Rottweil: Neustart bei den Planungen fürs Stadtmuseum

Was hatten sich die Rottweiler Stadträtinnen und Stadträte sowie die Verwaltung nicht alles überlegt, um das Stadtmuseum zu erweitern und aufzupeppen: Neubau in der Schlachthausstraße. Kauf des alten Gefängnisses in der Höllgasse. Ausbau des Alten Spitals. All das und noch mehr ist vom Tisch. Die Planungen starten neu, der Gemeinderatsausschuss hat der Stadt aufgegeben, ein Architekturbüro zu beauftragen.
Der zuständige Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss der Stadt Rottweil beschloss am Mittwoch: Ein Architekturbüro soll beauftragt werden, eine Machbarkeitsstudie für das Stadtmuseum in den Räumen des Gebäudes Hauptstraße 20 auszuarbeiten. Also dort, wo sich das Museum heute bereits befindet. Dieser Standort war zuletzt als zu beengt wahrgenommen worden – galt es doch, eine Schenkung, eine umfangreiche Waffensammlung des verstorbenen Peter Seemann, dort unterzubringen. Doch das ist laut Stadtverwaltung vom Tisch, nähere Gründe dafür nennt die Verwaltung nicht.
Wie inzwischen bekannt wurde, ist die Waffensammlung verkauft worden, weil die Stadt sie nicht in der vorgegebenen Frist des Erblassers untergebracht hat. Das ist aus Rottweiler Sicht gut so: Die Aufnahme dieser Sammlung hatte unter Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung seinerzeit für Bauchschmerzen geführt – weil die Sicherungsmaßnahmen gegen Einbrüche und Diebstähle hätten umfangreich sein müssen.
„Wenn wir nicht mehr mit der Waffensammlung rechnen müssen, wenn wir das Depot nicht unterbringen müssen, sollten wir darüber nachdenken, den Standort ins Spiel zu bringen, den das Stadtmuseum seit 1884 hat.“
OB Dr. Christian Ruf.
Und jetzt: Weil die Sammlung nicht untergebracht werden muss, „entfällt auch der geplante Erwerb der angrenzenden Gebäude Hauptstraße 22 und Blumengasse 9.“ Bekanntlich hatte die Verwaltung erwogen, das Museum am Standort selbst auszuweiten. Das braucht’s nun nicht mehr.
Das Problem ausgesessen, der geschenkte Gaul ist weg
Fazit: Der geschenkte Gaul steht nicht mehr vor der Tür. Die Stadt scheint das Problem ausgesessen zu haben. Außerdem hat der Gemeinderat vor einigen Monaten beschlossen, dass das im Stadtmuseum bislang untergebrachte Depot an eigenen Kulturgütern und Zeitzeugen, ausgelagert werden kann. „Somit erscheint eine Unterbringung der Kernfunktion Stadtmuseum am aktuellen Standort mit den damit verbundenen Anforderungen insbesondere hinsichtlich des Brandschutzes und der Barrierefreiheit wieder denkbar“, sagt die Verwaltung. Allerdings ist das nur ein kleiner Schritt, den das Projekt jetzt weiterkommt, weil eine Umsetzung über eine Studie hinaus aus finanziellen und personellen Gründen aktuell scheitert.
Es geht kaum anders, denn Alternativstandorte fallen aus:
- Das Alte Spital, Hauptstraße 56 – 58, steht nicht mehr zur Verfügung. Dort entsteht ein Hotel.
- „Die Planungen für den Bereich Schlachthausstraße 1 gehen in eine andere Richtung, die seinerzeit vorgeschlagene Neubaulösung ist zudem aufgrund der Denkmaleigenschaft der Bestandsbauten nicht mehr möglich“, erklärt die Stadt zum Standort ehemaliges Feuerwehr-Gerätehaus.
- Ein Erwerb der Alten JVA durch die Stadt ist nicht geplant.

„Premiumstandort“, aber begrenzte Möglichkeiten
Stadträte im Ausschuss wie Hermann Breucha (Freie Wähler) freuten sich, „dass das Rottweiler Stadtmuseum dort bleibt, wo es ist“. Das sei nämlich ein „Premiumstandort“, ergänzte Dr. Jürgen Mehl (SPD+FFR). Er sehe das Gebäude allerdings nicht als den für ein modernes, barrierefreies Museum geeignet, das nicht nur Bestand anbiete, sondern auch Sonderschauen bereithalte, und damit die Bürgerinnen und Bürger der Stadt öfter anlocke. Er bedauere, dass der mögliche Standort jetziges, also bald altes Gefängnis aufgegeben worden sei. Seine Fraktionskollegin Elke Reichenbach ging noch weiter, sie halte eine Machbarkeitsstudie zum jetzigen Zeitpunkt für überflüssig, sagte sie. Am bestehenden Standort sei doch kein zukunftsfähiges Museum möglich.
Und dennoch: Deutlich mehrheitlich entschied sich der Gemeinderat für den Auftrag an die Architekten. Für die Machbarkeitsstudie hat die Stadtverwaltung 17.850 Euro eingeplant.
Die Studie soll nun die Möglichkeiten am bestehenden Standort aufzeigen. Und die weiteren Fragestellungen beantworten: Brandschutz, Rettungswege, Bauphysik, Haustechnik. „Das ist gut investiertes Geld“, so FDP-Stadtrat Harald Sailer. Vielleicht sei gerade ein historisches Gebäude wie das vorhandene das richtige für den Zweck, ergänzte der Grünen-Stadtrat Hubert Nowack. Er meinte aber auch: „Wir werden an dieses Gebäude in den nächsten fünf Jahren gar nicht rangehen.“ Er bezweifelte es daher, dass es Sinn ergebe, jetzt die Studie zu starten. Auch er hätte das Museum gerne in der alten JVA gesehen.
Ob es dazu kommt? Eine Machbarkeitsstudie könnte ja auch ergeben, dass etwas nicht machbar ist.
Einschub: 2018 war die Diskussion am selben Punkt angelangt:
Umgestaltung „kein Wunschkonzert“
Die städtische Museumsleiterin Martina Meyr machte am Mittwoch zudem klar, dass es zur Landesgartenschau 2028 zwar kein geschlossenes, weil im Umbau befindliches Stadtmuseum geben werde, aber auch kein fertig umgebautes. Sondern ein schon teilsaniertes. Mit einem Café im Museumsgarten. Eine „Zwischenlösung für die man sich nicht schämen muss“. Für die Zeit nach 2023 hält sie die Fertigstellung des Projekts für möglich. Sie würde sich, wie sie sagte, auch über Anregungen seitens der Bürgerinnen und Bürger freuen, wobei die Umgestaltung „auch kein Wunschkonzert“ sei.
Auftrag erteilt
Nach dem Beschluss des UBV-Ausschusses kann das Architekturbüro nun beginnen, sich auszumalen, was am aktuellen Standort des Stadtmuseums möglich sein könnte.