Bandendiebstahl: 45-Jähriger vor Gericht

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Rottweil – Vor dem Landgericht Rottweil muss sich seit heute ein 45- jähriger Mann aus Rumänien wegen Bandendiebstahls verantworten. Im Herbst 2013 soll er zusammen mit anderen zehn Einbrüche in Firmen begangen haben. Die ersten beiden Einbrüche beging die Bande laut Anklage in Aichhalden und Schiltach.

Hartnäckige Staatsanwaltschaft

Ein Justizbeamter führt den Angeklagten M. C. in den Gerichtssaal. Gefesselt an den Füßen steht er mit  einem Verteidiger und Dolmetscher im Saal 2001 des Landgerichts Rottweil. Mit Sorgenfalten im Gesicht hört er dem Verteidiger zu. Ob ihm so ganz klar ist, was gerade geschieht?

Nur weil die Staatsanwaltschaft „sehr hartnäckig“ nach dem Mann gefahndet habe, komme es nun noch zu diesem Verfahren, erklärt Richter Karlheinz Münzer am Ende der Verhandlung. Staatsanwalt Achim Ruetz berichtete auf Nachfrage der NRWZ, nach den Taten im Herbst 2013 habe die Polizei nicht alle Täter festnehmen können. „Schließlich kam raus, dass sich der Angeklagte in England aufhält.“

Schwieriges Auslieferungsverfahren

Die dortige Polizei hat den Mann in Peterboro verhaftet und am 23. Februar an Deutschland ausgeliefert. Die Staatsanwaltschaft habe seine Auslieferung beantragt. Von London sei er nach Frankfurt und später nach Rottweil in die Justizvollzugsanstalt gebracht worden, so der Vorsitzende Richter.

Es sei sehr kompliziert, jemanden aus Großbritannien nach Deutschland ausliefern zu lassen, so Ruetz. Man habe vier oder fünf Versuche gestartet. „Aber schließlich hat es geklappt.“

Die meisten anderen Täter der Bande seien bereits verurteilt. Das letzte Urteil habe das Landgericht am 21. Dezember 2015 verkündet, sagt Richter Münzer.

Corona-Notlösung

Da der Angeklagte bereits seit 23. Februar in U-Haft sitzt, läuft in wenigen Tagen die Sechs-Monats-Frist ab, während der ein Prozess für einen U-Häftling beginnen muss. Andernfalls wird er aus der U-Haft entlassen.

Nun hat sich gestern Abend die Verteidigerin des Angeklagten beim Gericht gemeldet, sie sei Corona-positiv. Mit dem Einverständnis aller Prozess-Beteiligten hat das Gericht daraufhin einen anderen Rechtsanwalt für die heutige Sitzung als Verteidiger bestellt.

Auf die eigentliche Erörterung und auf Zeugenaussagen hat das Gericht heute verzichtet und lediglich die Personalien des Angeklagten erfragt. Der Mann, Jahrgang 1977, wurde in Rumänien geboren und lebte zuletzt in Peterboro. Dort habe er in einer Wäscherei gearbeitet, erklärt der dem Gericht.

Beutezüge von Strasbourg aus

Anschließend hat der Staatsanwalt seine Anklageschrift verlesen. Demnach habe der Angeklagte im Herbst 2013 „in prekären Verhältnissen“ auf einem Campingplatz in der Nähe von Strasbourg gelebt. Gemeinsam mit  vier oder fünf anderen Männern habe man beschlossen, Diebstähle in Betrieben in Deutschland zu begehen.

Danach wollten sie nach Frankreich zurückkehren,  die Beute teilen und davon den Lebensunterhalt  bestreiten. Den Rest des Geldes wollten sie an die Familien nach Rumänien schicken, um sich dort später eine Existenz auszubauen.

Landmaschinen Schweikert und Grieshaber Precision die  ersten Tatorte beim Bandendiebstahl

Die Bande sei dann in wechselnden Besetzungen unterwegs gewesen, mindestens zwei seien jeweils in die Gebäude eingedrungen und mindestens einer habe Schmiere gestanden. Der erste Tatort war  gleich bei uns in Aichhalden. In der Nacht vom 22. auf den 23. September 2013  sei die Bande in der Firma Schweikert Landmaschinentechnik in der Sulgener Straße eingebrochen. „Sie haben ein Bürofenster aufgehebelt und sind so in die Firmenräume eingedrungen“, so die Anklage.

Dort hätten sie zehn Euro Bargeld in einem Umschlag und in zwei Kassen einmal etwa 20 und einmal 180 Euro gefunden. Außerdem ein altes Nokia-Handy und einen Fotoapparat. Auf dem Betriebsgelände hätten sie schließlich an einem landwirtschaftlichen Gerät einen Schlauch abgerissen und 100 Liter Diesel abgeschlaucht.

In derselben Nacht gegen 3.30 Uhr sei die Bande auch in Schiltach bei Grieshaber Precision eingebrochen. Dort hätten sie zwei Notebooks gestohlen und seien dann geflohen.

