Kriminalstatistik 2023 vorgestellt / Vandalismus und Diebstähle machen Sorge

Zahl der Straftaten in Schramberg deutlich angestiegen

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Obwohl sich die Zahlen bei den Straftaten deutlich verschlechtert haben, betont Revierleiter Jürgen Lederer: „Schramberg ist weiterhin eine der sichersten großen Kreisstädte in Baden-Württemberg.“ Bei einem Pressegespräch im Polizeirevier hat Lederer die Zahlen für das Jahr 2023 vorgestellt. Von der Stadtverwaltung waren auch Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß, Abteilungsleiterin Cornelia Penning, Achim Ringwald und die künftig für polizeiliche Angelegenheiten zuständige Nina Schneider gekommen.

Schramberg.  Zwar ist die Zahl der angezeigten Straftaten von 706 im Vorjahr um 16 Prozent auf 819 gestiegen. Dennoch befände sich Schramberg im Vergleich zu anderen Städten dieser Größe „immer noch auf gutem Niveau“, so Lederer. Andererseits habe die Zahl vor Corona bei etwa 600 gelegen, der Anstieg sei also „deutlich“.

Auch bei der Häufigkeitszahl sei ein Anstieg um 15 Prozent zu vermelden. Die Häufigkeitszahl gibt an, wie viele Straftaten auf 100.000 Einwohner berechnet sich ereignet haben. Die Zahl liegt nun bei 3877. “Früher lagen wir unter 3000“, bedauert der Revierleiter.

Der deutliche Anstieg sei in erster Linie auf die hohe Zahl von Sachbeschädigungen zurückzuführen, die im letzten Jahr die Polizei beschäftigt haben. Erfreulich sei, dass die Aufklärungsquote mit 66,5 Prozent nahezu wie im Vorjahr lag und „immer noch gut“ sei.

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Revierleiter Lederer hieß Oberbürgermeisterin Eisenlohr und die städtische Mitarbeiterin Nina Schneider im Polizeirevier willkommen. Rechts Polizeioberkomissar Jürgen Moosmann. Foto: him

Häusliche Gewalt und Kneipenschlägereien

Zunächst ging Lederer auf die „Rohheitsdelikte“ ein: Bei Raub und Räuberischer Erpressung sind die Zahlen sehr gering, sie gingen von fünf auf drei zurück. Viel häufiger sind die Körperverletzungen. Viele davon gingen auf Schlägereien bei Festen oder in Kneipen zurück.

Bei diesen Delikten gab es seit 2020 fast eine Verdoppelung. Von 103 Fällen im Jahr 2022 gab es nochmal einen deutlichen Anstieg auf 131 im Jahr 2023. In etwa gleich geblieben ist die Zahl der schweren Körperverletzungen. Das sind solche, bei denen die Opfer bleibende Schäden davontragen. Sie schwankt seit 2020 zwischen 17 und 25 pro Jahr.

Polizeioberkommissar Jürgen Moosmann sieht die „häusliche Gewalt“ als eine der Ursachen für den Anstieg. „Früher lief das unter Ehestreitigkeiten, heute ist es Körperverletzung und das ganze Besteck kommt zum Einsatz.“ Anzeige, Betretungsverbot, Einschalten des Jugendamtes. Zur häuslichen Gewalt betonte er, es seien oft dieselben Familien, die Anzeige erstatteten „und die Zahlen nach oben treiben“.

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Anstieg bei den Körperverletzungsdelikten. Foto: him

Lederer und Moosmann berichteten von einem aktuellen Fall: Am Morgen sei ein Vater mit seinem zehnjährigen Sohn auf der Wache erschienen und wollte den Junior anzeigen, weil dieser mit einem Messer auf ihn los gegangen sei. Der Sohn erklärte dann den Beamten, sein Vater habe zuvor seine Mutter verprügelt. Nun seien drei Kollegen beschäftigt, das Geschehen aufzuarbeiten und die notwendigen Maßnahmen anzuordnen und Behörden zu informieren, berichtete Lederer aus dem Polizeialltag.

