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Endgültig annehmen soll diesen Vorschlag der Gemeinderat am 25. Oktober / Bauausschuss signalisiert breite Zustimmung

Vorschlag zur Güte: Rottweiler Verkehrsversuch könnte am 6. Dezember 2023 enden

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Natürlich lesen auch die Verantwortlichen bei der Stadtverwaltung Leserbriefe. Und sie sprechen mit den Leuten, etwa mit den ortsansässigen Händlern, die sich Sorgen um ihr Weihnachtsgeschäft machen. Kurz: Die Kritik an der fortgesetzten Sperrung des Rottweiler Friedrichsplatzes im Rahmen des Verkehrsversuchs ist angekommen. Und wurde erhört. Das nun vorliegende Angebot zur Güte ist ein ziemlicher Knaller.

(Rottweil). Der Verkehrsversuch, ursprünglich geplant bis 15. Oktober 2023, dann vom Gemeinderat auf Bitten der Stadtverwaltung verlängert bis zum Februar 2024, könnte deutlich früher enden. Das ist Ergebnis eines Vorstoßes der Verwaltung am Mittwoch. Neues Enddatum des laufenden Versuchs: der Nikolaustag. Die „Spur dafür gelegt“ (Ruf) habe der Freie Wähler Hermann Breucha, der zuletzt im Gemeinderat vorgeschlagen hatte, den Verkehrsversuch auf 31. Dezember 2023 enden zu lassen. Jetzt wird es noch früher möglich sein.

Überraschender Impuls

Einen entsprechenden Impuls setzte die Verwaltung, setzte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf, am Mittwochabend im Gemeinderatsausschuss. Überraschend, denn bislang hieß es, die Verlängerung bis ins kommende Jahr sei unabdingbar, um genügend Daten zu erhalten. Nämlich zunächst die Daten aus der Zeit vor dem Versuch, dann jene aus der Zeit der Einbahn-Ring-Regelung bis Mitte Oktober, und schließlich jene aus den kommenden Wochen, wenn der Friedrichsplatz noch in einer Richtung gesperrt bleibt. Auf Grundlage dieser gesammelten Daten sollte der Gemeinderat nächstes Jahr eine Entscheidung treffen, wie der Verkehr im schönen Rottweil künftig geführt werden soll.

Aber es setzte immer wieder Kritik, die bislang nicht abebbt. Anwohner aus der Marxstraße begehren weiterhin auf, obwohl die Veränderung bei deren Einmündung in die Königstraße weitgehend rückgebaut worden ist (und die Planer von einer Entlastung ausgehen). Händler sorgen sich um ihre Kunden. So forderte Modehändler Tobias Rützel, dass vor Veränderungen zunächst Voraussetzungen geschaffen werden müssten. Und Bettenhändler Magnus Hugger rief: „Beenden Sie den Verkehrsversuch zeitnah!

Entgegenkommen

Das alles geht nicht spurlos an der Stadtverwaltung vorüber. Man habe noch einmal, zum wiederholten Male, intensiv nachgedacht und diskutiert – und könne nun ein Entgegenkommen vorschlagen, hieß es am Mittwoch. Am 6. Dezember könne man den Friedrichsplatz freigeben, dann lägen ausreichend Verkehrsdaten vor. Das hätten sozusagen Nachverhandlungen mit dem externen Dienstleister ergeben, der die Daten für die Stadt im Rahmen des Verkehrsversuchs erhebe und auswerte. Die Zeit bis dahin sei noch unbedingt nötig, sonst wisse man nicht, wie sich der gesperrte Friedrichsplatz bei gleichzeitig geöffnetem Waldtorort auswirke (wo im Moment eine Baustelle der ENRW für eine erneute Sperrung sorgt, die aber in spätestens zehn Tagen Geschichte sein soll).

„Zwei, drei Sätze“ wolle er sagen, leitete OB Dr. Christian Ruf den Vorstoß, das Angebot zur Güte, am Mittwoch ein. Anlass war ein Antrag der Grünen, einen Shuttlebus einzusetzen, solange der Friedrichsplatz teils gesperrt ist (siehe unten).

Die Händler, die Kritik vorgebracht hätten, seien „sehr alteingesessene Händler, nicht welche, die uns nach 14 Tage die Welt erklären wollen“, so Ruf weiter. Also höre er, höre die Stadtverwaltung gerne auf diese.

