Ehemaliges Handwerk vorgestellt

Sandwäschereien im Kirnbachtal

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Am Wahlsonntag bot der Museums- und Geschichtsverein Schramberg um 15 Uhr eine Führung mit David Kuhner zu zwei Sandwäschereien im Kirnbachtal an. Trotz der unsicheren Wetterlage war die Führung sehr gut besucht und stieß auf reges Interesse.

Schramberg. Treffpunkt war der Wanderparkplatz im Schlangenbühl, von wo aus es zum Wohnhaus der Familie Seckinger ging, dass „vor 1747 errichtet worden ist“, wie Kuhner informierte, und seit fünf Generationen in Familienbesitz ist. Das Sandwaschen, war ein typischer Nebenerwerb von Landwirten, die steile Gefälle, Buntsandstein und Quellen oder Bäche auf ihren Grundstücken besaßen.

Wichtiger Wirtschaftszweig

Durch das Industriewachstum ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert war das begehrte Baumaterial dringend nötig, um neue Fabrik- und Wohngebäude errichten zu können. Insgesamt gab es in Schramberg und Umgebung 18 Sandwäschereien, von denen acht in der Talstadt, zwei auf dem Hardt, fünf in Tennenbronn und vier in Lauterbach und Sulzbach lagen. Zählt man die beiden Betriebe auf dem Hardt hinzu, dann gab es im Kirnbachtal mit insgesamt sechs Betrieben die meisten, weshalb die Führung auch dort stattfand.

Neben dem Wohnhaus und dem Schuppen befand sich einst der Sandplatz, an dem seit 1963 ein Schaufellader Anhänger belud. In den Jahren zuvor mussten die Sandwäscher alles von Hand erledigen, was in kleineren Betrieben gang und gäbe war.

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Der betonierte Stauweiher der Sandwäscherei Rapp/Kuhner, der schon auf den Plänen zur Anlage aus dem Jahr 1903 unverändert eingezeichnet war. Foto: David Kuhner

Steile Wege

Auf dem Weg zur Sandsteinbruchkante und den beiden Stauweihern informierte Kuhner zudem über die weiteren Betriebe im Kirnbachtal, zu denen „der Betrieb des Thaddesenbauers Wendelin Ganter, der Betrieb des Ehepaars Lukas und Walburga Rapp und später deren Schwiegersohn Augustin Kuhner sowie die erst um 1920 entstandenen Betriebe von Gipsermeister Pius Ginter kurz vor der Hardter Gemarkung bevor es in den Wald geht, der Hardter Betrieb des Kasperlesbauern Felix Ganter, ein Vetter von Thaddesenbauer Wendelin Ganter, und der Betrieb von Samuel Jauch und später dessen Söhnen in der Steinreute“ zählten.

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Versteckt im Wald einer der Stauweiher. Foto: him

Nach einem steilen Anstieg erreichte die Gruppe die beiden Stauweiher und befand sich auf Höhe der Sandsteinbruchkante. Mit dem gesammelten Quell- und Regenwasser konnte der im Steinbruch abgebaute und später sogar freigesprengte Sandstein ins Tal gespült werden und dabei gleichzeitig fein gewaschen werden.

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Der Steinbruch Seckinger im Jahr 2012. Heute noch dichter zugewachsen. Bildnachweis: Ehepaar Klaus und Christel Frietsch

Kompliziertes System aus Rinnen und Rohren

Über Ablässe an den Weihern und angelegte Rinnen sowie Rohrsysteme, war es leicht den Sand ins Tal zu spülen und auf seinem Weg dorthin über Siebsysteme von Unreinheiten wie Steinen, Stöcken und Laub zu trennen. Das verwendete Waschwasser musste nach der Benutzung für einige Stunden in sogenannten Schlammweihern ruhen, damit sich der Dreck absetzen konnte und die Sandwäscher nur das gesäuberte Wasser in die örtlichen Bäche leiteten.

Andernfalls war mit Klagen seitens der Bewohner, aber vor allem der Industriebetriebe zu rechnen, die auf die Wasserkraft angewiesen waren und eine Verschmutzung des Wassers nicht dulden konnten.

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Wassergraben im Wald- Foto: him

Die Sandwäscherei Seckinger entstand um 1890 durch Andreas Seckinger, der 1917 bei einem Arbeitsunfall im Steinbruch ums Leben kam und den Betrieb an seinen gleichnamigen Sohn übergab. Nach seinem frühen Tod im Jahr 1945 kümmerte sich seine Witwe Ottilia geborene Brucker um die Sandwäscherei, die sie an ihre Söhne Johannes, Anton und Josef übergab. Heute befindet sich das Areal der ehemaligen Sandwäscherei unter Denkmalschutz.