Einbrüche nach Schema F

Der Staatsanwalt schildert acht weitere Fälle, die alle nach demselben Schema abgelaufen waren. Fenster eingeworfen oder aufgehebelt, Büroräume durchsucht, Geld und Elektronikartikel gestohlen und zurück nach Frankreich.

Sehr erfolgreich war die Bande nicht. Der größte Geldbetrag, nämlich 2400 Euro, fiel ihnen in Nussloch in Nordbaden in die Hände. Doch auf der Flucht vor der Polizei mussten sie anderes Diebesgut zurücklassen.

Handy-Dummies

Bei einem anderen Einbruch erbeuteten sie einen 200 Kilo schweren Tresor, den zuvor ein Bandenmitglied ausbaldowert hatte. Doch statt der erhofften Wertsachen lagen nur Geschäftsunterlagen im Panzerschrank. In Gundelfingen stahlen sie mehrere Mobiltelefone, aber auch 200 Handy-Dummies, die man nur ins Schaufenster legen kann.

Einmal haben sie nach einem Einbruch in Brühl einen Firmenwagen mitgenommen und an einem Fischweiher im Elsass stehen lassen. Am nächsten Morgen hat ein Angler die Polizei informiert. Wenige Tage später fanden sie in Willstätt die Autoschlüssel für einen Maserati und zwei Lieferwagen. Den Sportflitzer haben sie verschmäht, stattdessen einen Lieferwagen mitgehen lassen – und am selben Fischweiher wieder abgestellt. Der Angler griff erneut zum Telefon…

Alles in allem hat die Bande laut Anklage Geld und Gegenstände im Wert von mehr als 8000 Euro erbeutet. Dazu auch eine Menge Schäden angerichtet. Deshalb muss sich nun der 45-Jährige wegen schweren Bandendiebstahls und Sachbeschädigung vor dem Landgericht verantworten.

Am 1. September geht es weiter

Nach Verlesung der Anklage wies der Vorsitzende Richter noch den Angeklagten darauf hin, dass seine Anwältin ihn nach ihrer Genesung in der Justizvollzugsanstalt besuchen werde. Danach könne es möglicherweise zu einem Rechtsgespräch kommen. Das heißt dass sich die Prozessbeteiligten zur Abkürzung des Verfahrens auf einen bestimmten Strafrahmen einigen, wenn der Angeklagte im Gegenzug ein Geständnis ablegt.

Die Verhandlung wird am 1. September und 8. September fortgesetzt.

Das interessiert diese Woche



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Rottweil – Vor dem Landgericht Rottweil muss sich seit heute ein 45- jähriger Mann aus Rumänien wegen Bandendiebstahls verantworten. Im Herbst 2013 soll er zusammen mit anderen zehn Einbrüche in Firmen begangen haben. Die ersten beiden Einbrüche beging die Bande laut Anklage in Aichhalden und Schiltach.

Hartnäckige Staatsanwaltschaft

Ein Justizbeamter führt den Angeklagten M. C. in den Gerichtssaal. Gefesselt an den Füßen steht er mit  einem Verteidiger und Dolmetscher im Saal 2001 des Landgerichts Rottweil. Mit Sorgenfalten im Gesicht hört er dem Verteidiger zu. Ob ihm so ganz klar ist, was gerade geschieht?

Nur weil die Staatsanwaltschaft „sehr hartnäckig“ nach dem Mann gefahndet habe, komme es nun noch zu diesem Verfahren, erklärt Richter Karlheinz Münzer am Ende der Verhandlung. Staatsanwalt Achim Ruetz berichtete auf Nachfrage der NRWZ, nach den Taten im Herbst 2013 habe die Polizei nicht alle Täter festnehmen können. „Schließlich kam raus, dass sich der Angeklagte in England aufhält.“

Schwieriges Auslieferungsverfahren

Die dortige Polizei hat den Mann in Peterboro verhaftet und am 23. Februar an Deutschland ausgeliefert. Die Staatsanwaltschaft habe seine Auslieferung beantragt. Von London sei er nach Frankfurt und später nach Rottweil in die Justizvollzugsanstalt gebracht worden, so der Vorsitzende Richter.

Es sei sehr kompliziert, jemanden aus Großbritannien nach Deutschland ausliefern zu lassen, so Ruetz. Man habe vier oder fünf Versuche gestartet. „Aber schließlich hat es geklappt.“

Die meisten anderen Täter der Bande seien bereits verurteilt. Das letzte Urteil habe das Landgericht am 21. Dezember 2015 verkündet, sagt Richter Münzer.

Corona-Notlösung

Da der Angeklagte bereits seit 23. Februar in U-Haft sitzt, läuft in wenigen Tagen die Sechs-Monats-Frist ab, während der ein Prozess für einen U-Häftling beginnen muss. Andernfalls wird er aus der U-Haft entlassen.

