Samstag, 20. April 2024

Bau 64 in Schramberg: Nachschlag beantragt

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SCHRAMBERG –  Vor knapp zwei Monaten feierten die Macher des Bau-64-Projekts an der Geißhalde ein fröhliches Open-Weekend. Das alte Fabrikgebäude, das der Verein für einen symbolischen Euro erworben hatte ist fast komplett fertig umgebaut. Festreden, Musik am Abend, Tria-Lauf. Die Szene 64 kam hervorragend zur Geltung. Mehr als 2000 Gäste zählten die Macher. Das war Mitte September.

Nun zwei Monate später muss der Vereinsvorsitzende Ulrich Bauknecht um einen Nachschlag bitten – und  das nicht zu knapp. In einem Schreiben an die Stadt berichtet er, dass „sich bereits 2018 durch im Baugenehmigungsverfahren nicht im ursprünglichen Konzept enthaltene und nicht im Voraus erkennbare Maßnahmen eine Finanzierungslücke in Höhe von 220.000 Euro aufgetan“ habe: “Die finanzielle Lage des Vereins hat sich dadurch nochmal deutlich verschärft.“

Mehr Besucher – strengere Auflagen

Das Hauptproblem sei, so Bauknecht, dass das Haus nicht wie ursprünglich vorgesehen, nur für 200 Besucher zugelassen werde. Nach einer neuerdings gesetzlich vorgeschriebenen Quadratmeterzahlberechnung sei das Haus für 680 Personen zugelassen. Deshalb müssten zusätzliche Sanitärräume aber auch Rettungswege  eingebaut werden.

Vorschrift ist Vorschrift: 130.000 Euro für einen weitgehend ungenutzten Parkplatz

Andererseits gebe dies „dem Haus einen vielfachen Nutzungs-Spielraum, durch den wir der enormen Nachfrage nach diesen Räumen entsprechen“. Bauknecht weist außerdem darauf hin, dass lediglich 70.000 Euro für „echte“ Mehrkosten von der Stadt gefordert würden, wenn man die Parkplätze mit 130.000 Kosten separat betrachte. Während der Umbauzeit war nämlich die Auflage gekommen, dass der Verein auch noch 80 Parkplätze ausweisen müsse.

So sah der Bau 64 im Jahr 2015 vor der Sanierung aus. Archiv-Foto: him
Der Bau 64 heute: Das Dach und die Fenster sind erneuert und ersetzt. Im Inneren sind zwei große Veranstaltungsräume entstanden. Foto: him

In einer Vorlage für den Verwaltungsausschuss des Gemeinderates schlägt die Verwaltung nun vor, dem Verein diese 130.000 Euro als Zuschuss zu gewähren und als außerplanmäßige Ausgabe zu verbuchen.

Zur Begründung heißt es, die Szene 64 werde „zwischenzeitlich sehr gut durch kulturelle Veranstaltungen, aber auch durch private Feiern und Firmenfeste genutzt“.

Stadt hat 850.000 Euro bereits gezahlt

Die Stadt habe den 2015 zugesagten Zuschuss in Höhe von 850.000 Euro bereits ausgezahlt. Architekt Jürgen Bihlmaier hatte 2015 die Gesamtkosten auf knapp 950.000 Euro geschätzt . Inzwischen  sei man bei 1,1 Millionen Euro angelangt. Der Verein habe derzeit ein Darlehen in Höhe von 90.000 Euro aufgenommen, um den Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können.

„Die Mehrkosten entstanden durch die Bereitstellung der Stellplätze, die Anforderung einer zusätzlichen Fluchttreppe im zweiten Obergeschoss, die Brandmeldeanlage und die Einrichtung von Gastronomieküchen“, heißt es in der Vorlage dazu.

Aufwändig musste der Verein 80 Parkplätze errichten lassen. Archiv-Foto: him

Weil die Kosten für den Parkplatz in der damaligen Kostenschätzung nicht enthalten waren, schlägt die Verwaltung vor, dem Verein „Szene 64“ letztmals einen weiteren Zuschuss in Höhe von 130.000 Euro zu gewähren. Dafür müsse der Verein ein Betriebskonzepts erstellen.“Das Betriebskonzept muss insbesondere Aussagen über Veranstaltungsarten, Nutzerkreis, Kooperationen, Auslastung,  Mietkosten und Vergabekriterien enthalten.“

Heftige Diskussionen im Rat

Wenn der Verwaltungsausschuss am Donnerstag über den Antrag berät, werden einige altgediente Ratsmitglieder ungute Erinnerungen an eine denkwürdige Gemeinderatssitzung vor fast genau vier Jahren haben. Damals bat die Fraktion SPD/Buntspecht, einen Zuschussantrag zunächst nochmals im Verwaltungsausschuss zu beraten. Das wurde von allen anderen Fraktionen abgelehnt.

Der damalige Fraktionsvorsitzende von SPD/Buntspecht Hans Jörg Fahrner hatte moniert, beim Bau 64 sei „noch vieles in der Schwebe und das Vorhaben nicht vollständig ausdefiniert“. Er war mit dieser Aussage auf heftigen Widerspruch gestoßen.

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.