerei heute frisch bepflanzt hat“, so Eisenlohr.

Insgesamt eine halbe Million Euro investiert
Die Gesamtkosten für den Straßenumbau, die Verkehrsinsel, die barrierefreien Bushaltestellen und den neuen Fahrbahnbelag belaufen sich auf etwa 400.000 Euro. Hinzu kämen noch die Nebenkosten, sodass insgesamt etwa eine halbe Million Euro in den Umbau geflossen sind.
Davon übernimmt der Bund als Straßenbaulastträger für die eigentlichen Straßenarbeiten und die Mittelinsel 156.000 Euro. Vom Land gibt es für die Barrierefreiheit der Bushaltestellen ebenfalls einen Zuschuss von einigen zehntausend Euro. „Aber die Stadt zahlt den Großteil des Projekts“, so Eisenlohr.
Lange Vorarbeiten
Sie erinnerte auch an die lange Vorgeschichte und die vielen Zwischenschritte, etwa die Bedarfsampel in den Jahren 2019 und 2020, die aber nicht wirklich angenommen worden sei. Zudem habe die Ampel auch zu längeren Staus geführt. Deshalb habe der Gemeinderat entschieden, die Bedarfsampel wieder abzubauen.
Im Rahmen des „100-Zebrastreifen“-Programms des Landes habe das beauftragte Planungsbüro auch einen Zebrastreifen bei der H.A.U. geprüft. Das sei „aus rechtlichen Gründen“ gescheitert, so Eisenlohr. Es sei zu viel Verkehr auf der Bundesstraße.
Dann kam die Petition von 2023. Bei einer großen Verkehrsschau, an der unter anderem der Fußgängerbeauftragte des Regierungspräsidiums teilgenommen hatte, sei die Verkehrsinsel als sicherste Lösung empfohlen worden. Letztlich habe der Ausschuss für Umwelt und Technik im Januar 2024 die jetzt umgesetzte Planung beschlossen, so Eisenlohr. Im vergangenen Oktober hatte der Bau begonnen, nun sei man fertig, freute sich Eisenlohr. „Die ersten Rückmeldungen zeigen, es funktioniert.“

Barrierefreiheit
Auch die beiden Bushaltestellen habe man umgebaut und barrierefrei gestaltet. Dank abgerundeter Randsteine, der „Kasseler Sonderborde“, könnten die Busfahrer ganz nah an den Randstein fahren. Leitsteine und Tastfelder ermöglichten blinden Menschen die Orientierung.

Dank an die Anwohner
Eisenlohr dankte der Baufirma aus Furtwangen, dem Planungsbüro, der Abteilung Tiefbau mit Frank Janssen und Konrad Ginter für die Projektsteuerung und die „immer wieder neue Ideenentwicklung“, wenn im Ausschuss neue Bedenken aufgekommen waren. Besonderer Dank ging aber an die Anwohner, die damals nicht lockergelassen hätten. Die Wünsche habe der Ausschuss gehört, die Verwaltung habe gehandelt und nun ihre Aufgabe erfüllt, so Eisenlohr.
Bauen unter Verkehr führt zu Staus
Planer Knibbecke erinnerte an die Schwierigkeit, die Bauarbeiten „unter Verkehr“ abzuwickeln. Das sei für die Bauarbeiter keine leichte Sache gewesen, „aber wir haben es geschafft“. Die Bauarbeiter hätten auch dafür gesorgt, das Rettungsfahrzeuge jederzeit durchgekommen seien.
Nach den teilweise langen Staus Richtung Sulgen gefragt, erläuterte Ginter: „Wir haben bergwärts ganz bewusst eine längere Grünphase gewährt, damit sich der Verkehr nicht über den Paradiesplatz staut.“ Wegen des innerstädtischen Ringverkehrs über Tunnel, Berneckstraße, Weihergasse zur Oberndorfer Straße würde ein Stau am Paradiesplatz zum Verkehrskollaps in der Innenstadt führen. „Und der löst sich erst nach einer Stunde wieder auf.“
Es klinge vielleicht zynisch, so Ginter, „aber von oben her haben wir einen großen Stauraum“. Da könnten die Autos theoretisch „bis nach Rottweil stehen“, witzelte er. Nach seiner Erfahrung seien die Wartezeiten bei maximal 20 Minuten gelegen. Aber im ländlichen Raum gingen die Leute davon aus: es rollt. 20 Minuten Stau bei Böblingen auf der A 81 dagegen seien normal.
Stadtrat Mirko Witkowski, der oberhalb der Baustelle wohnt, scherzte, dank der Staus kenne er nun die unterschiedlichen Musikgeschmäcker der Autofahrerinnen und Autofahrer. Und Ginter ergänzte, es sei inzwischen bei vielen Autofahrern nicht mehr bekannt, dass man im Stau den Motor abschalten muss.