Ende in den 1960er Jahren

Zum Abschluss stand noch der Besuch der nahegelegenen Sandwäscherei Rapp/Kuhner auf dem Programm, die ihr Abwasser über die sogenannte Felsenquelle in den Kirnbach einleitete. Zuvor musste das Wasser auch hier einige Stunden im Schlammweiher verbringen, das Augustin Kuhner vom Sandplatz bis zur Felsenquelle über Rohrsysteme leitete. Im Vergleich zum Betrieb der Familie Seckinger, der 1990 eingestellt worden ist, hielt sich der benachbarte Betrieb nur bis in die 1960er Jahre hinein, da man keine großen Maschinen verwendete und deshalb nicht konkurrenzfähig war.

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Absetzbecken. Foto: him

Das Ehepaar Rapp richtete um 1891 den Betrieb ein und „gewann jährlich etwa 210 Kubikmeter Sand aus zwei auf ihren Grundstücken befindlichen Sandgruben“, wie Kuhner berichtete. Über einen betonierten Stauweiher, in dem sie sowohl Regen-, als auch umgeleitetes Quellwasser sammelten, konnte der Sand vergleichbar zur Sandwäscherei Seckinger über Rinnen und Siebsysteme zum Sandplatz gespült werden.

Nach der Führung gab es auf Einladung des Museums- und Geschichtsvereins noch die Möglichkeit bei Thomas Kuhner, einem Enkel von Augustin Kuhner und heutigem Besitzer des Grundstücks, auf ein Getränk zu verweilen und ins Gespräch zu kommen.

In der kommenden Ausgabe der „D’Kräz“ wird es noch eine Ergänzung der Forschungsergebnisse geben, da dem Heimatforscher weitere Quellen in die Hände gekommen sind.

Das interessiert diese Woche



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Am Wahlsonntag bot der Museums- und Geschichtsverein Schramberg um 15 Uhr eine Führung mit David Kuhner zu zwei Sandwäschereien im Kirnbachtal an. Trotz der unsicheren Wetterlage war die Führung sehr gut besucht und stieß auf reges Interesse.

Schramberg. Treffpunkt war der Wanderparkplatz im Schlangenbühl, von wo aus es zum Wohnhaus der Familie Seckinger ging, dass „vor 1747 errichtet worden ist“, wie Kuhner informierte, und seit fünf Generationen in Familienbesitz ist. Das Sandwaschen, war ein typischer Nebenerwerb von Landwirten, die steile Gefälle, Buntsandstein und Quellen oder Bäche auf ihren Grundstücken besaßen.

Wichtiger Wirtschaftszweig

Durch das Industriewachstum ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert war das begehrte Baumaterial dringend nötig, um neue Fabrik- und Wohngebäude errichten zu können. Insgesamt gab es in Schramberg und Umgebung 18 Sandwäschereien, von denen acht in der Talstadt, zwei auf dem Hardt, fünf in Tennenbronn und vier in Lauterbach und Sulzbach lagen. Zählt man die beiden Betriebe auf dem Hardt hinzu, dann gab es im Kirnbachtal mit insgesamt sechs Betrieben die meisten, weshalb die Führung auch dort stattfand.

Neben dem Wohnhaus und dem Schuppen befand sich einst der Sandplatz, an dem seit 1963 ein Schaufellader Anhänger belud. In den Jahren zuvor mussten die Sandwäscher alles von Hand erledigen, was in kleineren Betrieben gang und gäbe war.

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Der betonierte Stauweiher der Sandwäscherei Rapp/Kuhner, der schon auf den Plänen zur Anlage aus dem Jahr 1903 unverändert eingezeichnet war. Foto: David Kuhner

Steile Wege

Auf dem Weg zur Sandsteinbruchkante und den beiden Stauweihern informierte Kuhner zudem über die weiteren Betriebe im Kirnbachtal, zu denen „der Betrieb des Thaddesenbauers Wendelin Ganter, der Betrieb des Ehepaars Lukas und Walburga Rapp und später deren Schwiegersohn Augustin Kuhner sowie die erst um 1920 entstandenen Betriebe von Gipsermeister Pius Ginter kurz vor der Hardter Gemarkung bevor es in den Wald geht, der Hardter Betrieb des Kasperlesbauern Felix Ganter, ein Vetter von Thaddesenbauer Wendelin Ganter, und der Betrieb von Samuel Jauch und später dessen Söhnen in der Steinreute“ zählten.

