Altbau klug sanieren: So klappt der energetische Umbau. Und: Vom Mythos der atmenden Wände

Sonderthema Altbau(sanierung)

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Renovieren, sanieren, umbauen: Wer ein älteres Haus gekauft oder geerbt hat und es nach eigenen Vorstellungen umgestalten möchte, steht häufig vor großen Aufgaben. An einer guten Planung, begleitet von kompetenter Beratung, führt kein Weg vorbei – auch wegen gesetzlicher Vorgaben an die energetische Sanierung und teils erheblicher Kosten. Das gilt besonders, wenn deutlich mehr gemacht werden soll, als nur die Wände zu streichen.


Ein Leben im sanierten Altbau ist beliebt. Ob im freistehenden Einfamilienhaus mit Garten oder in der Großstadtwohnung mit hohen Stuckdecken: Häufig stehen für neue Eigentümer erhebliche Umbaumaßnahmen an, um eigene Wohnwünsche und gesetzliche Anforderungen an den energetischen Zustand ihrer Immobilie erfüllen zu können. Wer einen noch unsanierten Altbau kauft oder erbt, sollte sein Vorhaben deswegen überlegt und strukturiert angehen.

Viele suchen nach Wohneigentum im Bestand
Auffällig ist: Die Frage, wie man das eigene Zuhause am besten fit für eine energetisch zeitgemäße Zukunft macht, betrifft immer mehr Menschen. Wie aus einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervorgeht, erfüllten sich 79 Prozent der Haushalte, die zwischen 2018 und 2021 in Deutschland Wohneigentum bildeten, ihren Wunsch im Bestand – nur jeder fünfte dagegen im Neubau. 23 Prozent erbten ein Objekt oder erhielten es als Geschenk. „Mit Blick auf hohe und oftmals weiter steigende Neubaupreise stellen auch wir fest, dass viele Interessenten auf den Bestand zurückgreifen“, sagt Monika Grave von der LBS.

Wichtig: Experten hinzuziehen und staatliche Fördermittel nutzen
Wer seinen Altbau nach eigenen Vorstellungen gestalten und bauliche Veränderungen vornehmen möchte, sollte in jedem Fall Fachleute hinzuziehen. Wichtig ist eine gute und umfassende Planung des Sanierungsvorhabens im Austausch mit Architekten, Bausachverständigen oder Energieberatern. Diese können Tipps bei der Materialauswahl geben, einen genauen Zeit- und Ablaufplan für Umbau oder Sanierung entwickeln oder dank ihrer Erfahrung vor manch teurer Überraschung warnen.

Wer sich entscheidet, energetisch zu sanieren, steht dabei oft vor finanziellen Herausforderungen. Deshalb sei es wichtig, neben staatlichen Förderangeboten auch etwaige Sanierungspflichten zu kennen, betont Grave. So legt etwa das Gebäudeenergiegesetz (GEG) seit dem 1. November 2020 energetische Anforderungen an beheizte oder klimatisierte Gebäude fest.

Wohn-Riester jetzt auch für Sanierung nutzbar
Gut zu wissen, wenn es um staatliche Fördermittel geht, die die eigene Finanzierung entlasten können: Das 2022 verabschiedete Jahressteuergesetz enthält hierzu wichtige Neuerungen. Ab 2024 kann die Riester-Förderung zur energetischen Modernisierung von selbst genutztem Wohneigentum eingesetzt werden – zum Beispiel für die Dämmung, neue Außentüren und Fenster, einen Austausch der Heizungsanlage oder deren Optimierung sowie den Einbau digitaler Regelungstechnik. Bisher war die Förderung nur für den Bau und Kauf sowie für den altersgerechten Umbau zulässig. „Wohn-Riester unterstützt nun den Weg hin zur Energiewende im Gebäudebestand, das ist erfreulich“, begrüßt Grave die Entscheidung.

Große Auswahl an Fördermöglichkeiten
Von der BAFA gibt es zudem die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) , die unter anderem den Einbau oder die Optimierung von Heizungsanlagen, Maßnahmen an der Gebäudehülle und verbesserte Anlagentechnik unterstützt. „Das Geld, das jetzt für energetische Sanierung mobilisiert wird, hilft Menschen letztlich auch dabei, die laufenden Kosten ihrer eigenen Immobilie zu senken.“ Außerdem steigern Sanierungsmaßnahmen sowie die nachhaltige Nutzung des Hauses dessen Wert auch für nachfolgende Generationen. Einen ersten Überblick über die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten eines Sanierungsprojektes liefert der Online-Modernisierungskostenrechner der LBS.


Vom Mythos der atmenden Wände

Die irrige Vorstellung hält sich hartnäckig in den Köpfen der Deutschen: Werden Wände wärmegedämmt, können sie nicht mehr atmen. Dann drohen in der Wohnung feuchte Luft und Schimmel. Dies ist jedoch ein Irrglaube.

Intakte Wände sind immer luft- und winddicht – einen Luft- und Feuchteaustausch können sie daher nicht gewährleisten. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Der Austausch von feuchter, verbrauchter Innenluft erfolgt im Wesentlichen durch das Öffnen der Fenster oder eine Lüftungsanlage. Schimmel an der Außenwand entsteht, wenn im schlecht gedämmten Altbau oder im baufeuchten Neubau zu wenig gelüftet wird. Eine Dämmung der Außenwände vermindert sogar das Schimmelrisiko, da sie die Oberflächentemperatur der Wand erhöht. 