Diebstähle: Kinder und Parfüm als Problembereiche

Bei Diebstählen haben die Zahlen seit 2020 sich ebenfalls annähernd verdoppelt, seit2022 gab es einen Anstieg um 14 Prozent auf 213 Delikte. Die Zahl der Ladendiebstähle sei mit 65 Fällen praktisch gleichgeblieben. „Das hängt immer davon ab, ob bei Kaufland oder Müller Ladendetektive eingesetzt wurden“, hat Lederer beobachtet.

Besonders gravierend seien die Parfümdiebstähle, so Moosmann. In einem großen Drogeriemarkt gebe es eine offene Ein- und Ausgangszone.  „Da wird es den Dieben leicht gemacht.“ Oft seien es professionelle Diebe, die mit präparierten Jacken im großen Stil teure Parfüms stehlen und dann in Osteuropa verkaufen.

Gelegentlich gelingen den Schramberger Polizeibeamten spektakuläre Funde. Auf einem beschlagnahmten Foto mit einer Parfümflasche konnte man durch ein Fenster im Hintergrund ein anderes Haus erkennen. Die Ermittler fragten im Kollegenkreis auf dem Revier, ob einer das Haus erkenne. Und tatsächlich, einer der Beamten wusste, um welches Haus es sich handelt. Von dort aus konnten die Ermittler die Wohnung identifizieren, in der das Foto entstanden ist. „Wir haben die Wohnung voll mit gestohlenen Parfüms gefunden“, so Moosmann.

Straffällig schon ab 12?

Bei den Diebstählen sei die Zahl der erwischten Täter unter 14 „enorm“, findet Moosmann. Die Überlegungen, das Straffälligkeitsalter auf 12 zu senken, sei nicht so abwegig. Die Festlegung auf 14 sei immerhin schon hundert Jahre alt.

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Jürgen Moosmann. Foto: him

Sein Chef, Revierleiter Lederer, sah das anders: „Oft sind es nur Mutproben, wenn die klauen.“ Außerdem würden die Eltern und das Jugendamt informiert, auch wenn die Kinder nicht vom Staat bestraft werden.

Auch bei den Einbruchsdiebstähle gab es im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg auf fünf Fälle. Der Anstieg sei auf die sehr niedrigen Zahlen in den Corona-Jahren zurückzuführen. „Damals waren die Leute zu Hause.“ Bei den Einbrüchen werde kaum einer aufgeklärt, bedauerte Lederer auf eine Frage von OB Eisenlohr. „Die Täter fahren auf die Autobahn und sind weg.“ Die beste Vorbeugung gegen Einbrecher sei, das Licht brennen zu lassen.

Sachbeschädigungen im Städtle und im Park zur Hälfte geklärt

Für große Unruhe haben im vergangenen Jahr die zahlreichen Sachbeschädigungen im „Park der Zeiten“ und der Innenstadt gesorgt. Nach 88 Fällen 2022 zählte die Polizei im letzten Jahr 116 Fälle.

Mit einer dreiköpfigen Ermittlungsgruppe sei es gelungen, etwa die Hälfte der 30 Taten aufzuklären. Aufgeklärt wurde eine Brandstiftung in der St. Maria-Kirche, begangen von Kindern, und die Serie von angezündeten Papierkörben in der öffentlichen Toilette in der Villa Junghans.

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Vandalismus im Park der Zeiten im Mai 2023. Der Bauhof transportiert kaputte bänke ab. Archiv-Foto: him

Auch hier halfen den Polizeibeamten Informationen, die die Kinder und Jugendlichen selbst gespeichert und zum Teil bei sozialen Medien veröffentlicht hatten, berichtet Moosmann: „Wenn man einen hat, findet man schnell auch die anderen.“ Zur Haupttat allerdings, als in einer Nacht ein Unbekannter im Park der Zeiten wütete, Parkbänke zerschlug und Blumenkästen auf den „Rosengarten“ warf, habe man zwar einen Verdacht, wer es war. „Wir können es aber nicht beweisen“, bedauert Moosmann.

In dem Zusammenhang bittet Lederer, Zeugen sich zu melden. Auch zunächst unwichtig erscheinende Hinweise würden der Polizei helfen. So habe eine Zeugin ausgesagt, sie sei in besagter Nacht um 1 Uhr im Park mit ihrem Hund unterwegs gewesen und da sei noch alles in Ordnung gewesen. Dank dieser Aussage habe die Polizei die Tatzeit genauer eingrenzen können.

