„Ahnungslose Politclowns“ – Gäubahn-Fans nehmen Kreistags-Resolution auseinander

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Rottweil. Einstimmig hat sich der Rottweiler Kreistag gegen die Pläne der Bahn gewandt, die Gäubahn ab 2025 in Stuttgart-Vaihingen enden zu lassen. Die Kommunalpolitiker fordern die Variante „S-Bahn“ als umsteigefreie Verbindung von Stuttgart bis Singen. Auch der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg hat einen entsprechenden Beschluss gefasst. Gäubahn-Fans nehmen diese Pläne nun komplett auseinander.

„Ahnungslose Politclowns“. Am Mittwoch hat die Interessengemeinschaft „Pro Gäubahn“ die Berichterstattung der NRWZ über den Beschluss des Rottweiler Kreistags online geteilt – und das ist eine der Reaktionen. „Anstatt mit einer Stimme zu sprechen und vehement den Weiterbetrieb des derzeitigen Direktanschlusses an den Stuttgarter Hauptbahnhof zu fordern, verzettelt man sich und sucht, um ja nicht das Gesicht zu verlieren, hilflos nach Alternativen, die aber allesamt völlig untauglich sind und auf Jahre hinaus den Bahnverkehr in der Schwarzwald-Baar-Region und darüber hinaus vollends ruinieren.“ Das ist das pointiert vorgetragene Urteil eines Stuttgarters und offenkundigen Gegners von „Stuttgart 21“. Seine Meinung trägt er auf der Facebook von „Pro Gäubahn“ vor. Diese sogenannte Community vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von Kunden auf der Bahnstrecke Stuttgart – Böblingen – Horb – Rottweil – Tuttlingen – Singen – (Zürich / Konstanz). Auf der sogenannten Gäubahn, eben.

„Hirnrissig“

Der Stuttgarter jedenfalls ist sich sicher: „Die S-Bahn hat in ihrem eigentlichen Verbreitungsgebiet, dem Verkehrsverbund Stuttgart, schon genug Probleme. Geradezu hirnrissig ist daher, das Einzugsgebiet bis nach Singen und die Schweizer Grenze ausweiten zu wollen.“

Zum Hintergrund: Wegen des Baus eines Tunnels im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 droht die Kappung der Gäubahn für mehrere Jahre. Die Züge aus Singen sollen ab 2025 nicht mehr bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren, sondern in Stuttgart-Vaihingen enden. Tausende Fahrgäste im Fern- und Regionalverkehr täglich müssten dann für viele Jahre auf S-Bahn, Busse und Stadtbahnen umsteigen. Dagegen gibt es Widerstand.

„Pinkelhalt in Rottweil“

S-Bahn bis Singen? Nicht nur der Stuttgarter sieht das kritisch. Ein Gäubahn-Fan arbeitet die Probleme heraus, die der Kreistag Rottweil in seiner Resolution anscheinend übersehen hat: „Hoffentlich findet der Rottweiler Kreistag auch eine Geldquelle, die es ihm ermöglicht, die Bahnsteige auf 96 cm Höhe auszubauen. Sonst wird das nichts mit der S-Bahn. Und dann ist da noch die Frage an den Rottweiler Kreistag, wo denn die Fahrzeuge für diese Verlängerung herkommen sollen? Sicher ist dem Rottweiler Kreistag bekannt, dass der aktuelle Bestand gerade so ausreichend ist den vom Verband Region Stuttgart bestellten Fahrplan zu fahren (15 min Takt auf allen Linien, geplanter 10 min Takt auf den Linien S1 und S6, Nachtverkehr an 7 Tagen die Woche). Ach ja, vom Einbau von Toiletten in die Fahrzeuge der Reihe 430 resp. 423 reden wir gar nicht. Es sei denn der Rottweiler Kreistag spendiert einen ‚Pinkelhalt‘ in Rottweil, finanziert quasi ein WC am Bahnhof.“