Rottweils Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf. Foto: gg

Den Versuch vorzeitig aufzugeben, alles zu tun aber, um am Ende dennoch belastbare Zahlen zu haben: Dieser Schritt der Verwaltung ist ein ziemlicher Knaller. Wer von all den Kritikerinnen und Kritikern, die Rottweil für tot, Balingen zum großen Vorbild und Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf als reif für den Rücktritt erklärt haben, hätte das gedacht, dass noch einmal so viel Bewegung in die Sache kommt?

Nun liegt es am Gemeinderat. Am Mittwoch ging die Verwaltung mit dem Vorschlag überraschend in den Ausschuss, kommende Woche tagt das Gesamtgremium, dem die Entscheidung obliegt, ob der Friedrichsplatz weit früher als zuletzt gedacht freigemacht werden soll.

Eine rasche Probeabstimmung im Bauausschuss zeigte, dass es eine breite Mehrheit für ein vorgezogenes Ende des verlängerten Verkehrsversuchs geben wird. FFR und SPD waren dagegen, die übrigen Stadträtinnen und -räte dafür. SPD-Stadtrat Dr. Jürgen Mehl, fand es bedauerlich, dass der Friedrichsplatz ausgerechnet dann wieder voll befahrbar werden soll, wenn der Weihnachtsmarkt in Rottweil eröffnet.

Shuttlebus nicht nötig

Sollte der Gemeinderat kommende Woche mehrheitlich zustimmen – wonach es aussieht – wird ein Vorschlag der Grünen überflüssig. Diese hatten beantragt, in den Monaten November 2023 bis Februar 2024 – solange der Friedrichsplatz eben nur teilweise befahrbar sein sollte – ein Shuttlefahrzeug, einen Kleinbus einzusetzen. Die Verwaltung möge prüfen, ob das zeitlich und finanziell möglich ist. „Dieser Shuttle sollte für die Nutzerinnen und Nutzer kostenlos sein und idealerweise von Montag bis Samstag während der Ladenöffnungszeiten mindestens im 30-Minuten-Takt zwischen den Parkplätzen Nägelesgraben und Zentrum verkehren, mit Haltepunkten am Friedrichsplatz und in der Hochbrücktorstraße“, so die Grünen im Stadtrat in ihrem Antrag.

Mehrere Einzelhändler in der Innenstadt hätten über Umsatzrückgänge und Kundenklagen im Zusammenhang mit dem laufenden Verkehrsversuch berichtet, sahen die Grünen als Anlass für ihren Vorstoß. Die Einzelhändler würden diese Kritik insbesondere mit der „erschwerten Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem KFZ“ und einer „Verschlechterung der Parkplatzsituation in unmittelbarer Nähe“ begründen. Eine gute Erreichbarkeit der Läden in der Rottweiler Innenstadt sei vor allem auch vor dem Hintergrund der bevorstehenden Weihnachtszeit und des wichtigen Weihnachtsgeschäfts für Kunden und Einzelhändler von großer Bedeutung.

Einen Shuttlebus hätte Ruf unterstützt, behält ihn sich für die Zukunft vor.

Die Grünen zogen ihren Antrag am Mittwoch zurück.

Ein möglicher künftiger Friedrichsplatz. Foto: gg

Omnibusse sollen an den Nägelesgraben

Unabhängig davon soll der Friedrichsplatz insgesamt ja weiterentwickelt werden. So hat der Gemeinderatsausschuss die Verwaltung am Mittwoch beauftragt, „die weitere Planung und die notwendigen Verfahrensschritte für eine Neugestaltung des Friedrichsplatzes voran zu treiben“, wie es in der Vorlage hieß. Ziel sei eine zeitliche Umsetzung bis 2027 in Abhängigkeit von der Umsetzung des Zentralen Umsteigepunktes für Busse des ÖPNV (ZUP) im Nägelesgraben. Durch die Verlagerung des ZUP soll die künftig verbleibende Fahrbahnfläche auf 6,5 Meter Gesamtbreite außerhalb der Schleppkurvenbereiche auf dem Friedrichsplatz festgelegt werden. Die Stadt nennt das eine Grundlage der Planung. Mit den beiden Fahrbahnen, ausgelegt auf Begegnungsverkehr er Busse, und der Verlagerung des ZUP ermögliche die Neugestaltung des Friedrichsplatzes „weiterhin eine hohe Flexibilität für zukünftige Entwicklungen“, so die Verwaltung.

Weise er nur noch diese Fahrbahnbreite auf, gewinne der Friedrichstraße deutlich, so der Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, Rudolf Mager. Er könne „ein großer Stadtplatz“ werden.

