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Verkehrsversuch Rottweil: „Ungerechte Belastungen“

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In einem offenen Brief wenden sich zwei Anwohnerinnen und ein Anwohner der Marxstraße in Rottweil – die nach der Umgestaltung der Verkehrsführung im Rahmen des Verkehrsversuchs ihrer Ansicht nach* einer erhöhten Belastung ausgesetzt ist – an Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf und an die Stadträtinnen und Stadträte. Sie bitten darin letztlich um Rücksichtnahme auf die Menschen, die an den Straßen wohnen, über die durch den Verkehrsversuch mehr Verkehr fließt. Die NRWZ bringt den offenen Brief im Wortlaut.

Bitte an OB Dr. Ruf und an den Gemeinderat der Stadt Rottweil die Verkehrsführung so zu gestalten, dass keine ungerechte Belastungen vorkommen.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Ruf,

Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

sicher wollen Sie mit dem Verkehrsversuch und einer veränderten Verkehrsführung in Rottweil die Attraktivität von Rottweil positiv verändern. So soll wohl durch die veränderte Verkehrsführung eine Verkehrsreduzierung in der Innenstadt erreicht werden. Dies ist sicherlich ein nachvollziehbarer Ansatz.

Doch ob die Verkehrsreduzierung die Attraktivität für das Geschäftsleben steigert ist fraglich. Auch für den Friedrichsplatz hat sich nach unserer Wahrnehmung keine deutliche Attraktivitätssteigerung ergeben.

Nun muss man sich noch vor Augen halten, dass durch die veränderte Verkehrsführung logischerweise das Verkehrsaufkommen auf andere Straßen deutlich erhöhen muss. Also dass kaum mehr Verkehrsbelastung auf anderen Straßen stattfinden würde, halten wir für einen deutlichen Wahrnehmungsfehler. Wurde die Verkehrsuntersuchung auch in Alltagssituationen vorgenommen, oder in Ausnahmezeiten wie z.B. Ferientagen, Wochenende, wobei der abendliche und nächtliche Verkehr auch am Wochenende durch musikuntermalte Fahrten verstärkt wahrzunehmen ist?

Als Bürgerinnen und Bürger der Stadt Rottweil und Anwohner der Marxstraße nehmen wir große Beeinträchtigungen und Belastungen durch den derzeitigen Verkehrsversuch wahr. Sicherlich sind auch Anwohner anderer Straßen gleichermaßen betroffen. Durch das deutlich erhöhte Verkehrsaufkommen stellen wir folgende Belastungen fest:

  • Erhöhte Lärmbelastung, so kann auch bis spät in die Nacht kaum ein Fenster zur Straßenseite geöffnet werden.
  • Erhöhte Luftverschmutzung.
  • Erschwertes Überqueren der Straße.
  • Erschwertes Ein- und Ausfahren vom Stellplatz.

Man bedenke auch, dass der Kindergarten Himmelreich sowie die Konrad-Witz-Schule an der Marxstraße angesiedelt sind und so eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen sich dort befinden. Wenn dann auch noch das Parkhaus auf der Groß’schen Wiese erbaut wird, ist noch mehr Zufahrtsverkehr zu erwarten.

Ist es gerecht, dass auf Kosten vieler Bürgerinnen und Bürger für eine doch sehr dürftige Attraktivitätssteigerung am Friedrichsplatz solche Maßnahmen beschlossen werden?

Weiter ist auch zu bedenken, dass viele Einsatzfahrzeug durch die Marxstraße schnellstmöglich zum Einsatzort fahren, dies könnte durch das erhöhte Verkehrsaufkommen deutlich behindert werden.

Bei einer Petition (https://cutt.ly/stopp) und einer Flyer-Aktion haben sich in der Petiton 1581 Bürgerinnen und Bürger (Stand: Dienstagmorgen) gegen diese Verkehrsführung geäußert und unterschrieben. Schriftlich haben sich auch 46 Bürgerinnen und Bürger der Bitte angeschlossen.

Leider konnten wir nach reichlicher Überlegung keine Lösung für eine veränderte Verkehrsführung finden. Diese wäre eventuell in einer visionären Zukunftsform, wie vor Jahren eine Tunnellösung angedacht wurde möglich, aber aufgrund der finanziellen Lage wahrscheinlich nicht so schnell realisierbar. Da müsste man doch einige Jahre sparen um für zukünftige Generationen eine gute Alternative zu bieten. In Albstadt, Tuttlingen oder Freiburg wurden z.B. Tunnelprojekte realisiert.

Daher wollen wir die Verantwortlichen der Stadt Rottweil bitten, die Verkehrsführung so zu gestalten, dass die Anwohner zahlreicher Straßen nicht durch ein noch höheres Verkehrsaufkommen als bisher schon belastet werden.

Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Schneider Hertkorn, Elena Hall, Christoph Hertkorn

*Die Stadtverwaltung hat in einer Sitzung eines Gemeinderatsauschusses die Zunahme von Verkehr in der Marxstraße zuletzt von sich gewiesen. Nur zu Stoßzeiten komme es zu längeren Staus, hieß es.