Apropos: In den S-Bahn-Zügen fehlende Toiletten machen die Bahnfans als eines der größten der anscheinend unbedachten Probleme aus. Die Kritik: beißend. Etwa so: „Der Rottweiler Kreistag oder wer auch immer für WCs zuständig ist, kriegt nicht mal das eine WC am Rottweiler Bahnhof auf die Reihe. Ich steige da alle drei bis vier Wochen um in den Bus, meistens ist es geschlossen.“ Und ein Leser schreibt: „Es gibt auch genug ältere Leute, die im Zug froh sind, wenn eine funktionierende(!) Toilette in der Nähe ist. Durch den demographischen Wandel / die zunehmende Alterung der Gesellschaft wird das eher noch wichtiger werden. Stuttgart – (oder gar Bietigheim – ) Singen in einem der heutigen 423er oder 430er ist ein absolutes No Go. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar hat auch lange S-Bahn-Linien (z.B. Osterburken – Mannheim – Homburg). Die dort eingesetzten Züge haben aber Toiletten.“

Eine Leserin schreibt dazu: „Mit Kindern für zwei Stunden in einer S-Bahn ohne Toilette, das soll wohl ein Witz sein. Für ein halbes Jahr oder ein Jahr gerade noch akzeptabel, aber 10-15 Jahre lang… die Gemeinderatsmitglieder werden es sich eher nicht antun!“ Wobei sie die Kreistagsmitglieder meint.

„Unsinnige Forderung“

Auch die Interessenvertretung Pro Gäubahn hat sich mit dem Kreistagsbeschluss auseinandergesetzt. Mit seiner Forderung nach der Verlängerung der S-Bahn Stuttgart bis Singen befürworte das Gremium „eine eindeutige Verschlechterung seiner Verkehrsanbindung im Vergleich zum Status quo“. Die Fahrzeiten im Regional-Verkehr, der künftig dann als S-Bahn-Verkehr laufen würde, würden sich deutlich erhöhen. Eine Lösung für den für die Gäubahn besonders wichtigen Fernverkehr sei in diesem Ansatz „noch nicht mal enthalten“.

„Wir halten es für fatal“, so die Vereinigung in ihrer Stellungnahme weiter, „dass sich viele Gäubahn-Streckenanlieger auf das vergiftete Angebot eines S-Bahn-Anschlusses einlassen. Die Gäubahn braucht keine weiteren Verschlechterungen und Fahrzeitverlängerungen. Davon gab es die letzten Jahre schon genug.“ Auch befürchte man, dass vielen Gäubahn-Anliegern gar nicht bewusst sei, welchen Chaos-Betrieb sie sich mit der Stuttgarter S-Bahn vor die Haustür holen würden.

Dazu gab es jüngst eine Veröffentlichung des Stuttgarter Lokal-Blogs „Kessel.tv“. Unter dem Titel „S-Bahn Stuttgart Störungs-Bingo“ heißt es: „Die S-Bahn Stuttgart ist außer Rand und Gleis und liefert nahezu täglich – und zwar negativ.“ Auch beim altehrwürdigen SWR macht das Thema in diesen Tagen eine Schlagzeile: „Darum gibt es bei der S-Bahn Stuttgart so viele Probleme.“

Daher bedauert es Pro Gäubahn nach eigenen Angaben sehr, dass die Gäubahn-Anlieger inzwischen nicht mehr gemeinsam dafür einstehen, dass die Gäubahn solange über die Bestandsstrecke bis Stuttgart Hbf (oben) verkehren muss, bis eine alternative Anbindung in Betrieb gehen kann.