Der Bauausschuss stimmte zu. Die endgültige Entscheidung soll auch hier der Gemeinderat treffen, sie gilt als Formsache und steht kommende Woche an.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

15 Kommentare

  1. Die spontane Verlängerung des „Verkehrsversuchs“ am Friedrichsplatz muss umgehend beendet werden!

    Ich bin Anwohner an der Nägelesgrabenstrasse und benötige jetzt zum Postamt 20min Fahrtzeit. Dabei ist es egal ob über die Tannstrasse oder das Berner Feld ausgewichen wird. Rottweil Nord ist vom Rest der Stadt quasi abgetrennt…

    Das die Baustelle in der Flöttlintorstrasse nicht zum sofortigen Umdenken geführt hat, zeigt nur das es den Stadträten nicht um eine gute Verkehrsführung sondern nur um Idealismus geht!

    Die Einbahnstraße beim Schwarzen Tor wurde de facto über Nacht gedreht. Vorher durfte man nur in die Richtung zum Kapuziner und Schramberger Straße fahren. Heute ist es genau anders herum.

    Warum wohl hat die EnRW die Baustelle erst am 16.10. begonnen? Richtig! Weil da der Verkehrsversuch beendet gehört hätte.

  2. Warum muss und soll der Busverkehr auf dem Friedrichsplatz in 2 Richtungen erfolgen? Was man den Bürgern im Hinterprediger zumutet sollte auch beim ÖPNV gelten!

  3. „Man habe noch einmal intensiv nachgedacht … und könne nun ein Entgegenkommen vorschlagen“. Nachdenken, gut und schön, aber wer ist denn auf der anderen Seite, dem man ein Entgegenkommen in Aussicht stellt ? Der Kunde des Einzelhandels ? Der Besucher der der Stadt mit der Gastronomie ? Der Autofahrer oder etwa der Rottweiler Bürger ? Da hätte es einfachere Lösungen des Entgegenkommens gegeben, z.B. Beendigung des Verkehrsversuches spätestens zum geplanten Termin am 15.10. (oder auch schon früher).
    Noch ein kleiner Hinweis: Auch wenn manche Stadträte die Meinung vertreten, dass alle und jeder, der in die Stadt gelangen möchte, dieses mit dem Fahrrad, zu Fuß oder per „Shuttle“ bewerkstelligen könnte, so sollte auch für auswärtige Fahrzeuge eine vollumfängliche Beschilderung zur Innenstadt vorhanden sein, vor allem wenn jetzt zusätzlich zum sinnbefreiten Verkehrsversuch auch noch die Flöttlinstorstraße gesperrt ist.
    Ein Marktbestücker beim Wochenmarkt am Mittwoch fuhr aus Oberndorf kommend in Richtung Flöttlinstorstraße, da Sperrung wollte er dann Richtung Friedrichsplatz. Wieder Sperrung wegen Verkehrsversuch. Den Weg übers Krankenhaus musste er sich telefonisch beschreiben lassen…
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir noch viel Akltionismus unserer Stadtverwaltung und des Gemeinderates bis zur Landesgartenschau 2028 erleben werden. Besser wäre es m.E., wenn man sich in Rottweil um den erkennbar sterbenden Einzelhandel kümmern würde, als um irgendwelche Prestigeprojekte…

    • Die Stadt könnte schlicht und ergreifend am 15..10 den Versuch nicht stoppen. Böse Zungen behaupten die Erhebung der Zahlen hat nicht stattgefunden……. Und nun? Wenn man Zahlen erhebt müssen alle Zahlen gleichzeitig erhoben werden. Nur so können Ströme ermittelt und erkannt werden. Übrigens, von wegen Rückbau in der Marxstraße. Nun ist ein Radweg in der Mitte platziert worden. Die Verwaltung verarscht die Bürger nach Strich und Faden.

  4. Sehr belustigend…

    Extrem kurzfristig stellt man fest, eine 2te Versuchsphase wird benötigt.
    Dauer 23 Wochen (bis 31.3.), dann als großzügiges Entgegenkommen 19 Wochen (29.2.), nun bis 6.12. = 8 Wochen = 35% der ursprünglichen Zeit. Ziehe ich noch die Sperrung Flöttlinstorstr. ab (da nicht repräsentativ) sind es 6,5 Wochen = 28% der ursprünglichen Zeit.
    Das ist Verarschung! Entlassen die Leute und alles zurückdrehen. Und am Besten die Leute in die Verantwortung nehmen für diese Geldverschwendung!

