Dienstag, 16. April 2024

„Schramberg bleibt sehr sicher“

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Schramberg.  Voll des Lobs für seine „Jungs und Mädels“ war Revierleiter Jürgen Lederer, als er gemeinsam mit seinem Stellvertreter Kai Eggenweiler die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2022 vorstellte: Im März und April seien zehn junge Kolleginnen und Kollegen neu ins Revier gekommen. Alle noch Anfang 20. „Ich bin beeindruckt von der Qualität und ihrer Motivation“, lobte Lederer.

Die jungen Kollegen hätten heute „viel mehr Wissen“ als er es damals gehabt habe, als er bei der Polizei anfing. Eggenweiler sprach von einem Generationenwechsel im Revier, da etliche ältere Kollegen in Pension gegangen seien.

Gute Zusammenarbeit Polizei- Stadt

Lob gab es auch für die Stadt Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr war in Begleitung von Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß und Ordnungsamtsleiterin Cornelia Penning ins Revier an der Bahnhofstraße gekommen. Die Zusammenarbeit klappe prima, insbesondere auch mit dem kommunalen Ordnungsdienst KOD. Eggenweiler berichtete, die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meldeten sich auf dem Revier, wenn sie besondere Aktionen planten. „Das läuft klasse.“ Auch die Ausbildung der Mitarbeiter sei gut.

Er könne sich vorstellen, dass die städtischen Ordnungsamtsmitarbeiter auch gemeinsam mit der Polizei Streifen gingen, um so die Polizei zu entlasten, etwa bei Gaststättenkontrollen. Eisenlohr sagte, dass die Stadt solche gemeinsamen Streifen befürworte. Sie lobte ebenfalls die sehr motivierten KODler. Eisenlohr erinnerte auch an die gemeinsamen Treffen zur Kriminalprävention. „Es ist wichtig, dass wir uns eng abstimmen.“

Revierleiter Jürgen Lederer (rechts) präsentiert die Zahlen. Foto: him

Schlechtere Zahlen nicht beunruhigend

Zu den Zahlen der Kriminalitätsstatistik, die sich insgesamt verschlechtert haben, meinte Revierleiter Lederer, wichtig sei, „die Sicherheit der Bürger Schrambergs.“ Mit Blick auf schwere Straftaten wie Einbrüchen oder Raubdelikten könne er sagen: „Schramberg ist und bleibt eine sehr sichere Stadt.“

Lederer nannte speziell die Zahlen für Schramberg. Bezogen auf das Gesamtrevier seien etwa zwei Drittel der Straftaten in Schramberg begangen worden: 1105 im Revierbereich und davon 706 in Schramberg. Es habe ein Plus von etwa neun Prozent gegeben, im Landesdurchschnitt waren es 13 Prozent.  Corona habe in Schramberg sich weniger ausgewirkt als in anderen Städten. Auch verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr habe es 2022 einen deutlichen Anstieg gegeben.

Um die statistischen Zahlen vergleichen zu können, ermittelt die Polizei die Häufigkeitszahl. Das sind die Straftaten je 100.000 Einwohner. Da liege Schramberg nun bei 3366 (2021 war es 3072). Rottweil beispielsweise komme auf 5000, der Landesdurchschnitt liege bei knapp 5000.

Betrug im Internet

Leicht zurückgegangen sei auch die Aufklärungsquote von 69,4 auf 67 Prozent. Der Landesdurchschnitt liege bei 61, 4 Prozent. Ein Grund könne die Zunahme von Betrugsdelikten im Internet sein. „Da sind die Täter schwer zu ermitteln.“ Oft operierten die Täter aus dem Ausland, da stelle die Staatsanwaltschaft Verfahren rasch ein, weil sie sowieso erfolglos blieben. Oder die Täter arbeiteten mit gestohlenen Identitäten, die im Darknet zu kaufen seien.

Einen Anstieg bei Raubdelikten von zwei auf fünf sei zwar zu verzeichnen. Das seien aber Taten im Bereich Drogen gewesen. „Niemand muss sich in Schramberg sorgen, dass er auf der Straße überfallen wird“, versichert Lederer.

Mehr Feste – mehr Gewalt

Die gestiegene Zahl von Körperverletzungsdelikten hänge sicher mit der Aufhebung der Coronabeschränkungen zusammen. Wenn es wieder feste gibt, gibt es auch wieder Schlägereien. Die Zahl der schweren Körperverletzungen sei sogar von 25 auf 17 zurückgegangen, so Lederer.

Einen deutlichen Anstieg bei den Diebstählen hat die Polizei registriert nämlich von 148 auf 187 anzeigen. Dies ist im Wesentlichen auf Ladendiebstähle zurückzuführen. Da gab es einen Anstieg von 25 auf 68 Fälle. Wenn da die Ladendetektive aktiver sind, steigen die Zahlen.

Sehr positiv sieht die Polizei die Zahl von gerade einem Einbruch im Jahr 2022. Die präventionsmaßnahmen und immer wiederkehrenden Kontrollen schreckten potenzielle Täter ab, ist Lederer überzeugt.

Sachbeschädigungen wie jüngst im Park der Zeiten machten Sorgen, meist seien es aber Dinge wie abgerissene Antennen oder zerkratzter Lack an Autos. Bei den Rauschgiftdelikten gab es einen Anstieg von 47 auf 57 Fälle. Wenn die Polizei aktiv werde, gebe es auch mehr Anzeigen. Zudem würden Autofahrer, die mit Drogen im Blut erwischt werden immer auch wegen des Erwerbs von Drogen angezeigt, das seien dann aber „keine schweren Fälle“, so Eggenweiler.

Fünf Kilo Marihuana im Einfamilienhaus

Die Schramberger Polizei habe eine eigene Arbeitsgruppe für Drogendelikte eingerichtet. Deshalb würden die Zahlen mit Sicherheit steigen. Eggenweiler berichtet von einer anonymen Anzeige gegen einen bis dahin unbescholtenen Bürger. Bei einer Hausdurchsuchung in dem schicken Einfamilienhaus habe die Polizei dann fast fünf Kilo Gras und Marihuana gefunden. „Das Zeug ist da.“

Bei den Tatverdächtigen gab es einen Anstieg von 341 auf 394 Personen, drei Viertel sind Männer, drei Viertel Erwachsene. Sorgen macht Lederer der deutliche Anstieg der unter 14-Jährigen von 11 auf 26 und der Jugendlichen von 21 auf 43.  Mit 37 Prozent ist auch der Anteil der Nicht-Deutschen Tatverdächtigen überdurchschnittlich hoch. Ihr Anteil an der Schramberger Bevölkerung liegt bei 20 Prozent. Unter den etwa 4000 „Nicht-Deutschen“ sind in erster Linie EU-Bürger. Die Zahl der Geflüchteten beträgt etwa 1000 Personen. Hinzu kommen gut 300 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

Schwerpunkt Goldenes Dreieck

In den vergangenen Jahren hatte das „Goldene Dreieck immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. In dem Kneipeneck an er Steige sei es im Jahr 2022 zu 91 „Vorkommnissen“ gekommen, davon waren 14 Ruhestörungen, vier Körperverletzungsdelikte und zwei Platzverweise.  Ab Juli/August aber sei es deutlich ruhiger geworden, so Lederer.

Die Polizei sei an den Wochenenden präsenter, und die Streifen fahren nicht gleich wieder weg. Auch haben die Wirte eigene Security-Kräfte engagiert. Die Zahlen sind stark zurückgegangen, freut sich Lederer. Eisenlohr bestätigt, auch die Anwohner fänden es „nicht mehr so schlimm“.

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.