Betrug und Rauschgift rückläufig

Die Zahl der Betrugsfälle war letztes Jahr zwar rückläufig, nämlich von 83 im Jahr 2022 auf 55. Weil dabei aber nur solche Taten in der Schramberger Statistik auftauchen, bei denen auch die Täter hier leben, sei diese Zahl wenig aussagekräftig. Er denke, die Zahl der Betrugsopfer sei mindestens drei Mal so hoch, so Lederer. Immer wieder gehe es um im Internet bestellte Waren, die trotz Bezahlung nicht geliefert würden.

Bei der Rauschgiftkriminalität gab es einen Rückgang von 75 Fällen im Jahr 2022 auf 42 im vergangenen Jahr. Das habe wenig zu bedeuten, hänge auch damit zusammen, dass es im Revier einen Wechsel der Zuständigkeit gegeben habe. „Rauschgiftkriminalität ist ein Hol-Delikt“, erklärte der Revierleiter. Wenn sich die Polizei intensiver damit befasse, stiegen die Fallzahlen.

In Schramberg gehe es fast ausschließlich um Cannabis. „Wir haben keine offene Szene mit harten Drogen“ versicherte Moosmann. Auch Drogentote habe es zum Glück schon lange nicht mehr gegeben.

Mehr Fahrten mit Cannabis intus zu befürchten

Mit der teilweisen Freigabe von Cannabis werde es wahrscheinlich mehr Fahrten unter Drogeneinfluss geben. „Wer am Samstag einen Joint raucht, der hat das auch am Montag noch im Blut“, gab Moosmann zu bedenken. Und dann ist der Führerschein unter Umständen weg.

Vieles sei noch nicht geregelt, bedauerte Lederer, der das Gesetz zur Freigabe „unnötig wie einen Kropf“ findet.

Bei den Tatverdächtigen sind mehr als drei Viertel männlich. Fünf Prozent sind Heranwachsende, 13 Prozent sind Jugendliche, sechs Prozent Kinder unter 14 Jahren. Besonders bei den Jugendlichen gab es eine deutliche Zunahme.

Schließlich hat Lederer errechnet, dass 59 Prozent der Tatverdächtigen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, 41 Prozent nicht. Damit liegt ihr Anteil deutlich über dem Ausländeranteil in der Gesamtstadt.

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Grafik: Polizei

Suche nach den Ursachen

In einer Diskussionsrunde herrschte eher Ratlosigkeit, was zur Zunahme der Zahlen geführt haben könnte. Lederer hatte für sich „keine plausible Erklärung“.

Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß verwies auf die „allgemeine Unzufriedenheit“ in der Gesellschaft und die vielen Krisen von Corona über Klima, Ukrainekrieg bis Gaza. Gerade die häusliche Gewalt dürfte damit zu tun haben. In mehr als der Hälfte der Fälle sei Alkohol im Spiel. „Dort entlädt sich der Frust“, bestätigte Moosmann.

Besorgniserregend seien die Zahlen bei den Kindern. Rehfuß berichtete, dass auch bei den Schulschwänzern schon im Grundschulalter erschreckend viele Fälle zu beobachten seien.

Achim Ringwald, der für Social Media bei der Stadt verantwortlich ist, hat in diesen Medien wie Facebook festgestellt, dass es eine Gruppe von etwa zehn Leuten gebe, „die Stimmung machen“ und auf alles und jeden schimpften.

Subjektives Sicherheitsgefühl stärken

Lederer versicherte einmal mehr, dass man sich in Schramberg sicher fühlen könne. Auch durch regelmäßige Fußstreifen der Polizei in der Stadt möchte er das subjektive Sicherheitsgefühl steigern.

Eisenlohr dankte abschließend der Polizei für ihre Arbeit und wies darauf hin, dass auch der städtische Vollzugsdienst die Polizei bei ihrer Arbeit unterstütze. Sie hoffe, dass es gelinge, „die Sachbeschädigungen im Städtle einzudämmen“.

