Landkreis Rottweil will bis zu 200 Geflüchtete in einer alten Fabrik in Schramberg unterbringen

Pfaff und Schlauder: Ausräumarbeiten haben begonnen

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Die Pläne, im ehemaligen Fabrikgebäude von Pfaff und Schlauder 150 bis 200 Geflüchtete unterzubringen, sorgen für erhebliche Unruhe in der Schramberger Talstadt. Wie aus dem Integrationsbericht der Stadt hervorgeht, hatten schon im Jahr 2022 ein Drittel der Bewohner der Talstadt keinen deutschen Pass. Derweil hat der neue Eigentümer des Gebäudes jetzt begonnen, die alte Fabrik ausräumen zu lassen.

Schramberg. Zwei Männer in grauen Arbeitsklamotten schaffen dunkle Holzbretter aus der großen Fabrikhalle und werfen sie über eine Brüstung. Sie winken freundlich und posieren für den Fotografen, verstehen aber nicht, was ich ihnen zurufe. So ist nicht zu erfahren, was sie gerade machen, wie es im Gebäude aussieht – und riecht.

Zwei Arbeiter räumen die Fabrikhalle leer. Foto: him

Ein halbes Jahr nicht informiert

Wie berichtet, hat eine Singener Wirtschaftskanzlei das Gebäude gekauft. Im Januar hatte das Landratsamt Rottweil Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr über die Pläne zur Flüchtlingsunterbringung in den Gebäuden an der Berneckstraße informiert. Mitte Mai dann in einer weiteren Mail, dass das Landratsamt mit dem Eigentümer einen entsprechenden Mietvertrag abgeschlossen hat.

Erst Ende Juni gab Eisenlohr diese Information an den Ältestenrat des Gemeinderats weiter und berichtete kurz darauf beim Sommerempfang davon.

Im August hat die Singener Kanzlei HSG dann einen Bauantrag bei der Baurechtsbehörde eingereicht. Über deren Inhalt darf Eisenlohr nichts sagen. Auch das Landratsamt verweist auf den Eigentümer. Horst Schikorr, geschäftsführender Gesellschafter von HSG, seinerseits hat eine Anfrage der NRWZ dahingehend beantwortet, man informiere grundsätzlich nicht über laufende Verfahren.

Pläne bleiben im Dunkeln

So bleibt bis heute unbekannt, in welcher Weise Schikorr plant, die 150 bis 200 Geflüchteten in einem denkmalgeschützten alten Fabrikgebäude unterzubringen. Ein großes Fragezeichen machen etliche Leute in der Talstadt beim Thema, wie die Integration weiterer geflüchteter Menschen in der Talstadt gelingen soll.

Schon im Integrationsbericht der Stadt hat Abteilungsleiter Marcel Dreyer ausgeführt: „Als große Herausforderung nimmt die Sozialberatung die fehlenden Kindergartenplätze, sowie überfüllte Willkommensklassen, lange Wartelisten der Integrationskurse und Ärzteengpässe wahr. Deshalb sind wir besonders über Anmietungen außerhalb der Talstadt dankbar, da sich in den umliegenden Kommunen die Kinderbetreuung noch etwas entspannter darstellt.“

Die Zahlen zeigen die ungleiche Situation. Grafik Stadt

Wer wird kommen?

Hinzu kommt die Sorge, dass es wie einst in der Majolika in den 90er Jahren zu Konflikten der Geflüchteten untereinander kommen könnte, wenn bis zu 200 Menschen dicht beieinander wohnen und leben sollen.

Auch dem Landratsamt ist diese Problematik durchaus bewusst. Auf Nachfrage der NRWZ schreibt die Sprecherin Andrea Schmider: „Bei der Unterbringung bemühen wir uns, Personen aus dem jeweils gleichen Land oder Kulturkreis in einer Unterkunft zusammenzufassen, soweit dies möglich ist.“

Unterdessen schaffen die beiden in ihren grauen Arbeitsklamotten weiter Gerümpel aus dem Gebäude und werfen es in drei bereitstehende Abfallcontainer.