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NRWZ-Redaktion
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Unter dem Label NRWZ-Redaktion beziehungsweise NRWZ-Redaktion Schramberg veröffentlichen wir Beiträge aus der Feder eines der Redakteure der NRWZ. Sie sind von allgemeiner, nachrichtlicher Natur und keine Autorenbeiträge im eigentlichen Sinne. Die Redaktion erreichen Sie unter [email protected] beziehungsweise [email protected]

7 Kommentare

  1. Was hatten die Anwohner in Rottweil erwartet. Rücksicht durch politische Führungskräfte…da kann man nur lachen.
    Die machen was Sie wollen, meistens wird an einer Sache festgehalten, ob der Bürger nun recht hat oder nicht .
    Es läßt sich doch von dennen da Oben, keiner vom Volke sagen,,,, das man etwas nicht kann , und es besser wäre es zu lassen,,,

    Einen tip.. verkauft euer hab und gut , und zieht weg . anstatt euch die Nerven kaputt zu machen für ein jemerliches dörfelein.

    Gruß

  2. Darüber hinaus erwarte Ich als Rottweiler Bürger eine Aufklärung/Offenlegung der Daten und Umfragen die bis zum 15.Oktober im Rahmen des Verkehrsversuches erhoben wurden.

  3. Nicht nur die Anwohner der Marxstrasse empfinden eine zugenommene Belastung der Marxstrasse , auch Verkehrsteilnehmer stehen dort auf Grund erhöhter Frequentierung wiederholt im Stau…und das nicht nur zu Stoßzeiten..
    Als Verkehrsteilnehmer aus Rottweil Nord muss man wegen dem geschlossenen Friedrichsplatz diesen Weg nutzen um überhaupt irgendwie Anschluss am die Innenstadt zu erhalten oder von Rottweil Nord zu den Arztpraxen, Apotheken oder zum Friedhof zu kommen.

    Darüber hinaus müssen Bewohner von Rottweil Nord mit einem Fahrzeug für eine gesperrte Strecke von 200m Meter mehr als 2-3 Kilometer Umwege , durch Wohngebiete, fahren…
    was sicherlich nicht umweltschonender ist.

    Die Attraktivität der Innenstadt für Besucher, aber auch Rottweiler Bürger wird durch die Umwege nicht steigert. …sondern verkompliziert oder sogar ganz verhindert…..und schreckt von einem Besuch der Innenstadt ab.

    Für mehr Attraktivität müsste der Busbahnhof verlagert, die Zufahrt zum Friederichsplatz /Kernstadt aus beiden Seiten wieder möglich sein und z.B zusätzlich eine ansprechende Gestaltung des Stadtgrabens/Musikpavillion erfolgen.

    • Richtig! Ich wohne ebenfalls in einem der durch den Verkehrsversuch nunmehr benachteiligten Stadtgebiete im Nordwesten der Stadt.
      Ungeachtet der zutreffend dargelegten Umwegfahrten stellt sich mir auch die Frage der Angemessenheit des Verkehrs“versuchs“, wenn hunderte Bürger*innen zugunsten einiger im Verhältnis weniger Anwohner/Geschäftsleute des Friedrichsplatzes benachteiligt werden. Da müssten viele hundert Besucher die Innenstadt neu und zusätzlich beleben, bis diese Benachteiligung aufgewogen ist.

  4. Vielen Dank für diesen Leserbrief!
    Leider scheint die Stadtverwaltung nicht in der Lage zu sein, ihre Aussagen zur Mehrbelastung verschiedener Straßen in Stadtgebiet (mindestens Tannstraße, Waldtorstraße, Neutorstraße, Schramberger Straße und Marxstraße) mit Zahlen zu untermauern. Wieso werden die Ergebnisse der, hoffentlich, durchgeführten Verkehrszählungen nicht einfach veröffentlicht? Vermutlich weil es die eben doch nicht gibt?
    Genau so gibt es keine Protokolle über die, von der Stadtverwaltung durchgeführten, Ermittlung der Umwege, die durch den Verkehrsversuch entstanden sind!
    Wenn die Stadtverwaltung Ihre Aussagen mit Messungen unterlegen könnte, würden viele Diskussionen möglicherweise unnötig bzw. wurden diese auf eine sachliche Ebene gebracht werden! Man könnte aber vermuten, dass diese Zahlen dann belegen würden, wie viel mehr die genannten Straßen belastet sind und dies natürlich nicht im Sinne der Erdenker des Verkehrskonzepts wäre.
    Sehr geehrte Herren OB Ruf und Mobilitätsbeauftragter Bisinger sorgen Sie dafür, dass die Ergebnisse transparent sind. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Aussagen nicht je nach Windrichtung geändert werden und sorgen sie vor Allem dafür, dass auf Kosten hunderter Bewohner Rottweils der Friedrichsplatz nur wenig entlastet wird, solange der Busbahnhof dort bleibt!

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