Pro Gäubahn kommt angesichts der auf ihrer Facebook-Seite vorgetragenen Meinungen insgesamt zum Schluss: „Hätte der Rottweiler Kreistag die Gäubahn-Kompetenz der Kommentarschreiber hier, hätte er diese unsinnige Forderung nicht erhoben.“

Einen Kommentar wie diesen hier: „Da stimmen Leute ab, welche selbst keine Bahn nutzen, denen ist es schlicht scheißegal wie lange ein Zug fährt, als Politiker wird so was wie die Bahn höchstens im Wahlkampf genutzt.“

Das interessiert diese Woche



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Rottweil. Einstimmig hat sich der Rottweiler Kreistag gegen die Pläne der Bahn gewandt, die Gäubahn ab 2025 in Stuttgart-Vaihingen enden zu lassen. Die Kommunalpolitiker fordern die Variante „S-Bahn“ als umsteigefreie Verbindung von Stuttgart bis Singen. Auch der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg hat einen entsprechenden Beschluss gefasst. Gäubahn-Fans nehmen diese Pläne nun komplett auseinander.

„Ahnungslose Politclowns“. Am Mittwoch hat die Interessengemeinschaft „Pro Gäubahn“ die Berichterstattung der NRWZ über den Beschluss des Rottweiler Kreistags online geteilt – und das ist eine der Reaktionen. „Anstatt mit einer Stimme zu sprechen und vehement den Weiterbetrieb des derzeitigen Direktanschlusses an den Stuttgarter Hauptbahnhof zu fordern, verzettelt man sich und sucht, um ja nicht das Gesicht zu verlieren, hilflos nach Alternativen, die aber allesamt völlig untauglich sind und auf Jahre hinaus den Bahnverkehr in der Schwarzwald-Baar-Region und darüber hinaus vollends ruinieren.“ Das ist das pointiert vorgetragene Urteil eines Stuttgarters und offenkundigen Gegners von „Stuttgart 21“. Seine Meinung trägt er auf der Facebook von „Pro Gäubahn“ vor. Diese sogenannte Community vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von Kunden auf der Bahnstrecke Stuttgart – Böblingen – Horb – Rottweil – Tuttlingen – Singen – (Zürich / Konstanz). Auf der sogenannten Gäubahn, eben.

„Hirnrissig“

Der Stuttgarter jedenfalls ist sich sicher: „Die S-Bahn hat in ihrem eigentlichen Verbreitungsgebiet, dem Verkehrsverbund Stuttgart, schon genug Probleme. Geradezu hirnrissig ist daher, das Einzugsgebiet bis nach Singen und die Schweizer Grenze ausweiten zu wollen.“

Zum Hintergrund: Wegen des Baus eines Tunnels im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 droht die Kappung der Gäubahn für mehrere Jahre. Die Züge aus Singen sollen ab 2025 nicht mehr bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren, sondern in Stuttgart-Vaihingen enden. Tausende Fahrgäste im Fern- und Regionalverkehr täglich müssten dann für viele Jahre auf S-Bahn, Busse und Stadtbahnen umsteigen. Dagegen gibt es Widerstand.

„Pinkelhalt in Rottweil“

S-Bahn bis Singen? Nicht nur der Stuttgarter sieht das kritisch. Ein Gäubahn-Fan arbeitet die Probleme heraus, die der Kreistag Rottweil in seiner Resolution anscheinend übersehen hat: „Hoffentlich findet der Rottweiler Kreistag auch eine Geldquelle, die es ihm ermöglicht, die Bahnsteige auf 96 cm Höhe auszubauen. Sonst wird das nichts mit der S-Bahn. Und dann ist da noch die Frage an den Rottweiler Kreistag, wo denn die Fahrzeuge für diese Verlängerung herkommen sollen? Sicher ist dem Rottweiler Kreistag bekannt, dass der aktuelle Bestand gerade so ausreichend ist den vom Verband Region Stuttgart bestellten Fahrplan zu fahren (15 min Takt auf allen Linien, geplanter 10 min Takt auf den Linien S1 und S6, Nachtverkehr an 7 Tagen die Woche). Ach ja, vom Einbau von Toiletten in die Fahrzeuge der Reihe 430 resp. 423 reden wir gar nicht. Es sei denn der Rottweiler Kreistag spendiert einen ‚Pinkelhalt‘ in Rottweil, finanziert quasi ein WC am Bahnhof.“

