Künstlergespräch im Stadtmuseum

Die „Bildende Kunst“ hat es schwer

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Aus Anlass der großen Ausstellung der Kunstsammlung der Stadt Schramberg hatte das Stadtmuseum am 30. Juni um die Mittagszeit zu einem Künstlergespräch eingeladen. Im Foyer des Schlosses begrüßte Museumsleiter Carsten Kohlmann eine Handvoll Kunstinteressierter.

Schramberg. Seine Vorgängerin Gisela Lixfeld, der gebürtige Schramberger Martin Kasper und Rémy Trevisan diskutierten, moderiert von Ausstellungskuratorin Lara Kiolbassa über die Bedeutung der Kunst vor Ort.

Lixfeld erinnerte an die Anfänge des Stadtmuseums. Sie sei 1980 als Praktikantin nach Schramberg gekommen und habe dann eine hauptamtliche (halbe) Stelle als Musemsleiterin erhalten.

Rémy Trevisan lebt ebenfalls seit den 80er Jahren in Schramberg und arbeitet als freischaffender Künstler inzwischen mit einem Atelier in Lauterbach. Martin Kasper ist in Schramberg aufgewachsen, hat Kunst studiert lebt und arbeitet in Freiburg, seit drei Jahren auch in Teilzeit als Kunsterzieher an einem Gymnasium.

Viele Wechsel

Trevisan berichtete, dass 1987 der damalige Kulturamtsleiter Roming ihn sehr bei der Suche nach einem Atelier unterstützt habe.

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RémyTrevisan. Foto: him

Etwa alle zehn Jahre wechselte er das Atelier, wodurch er seine Bildsprache weiterentwickeln konnte und sich in einem permanenten Transformationsprozess befand. „Mein Weg als Maler ist immer im Fluss.“ Mit Wehmut erinnerte Trevisan sich an seine Zeit im alten Postamt, das dem Sparkassengebäude weichen musste.

Gisela Lixfeld betrachtete die Kunst aus der Sicht der Museumsleiterin: „Das meiste wandert ins Magazin“, bedauerte sie. Nur wenige der Werke aus der Kunstsammlung seien öffentlich zu sehen, etwa in Amtsstuben.

Weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Museum fehlten, würden die Kunstwerke auch nicht sorgfältig katalogisiert und bearbeitet.

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Gisela Lixfeld. Foto: him

Musik ist wichtiger

Der Stellenwert der bildenden Kunst sei in Freiburg leider gering, beklagte Kasper. Ähnliches sei auch in Schramberg zu beobachten. Die Musik habe einen deutlich höheren Stellenwert, waren sich die Drei auf dem Podium einig.

Mit Podium Kunst organisiere man aber immerhin drei hochwertige Ausstellungen im Jahr, so Trevisan.  Leider würden kaum Schulklassen das Angebot nutzen.

Bei der Kunsterziehung sahen die Podiumsteilnehmer große Mängel. Oft würde das Fach fachfremd unterrichtet, weil es zu wenig Kunsterzieherinnen und -erzieher gäbe.

Luft nach oben

Aus seiner eigenen Erfahrung wisse er, dass die Fünftklässler sehr neugierig auf Kunst seien, berichtete Kasper. „Sie sehen aber vieles nur noch auf dem Smartphone.“ Kiolbassa erinnerte an ein Ferienprogramm im Museum im, Zusammenhang mit der Ausstellung vor einigen Wochen, an dem etliche Kinder begeistert mitgemacht hätten. „Aber es gibt Luft nach oben.“

Trevisan fand, es fehle vielen jungen Menschen „die klassische Bildung“. In Schramberg seien die kulturellen Schwerpunkte Musik, die Auto- und Industriegeschichte. Die Generation der 20- bis 35-Jährigen fehle im Museum, stellte Kiolbassa fest.

Lixfeld erinnerte an Werner Siepmann, der als Kunsterzieher am Gymnasium gearbeitet habe und zugleich Vorsitzender von Podium Kunst war. Da habe es die Verbindung gegeben.

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Martin Kasper. Foto: him

Wo sind die Sammler?

Kasper sah noch ein weiteres Problem für bildende Künstler: Der klassische Mäzen und Kunstsammler existiere nicht mehr. „Aber von irgendwas muss die Kunst ja leben.“

Dass Schramberg mit öffentlichen Mitteln die Kunst fördere und für die städtische Sammlung jährlich Werke ankaufe, sei deshalb sehr löblich, schlug Kasper den Bogen zurück zur Ausstellung.

Kohlmann dankte den Gästen für ihre Impulse. Das Gespräch habe die Probleme der Kunst und Kunstvermittlung deutlich gemacht.