Das interessiert diese Woche



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Obwohl sich die Zahlen bei den Straftaten deutlich verschlechtert haben, betont Revierleiter Jürgen Lederer: „Schramberg ist weiterhin eine der sichersten großen Kreisstädte in Baden-Württemberg.“ Bei einem Pressegespräch im Polizeirevier hat Lederer die Zahlen für das Jahr 2023 vorgestellt. Von der Stadtverwaltung waren auch Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß, Abteilungsleiterin Cornelia Penning, Achim Ringwald und die künftig für polizeiliche Angelegenheiten zuständige Nina Schneider gekommen.

Schramberg.  Zwar ist die Zahl der angezeigten Straftaten von 706 im Vorjahr um 16 Prozent auf 819 gestiegen. Dennoch befände sich Schramberg im Vergleich zu anderen Städten dieser Größe „immer noch auf gutem Niveau“, so Lederer. Andererseits habe die Zahl vor Corona bei etwa 600 gelegen, der Anstieg sei also „deutlich“.

Auch bei der Häufigkeitszahl sei ein Anstieg um 15 Prozent zu vermelden. Die Häufigkeitszahl gibt an, wie viele Straftaten auf 100.000 Einwohner berechnet sich ereignet haben. Die Zahl liegt nun bei 3877. “Früher lagen wir unter 3000“, bedauert der Revierleiter.

Der deutliche Anstieg sei in erster Linie auf die hohe Zahl von Sachbeschädigungen zurückzuführen, die im letzten Jahr die Polizei beschäftigt haben. Erfreulich sei, dass die Aufklärungsquote mit 66,5 Prozent nahezu wie im Vorjahr lag und „immer noch gut“ sei.

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Revierleiter Lederer hieß Oberbürgermeisterin Eisenlohr und die städtische Mitarbeiterin Nina Schneider im Polizeirevier willkommen. Rechts Polizeioberkomissar Jürgen Moosmann. Foto: him

Häusliche Gewalt und Kneipenschlägereien

Zunächst ging Lederer auf die „Rohheitsdelikte“ ein: Bei Raub und Räuberischer Erpressung sind die Zahlen sehr gering, sie gingen von fünf auf drei zurück. Viel häufiger sind die Körperverletzungen. Viele davon gingen auf Schlägereien bei Festen oder in Kneipen zurück.

Bei diesen Delikten gab es seit 2020 fast eine Verdoppelung. Von 103 Fällen im Jahr 2022 gab es nochmal einen deutlichen Anstieg auf 131 im Jahr 2023. In etwa gleich geblieben ist die Zahl der schweren Körperverletzungen. Das sind solche, bei denen die Opfer bleibende Schäden davontragen. Sie schwankt seit 2020 zwischen 17 und 25 pro Jahr.

Polizeioberkommissar Jürgen Moosmann sieht die „häusliche Gewalt“ als eine der Ursachen für den Anstieg. „Früher lief das unter Ehestreitigkeiten, heute ist es Körperverletzung und das ganze Besteck kommt zum Einsatz.“ Anzeige, Betretungsverbot, Einschalten des Jugendamtes. Zur häuslichen Gewalt betonte er, es seien oft dieselben Familien, die Anzeige erstatteten „und die Zahlen nach oben treiben“.

kriminalstatistik vorstellung dk 030624 (5)
Anstieg bei den Körperverletzungsdelikten. Foto: him

Lederer und Moosmann berichteten von einem aktuellen Fall: Am Morgen sei ein Vater mit seinem zehnjährigen Sohn auf der Wache erschienen und wollte den Junior anzeigen, weil dieser mit einem Messer auf ihn los gegangen sei. Der Sohn erklärte dann den Beamten, sein Vater habe zuvor seine Mutter verprügelt. Nun seien drei Kollegen beschäftigt, das Geschehen aufzuarbeiten und die notwendigen Maßnahmen anzuordnen und Behörden zu informieren, berichtete Lederer aus dem Polizeialltag.

