Donnerstag, 28. März 2024

Waldmössingen: Stadtspaziergang zu den Problemzonen

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.
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Zum siebten und vorletzten Stadtspaziergang fanden sich in Waldmössingen etwa 80 Interessierte ein. Bald wurde klar, welches Problem den Waldmössingern besonders unter den Nägeln brennt: Das Parkproblem im Weiherwasen, also rund um den Bereich Erlebnisbauernhof Sportplatz und Abenteuerspielplatz.

Ortsvorsteherin Claudia Schmid sicherte am Ende denn auch zu, dass sich der Ortschaftsrat in seiner nächsten Sitzung um eine kurzfristige Lösung bemühen werde. Sie ließ allerdings offen, wie diese aussehen könnte.

Nur Ideen, keine Pläne

Zuvor hatte Fachbereichsleiter Rudolf Mager die langfristigen Perspektiven für den Weiherwasen, aber auch für den Ort insgesamt aufgezeigt. Es sei „keine Planung, keine Festlegung“, betonte Mager eins ums andere Mal, „eher eine Ideensammlung, ein Brainstorming.“ Die Verwaltung habe Ideen aus der Bürgerversammlung aufgegriffen, habe im Zusammenhang mit der Landesgartenschau  nachgedacht, wie „alle Stadtteile aufblühen können“.

Mager sprach die Umfahrungsproblematik an. Dafür sei eine Verkehrsuntersuchung in Arbeit. Der klassische Zebrastreifen komme wieder mehr in Mode, freute er sich, die „fußgängerfreundliche Stadt“ rücke in den Vordergrund. Er fragte, ob denn der Bauhof richtig platziert sei. Vier Gebäude mitten im Ort. Dazu das Gartenfestgelände und der Schlachthof. Wäre der Bauhof nicht besser im Industriegebiet Webertal 3? Dann könnte man die Fläche für Wohnbebauung nutzen.

Könnte man den Schlachthof nicht in den Erlebnisbauernhof integrieren? „Wir zeigen, wie die Tiere aufwachsen, das Ende aber nicht“, meinte Mager etwas provokant. Auch die Feuerwehr wäre in der heutigen Zeit besser im Industriegebiet untergebracht. Das sei nicht aktuell, sollte aber in einem Feuerwehrgesamtkonzept mit bedacht werden. Was passiert mit der Kirchberghalle, was mit der Kastellhalle? Beide würden intensiv genutzt, „eine Lösung schieben wir vor uns her“

Der Radweg nach Heiligenbronn auf Schotter, für Radwanderer ok, nicht aber für Radpendler. Die Geschwindigkeiten in Zeiten von Pedelecs und E-Bikes stiegen, da müsse ein Radweg breit genug und asphaltiert sein.

Weiherwasen: Funktionen entflechten

Zum Hauptthema Weiherwasen überlegte Mager, wie die verschiedenen Bereiche Sport, Abenteuerspielplatz und Erlebnisbauernhof neu angeordnet und damit konfliktfreier existieren könnten. Ein Gedanke: Die Zufahrt wird komplett gesperrt, Zusätzliche Parkplätze kommen zur Kastellhalle, ein Sportplatz wird  auf den Abenteuerspielplatz verlegt, dieser rückt Richtung Römerkastell.

Die Kläranlage könnte eines Tages  durch eine andere Lösung ersetzt werden. Am Heimbach schafft man zusätzliche Flächen für Hochwasserschutzmaßnahmen. Neue Fuß- und Radwege erschließen das Gelände. Bei der Kastellhalle könnten auch ein Wohnmobilstellplatz und ein Festplatz entstehen. Dann könnte man die Infrastruktur mit Toiletten, Küche und Anschlüssen der Halle nutzen.

Kritik von vielen Seiten

Beim anschließenden Spaziergang tauchen gleich beim Sportgelände die ersten kritischen Fragen auf: „Wie viele neue Parkplätze wollen Sie bauen?“ – „80 Prozent mehr als heute.“ – „Das reicht nie!“ – „Haben Sie die Autos gezählt?“ – „Wir sammeln Ideen, haben keine konkreten Pläne.“ – „Wenn man beim Sportheim nicht mehr parken kann, dann können Sie Familienfeiern vergessen.“ – „Die Gäste können doch die 200 Meter von der Kastellhalle laufen.“ – „Hier läuft keiner 200 Meter.“ – „In meinem Dorf laufen alle 200 Meter zur Festhalle und zur Wirtschaft.“ Mager hat keinen leichten Stand. 

Der Ist-Zustand passt den Bürgern nicht. Ändern darf man aber auch nichts. Mager betont, es gehe darum, einen Rahmenplan zu entwickeln, in dem dann die einzelnen Projekte umgesetzt werden. Wegen der Landesgartenschaubewerbung habe sein Team diese Gesamtbetrachtung vorgenommen. Es gehe darum, die Dinge so zu lösen, dass man sich für die Zukunft nichts  verbaut. „Was würde man machen, wenn man im Kontext handeln könnte.“

Viel Aufklärungsarbeit

Mit der Landesgartenschau käme alles schneller, ohne müsse man im Rahmen des Haushalts schauen, was wann umgesetzt werden kann. Der Spaziergang sei ein „erster Aufschlag, deshalb sind Ihre Anregungen so wichtig“, beschwichtigt Mager. Er muss noch einiges klar stellen: selbstverständlich müsste nicht der Sportverein den neuen Sportplatz bezahlen. Nein, der Bauhof kommt nicht nach Schramberg, sondern, wenn überhaupt, ins Webertal.

Zurück in der Kastellhalle ging es um den Zustand des Löschteichs, um fehlende Querungshilfen, gefährliche Radwegübergänge und einen möglichen Marktplatz an Stelle des Bauhofs. Das von der katholischen Kirche vorgeschlagene Familienzentrum sei „in den Überlegungen drin“, wenn eine zusätzliche Kita-Gruppe gebraucht werde, so Ortsvorsteherin Schmid.

Die „wilde Parkerei“ beim Abenteuerspielplatz ging manchem Anwohner auf die Nerven, und dass die Autofahrer blockierende Baumstämme einfach umfahren. Schmid versprach, den Gemeindevollzugsdienst vorbei zu schicken, damit dieser „an einem schönen Sonntag Knöllchen verteilt“.

Mit dem Hinweis, der Rahmenplan sei ein Prozess, bei dem „nichts abgeschlossen“ sei, beendete Mager schließlich die Versammlung. Er bat die anwesenden Waldmössinger, als Multiplikatoren zu wirken. Nun gelte es die Entscheidung zur Landesgartenschau Ende Juli abzuwarten.

Info: Beim letzten Stadtspaziergang am 9. Juli ist das Thema „Grünes Band – Sinnespark in Heiligenbronn“. Treffpunkt ist um 18.30 Uhr im Elisabetha-Glöckler-Saal, Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn. Neben dem Blick auf Heiligenbronner Themen möchte die Verwaltung an diesem Abend die Erkenntnisse und Ergebnisse aus den bisherigen Spaziergängen zusammenfassen. Ende Juli wird der Ministerrat entscheiden, welche Städte 2026, 2018 und 2030 zum Zuge kommen.

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