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Versteckt im Wald einer der Stauweiher. Foto: him

Nach einem steilen Anstieg erreichte die Gruppe die beiden Stauweiher und befand sich auf Höhe der Sandsteinbruchkante. Mit dem gesammelten Quell- und Regenwasser konnte der im Steinbruch abgebaute und später sogar freigesprengte Sandstein ins Tal gespült werden und dabei gleichzeitig fein gewaschen werden.

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Der Steinbruch Seckinger im Jahr 2012. Heute noch dichter zugewachsen. Bildnachweis: Ehepaar Klaus und Christel Frietsch

Kompliziertes System aus Rinnen und Rohren

Über Ablässe an den Weihern und angelegte Rinnen sowie Rohrsysteme, war es leicht den Sand ins Tal zu spülen und auf seinem Weg dorthin über Siebsysteme von Unreinheiten wie Steinen, Stöcken und Laub zu trennen. Das verwendete Waschwasser musste nach der Benutzung für einige Stunden in sogenannten Schlammweihern ruhen, damit sich der Dreck absetzen konnte und die Sandwäscher nur das gesäuberte Wasser in die örtlichen Bäche leiteten.

Andernfalls war mit Klagen seitens der Bewohner, aber vor allem der Industriebetriebe zu rechnen, die auf die Wasserkraft angewiesen waren und eine Verschmutzung des Wassers nicht dulden konnten.

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Wassergraben im Wald- Foto: him

Die Sandwäscherei Seckinger entstand um 1890 durch Andreas Seckinger, der 1917 bei einem Arbeitsunfall im Steinbruch ums Leben kam und den Betrieb an seinen gleichnamigen Sohn übergab. Nach seinem frühen Tod im Jahr 1945 kümmerte sich seine Witwe Ottilia geborene Brucker um die Sandwäscherei, die sie an ihre Söhne Johannes, Anton und Josef übergab. Heute befindet sich das Areal der ehemaligen Sandwäscherei unter Denkmalschutz.

Ende in den 1960er Jahren

Zum Abschluss stand noch der Besuch der nahegelegenen Sandwäscherei Rapp/Kuhner auf dem Programm, die ihr Abwasser über die sogenannte Felsenquelle in den Kirnbach einleitete. Zuvor musste das Wasser auch hier einige Stunden im Schlammweiher verbringen, das Augustin Kuhner vom Sandplatz bis zur Felsenquelle über Rohrsysteme leitete. Im Vergleich zum Betrieb der Familie Seckinger, der 1990 eingestellt worden ist, hielt sich der benachbarte Betrieb nur bis in die 1960er Jahre hinein, da man keine großen Maschinen verwendete und deshalb nicht konkurrenzfähig war.

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Absetzbecken. Foto: him

Das Ehepaar Rapp richtete um 1891 den Betrieb ein und „gewann jährlich etwa 210 Kubikmeter Sand aus zwei auf ihren Grundstücken befindlichen Sandgruben“, wie Kuhner berichtete. Über einen betonierten Stauweiher, in dem sie sowohl Regen-, als auch umgeleitetes Quellwasser sammelten, konnte der Sand vergleichbar zur Sandwäscherei Seckinger über Rinnen und Siebsysteme zum Sandplatz gespült werden.

Nach der Führung gab es auf Einladung des Museums- und Geschichtsvereins noch die Möglichkeit bei Thomas Kuhner, einem Enkel von Augustin Kuhner und heutigem Besitzer des Grundstücks, auf ein Getränk zu verweilen und ins Gespräch zu kommen.

In der kommenden Ausgabe der „D’Kräz“ wird es noch eine Ergänzung der Forschungsergebnisse geben, da dem Heimatforscher weitere Quellen in die Hände gekommen sind.

Das interessiert diese Woche

David Kuhner (dk)
David Kuhner (dk)
David Kuhner (*2002) geboren in Rottweil und aufgewachsen in Schramberg. Nach dem Abitur am Gymnasium Schramberg im Jahr 2020 absolvierte er ein FSJK im Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg. Sein großes Interesse gilt der Lokalgeschichte seines Heimatortes Schramberg. Seit dem Wintersemester 2021/22 studiert er an der Eberhard Karls Universität Tübingen Geschichtswissenschaft im Hauptfach und katholische Theologie im Nebenfach.