Diebstähle: Kinder und Parfüm als Problembereiche

Bei Diebstählen haben die Zahlen seit 2020 sich ebenfalls annähernd verdoppelt, seit2022 gab es einen Anstieg um 14 Prozent auf 213 Delikte. Die Zahl der Ladendiebstähle sei mit 65 Fällen praktisch gleichgeblieben. „Das hängt immer davon ab, ob bei Kaufland oder Müller Ladendetektive eingesetzt wurden“, hat Lederer beobachtet.

Besonders gravierend seien die Parfümdiebstähle, so Moosmann. In einem großen Drogeriemarkt gebe es eine offene Ein- und Ausgangszone.  „Da wird es den Dieben leicht gemacht.“ Oft seien es professionelle Diebe, die mit präparierten Jacken im großen Stil teure Parfüms stehlen und dann in Osteuropa verkaufen.

Gelegentlich gelingen den Schramberger Polizeibeamten spektakuläre Funde. Auf einem beschlagnahmten Foto mit einer Parfümflasche konnte man durch ein Fenster im Hintergrund ein anderes Haus erkennen. Die Ermittler fragten im Kollegenkreis auf dem Revier, ob einer das Haus erkenne. Und tatsächlich, einer der Beamten wusste, um welches Haus es sich handelt. Von dort aus konnten die Ermittler die Wohnung identifizieren, in der das Foto entstanden ist. „Wir haben die Wohnung voll mit gestohlenen Parfüms gefunden“, so Moosmann.

Straffällig schon ab 12?

Bei den Diebstählen sei die Zahl der erwischten Täter unter 14 „enorm“, findet Moosmann. Die Überlegungen, das Straffälligkeitsalter auf 12 zu senken, sei nicht so abwegig. Die Festlegung auf 14 sei immerhin schon hundert Jahre alt.

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Jürgen Moosmann. Foto: him

Sein Chef, Revierleiter Lederer, sah das anders: „Oft sind es nur Mutproben, wenn die klauen.“ Außerdem würden die Eltern und das Jugendamt informiert, auch wenn die Kinder nicht vom Staat bestraft werden.

Auch bei den Einbruchsdiebstähle gab es im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg auf fünf Fälle. Der Anstieg sei auf die sehr niedrigen Zahlen in den Corona-Jahren zurückzuführen. „Damals waren die Leute zu Hause.“ Bei den Einbrüchen werde kaum einer aufgeklärt, bedauerte Lederer auf eine Frage von OB Eisenlohr. „Die Täter fahren auf die Autobahn und sind weg.“ Die beste Vorbeugung gegen Einbrecher sei, das Licht brennen zu lassen.

Sachbeschädigungen im Städtle und im Park zur Hälfte geklärt

Für große Unruhe haben im vergangenen Jahr die zahlreichen Sachbeschädigungen im „Park der Zeiten“ und der Innenstadt gesorgt. Nach 88 Fällen 2022 zählte die Polizei im letzten Jahr 116 Fälle.

Mit einer dreiköpfigen Ermittlungsgruppe sei es gelungen, etwa die Hälfte der 30 Taten aufzuklären. Aufgeklärt wurde eine Brandstiftung in der St. Maria-Kirche, begangen von Kindern, und die Serie von angezündeten Papierkörben in der öffentlichen Toilette in der Villa Junghans.

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Vandalismus im Park der Zeiten im Mai 2023. Der Bauhof transportiert kaputte bänke ab. Archiv-Foto: him

Auch hier halfen den Polizeibeamten Informationen, die die Kinder und Jugendlichen selbst gespeichert und zum Teil bei sozialen Medien veröffentlicht hatten, berichtet Moosmann: „Wenn man einen hat, findet man schnell auch die anderen.“ Zur Haupttat allerdings, als in einer Nacht ein Unbekannter im Park der Zeiten wütete, Parkbänke zerschlug und Blumenkästen auf den „Rosengarten“ warf, habe man zwar einen Verdacht, wer es war. „Wir können es aber nicht beweisen“, bedauert Moosmann.

In dem Zusammenhang bittet Lederer, Zeugen sich zu melden. Auch zunächst unwichtig erscheinende Hinweise würden der Polizei helfen. So habe eine Zeugin ausgesagt, sie sei in besagter Nacht um 1 Uhr im Park mit ihrem Hund unterwegs gewesen und da sei noch alles in Ordnung gewesen. Dank dieser Aussage habe die Polizei die Tatzeit genauer eingrenzen können.

