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Zolleinigung zwischen USA und EU: Transatlantischer Deal sorgt bei IHK für Skepsis

Die Einigung im transatlantischen Zollkonflikt bleibt auch für Unternehmen in der Region nicht folgenlos. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg ist skeptisch hinsichtlich der Einigung zwischen der EU und den USA. Sie befürchtet Wettbewerbsnachteile für viele exportorientierte Betriebe der Region.

Konkret hatten sich Brüssel und Washington darauf verständigt, auf die meisten Industrieprodukte künftig einen weitestgehend pauschalen Zollsatz von 15 Prozent zu erheben. Ein Kompromiss, der den schwelenden Handelsstreit vorerst beendet, aber auch neue Belastungen mit sich bringt.

Klare Worte findet deshalb Bernd Seemann, Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses: „Ich wundere mich, wie die EU diesen Deal als Erfolg feiern kann. Man hat für europäische Unternehmen einen Handelskrieg abgewendet, Planungssicherheit und Zollfreiheit für wenige IT-Produkte, Chemikalien und Rohstoffe geschaffen, aber um welchen Preis?“

Bernd Seemann verweist darauf, dass dem Abkommen zufolge weiterhin erhebliche Handelshemmnisse bestehen. So würden auf nahezu alle Sendungen in die USA globale Zölle von 15 Prozent erhoben, während auf Stahl- und Aluminiumprodukte weiterhin Abgaben von 50 Prozent fällig seien. Außerdem sehe das Abkommen verpflichtende Energiekäufe in den USA im Umfang von 750 Milliarden Dollar vor – Käufe, die als überteuert gelten. Ergänzt werde dies durch zugesagte Direktinvestitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar. Über diese Mittel verfüge die EU jedoch gar nicht selbst, sondern müssten stattdessen von europäischen Unternehmen getragen werden. „Für mich gibt es nur einen Gewinner und das ist nicht die EU“, urteilt Seemann.

Ingrid Schatter, Außenhandelsreferentin und Zollexpertin bei der IHK, kommt für die Region zu einem ähnlichen Ergebnis. „Die jetzt vorgestellte Lösung gibt unseren Mitgliedsunternehmen zumindest Planungssicherheit für eine gewisse eingeschränkte Zeit und verhindert die sich abzeichnende weitere Eskalation des Handelskonflikts. Dennoch sei der nun vereinbarte Zollsatz „für viele unserer Unternehmen, die in die USA exportieren, ein hoher Preis“. Allein in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg hätten mehr als 440 Unternehmen Wirtschaftsbeziehungen zum amerikanischen Markt. Das seien rund 30 Prozent aller regionalen Unternehmen, die Auslandsgeschäfte betreiben.

Kritisch äußert sich auch Martin Schmidt, Projektleiter des IHK-Netzwerks für regionale Automobilzulieferer „AuToS“. Er sieht vor allem steigende Wettbewerbsnachteile für Zulieferer, die in die USA liefern. „Angesichts der ohnehin schon anspruchsvollen Transformation der Branche kommen die erhöhten Zollsätze zur Unzeit. Sie verstärken den wirtschaftlichen Druck zusätzlich“, sagt Schmidt. Gleichzeitig betont aber auch er, dass mit dem Deal „wenigstens eine weitere Eskalation verhindert werden konnte“.

Für die Zukunft empfiehlt die IHK den Unternehmen in der Region, ihre internationalen Lieferketten kritisch zu hinterfragen und insbesondere Möglichkeiten einer stärkeren Diversifizierung innerhalb Europas zu überprüfen. „Diese gewissermaßen erzwungene Einigung zeigt, wie abhängig viele Betriebe nach wie vor von einzelnen Märkten sind“, so Schmidt. Um die wirtschaftlichen Risiken künftig besser abfedern zu können, setze sich die IHK über ihre Dachverbände in Berlin und Brüssel aktiv für neue Handelsabkommen mit internationalen Partnern ein. „Gerade Abkommen mit Indien oder den Mercosur-Staaten sollten jetzt mit Nachdruck verfolgt werden.“




Pressemitteilung (pm)

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