Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Verunreinigter Erdaushub auf dem „Altberg“ in Wellendingen: Bürgermeister stellt Bauarbeiten ein

Von einem „Turbo-Tempo“ war die Rede, vom „Gipfelsturm auf den Altberg“, einer idyllisch gelegenen Anhöhe über der Gemeinde Wellendingen mit unverstelltem Blick auf Lemberg & Co. Jetzt steht die Baustelle, die Arbeiten wurden vom Bürgermeister unterbrochen. Das Umweltamt wurde eingeschaltet – denn die Baufirma hat hier mutmaßlich getrickst.

Ein Baugebiet für die Schönen und Reichen – so wird „Auf dem Altberg“ im Ort spöttisch genannt. Hoch droben, umgeben von Weideflächen, sollen auf einem etwa zwei Hektar großen Gelände Bauplätze entstehen. Seit Jahren besteht in der Gemeinde Interesse von Bauherren, sich auf dem hübschen Hügel anzusiedeln. Der Blick von dort geht ins weite Grün, endet allenfalls am Lemberg oder am Klippeneck, beispielsweise. Ein schönes Panorama. Und mit Durchgangsverkehr ist nicht zu rechnen, weil das top gelegene Gebiet über nur eine eher schmale und steile Straße an die Ortsmitte angeschlossen werden wird. Es hat sich für die Baulage offenbar vor Jahren schon eine „Interessensgemeinschaft Altberg“ gebildet, die aus vier Personen bestehen und die bereits auf privatem Grund drei Bauplätze erworben haben soll.

Nach einigem Hin und Her über die Vorgehensweise ging es dieses Jahr auf dem Altberg los. Baumaschinen rollten an, Bagger auch. Und Lkws. Diese allerdings fuhren teils, so haben es Bürgerinnen und Bürger wahrgenommen, in die falsche Richtung. Voll beladen mit Erdaushub nicht vom Altberg hinunter, sondern hinauf. Und leer hinunter. Da stimmte also offenbar etwas gar nicht.

Das Gelände „Auf dem Altberg“. Foto: Peter Arnegger

Das bekam Bürgermeister Thomas Albrecht mit, dem das Altberg-Projekt am Herzen liegt. Wie er der NRWZ auf Nachfrage am vergangenen Freitag erklärte, stehe der Verdacht im Raum, dass die beauftragte Baufirma, ein Unternehmen aus der näheren Umgebung, unerlaubt Material raufgeschafft habe. Und das in beträchtlichem Umfang, „man kann das ja deutlich sehen.“ Dem Bauunternehmen sei daraufhin Gelegenheit gegeben worden, sich zum Sachverhalt zu äußern. Bis dahin ruhten die Arbeiten.

Die Firma bestätigt den Vorgang grundsätzlich. Der Geschäftsführer erklärt aber auch, dass das Unternehmen aufgefordert worden sei, einen Fragebogen zu beantworten. Die Frist laufe am heutigen 22. Juli ab. Mehr wolle man öffentlich nicht dazu sagen.

Zuständige Behörde ist das Rottweiler Landratsamt. Dort bestätigt eine Sprecherin am Dienstag der NRWZ: „Es ist richtig, dass die Bauarbeiten zur Erschließung des Neubaugebietes ‚Altberg‘ in Wellendingen derzeit unterbrochen sind.“ Bürgermeister Albrecht habe Anfang Juli gemeinsam mit dem beauftragten Rottweiler Ingenieur- und Planungsbüro die Baustelle vorerst eingestellt. „Der Grund“, so das Landratsamt: „Aus Sicht von Bürgermeister und Planern gab es Unstimmigkeiten vor Ort. Sie hatten festgestellt, dass im gesamten Bereich des Neubaugebietes mit Fremdmaterialien verunreinigter Erdaushub für die Geländemodellierung verwendet worden war.“ Dem stehe entgegen, dass hierfür laut Plan direkt der anfallende Aushub aus dem Baugebiet verwendet werden soll. Überdies entdeckten Bürgermeister und Planer am Rand des künftigen Baugebietes eine Mulde, die mit größeren Mengen von ebenfalls ortsfremdem Aushub aufgefüllt worden sein soll. „Diese Auffüllung war nicht beauftragt worden“, heißt es aus dem Landratsamt.

Um die Herkunft des Erdmaterials zu klären, hat man das Umweltschutzamt hinzugezogen, das im Landkreis Aufgaben auf dem Gebiet des Altlasten- und Bodenschutzes, des Abfallrechts und der Wasserwirtschaft wahrnimmt. Im Laufe der Woche sollen nun Schürfproben vorgenommen werden, um die Herkunft und Eignung des Materials zu bestimmen. „Außerdem wird unser Umweltschutzamt vom Bauunternehmer die Dokumentation zum eingebrachten Material anfordern.“

Sobald die Ergebnisse vorliegen, will das Landratsamt die Gemeinde Wellendingen zum weiteren Vorgehen informieren. Wir werden darüber berichten.

Foto: Peter Arnegger



Peter Arnegger (gg)

… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Back to top button