Zum letzten Mal hat Ingrid Rebmann, Abteilungsleiterin Kultur, Stadtmarketing, Tourismus ihren Tourismusbericht im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates vorgetragen. Im kommenden Januar wird sie in Ruhestand treten. Sie zog eine Bilanz der vergangenen zehn Jahre und hatte einen eher düsteren Ausblick in die Zukunft
Seit 2007 seien die Gästeankünfte um 44 Prozent gestiegen. Insgesamt kamen im letzten Jahr 29 370 Gäste in Schramberg an. Auch bei den Übernachtungen lag man lange im Plus, aber im Jahr 2016 seien die Zahlen rückläufig gewesen: Bei den gut 115.000 Übernachtungen gab es einen Rückgang um 2,6 Prozent gegenüber 2016. Seit Jahren gehe auch die Aufenthaltsdauer der Gäste zurück, von 4,6 Tagen im Jahr 2009 auf 3,9 Tage 2017 zurück. Das sei ein allgemeiner Trend, der sich nicht umkehren lasse.
In Tennenbronn, dem touristischen Schwerpunkt in Schramberg mit 45,5 Prozent am Übernachtungsaufkommen gab es bei den Ankünften ein Plus von 2,2 Prozent, aber bei den Übernachtungen einen Rückgang von 10,3 Prozent: „Eine höchst bedenkliche Zahl“, wie Rebmann findet. Sie beobachte „starke Verluste bei den Gästen aus den Niederlanden, aber auch bei Israelis“.
Lichtblick „Ferien auf dem Bauernhof“
Bei einer der wichtigsten Zielgruppen, den Familien gab es deutliche Rückgänge, während sich die „Ferien auf dem Bauernhof: 2115 Ankünfte und 14 392 Übernachtungen im Jahr 2017. Vor acht Jahren lagen die Zahlen noch bei etwa 1300 Ankünften und 9700 Übernachtungen. Rebmann sah die Familienurlaube „äußerst gefährdet. Die Anbieter müssen zwingend die Qualitätsstandards anheben.“
Bei den Geschäftsreisenden, die in Sulgen und in der Talstadt bestimmend seien (abgesehen von gut funktionierenden Feriendorf Eckenhof), gab es wenig Veränderungen. Weil viele Leiharbeiter und Fachleute in Ferienwohnungen unterkämen, sah Rebmann den Bedarf für ein Boardinghouse gegeben.
Im Schwarzwaldtourismus müsse ein Umdenken stattfinden, so Rebmann: „Leuchttürme statt Kirchtürme.“ Die Kommunen sollten enger zusammenarbeiten und wichtige Attraktionen gemeinsam herausheben. Bei Wanderreisenden habe sie einen Anstieg beobachtet, Premiumwanderwege wie der Auerhahnweg oder der demnächst eröffnete Burgenpfad seien sehr wichtig: „Ohne solche Angebote geht es heute nicht mehr.“
Die Digitalisierung werde im Tourismus immer wichtiger. Sie habe aber Sorge, ob, die kleinen Anbieter das überhaupt noch leisten könnten.
Tennenbronner Ferienpark als Sorgenkind
Auf Nachfrage von Jürgen Winter (CDU), wo sie für ihre Nachfolgerin oder ihren Nachfolger Handlungsbedarf sehe, meinte Rebmann, die Stadt müsse sich dringend um den größten Anbieter in Tennenbronn kümmern. Gemeint war die Ferienpark Gesellschaft. „Hier sollte die Stadtplanung die Richtung vorgeben, wie es weitergehen soll.“ Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht) brachte eine Gästekarte mit vielen Zusatz-Gratisangeboten ins Spiel. Das sei so einfach auch wieder nicht. Bei der Hochschwarzwald-Card müssten die Anbieter je Karte und Übernachtung fünf Euro berappen.“Das ist bei uns hier sicher nicht zu machen.“
Die Lage in der Gastronomie beschäftigte das Gremium ebenfalls. Rebmann erinnerte an die Nachfolge- und Personalprobleme, aber auch Probleme mit der Arbeitszeitverordnung. Deshalb machten manche Betriebe statt eines heutzutage gleich zwei oder zweieinhalb Ruhetage: „Sie kriegen keine Leute.“
Zum Schluss betonte die Tourismusfachfrau Schramberg habe mit seinen Museen wichtige Alleinstellungsmerkmale geschaffen. „Wenn wir in der überregionalen Presse erscheinen, wegen der Auto- und Uhrenwelt.“ Wenn nun noch ein besonderes Naturerlebnis hinzu käme, wäre das wünschenswert. Es brauche aber einen Investor. „Ideen gibt‘s genug.“