„Vorsicht Abzocke“
Theatergruppe des Generationenhauses LINDE 13 aus Oberndorf klärt eindrucksvoll über Betrugsformen auf

In einer eindrucksvollen Mischung aus Theater, Information sowie Austausch fand am Montag in Kooperation mit dem Referat Prävention des Polizeipräsidiums Konstanz ein ganz besonderes Präventionstheater in Aichhalden-Rötenberg statt. Auf unterhaltsame und zugleich mahnende Weise rückten die Schauspielerinnen und Schauspieler aktuelle Betrugsformen in den Fokus. Wie aktuell das Thema ist zeigt ein Fall aus der Nachbarschaft: Vor wenigen Tagen war ein älterer Herr im nur wenige Kilometer entfernten Sulgen über einen Schockanruf um sein Vermögen gebracht worden. Über den Theaternachmittag berichtet die Gemeinde Aichhalden.
Rötenberg. Auf lebensnahe Weise wurde den etwa 50 Zuschauerinnen und Zuschauern aufgezeigt, wie Betrüger vorgehen, welche psychologischen Tricks sie anwenden und vor allem, wie man sich dagegen effektiv wehren kann.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen vier realitätsnahe Theaterszenen, die typische Betrugs- und Kriminalitätsformen anschaulich darstellten: Schockanruf, Liebesbetrug, Bankbetrug sowie Nachbarschaftsbetrug/Einbruch. Die Szenen, dargeboten von sechs Schauerspielern des Generationenhauses LINDE 13 griffen authentische Alltagssituationen auf, die für viele Menschen – insbesondere ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger – zu ernsten Bedrohungen werden können.
So wurde etwa der perfide Trick eines angeblichen Enkelkindes in einer Notlage ebenso dramatisch wie nachvollziehbar inszeniert wie die emotionale Manipulation durch einen „Love Scammer“ im Internet. Besonders eindrücklich war aber auch die Darstellung eines vermeintlichen Einbruchs in der Nachbarschaft, bei dem sich die Kriminellen als Polizisten ausgeben und dem Opfer so zum Verhängnis wurde. Auch der Bankbetrug zeigte, wie raffiniert Betrüger persönliche Informationen erschleichen und gezielt ausnutzen können.
Hinweise der Polizei
Ergänzt wurden die Theaterszenen durch fundierte Erläuterungen und aktuellen Fallbeispiele direkt aus der polizeilichen Praxis. Die Polizeibeamten Bernd Rehfuß und Tanja Kaluza-Rall vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Konstanz schilderten reale Fälle aus der näheren Region, erklärten typische Vorgehensweisen der Täter und gaben konkrete Tipps zum Schutz vor solchen Straftaten.
Zudem baten sie eindringlich darum, jeden Trickversuch zur Anzeige zu bringen – auch wenn dieser nicht zum Erfolg geführt hat. Nur so kann die Polizei helfen, die Bevölkerung durch Pressemitteilungen warnen und durch umfassende Ermittlungen die Täter aufspüren. Da die Täter massiv mit der Angst spielen, psychischen Druck aufbauen und die Opfer meist über Stunden bedrängen, kommen diese immer wieder erfolgreich an die Vermögenswerte.

Allein bei den Betrugsmaschen Schockanruf und beim Nachbarschaftsbetrug/Einbruch kommt es jährlich zu einem Schaden von zehn Millionen Euro. Es wird zudem vermutet, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt, da aus Scham nicht jedes Delikt zur Anzeige gebracht wird.
Ziel der Veranstaltung ist es, Menschen zu sensibilisieren, ohne Angst zu schüren. Das erfolgreiche Präventionstheater, das vor etwa zwei Jahren mit den Probearbeiten begonnen hat, ist Teil einer langfristigen Aufklärungskampagne und wurde nun bereits zum 20. Mal aufgeführt. Weitere Aufführungen in der Region folgen fortlaufend.
Allgemeine Tipps gegen Betrugsmaschen:
Schockanruf / Enkeltrick
Fragen stellen, die nur echte Angehörige beantworten können.
Zeit gewinnen: Nicht unter Druck setzen lassen – angeblicher Notfall =
typisches Druckmittel!
Nie Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen übergeben.
Rückruf bei der echten Person (Enkel, Tochter etc.) unter der bekannten
Nummer.
Liebesbetrug (Love Scamming)
Kritisch bleiben, wenn Online-Bekanntschaften schnell intensive Gefühle
äußern.
Misstrauen bei Geldforderungen – egal wie glaubwürdig die Geschichte klingt.
Niemals Geld überweisen oder private Fotos/Videos senden, die zur
Erpressung genutzt werden könnten.
Verdächtige Profile melden und blockieren.
Bankbetrug (Phishing, falsche Bankmitarbeiter)
Keine Bankdaten am Telefon oder in E-Mails preisgeben – echte Banken fragen
nie danach!
Webseiten-Adresse genau prüfen, bevor du dich einloggst (Phishing-Seiten
sehen täuschend echt aus).
Sicherheitssoftware aktuell halten und regelmäßig Passwörter ändern.
Bei Zweifel: selbstständig Kontakt zur Bank aufnehmen – niemals über Links in
E-Mails!
Einbruch / Nachbarschaftsbetrug
Fenster und Türen immer verschließen, auch bei kurzer Abwesenheit.
Bewegungsmelder, Lichtzeitschaltuhren und Alarmanlagen nutzen.
Nachbarschaftshilfe pflegen: gegenseitig auf Häuser achten, Unbekannte
beobachten.
Keine Hinweise auf Abwesenheit (z. B. „Bin im Urlaub“) an Haustüren oder
online posten.
Im Ernstfall:
Sofort Polizei (110) anrufen bei Verdacht.
Keine Scham bei Anzeige – Täter setzen auf Schweigen der Opfer.
Bei bereits erfolgtem Betrug: Beweise sichern (zum Beispiel Chatverläufe,
Telefonnummern, E-Mails).
Beratungsstellen:
Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle für den Landkreis Rottweil
Polizeipräsidium Konstanz, Referat Prävention
Tel. 0741-477-1901
E-Mail an: konstanz.pp.praevention.rw@polizei.bwl.de
Lokaler Ansprechpartner in Sachen Kriminalitätsprävention und Opferhilfe:
Weisser Ring e.V., Außenstelle Rottweil
Telefon: 07403 9140570