Entrümpelung bei Pfaff und Schlauder. Foto: him

Das interessiert diese Woche



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Die Pläne, im ehemaligen Fabrikgebäude von Pfaff und Schlauder 150 bis 200 Geflüchtete unterzubringen, sorgen für erhebliche Unruhe in der Schramberger Talstadt. Wie aus dem Integrationsbericht der Stadt hervorgeht, hatten schon im Jahr 2022 ein Drittel der Bewohner der Talstadt keinen deutschen Pass. Derweil hat der neue Eigentümer des Gebäudes jetzt begonnen, die alte Fabrik ausräumen zu lassen.

Schramberg. Zwei Männer in grauen Arbeitsklamotten schaffen dunkle Holzbretter aus der großen Fabrikhalle und werfen sie über eine Brüstung. Sie winken freundlich und posieren für den Fotografen, verstehen aber nicht, was ich ihnen zurufe. So ist nicht zu erfahren, was sie gerade machen, wie es im Gebäude aussieht – und riecht.

Zwei Arbeiter räumen die Fabrikhalle leer. Foto: him

Ein halbes Jahr nicht informiert

Wie berichtet, hat eine Singener Wirtschaftskanzlei das Gebäude gekauft. Im Januar hatte das Landratsamt Rottweil Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr über die Pläne zur Flüchtlingsunterbringung in den Gebäuden an der Berneckstraße informiert. Mitte Mai dann in einer weiteren Mail, dass das Landratsamt mit dem Eigentümer einen entsprechenden Mietvertrag abgeschlossen hat.

Erst Ende Juni gab Eisenlohr diese Information an den Ältestenrat des Gemeinderats weiter und berichtete kurz darauf beim Sommerempfang davon.

Im August hat die Singener Kanzlei HSG dann einen Bauantrag bei der Baurechtsbehörde eingereicht. Über deren Inhalt darf Eisenlohr nichts sagen. Auch das Landratsamt verweist auf den Eigentümer. Horst Schikorr, geschäftsführender Gesellschafter von HSG, seinerseits hat eine Anfrage der NRWZ dahingehend beantwortet, man informiere grundsätzlich nicht über laufende Verfahren.

Pläne bleiben im Dunkeln

So bleibt bis heute unbekannt, in welcher Weise Schikorr plant, die 150 bis 200 Geflüchteten in einem denkmalgeschützten alten Fabrikgebäude unterzubringen. Ein großes Fragezeichen machen etliche Leute in der Talstadt beim Thema, wie die Integration weiterer geflüchteter Menschen in der Talstadt gelingen soll.

Schon im Integrationsbericht der Stadt hat Abteilungsleiter Marcel Dreyer ausgeführt: „Als große Herausforderung nimmt die Sozialberatung die fehlenden Kindergartenplätze, sowie überfüllte Willkommensklassen, lange Wartelisten der Integrationskurse und Ärzteengpässe wahr. Deshalb sind wir besonders über Anmietungen außerhalb der Talstadt dankbar, da sich in den umliegenden Kommunen die Kinderbetreuung noch etwas entspannter darstellt.“

Die Zahlen zeigen die ungleiche Situation. Grafik Stadt

Wer wird kommen?

Hinzu kommt die Sorge, dass es wie einst in der Majolika in den 90er Jahren zu Konflikten der Geflüchteten untereinander kommen könnte, wenn bis zu 200 Menschen dicht beieinander wohnen und leben sollen.

Auch dem Landratsamt ist diese Problematik durchaus bewusst. Auf Nachfrage der NRWZ schreibt die Sprecherin Andrea Schmider: „Bei der Unterbringung bemühen wir uns, Personen aus dem jeweils gleichen Land oder Kulturkreis in einer Unterkunft zusammenzufassen, soweit dies möglich ist.“

Unterdessen schaffen die beiden in ihren grauen Arbeitsklamotten weiter Gerümpel aus dem Gebäude und werfen es in drei bereitstehende Abfallcontainer.

Entrümpelung bei Pfaff und Schlauder. Foto: him

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.