Erinnern an einen ermordeten polnischen Zwangsarbeiter
Mahnmal für Wladyslaw Repetowski in Tennenbronn / Enthüllung am Volkstrauertag

An ein schreckliches Verbrechen an einem jungen Polen möchte die Stadt Schramberg erinnern: „Am Volkstrauertag gedenken wir dieses Jahr in Tennenbronn mit der Enthüllung eines Mahnmals des polnischen Zwangsarbeiters Wladyslaw Repetowski (1924–1942)“, heißt es dazu in der Einladung der Stadt Schramberg.
Schramberg-Tennenbronn. Die Initiative dazu komme von der Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus im Museums- und Geschichtsverein Schramberg, so die Stadt. Und weiter: „Wladyslaw Repetowski wurde am 5. Juni 1942 aufgrund seiner Beziehung zu Agnes Kunz von Angehörigen des Grenzpolizeikommissariats Singen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) am Langenberg erhängt.“
Eine tragische Liebe in Zeiten der NS-Diktatur
Im Buch „Schramberg Adelsherrschaft Marktflecken Industriestadt“ hat Hans Joachim Losch die traurige Geschichte erzählt. 2004, als das Buch erschien, hat Losch den Namen des Mädchens noch nicht genannt. Er schreibt auf Seite 265, Repetowski habe seit 1940 auf einem Hof bei einem Bauern in Tennenbronn gearbeitet. Die junge Tochter des Bauern und der junge Pole haben sich verliebt. Ende 1941 gebar die junge Frau einen Sohn. Jemand aus dem Dorf hat die Geburt des Jungen der Gestapo verraten.
Das Paar kam im Frühjahr 1942 in Haft. Sie in das Frauenkonzentrationslager in Ravensbrück und später in ein Jugend-KZ. “Dort musste sie Hunger schlimmste Schikanen, unmenschliche Arbeit und Demütigungen erfahren“, so Losch. Im Oktober 1942 entließ die SS sie aus dem KZ, nachdem ihr Vater zahlreiche Eingaben geschrieben hatte. Zur weiteren Erniedrigung hatte man sie zuvor kahlgeschoren.
Am Langenberg erhängt
Noch viel schlimmer erging es ihrem Freund. Er kam zunächst ins KZ Dachau, dann brachte die SS ihn zurück nach Tennenbronn, wo ihn die Gestapo an einem Ahornbaum bei der Auffahrt zum Langenberg am 5. Juni 1942 erhängte. Alle polnischen Zwangsarbeiter mussten an dem Erhängten vorbei gehen.
Nach der Befreiung durch die französische Armee haben 1945 polnische Zwangsarbeiter an der Stelle eine hölzerne Gedenktafel angebracht. „Diese ist inzwischen verrottet, so dass niemand mehr die Hinrichtungsstätte kennt – außer ein paar Eingeweihten“, schrieb Losch vor 21 Jahren.
Losch hatte damals den Namen der jungen Frau aus Rücksicht auf noch lebende Personen auf dem Entlassungsdokument des KZs geschwärzt. Ein Versuch, die Gedenktafel zu erneuern, war 2006 ebenfalls aus Rücksicht auf Betroffene gescheitert.

Nun, zwei Jahrzehnte später und 80 Jahre nach dem grausamen Geschehen, wird endlich an Wladyslaw Repetowski erinnert.
Kranzniederlegung und Gedenkfeier am Volkstrauertag
Die Enthüllung des Mahnmals wird am Volkstrauertag, Sonntag, 16. November, ab 14.30 Uhr stattfinden und zwar am Langenberg am Ort der Hinrichtung von Wladyslaw Repetowski, Nähe Unterschiltach 58.
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und Alfred Moosmann, Vorsitzender Tennenbronner Heimathaus im Museums- und Geschichtsverein Schramberg werden einen Kranz niederlegen. Um 15.30 Uhr ist eine Gedenkfeier im katholischen Pfarrsaal Tennenbronn mit einer Ansprache von Carsten Kohlmann, Stadtarchivar und Leiter des Stadtmuseums Schramberg sowie Dankesworten von Ortvorsteher Manfred Moosmann und Robert Hermann, Ehrenvorsitzender Tennenbronner Heimathaus im Museums- und Geschichtsverein Schramberg geplant.
Zur Enthüllung des Mahnmals hat das Stadtarchiv Schramberg ein Forschungsprojekt begonnen, das sich mit der Geschichte der Täter und Opfer dieses Schicksalstages befasst.