Kraftwerk: Eventlocation mit Babylon-Bezug

Der Ferienzauber führt demnächst wieder Tausende ins Kraftwerk im Neckartal. Auf welchen Spuren man sich dort bewegt, beleuchtet ein jüngst erschienenes Buch. Es illustriert eindrucksvoll die Geschichte der Eventlocation – und die Erfahrungen und Visionen der trend factory-Macher.
Kleckern ist deren Sache nicht. Das merkt man dem Buch gleich an: Im Format von Kunstbänden und mit wertiger Oberflächenanmutung tritt es auf, generöser Weißraum und ambitionierte Fotografie prägen den Gesamteindruck.

Alles an dieser Publikation soll Wertigkeit signalisieren. Aber auch das Understatement von Akteuren, die es längst geschafft haben, aus einer Industriebrache eine international renommierte Eventlocation gemacht zu haben.
Diese Entwicklung reflektieren Mike Wutta und Thomas Wenger, die Geschäftsführer der trend factory, in einem Gespräch, das buchstäblich die Mitte des Bandes bildet. Ulrich Dietz, Unternehmer und Freund von Wutta und Wenger, geht mit den beiden gedanklich deren Weg nach. Und lässt erahnen, wie ein Kaufmann und ein Industriemechaniker ohne Businessplan eine erfolgreiche Eventagentur aufbauen konnten.
Manches klingt nach erwartbarer Selbstvermarktung. An einigen Stellen öffnet sich das Gespräch jedoch. Etwa, wenn es um Beobachtungen zu Trends oder zur Generation Z geht. Auch Bekenntnisse zu Mut im Handeln und den Appell, mehr in Möglichkeiten als in Problemen zu denken, nimmt man Wutta und Wenger durchaus ab.
Insgesamt bietet das Buch große Schauwerte. Man findet imposante Fotos von Events. Zentral sind allerdings Aufnahmen der von der Portrait- und Werbefotografie herkommenden Künstlerin Ingrid Hertfelder. In menschenleeren Aufnahmen sondiert sie die Atmosphäre des Gebäudes – von der Anmutung ganzer Räume und kleiner Relikte, bis zur Textur verschiedener Oberflächen. Das wirkt, wobei der entsättigt-kontrastarme Stil nicht allen Motiven entspricht.

Schmal, aber dennoch spannend ist der historische Teil, der zwar leider kaum auf die Menschen eingeht, die im oder um das Kraftwerk arbeiteten, aber architekturhistorische Linien aufzeigt. Es ist einfach wenig bekannt, dass der Kraftwerk-Bau von Paul Bonatz (1877-1956) stammt, der auch den mit „S21“ berühmt gewordenen Stuttgarter Hauptbahnhof entwarf.
Bonatz war ein einflussreicher Architekt, Hochschullehrer und Brückengestalter. Er zählte „ersten Stuttgarter Schule“, deren Vertreter dem rein funktionalen Bauhaus-Konzept distanziert gegenüberstanden und einen moderaten Traditionalismus vertraten.
Für das 1915/16, mitten im Ersten Weltkrieg, als Teil der Rüstungsproduktion errichtete Kraftwerk greift diese Einordnung allerdings nur teils. Keine Frage: Der wuchtig Komplex aus Turbinenhalle mit Schaltzentrale, kathedralenartigem Kesselhaus und Kohlebunker, der die Pulverfabrik mit 140 Gebäuden und seinerzeit über 2000 Arbeiterinnen und Arbeitern sowie Teile der Stadt mit Strom, Heißwasser und Dampf versorgte, imponiert bis heute. Er kann als eines der eindrucksvollsten Industriegebäude der frühen Moderne in Baden-Württemberg gelten – zumal die Schornsteine mit 90 Metern ursprünglich noch 15 Meter höher waren als heute.

Aber darüber hinaus gibt es eine besondere Pointe: Der Bau spiegelt, wie auch der Stuttgarter Bahnhof, dass Bonatz sich zu Entstehungszeit mit assyrischer und babylonischer Architektur befasste. Den Hintergrund bildete, dass 1912 Fundamente des Turms von Babylon entdeckt worden waren. Deren Formensprache wurde in Architekturkreisen stark diskutiert.

Im Neckartal finden sich Verbindungslinien zu den fernen Vorbildern – etwa die Wandstruktur mit vorgelagerten Halbsäulen und zierlichen Gesimsen, die Elemente eines babylonischen Palasts aufnehmen. Und die langen Treppenläufe zum Haupteingang hätten auch einen babylonischen Tempel geziert.

In der Architekturkritik ist das Kraftwerk daher als tempelartiger „pathetischer Kultbau für die Urkraft Energie“ beschrieben worden. Ein Gepräge, an das die trend factory überzeugend anknüpfen konnte. Zu einem Ort voller Energie im weitesten Sinne hat sie, wie das neue Buch unterstreicht, das Kraftwerk ja zweifellos wieder gemacht.
Info: Das von der trend fyctory herausgegebene Buch „Kraftwerk. Innovation durch Transformation“ (ISBN 978-3969121818, 120 Seiten) ist im Berliner Kunstbuchverlag Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft erschienen und kostet 34 Euro.
Ist das jetzt PM, oder PR?
Macht der SchwaBo aber auch so, wenn es um irgendwas mit dem Europapark geht, gibt es immer einen „Artikel“.
Ist ja an sich recht, aber eigentlich schon Werbung und blöd für die, welche für ihr Gewerbe den vollen Werbe-Preis zahlen, nur weil sie so unbedeutend sind.