Das interessiert diese Woche



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Aus Anlass der großen Ausstellung der Kunstsammlung der Stadt Schramberg hatte das Stadtmuseum am 30. Juni um die Mittagszeit zu einem Künstlergespräch eingeladen. Im Foyer des Schlosses begrüßte Museumsleiter Carsten Kohlmann eine Handvoll Kunstinteressierter.

Schramberg. Seine Vorgängerin Gisela Lixfeld, der gebürtige Schramberger Martin Kasper und Rémy Trevisan diskutierten, moderiert von Ausstellungskuratorin Lara Kiolbassa über die Bedeutung der Kunst vor Ort.

Lixfeld erinnerte an die Anfänge des Stadtmuseums. Sie sei 1980 als Praktikantin nach Schramberg gekommen und habe dann eine hauptamtliche (halbe) Stelle als Musemsleiterin erhalten.

Rémy Trevisan lebt ebenfalls seit den 80er Jahren in Schramberg und arbeitet als freischaffender Künstler inzwischen mit einem Atelier in Lauterbach. Martin Kasper ist in Schramberg aufgewachsen, hat Kunst studiert lebt und arbeitet in Freiburg, seit drei Jahren auch in Teilzeit als Kunsterzieher an einem Gymnasium.

Viele Wechsel

Trevisan berichtete, dass 1987 der damalige Kulturamtsleiter Roming ihn sehr bei der Suche nach einem Atelier unterstützt habe.

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RémyTrevisan. Foto: him

Etwa alle zehn Jahre wechselte er das Atelier, wodurch er seine Bildsprache weiterentwickeln konnte und sich in einem permanenten Transformationsprozess befand. „Mein Weg als Maler ist immer im Fluss.“ Mit Wehmut erinnerte Trevisan sich an seine Zeit im alten Postamt, das dem Sparkassengebäude weichen musste.

Gisela Lixfeld betrachtete die Kunst aus der Sicht der Museumsleiterin: „Das meiste wandert ins Magazin“, bedauerte sie. Nur wenige der Werke aus der Kunstsammlung seien öffentlich zu sehen, etwa in Amtsstuben.

Weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Museum fehlten, würden die Kunstwerke auch nicht sorgfältig katalogisiert und bearbeitet.

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Gisela Lixfeld. Foto: him

Musik ist wichtiger

Der Stellenwert der bildenden Kunst sei in Freiburg leider gering, beklagte Kasper. Ähnliches sei auch in Schramberg zu beobachten. Die Musik habe einen deutlich höheren Stellenwert, waren sich die Drei auf dem Podium einig.

Mit Podium Kunst organisiere man aber immerhin drei hochwertige Ausstellungen im Jahr, so Trevisan.  Leider würden kaum Schulklassen das Angebot nutzen.

Bei der Kunsterziehung sahen die Podiumsteilnehmer große Mängel. Oft würde das Fach fachfremd unterrichtet, weil es zu wenig Kunsterzieherinnen und -erzieher gäbe.

Luft nach oben

Aus seiner eigenen Erfahrung wisse er, dass die Fünftklässler sehr neugierig auf Kunst seien, berichtete Kasper. „Sie sehen aber vieles nur noch auf dem Smartphone.“ Kiolbassa erinnerte an ein Ferienprogramm im Museum im, Zusammenhang mit der Ausstellung vor einigen Wochen, an dem etliche Kinder begeistert mitgemacht hätten. „Aber es gibt Luft nach oben.“

Trevisan fand, es fehle vielen jungen Menschen „die klassische Bildung“. In Schramberg seien die kulturellen Schwerpunkte Musik, die Auto- und Industriegeschichte. Die Generation der 20- bis 35-Jährigen fehle im Museum, stellte Kiolbassa fest.

Lixfeld erinnerte an Werner Siepmann, der als Kunsterzieher am Gymnasium gearbeitet habe und zugleich Vorsitzender von Podium Kunst war. Da habe es die Verbindung gegeben.

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Martin Kasper. Foto: him

Wo sind die Sammler?

Kasper sah noch ein weiteres Problem für bildende Künstler: Der klassische Mäzen und Kunstsammler existiere nicht mehr. „Aber von irgendwas muss die Kunst ja leben.“

Dass Schramberg mit öffentlichen Mitteln die Kunst fördere und für die städtische Sammlung jährlich Werke ankaufe, sei deshalb sehr löblich, schlug Kasper den Bogen zurück zur Ausstellung.

Kohlmann dankte den Gästen für ihre Impulse. Das Gespräch habe die Probleme der Kunst und Kunstvermittlung deutlich gemacht.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.