Die Legende, die Dämmung von Fassaden würde den Luftaustausch behindern und Schimmel in der Wohnung begünstigen, ist weit verbreitet. Zurückzuführen ist sie auf einen Messfehler aus dem Jahr 1858. Gemacht hat ihn Max von Pettenkofer. Pettenkofer war einer der Mitbegründer der modernen Hygiene und schuf eine wichtige Grundlage für die Entwicklung des Periodensystems. Nach einem Versuch kam der Forscher zu dem Schluss, Ziegelwände seien atmungsfähig. Doch dabei irrte er sich gewaltig. 

Ein Messfehler aus dem 19. Jahrhundert und seine Folgen 
Denn ihm unterlief bei seinem Experiment ein folgenschwerer Fehler. In einem Büroraum dichtete er alle Fugen zwischen den verschiedenen Bauteilen ab, etwa die zwischen Fenster und Wand. Danach nahm er eine Luftwechselmessung vor. Das Resultat: Die Daten unterschieden sich nicht wesentlich von der Messung vor der Abdichtung. Pettenkofer erklärte sich die Ergebnisse mit einem erheblichen Luftaustausch durch die Ziegelwände hindurch. Was er aber übersehen hatte, war der Ofen und sein Rauchabzug nach draußen. Eventuell war auch die vorhandene Decke undicht, sodass durch Fugen Luft entweichen konnte. 

Bereits seit 1928 ist die These Pettenkofers, die er auch noch mit einem weiteren Versuch untermauern wollte, widerlegt. Ernst Raisch, ein Physiker, der sich mit der Luftdurchlässigkeit von Baustoffen befasste, wies nach, dass der Austausch feuchter Innenluft nicht über die Wände erfolgt. Die Idee war da aber schon längst in der Welt. 

Wände atmen nicht – aber manche Fenster
Baufachleute sind sich einig: Intakte Wände lassen praktisch keinen Luft- und Feuchtetransport zu. „Durch keine Wand ist ein relevanter Austausch von Luft möglich“, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. „Außerdem kommt in der Regel luftdichter Putz auf das Mauerwerk. Lässt eine Wand doch Luft durch, ist sie baufällig.“ Die Abgabe von feuchter, verbrauchter Luft nach draußen erfolgt fast ausschließlich über das Lüften oder über undichte Fenster. Letzteres ist besonders in unsanierten Häusern der Fall. Alte Fenster lassen über undichte Fugen unkontrolliert Außenluft nach innen – im Winter allerdings im Verhältnis viel zu viel unnötige Heizwärme ins Freie. 

Neue Fenster haben dagegen in der Regel zwei Dichtungsebenen. Dadurch zieht es nicht mehr und warme Luft strömt nicht mehr unkontrolliert ins Freie. Andererseits muss die Wohnung dafür gezielt gelüftet werden. Geschieht das nicht, drohen dicke Luft und an schlecht gedämmten Bauteilen im schlimmsten Fall sogar Schimmel. Der gesundheitsschädliche Pilz wächst dort, wo warme, feuchte Raumluft auf kalte Oberflächen trifft, dort kondensiert und genug nährstoffreicher Untergrund existiert.

Schimmel mag kalte Wände und Feuchtigkeit
Das ist auch der Grund, warum Dämmung der Schimmelbildung entgegenwirkt. Eine fachgerechte, durchgängige Wärmedämmung ohne Wärmebrücken vermindert das Schimmelrisiko enorm, denn mit ihr steigt die Temperatur an den Innenseiten der Außenwände. Das wiederrum verhindert, dass sich Feuchtigkeit aus der Luft auf ihnen niederschlägt. Dämmen ist deshalb eine sehr effektive Strategie gegen Schimmel.

Ganz auf der sicheren Seite ist man, wenn nach einer Dämmung und Einbau neuer Fenster auch noch regelmäßig gelüftet wird. Die Feuchtigkeit in der Luft wird am besten durch regelmäßiges Querlüften niedrig gehalten. Mindestens dreimal täglich für einige Minuten gegenüberliegende Fenster ganz aufzumachen, reicht häufig aus. Nützlich ist ein Hygrometer, das den Luftfeuchtegehalt misst. Liegt der Wert längere Zeit über 60 Prozent, ist Lüften angesagt. Wem dies zu aufwändig ist, sollte sich eine automatische Lüftungsanlage zulegen. Denn mit ihr gelingt ein ausreichender Luftaustausch am effektivsten. Systeme mit Wärmerückgewinnung sparen außerdem wertvolle Heizenergie. Lüftungsanlagen verhindern zudem, dass Lärm, Feinstaub, Pollen und Insekten in die Räume gelangen. 

Fazit: Der Mythos gehört in die Mottenkiste
Seit knapp hundert Jahren ist es bewiesen: Wände können nicht atmen. Der notwendige Luftaustausch erfolgt über das Öffnen der Fenster oder eine Lüftungsanlage. Eine fachgerechte Dämmung ist daher keine Ursache für Schimmelbefall, sie verringert die Gefahr sogar. „Der Mythos gehört daher in die Mottenkiste“, so Hettler. Eine kompetente Beratung dazu gibt es bei Gebäudeenergieberaterinnen und Gebäudeenergieberatern. 




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