Betrug und Rauschgift rückläufig

Die Zahl der Betrugsfälle war letztes Jahr zwar rückläufig, nämlich von 83 im Jahr 2022 auf 55. Weil dabei aber nur solche Taten in der Schramberger Statistik auftauchen, bei denen auch die Täter hier leben, sei diese Zahl wenig aussagekräftig. Er denke, die Zahl der Betrugsopfer sei mindestens drei Mal so hoch, so Lederer. Immer wieder gehe es um im Internet bestellte Waren, die trotz Bezahlung nicht geliefert würden.

Bei der Rauschgiftkriminalität gab es einen Rückgang von 75 Fällen im Jahr 2022 auf 42 im vergangenen Jahr. Das habe wenig zu bedeuten, hänge auch damit zusammen, dass es im Revier einen Wechsel der Zuständigkeit gegeben habe. „Rauschgiftkriminalität ist ein Hol-Delikt“, erklärte der Revierleiter. Wenn sich die Polizei intensiver damit befasse, stiegen die Fallzahlen.

In Schramberg gehe es fast ausschließlich um Cannabis. „Wir haben keine offene Szene mit harten Drogen“ versicherte Moosmann. Auch Drogentote habe es zum Glück schon lange nicht mehr gegeben.

Mehr Fahrten mit Cannabis intus zu befürchten

Mit der teilweisen Freigabe von Cannabis werde es wahrscheinlich mehr Fahrten unter Drogeneinfluss geben. „Wer am Samstag einen Joint raucht, der hat das auch am Montag noch im Blut“, gab Moosmann zu bedenken. Und dann ist der Führerschein unter Umständen weg.

Vieles sei noch nicht geregelt, bedauerte Lederer, der das Gesetz zur Freigabe „unnötig wie einen Kropf“ findet.

Bei den Tatverdächtigen sind mehr als drei Viertel männlich. Fünf Prozent sind Heranwachsende, 13 Prozent sind Jugendliche, sechs Prozent Kinder unter 14 Jahren. Besonders bei den Jugendlichen gab es eine deutliche Zunahme.

Schließlich hat Lederer errechnet, dass 59 Prozent der Tatverdächtigen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, 41 Prozent nicht. Damit liegt ihr Anteil deutlich über dem Ausländeranteil in der Gesamtstadt.

kriminalstatistik tatverdächtige 040624
Grafik: Polizei

Suche nach den Ursachen

In einer Diskussionsrunde herrschte eher Ratlosigkeit, was zur Zunahme der Zahlen geführt haben könnte. Lederer hatte für sich „keine plausible Erklärung“.

Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß verwies auf die „allgemeine Unzufriedenheit“ in der Gesellschaft und die vielen Krisen von Corona über Klima, Ukrainekrieg bis Gaza. Gerade die häusliche Gewalt dürfte damit zu tun haben. In mehr als der Hälfte der Fälle sei Alkohol im Spiel. „Dort entlädt sich der Frust“, bestätigte Moosmann.

Besorgniserregend seien die Zahlen bei den Kindern. Rehfuß berichtete, dass auch bei den Schulschwänzern schon im Grundschulalter erschreckend viele Fälle zu beobachten seien.

Achim Ringwald, der für Social Media bei der Stadt verantwortlich ist, hat in diesen Medien wie Facebook festgestellt, dass es eine Gruppe von etwa zehn Leuten gebe, „die Stimmung machen“ und auf alles und jeden schimpften.

Subjektives Sicherheitsgefühl stärken

Lederer versicherte einmal mehr, dass man sich in Schramberg sicher fühlen könne. Auch durch regelmäßige Fußstreifen der Polizei in der Stadt möchte er das subjektive Sicherheitsgefühl steigern.

Eisenlohr dankte abschließend der Polizei für ihre Arbeit und wies darauf hin, dass auch der städtische Vollzugsdienst die Polizei bei ihrer Arbeit unterstütze. Sie hoffe, dass es gelinge, „die Sachbeschädigungen im Städtle einzudämmen“.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.