In ihrer Ausgabe vom 23. November berichtete die NRWZ auf Seite 15 in zwei Artikeln über eine am 2. November abgehaltene Hauseigentümerversammlung des Ferienparkes Tennenbronn. Beim Lesen des Berichtes „Sendemast: Die meisten dafür“ war ich sehr erstaunt darüber, wie Aussagen und Inhalt einer Diskussion unterschiedlich wahrgenommen, oder ausgelegt werden können.
Eine Hausbesitzerin hatte solch eine Diskussion mit ihrer Wortmeldung angestoßen in der sie die Gefahren und Risiken eines Funkmast aufzeigte. Nicht der Funkmast für sich, sondern die Nachteile einer Standortnähe für den Ferienpark und das Schwimmbad hat sie uns vor Augen geführt. Aus der Reaktion der anwesenden Ortschaftsräte und den Vertretern der Stadt Schramberg, entstand bei mir der Eindruck, dass genau diese Punkte, wenn überhaupt, dann aber zu gering bei der idealen Standortsuche berücksichtigt wurden.
Wie die Hausbesitzerin die Problematik vorgetragen und erklärt hatte, war gut verständlich, sachlich und überzeugend. Dass diesem Redebeitrag mit einem starken, nicht zu überhörenden Beifall zugestimmt wurde, dürfte selbst bei innerer Abneigung keinem der Zuhörer entgangen sein. Die vielen Wortmeldungen und die Ernsthaftigkeit der sich daran anschließenden Diskussion zeugten davon, dass die Hausbesitzerin in ihrer Sichtweise nicht alleine ist und den Nerv von vielen Eigentümern getroffen hat.
Wenn dann Stadt- und Ortschaftsrat Patrick Fleig, laut Zeitungsbericht, hier von der Meinung eines Einzelnen spricht, dann haben wir beide diese Wortmeldung unterschiedlich wahrgenommen. Selbst wenn dem so wäre, heißt das noch lange nicht, dass so eine Meinung bei der Entscheidungsfindung nicht berücksichtig werden sollte.
Was mit dem Leserbrief von Herrn Winkel „Ferienparkversammlung: Mobilfunk war nicht auf der Tagesordnung“ gesagt werden sollte, darüber kann spekuliert werden.
Zielsetzung dieser Veranstaltung war es, uns, die Hausbesitzer über interessante Themen aktuell zu informieren. Wenn nun der geplante Mobilfunkmast in der Auflistung der vorgesehenen Themen nicht aufgeführt wurde, frage ich mich: War das nur eine Fehleinschätzung, oder sollte dieser Punkt bewusst nicht angesprochen werden? Die von einem Zuhörer gestellte Frage: In welchem Umfang hier die Interessen der Hausbesitzer von der Ferienparkverwaltung vertreten wurden, blieb einfach unbeantwortet. Dass aber hier sehr wohl Informations- und Redebedarf bestand, zeigten die sehr lebhaft, aber auch fair geführten Diskussionsbeiträge.
Wie Herr Winkel seinen Leserbrief beendet, das hat mit Fairness nichts mehr, aber auch gar nichts mehr zu tun. Die Situation wurde so dargestellt, dass in der Nähe des Ferienparks eine Person verstorben ist, weil die Rettungskräfte wegen fehlenden Mobilfunkempfangs den Ort zu spät fanden. Das habe für die in Paris wohnende Frau bei ihrer Argumentation aber keine Rolle gespielt.
Die Wortmeldung von DRK- Helfer Barowka in der Versammlung zu diesem tragischen Todesfall war inhaltlich sicher richtig, hat aber zur Lösung des Problems nichts beigetragen. Die ganze Diskussion ging schließlich nicht um ein prinzipielles Ja oder Nein zu einem Mast, sondern rein um die Standortfrage. Als weiteres hatte sich Herr Barowka erst kurz vor Schluss in die Diskussion eingeklinkt. Die Vermieterin, die im Ferienpark wie etwa 200 andere auch ein Haus besitzt, hatte von diesem Vorfall also erst erfahren, als sie ihre Stellungnahme längst beendet hatte und dann auch gar nicht mehr zu Wort meldete. Ihr jetzt in diesem Punkt unmenschliche Gleichgültigkeit vorzuwerfen ist unredlich und hilft in der Sache keinen Schritt weiter, ist so also nichts anderes als hilfloses Nachtreten.
Mein Fazit zur Thematik „Mobilfunkmast“ bei der Versammlung am 2. November war: Dieser Punkt war dem Veranstalter, dem Ortschaftsrat und den Vertretern der Stadt unangenehm. Ihr inhaltliches Schweigen zu den aufgezeigten Standortnachteilen erweckte den Eindruck, dass ihnen diese in solchem Ausmaße nicht bewusst waren. Weiter war es zu spüren, dass sie bei ihrer Standortentscheidung mit ihren Argumenten gegenüber Vodafone in der schwächeren Position waren. Die gefühlte Mehrheitsmeinung unter den betroffenen Anwohnern beruht auf der Frage pro oder kontra Mast. Hätte man die Frage aber auf das wirkliche Problem hin ausgerichtet, nämlich:“ Wo soll der Sendemast stehen?“ , hätten wir mit Sicherheit ein verwertbares Ergebnis erhalten.
Umso erstaunlicher ist für mich die Reaktion der Entscheidungsträger auf die Hauseigentümerversammlung. Um den getroffenen Beschluss zu rechtfertigen, wurden die berechtigten Bedenken einfach nicht wahrgenommen. Unter Dialog verstehe ich, für die Erkenntnis bereit zu sein, der Andere könnte auch Recht haben. Das wäre dann aber die erste Voraussetzung dafür, den Beschluss noch einmal zu überdenken, beziehungsweise mit dem Mobilfunkbetreiber Vodafone nach zu verhandeln.
Martin Schmid, Fluorn-Winzeln