ROTTWEIL – Er zählt zu den beeindruckenden Wahrzeichen Rottweils: der 54 Meter hohe Hochturm aus dem 13. Jahrhundert. Seit mehr als zwei Jahren wird der staufische Buckelquaderturm, der einst als Wehr- und Gefängnisturm diente, aufwendig saniert. Bis zur Landesgartenschau im Jahr 2028 soll die Restaurierung abgeschlossen sein.
Der Hochturm gilt bei Touristen, aber auch bei Rottweilern als beliebtes Ausflugsziel, da man einen herrlichen Blick auf Rottweils historische Dachlandschaft und weit ins Umland hinein hat. Der Hochturm ist allerdings für Besucher seit mehr als einem Jahr geschlossen, denn der in Teilen fast 800 Jahre alte Turm musste eingerüstet werden, nachdem sich Steinbrocken gelöst hatten. Um die Sicherheit zu gewährleisten, wird das Mauerwerk nun sorgfältig gesichtet und auch im Innern des Turmes ist der städtische Restaurator Stefan Widmer am Werk, „denn eine Sanierung ist nur nachhaltig, wenn man beide Seiten des Turmes bearbeitet.“
Bevor es an die Sanierung ging, haben Sanierungsfachleute von der AeDis AG den Turm sorgfältig unter die Lupe genommen. Bei den Untersuchungen arbeitete die Stadt unter anderem mit der Materialprüfanstalt der Universität Stuttgart zusammen. Heraus kam ein nachhaltiges, minimalistisches Restaurierungskonzept, das vom gesamten Team erarbeitet wurde. Bei der Umsetzung wird Stefan Widmer von Björn Claussen von der städtischen Hochbauabteilung unterstützt.
„Mittlerweile wurden alle Zementfugen ausgebaut. Die Fugen werden im neuen Jahr mit Mörtel, der nach mittelalterlichem ‚Rezept‘ hergestellt wurde, wieder neu verfugt. „Da haben wir noch ein ordentliches Stück Arbeit vor uns“, so Stefan Widmer. Auch kaputte Steine wurden ersetzt. Zudem wurden die gut 3600 Steine an der Oberfläche verschlemmt. Das heißt, dass Risse und kleine Beschädigungen mit einer dünnflüssigen Mörtelmischung, der sogenannten Fugenschlämme, aufgefüllt und abgedichtet wurden, um den Wassereintrag zu reduzieren und Frostabsprengungen zu vermeiden.
Spezialfirma bohrt acht Meter tiefe Löcher in den Turm
Aber auch die Stabilität des Turms steht bei den Arbeiten im Fokus. So wurden zahlreiche Eckquadersteine, die Risse hatten, mit Edelstahlankern verdübelt. In einem komplizierten Verfahren wurden zudem zwei Spannanker aus Stahl in das Mauerwerk eingebracht. Zu diesem Zweck rückte zunächst eine Spezialfirma aus Bayern an, um den Turm in seiner vollen Breite von über acht Metern zu durchbohren. Anschließend wurden die Anker mittels eines mobilen Krans auf über 30 Metern Höhe quer durch das alte Mauerwerk geschoben und anschließend verschraubt.
Derzeit ruht die Baustelle, nachdem sie wintersicher gemacht wurde. „Der Mörtel benötigt eine Mindesttemperatur von 5 Grad. Wenn es zu tief in die Minusgrade geht, dann geht er kaputt und alles war umsonst“, erklärt der städtische Restaurator, ist aber mit dem Zeitplan der Arbeiten sehr zufrieden. „60 Prozent haben wir bereits erledigt“, informiert er und ist guter Dinge, dass der Turm rechtzeitig zur Landesgartenschau wieder für Besucher zugänglich sein wird. Auch das Geländer des Turms wird restauriert und komplett neu fixiert. Hierzu werden Edelstahlbefestigungen durch den Betonring gebohrt, erklärt der Restaurator.
Wiedereröffnung zur Landesgartenschau 2028 geplant
Stefan Widmer freut sich aber bereits auf die Restaurierung der Originalverfügung aus dem Jahr 1200, der Bauzeit des Turms. Diese ist in großen Teilen vor allem auf der Süd- und Nordseite noch erhalten. „Das wird eine spannende Geschichte, die von April bis Oktober nächsten Jahres auf dem Programm steht“, sagt er.
Der 54 Meter hohe Hochturm bildete einst die Spitze eines Festungsdreiecks, um die von Westen am stärksten gefährdete Stadt zu schützen. Ziel ist es, Mitte 2027 das Gerüst wieder abzubauen und mit dem Anlegen der Außenanlagen zu beginnen. Zur Landesgartenschau soll der Turm dann wieder für Besucher zugänglich sein.