Apropos: In den S-Bahn-Zügen fehlende Toiletten machen die Bahnfans als eines der größten der anscheinend unbedachten Probleme aus. Die Kritik: beißend. Etwa so: „Der Rottweiler Kreistag oder wer auch immer für WCs zuständig ist, kriegt nicht mal das eine WC am Rottweiler Bahnhof auf die Reihe. Ich steige da alle drei bis vier Wochen um in den Bus, meistens ist es geschlossen.“ Und ein Leser schreibt: „Es gibt auch genug ältere Leute, die im Zug froh sind, wenn eine funktionierende(!) Toilette in der Nähe ist. Durch den demographischen Wandel / die zunehmende Alterung der Gesellschaft wird das eher noch wichtiger werden. Stuttgart – (oder gar Bietigheim – ) Singen in einem der heutigen 423er oder 430er ist ein absolutes No Go. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar hat auch lange S-Bahn-Linien (z.B. Osterburken – Mannheim – Homburg). Die dort eingesetzten Züge haben aber Toiletten.“

Eine Leserin schreibt dazu: „Mit Kindern für zwei Stunden in einer S-Bahn ohne Toilette, das soll wohl ein Witz sein. Für ein halbes Jahr oder ein Jahr gerade noch akzeptabel, aber 10-15 Jahre lang… die Gemeinderatsmitglieder werden es sich eher nicht antun!“ Wobei sie die Kreistagsmitglieder meint.

„Unsinnige Forderung“

Auch die Interessenvertretung Pro Gäubahn hat sich mit dem Kreistagsbeschluss auseinandergesetzt. Mit seiner Forderung nach der Verlängerung der S-Bahn Stuttgart bis Singen befürworte das Gremium „eine eindeutige Verschlechterung seiner Verkehrsanbindung im Vergleich zum Status quo“. Die Fahrzeiten im Regional-Verkehr, der künftig dann als S-Bahn-Verkehr laufen würde, würden sich deutlich erhöhen. Eine Lösung für den für die Gäubahn besonders wichtigen Fernverkehr sei in diesem Ansatz „noch nicht mal enthalten“.

„Wir halten es für fatal“, so die Vereinigung in ihrer Stellungnahme weiter, „dass sich viele Gäubahn-Streckenanlieger auf das vergiftete Angebot eines S-Bahn-Anschlusses einlassen. Die Gäubahn braucht keine weiteren Verschlechterungen und Fahrzeitverlängerungen. Davon gab es die letzten Jahre schon genug.“ Auch befürchte man, dass vielen Gäubahn-Anliegern gar nicht bewusst sei, welchen Chaos-Betrieb sie sich mit der Stuttgarter S-Bahn vor die Haustür holen würden.

Dazu gab es jüngst eine Veröffentlichung des Stuttgarter Lokal-Blogs „Kessel.tv“. Unter dem Titel „S-Bahn Stuttgart Störungs-Bingo“ heißt es: „Die S-Bahn Stuttgart ist außer Rand und Gleis und liefert nahezu täglich – und zwar negativ.“ Auch beim altehrwürdigen SWR macht das Thema in diesen Tagen eine Schlagzeile: „Darum gibt es bei der S-Bahn Stuttgart so viele Probleme.“

Daher bedauert es Pro Gäubahn nach eigenen Angaben sehr, dass die Gäubahn-Anlieger inzwischen nicht mehr gemeinsam dafür einstehen, dass die Gäubahn solange über die Bestandsstrecke bis Stuttgart Hbf (oben) verkehren muss, bis eine alternative Anbindung in Betrieb gehen kann.

Pro Gäubahn kommt angesichts der auf ihrer Facebook-Seite vorgetragenen Meinungen insgesamt zum Schluss: „Hätte der Rottweiler Kreistag die Gäubahn-Kompetenz der Kommentarschreiber hier, hätte er diese unsinnige Forderung nicht erhoben.“

Einen Kommentar wie diesen hier: „Da stimmen Leute ab, welche selbst keine Bahn nutzen, denen ist es schlicht scheißegal wie lange ein Zug fährt, als Politiker wird so was wie die Bahn höchstens im Wahlkampf genutzt.“

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

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