Schaschlikdienstag, Liebe und Bier

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Manege frei für den Gankino Circus in der Alten Stallhalle: Sie ist nicht so voll am Dienstagabend beim Jazzfest, aber voll guter Laune von der ersten Minute an. Vier Jungs aus dem bayerischen Dietenhofen, genauer „aus dem östlichen Nordwestmittelfranken“, sind zu Gast in Rottweil, räumen mal eben ab und witzeln den ganzen Abend – genau, über Dietenhofen eben.

In diesem Marktflecken im Landkreis Ansbach sind sie aufgewachsen, kennen sich schon von der Schule, waren zusammen in der Blaskapelle und bilden nun zu viert den Gankino Circus (der Name stammt von einem bulgarischen Tanz). Was Maximilian Eder (Akkordeon, Gesang), Johannes Sens (Schlagzeug, Perkussion, Gesang), Simon Schorndanner (Klarinette, Saxofon, Gesang) und Ralf Wieland (Gitarre, Gesang) 2007 als Straßenmusiker begannen und von Wikipedia noch als fränkische Folkband tituliert wird, ist über all die Jahre zu einem preisgekrönten, international tourenden, stilmixenden Konzertkabarett gereift. Dieses gibt in Rottweil zwei Stunden ein Best of zum Besten.

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Alle Fotos: Jürgen Gräber

„The Festival Show“ zeichnet ein Bild vom Leben in der Provinz, das auch im hiesigen Landkreis spielen könnte, zumindest fast – auch wenn Rottweil fünfmal so groß wie Dietenhofen ist. Was tut man mit 30 in so einem Ort, wenn schon alles Wichtige im Leben erledigt ist? Rauchen, Handygucken, Scheidung aus Langeweile – und beim Gankino Circus vorbeischauen, so sie nicht mit allen anderen einträchtig am Stammtisch hocken. Oder am Schaschlikdienstag beim Charly seinem Soßenrezept auf die Schliche kommen, die Folgen des täglichen Kaufrausches vor dem Aldi entrümpeln und dann gemeinsam ein Bier trinken. Und noch eines. Überhaupt, Liebe und Bier, mehr braucht es nicht in Dietenhofen und anderswo.

Vier Fabulierer vor dem Herrn, versierte Musiker und Geschichtenerzähler – vom Rocksong bis zum Schlagerraten bringen sie alles unter in ihrer rasanten Bühnenshow, überzeichnen ihre Figuren spitzbübisch und donnern schon ins nächste Stück handgemachter Musik irgendwo zwischen Balkan und Bayern, dass es dem Publikum zu Recht eine Freude ist. Zwei Sets, zwei Stunden – wäre die Bestuhlung nicht, hätten alle getanzt. Ohne Zugabe dürfen die Franken keinesfalls von der Bühne. Und ohne ein weiteres Bier nicht aus der Künstlerbar.

Weiter beim Jazzfest geht es am Donnerstagabend mit Tocotronic.

Mehr unter www.jazzfest-rottweil.de




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