Nun hat sich gestern Abend die Verteidigerin des Angeklagten beim Gericht gemeldet, sie sei Corona-positiv. Mit dem Einverständnis aller Prozess-Beteiligten hat das Gericht daraufhin einen anderen Rechtsanwalt für die heutige Sitzung als Verteidiger bestellt.

Auf die eigentliche Erörterung und auf Zeugenaussagen hat das Gericht heute verzichtet und lediglich die Personalien des Angeklagten erfragt. Der Mann, Jahrgang 1977, wurde in Rumänien geboren und lebte zuletzt in Peterboro. Dort habe er in einer Wäscherei gearbeitet, erklärt der dem Gericht.

Beutezüge von Strasbourg aus

Anschließend hat der Staatsanwalt seine Anklageschrift verlesen. Demnach habe der Angeklagte im Herbst 2013 „in prekären Verhältnissen“ auf einem Campingplatz in der Nähe von Strasbourg gelebt. Gemeinsam mit  vier oder fünf anderen Männern habe man beschlossen, Diebstähle in Betrieben in Deutschland zu begehen.

Danach wollten sie nach Frankreich zurückkehren,  die Beute teilen und davon den Lebensunterhalt  bestreiten. Den Rest des Geldes wollten sie an die Familien nach Rumänien schicken, um sich dort später eine Existenz auszubauen.

Landmaschinen Schweikert und Grieshaber Precision die  ersten Tatorte beim Bandendiebstahl

Die Bande sei dann in wechselnden Besetzungen unterwegs gewesen, mindestens zwei seien jeweils in die Gebäude eingedrungen und mindestens einer habe Schmiere gestanden. Der erste Tatort war  gleich bei uns in Aichhalden. In der Nacht vom 22. auf den 23. September 2013  sei die Bande in der Firma Schweikert Landmaschinentechnik in der Sulgener Straße eingebrochen. „Sie haben ein Bürofenster aufgehebelt und sind so in die Firmenräume eingedrungen“, so die Anklage.

Dort hätten sie zehn Euro Bargeld in einem Umschlag und in zwei Kassen einmal etwa 20 und einmal 180 Euro gefunden. Außerdem ein altes Nokia-Handy und einen Fotoapparat. Auf dem Betriebsgelände hätten sie schließlich an einem landwirtschaftlichen Gerät einen Schlauch abgerissen und 100 Liter Diesel abgeschlaucht.

In derselben Nacht gegen 3.30 Uhr sei die Bande auch in Schiltach bei Grieshaber Precision eingebrochen. Dort hätten sie zwei Notebooks gestohlen und seien dann geflohen.

Einbrüche nach Schema F

Der Staatsanwalt schildert acht weitere Fälle, die alle nach demselben Schema abgelaufen waren. Fenster eingeworfen oder aufgehebelt, Büroräume durchsucht, Geld und Elektronikartikel gestohlen und zurück nach Frankreich.

Sehr erfolgreich war die Bande nicht. Der größte Geldbetrag, nämlich 2400 Euro, fiel ihnen in Nussloch in Nordbaden in die Hände. Doch auf der Flucht vor der Polizei mussten sie anderes Diebesgut zurücklassen.

Handy-Dummies

Bei einem anderen Einbruch erbeuteten sie einen 200 Kilo schweren Tresor, den zuvor ein Bandenmitglied ausbaldowert hatte. Doch statt der erhofften Wertsachen lagen nur Geschäftsunterlagen im Panzerschrank. In Gundelfingen stahlen sie mehrere Mobiltelefone, aber auch 200 Handy-Dummies, die man nur ins Schaufenster legen kann.

Einmal haben sie nach einem Einbruch in Brühl einen Firmenwagen mitgenommen und an einem Fischweiher im Elsass stehen lassen. Am nächsten Morgen hat ein Angler die Polizei informiert. Wenige Tage später fanden sie in Willstätt die Autoschlüssel für einen Maserati und zwei Lieferwagen. Den Sportflitzer haben sie verschmäht, stattdessen einen Lieferwagen mitgehen lassen – und am selben Fischweiher wieder abgestellt. Der Angler griff erneut zum Telefon…

Alles in allem hat die Bande laut Anklage Geld und Gegenstände im Wert von mehr als 8000 Euro erbeutet. Dazu auch eine Menge Schäden angerichtet. Deshalb muss sich nun der 45-Jährige wegen schweren Bandendiebstahls und Sachbeschädigung vor dem Landgericht verantworten.

Am 1. September geht es weiter

Nach Verlesung der Anklage wies der Vorsitzende Richter noch den Angeklagten darauf hin, dass seine Anwältin ihn nach ihrer Genesung in der Justizvollzugsanstalt besuchen werde. Danach könne es möglicherweise zu einem Rechtsgespräch kommen. Das heißt dass sich die Prozessbeteiligten zur Abkürzung des Verfahrens auf einen bestimmten Strafrahmen einigen, wenn der Angeklagte im Gegenzug ein Geständnis ablegt.

Die Verhandlung wird am 1. September und 8. September fortgesetzt.

Das interessiert diese Woche

Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.