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OneCoin: Konsti wieder draußen?

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Gut ein Jahr war Funkstille auf Konstantin Ignatovs Facebookseite. Der Bruder der seit 2017 verschwundenen Kryptoqueen Ruja Ignatova war mutmaßlich seit dem 12. November 2021 wieder hinter Gittern. Damals hatte er einer Freundin gegenüber angedeutet, er müsse zurück in den Knast.

Doch seit Anfang Dezember tut sich auf seiner Facebookseite was: Konsti Keks – so nennen ihn seine alten Freunde aus seiner Jugend in Schramberg – hat sein Profilbild geändert – und er gratulierte einem alten Kumpels zum Geburtstag.

Geburtstagsgruß per Facebook in die alte Heimat. Foto: him

Anfragen von Journalisten nach seinem gegenwärtigen Aufenthaltsort beantworten weder die New Yorker Staatsanwaltschaft noch sein Verteidiger.

Macht Greenwood einen Deal mit der Staatsanwaltschaft?

Auch bei der New Yorker Justiz kommt grade wieder Bewegung in den Fall OneCoin. Am 5. Dezember hat die Anklagebehörde die Anklage gegen den Luxemburger Frank Schneider öffentlich gemacht (wir haben berichtet).

Tags drauf baten die Verteidiger des Schweden Sebastian Greenwood um eine Terminaufschiebung der Vorverhandlung für den eigentlichen Prozess um eine Woche auf heute, 14. Dezember. Greenwood gilt als der Miterfinder der angeblichen Cryptowährung OneCoin. Er soll das Verkaufssystem über Bildungspakete im Multi-Level-Marketing-Vertrieb für Ignatova ausgedacht haben.

Zur Begründung für die Terminverschiebung schreibt Greenwoods neuer Verteidiger Justin S. Weddle: „The reason for this request is that the parties continue to engage in discussions that may obviate motion practice or narrow the issues in dispute.“ Die Parteien seien weiterhin in Gesprächen, die möglicherweise eine Antragstellung überflüssig machen oder die streitigen Fragen eingrenzen. Sprich: Staatsanwaltschaft und Verteidigung suchen weiter nach einem Weg, wie das Verfahren gegen Greenwood abgekürzt werden kann. Richter Edgardo Ramos hat dem Wunsch stattgegeben.

Brief zur Terminverschiebung für Greenwood.

Brite Hamilton muss zittern

Anfang der Woche ist dann eine weitere Anklageschrift veröffentlicht worden. Diesmal geht es um den britischen Staatsbürger Christopher Hamilton. Hamilton soll gemeinsam mit Robert MacDonald in Großbritannien für OneCoin gearbeitet haben. In diesem Fall wäre Richter Vernon S. Broderick zuständig.

Die Ankläger erläutern nun in einem Schreiben an Richter Broderick und seinen Kollegen Edgardo Ramos, dass das Hamilton-verfahren und die Verfahren gegen Mark Scott und Gilbert Armenta „faktisch überlappen“: Es gehe in allen drei Verfahren um „das Multilevel-Marketing-Betrugssystem mit der vorgeblichen Kryptowährung, genannt OneCoin“.

Im Verfahren Mark Scott ging es um 400 Millionen Dollar, die der Rechtsanwalt aus Florida für Ruja gewaschen haben soll. In dem Verfahren hatte bekanntlich Konstantin Ignatov als Kronzeuge Anfang November 2019 ausgesagt. Gilbert Armenta muss sich ebenfalls wegen Geldwäsche verantworten. Er war bis zum Untertauchen Ignatovas am 25. Oktober 2017 auch deren Geliebter.

Brief an die beiden Richter.

In den ersten zwei Jahren vier Milliarden Euro gescheffelt

Die Ankläger schreiben Sebastian Greenwood und Ruja hätten OneCoin 2014 gegründet. OneCoin habe behauptet, man habe mehr als drei Millionen Mitglieder weltweit. Unterlagen von OneCoin Limited zeigten, dass zwischen dem vierten Quartal 2014 und dem vierten Quartal 2016 das Unternehmen 4,037 Milliarden Euro Umsatz gemacht und einen „Profit“ von 2,735 Milliarden Euro verdient habe.

Die Staatsanwaltschaft habe bereits mehrere Verfahren gegen Beteiligte angestrengt, die mutmaßlich an dem Betrug mitgemacht hätten. Gilbert Armenta habe sich in einer Kooperationsvereinbarung unter anderem der Verschwörung zur Geldwäsche schuldig bekannt. Mark Scott sei wegen Geldwäsche schuldig gesprochen.

Konstantin Ignatov habe sich ebenfalls unter anderem wegen Geldwäsche als schuldig bekannt. David Pike wegen Bankbetrugs verurteilt. „Ruja Ignatova, Sebastian Greenwood, und Frank Schneider sind alle gegenwärtig angeklagt wegen Betrugs und Geldwäsche im Zusammenhang mit OneCoin.“

Gilbert Armenta hat seinen Deal gebrochen

In einer Fußnote erklärt Damian Williams für die Staatsanwaltschaft, man werde im Fall Gilbert Armenta keinen Brief wegen Strafmilderung an den Richter schicken, denn dieser habe „seine Kooperationsvereinbarung gebrochen“. Wie dieser Bruch aussah, ist dem Schreiben nicht zu entnehmen.

Hamilton droht Auslieferung

Im Fall Hamilton und MacDonald habe man Auslieferungsbegehren nach Großbritannien geschickt. Bei Hamilton fehle noch die endgültige Entscheidung Großbritanniens, die Auslieferung MacDonalds sei abgelehnt worden.

Ein britischer Richter hatte im Sommer 2022 entschieden, MacDonald habe bei OneCoin nichts verdient, er pflege sein schwer kranke Frau und sei selbstmordgefährdet, würde er ausgeliefert. Hamilton soll 105 Millionen Dollar für OneCoin gewaschen haben.

Staatsanwalt Williams schlägt den beiden Richtern nun vor, dass das Verfahren gegen Hamilton an Richter Ramos übergeben wird. Auch in diesem Verfahren würden viele Dinge und Beweise angesprochen, die in den anderen OneCoin-Verfahren ebenfalls eine Rolle spielten. Im Sinne der juristischen Effizienz wäre es, wenn alle drei Verfahren von einem Richter bearbeitet würden.

Viele Fans melden sich bei Konstantin Ignatov – aber wo ist er?

Unterdessen hat die Rückkehr Konstantin Ignatovs auf seiner Facebookseite eine Flut von Kommentaren ausgelöst. Sein Foto in Denkerpose und mit Drei-Tage-Bart macht insbesondere seine weiblichen Fans ganz kirre. Herzchen fliegen, toller als toll, heißt es da, oder „absolute amazing“. Andere fragen, wie es ihm und seiner Familie gehe. Bisher keine Antwort.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.