  5. Ich verstehe den Einzelhandel nicht ganz, die tun gerade so als wollten alle nach Rottweil und keiner kann, wegen der Verkehrsführung.
    Ich könnte vor dem Versuch auch keinen Parkplatz finden.
    Vielleicht liegt es daran, daß Anwohner um sonst in der Innenstadt parken können, ( hatte ich zu Ohren bekommen) und somit Parkplätze denn anderen wegnehmen.

    Aber für meine Person. Gibt es für mich nichts was ich in Rottweil einkaufen könnte.

    Beispiel. Wenn ich jetzt nach Rottweil fahren könnte wie ich möchte und immer ein Parkplatz bekommen würde,, was sollte ich dann in Rottweil machen…?????

    • Als Anwohner: wir können NICHT umsonst (auch nicht kostenlos) in der Innenstadt parken: als Anwohner braucht man einen kostenpflichten Anwohner-Parkausweis und kann dann damit ausschließlich in der zugeordneten Parkzone parken, d.h. nicht auf einem festen Parkplatz (zum Beispiel vor dem eigenen Haus).

      Und wo sollen die Anwohner der Innenstadt sonst parken? Plus: Ich für meinen Teil kann es auch nicht brauchen, dass irgendwelche Leute vor meinem Haus parken – am Besten direkt vor der Tür, sodass man kaum noch raus komme bzw. Flucht- und Rettungswege versperrt sind), dann alles zumüllen (Zigarettenstummel und Glasscherben sind vor allem Wochenends auch so schon ein Problem*) und ich als Anwohner soll nicht nur woanders parken, sondern den Müll auch noch auffegen?

      Kann sich jede/r selbst überlegen, wie es ihm/ihr damit gehen würde, wenn das von ihm/ihr verlagt wird: Du darfst nicht vor deinem Haus parken, aber andere/Touristen dürfen, den Dreck den die da hinwerfen musst du aber trotzdem wegmachen. Und wo du selbst parkst ist dein Problem, notfalls läufst du halt morgens ne viertel Stunde zum Auto damit du zur Arbeit fahren kannst.


      *auch ohne Fasnet. An der Fasnet kommen zu nochmehr Scherben und Müll dann auch noch die Hauswandpinkler dazu…

      • Also als Besitzer eines EFH muss ich ihnen sagen – ich kann auch nicht kostenlos parken. Ich musste Grund und Boden erwerben, um darauf die Garage und die Zufahrt zu erstellen. Das war auch nicht kostenlos. Mein Parkplatz wird nicht kostenlos geräumt, das muss ich selber machen. Und ich zahle jedes Jahr Grundsteuer für meine Garage und die Zufahrt. Und btw – es zwingt sie niemand mitten in der „Stadt“ zu wohnen.

        • „Und btw – es zwingt sie niemand mitten in der “Stadt” zu wohnen“ – das ist das Dümmste und Sinnentleerteste, was Sie hätten antworten können.

          Bringt es die Diskussion inhaltlich voran, wenn ich Ihnen entgegenwerfe, dass Sie auch niemand zwingt, in einem EFH zu hausen bzw. eines zu erwerben, vor allem nicht in dem Stadtteil/Ort wo Sie wohnen? Nein, bringt nix inhaltlich? Merkwürdig.
          Ich habe mein Haus auch erworben (Grundsteuer bal bla), darf dennoch nicht davor parken trotz zusätzlicher Kosten wie Parkausweis. Letztendlich ist nicht was hinkt auch ein Vergleich, gell.

          In einer Stadt, in der über Sanierungsstau (gerade im Denkmalbereich) und Leerstände öffentlich gejammert wird, sind solche dummen „Argumente“ wirklich ärgerlich. Innenstadt-Anwohnern (neben allen anderen Hindernissen, Auflagen, Belästigungen etc) das Leben noch ein bissel schwerer zu machen, ist halt in dieser Lage nicht der beste Weg.

          [Und zum Thema „Zwang“ in der Innenstadt zu wohnen: schonmal an Familien gedacht, die über Generationen ein Haus bewohnen und vielleicht deswegen in der Innenstadt sind? Wie sähe die Innenstadt aus, wenn sich das niemand mehr zumuten würde – nur noch AirBnB-Absteigen? Oder nur noch eine Fassade für Touristen-Fotos?]

  6. Das hätte mich als Testergebnis aber tatsächlich noch interessiert, ob Jemand zwischen Nägelesgraben und bspw. Großscher Wiese, „shuttelt“. Das wäre ja, wenn man dort schon mal parkierend ist, auch bei aktuellem Wetter ein Weg durch die Stadt. Also nur mal zum Gucken, ob sich überhaupt jemand dafür erwärmt.

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