Mit einer sonderbaren Sprachregelung sorgt das Polizeipräsidium Tuttlingen für Verwirrung – was es damit auf sich hat und wieso die Nachricht von der Festnahme eines mutmaßlichen Serieneinbrechers im ZOLLERN-ALB-KURIER korrekt war. Unterdessen sind die Betroffenen verständlicherweise an den Neuigkeiten interessiert und entsprechend ungeduldig. So meldet sich ein Vorstandsmitglied des Tennisclubs Herrenzimmern bei der NRWZ und fragt nach dem Sachstand. Der ist – ein wenig verwirrend.
Mit mehreren Fotos eines Serieneinbrechers hatte sich die Polizei am Freitag an die Öffentlichkeit gewandt – auf der Suche nach einer Einbrecherbande, die zuletzt in mehr als 40 Vereinsheime in der Region eingebrochen sein soll. Mit Erfolg: Nur wenige Stunden später nehmen Ermittler einen Mann fest, den sie für den Kopf der Bande halten.
Die Info stammt aus erster Hand
Das erfährt der ZOLLERN-ALB-KURIER am Freitagabend telefonisch aus erster Hand: dem Polizeipräsidium Tuttlingen. Ein Sprecher betont, man habe einen Mann festgenommen. Mehr sagt der Beamte nicht, weitere konkrete Fragen der ZAK-Redaktion möchte er an diesem Abend noch nicht beantworten. Zu erwarten sei gleichwohl, dass die Pressestelle des Polizeipräsidiums am Sonntag eine ausführlichere Mitteilung zur Festnahme an die Medien herausgeben wird, erfährt der ZAK aus dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei.
Der ZAK berichtet
Angesichts der vorausgegangenen Öffentlichkeitsfahndung und des hohen öffentlichen Interesses, das die Einbruchsserie hervorgerufen hatte, entscheidet die ZAK-Redaktion am Freitagabend, in einer aktuellen Meldung über den Fahndungserfolg der Polizei zu berichten. Die NRWZ übernimmt die Meldung, die Redaktionen arbeiten zusammen.
Eine neue Sprachregelung
Doch die angekündigte Pressemitteilung am Sonntag kommt nicht. Auch sonst gibt man sich im Polizeipräsidium plötzlich zugeknöpft. Der Eindruck, der sich der ZAK-Redaktion bietet: Die Bestätigung der Festnahme ging den Ermittlern im Nachhinein zu schnell. Sie verfolgen heiße Spuren, ermitteln auf Hochtouren. Der Festgenommene kommt nach seiner Vernehmung wieder auf freien Fuß. Die Ermittlungen gehen weiter. Es scheint, als wollen die Behörden so wenig Staub wie möglich um die Sache aufwirbeln – und reagieren mit einer neuen Sprachregelung, wohlwollend ausgedrückt.
Andere Zeitung kolportiert Falschinformation der Polizei
Als sich am Dienstag der Reporter einer anderen Zeitung nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen will, tischt dem ein Polizeisprecher nun eine ganz neue Geschichte auf: Man sei zwar auf einen Tatverdächtigen gestoßen, zu einer Festnahme sei es aber nicht gekommen. Die Zeitung zitiert den Polizeisprecher mit diesem Satz, der unseren Recherchen zufolge tatsächlich so gefallen ist.
Allein, dabei handelt es sich um eine Falschinformation, deren Motivation wir gegenwärtig nur erahnen können. Und so kommt es zu einer kuriosen Situation: Während ZAK-Leser korrekterweise von der Festnahme lesen, präsentiert die andere Zeitung diese Meldung als Ente – die sie just in diesem Moment selbst produziert.
Zum Hintergrund
Der ZAK bleibt bei seiner Darstellung: Nach der Öffentlichkeitsfahndung am Freitag hat die Polizei einen Mann festgenommen. Die Zeitung ist darauf bedacht, Ermittlungen nicht zu gefährden, kritisiert jedoch im vorliegenden Fall das Vorgehen der Polizei: Nachdem sie die Festnahme bestätigte, versucht sie nun die aus ihrer Sicht wohl unglücklich frühe Kommunikation wieder einzufangen – indem sie die korrekte Berichterstattung dieser Zeitung diskreditiert.