Leserbrief zum Ferienzauber Rottweil: „Ein tolles Event wird zunehmend zum Problem“

Der Rottweiler Ferienzauber 2025 ist nach zwei Wochen Freiluft-Festival am Fuß des Wasserturms zuende gegangen. Eine, wie sie schreibt, „nicht ganz direkte“ Anwohnerin schaut zurück. Es wird offensichtlich: Sie mag die Veranstaltung, findet aber, dass sie zunehmend zu einem Problem werde. Vor allem wegen der Rücksichtslosigkeit mancher Festbesucher.
Ferienzauber Rottweil – aus Sicht einer Anwohnerin, oder: Warum?
Der Ferienzauber in Rottweil ist jedes Jahr zur Sommerzeit ein tolles Event mit verschiedenen Konzerten und Veranstaltungen. Auch ich habe den vor Jahren noch gemütlichen und überschaubaren Biergarten und die Konzerte immer sehr gerne besucht.
Ursprünglich entstanden aus einem Ferienprogramm für daheim gebliebene Kinder und einem kleinen Biergarten mit heimeligen Konzerten im Zirkuszelt, wurde nun ein – für Rottweiler Verhältnisse – doch relativ großes Event daraus. Und genau das wird nun zunehmend zum Problem.
Ich habe immer mehr Verständnis, dass sich Anwohner gestört fühlen, auch wenn das Ereignis nur einmal im Jahr für einen kurzen Zeitraum stattfindet. Als nicht ganz direkte Anwohnerin kann ich die unterschiedlichen Darbietungen von der Terrasse aus noch mitverfolgen, was mich aber keineswegs stört, im Gegenteil. Nun ist es aber so, dass immer mehr Menschen aus der Region angezogen werden, mit dem Auto anreisen und dann selbstverständlich meistens mit diesem das Fest auch wieder verlassen. Das bedeutet also werktags von 22 Uhr bis ca. 24 Uhr herrscht um den Wasserturm starker und lauter Verkehr, am Wochenende entsprechend länger.
Viele haben es besonders eilig und geben richtig Gas, um nachher mit quietschenden Reifen um die Kurve driften zu können. Meistens sind sie dabei auch sehr bemüht, alle Anwohner an ihrem teilweise außergewöhnlichen Musikgeschmack teilhaben zu lassen.
Die Fußgänger brauchen logischerweise etwas länger für den Heimweg. Sie sind dann etwa bis 2 Uhr oder länger um den Wasserturm herum anzutreffen. Auf dem Heimweg hört die Geselligkeit nicht auf, es wird fröhlich gesungen, laut gelacht oder auch mal handfest diskutiert, oft werden Pausen eingelegt, so ein Fußweg ist ja anstrengend. Die dabei anfallenden leeren (oder auch halbvollen) Getränkeflaschen sind natürlich hinderlich und werden in die Gärten entsorgt, manchmal sogar ordentlich nebeneinander aufgereiht. Ein Dank an dieser Stelle für die tägliche Ration Pfandflaschen im Garten.
Auch sonstiger Müll und Gegenstände wie eine Gipsschiene wurden vom Träger als störend empfunden, entfernt und als Geschenk auf dem Grundstück hinterlassen. Verständlich, dass nach viel Flüssigkeitszufuhr die Blase drückt, daher kommt dann wohl der Begriff Heckenbrunzer …
An besagter Hecke hatte ich ein Schild mit der Aufschrift „Achtung Ausfahrt“ als Hinweis zur Vorsicht für Radfahrer angebracht. Dieses Schild wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1 Uhr lautstark mit den Worten kommentiert: „Das heißt doch Einfahrt, die Stadt hat sie doch nicht mehr alle!“ Dieser schlaue und aufmerksame Bürger, der Stimme nach vermutlich eher jugendlichen Alters, hat das von ihm für nicht korrekt empfundene Schild dann netterweise auch sogleich entfernt.
Und an dieser Stelle frage ich mich zum wiederholten Male `Warum ?`
Rottweil, 17.08.2025, Birgit Mildner
Kann ich so voll unterschreiben.
Bin tatsächlich ein direkter Anwohner, welcher ab und zu eine Frühschicht hat, was mich dazu forciert vor 6 Uhr aufzustehen und das auch am Wochenende. Leider ist dieses kleine Stadtfest „Ferienzauber“ (Motto: Hier bringen wir den Kindern das Saufen bei!) für mich als Anwohner eine reine Lärmbelästigung. Events gehen gerne bis 23 Uhr. Dass danach keine Stille herrscht, ist auch irgendwie klar und bis zu einer Gewissen auch tolerierbar. Aber gefühlt jeden zweiten Tag Lärm bis tief in die Nacht und das, wie sollte es auch anders sein, von Volltrunkenen. Hat eigentlich nichts mit dem zu tun, wofür der Begriff „Ferienzauber“ steht.
Bin nicht dauerhaft hier in Rottweil und musste mir dieses Fest nur einmal passiv antun. Mein Tipp für die Zukunft: Entweder Umbenennung in einen passenderen Namen, der auch darstellt, dass es hier primär um das Besäufnis geht. Oder die für vernünftigere Lösung: Dem Namen „Ferienzauber“ gerecht werden und das Programm ausschließlich(!) an den Interessen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien ausrichten.
Es ist immer dasselbe, ob Stadtfest, ob Fasnet oder wie hier der Ferienzauber. Wegen einigen wenigen Tagen im Jahr und einigen wenigen Rabauken werden tausende Besucher*innen, die sich sehr wohl rücksichtsvoll und besonnen zu benehmen wissen, von (mehr oder auch weniger) „belästigten“ Anwohnerinnen/Anwohnern kollektiv pauschal verunglimpft. Ebenso empfinde ich die Unterstellung dass „es hier primär um das Besäufnis geht“ als diffamierend, und das vor allem weil die Kommentatorin/der Kommentator nach eigener Schilderung nur einmal überhaupt während des diesjährigen Ferienzaubers in Rottweil war. Jede Anwohnerin/jeden Anwohner des Wohngebiets Spitalhöhe will ich daran erinnern, dass jede(r) der dort ein Haus oder eine Wohnung bezogen hat wusste oder hätte wissen können, dass einmal im Jahr 2 Wochen beim Wasserturm der Ferienzauber stattfindet. Und all denjenigen, die schon länger in den älteren angrenzenden Straßen und Wohngebieten wohnen, rate ich zu wohlwollender Toleranz für diese zwei Wochen im Jahr. Denn durch unsere Straße ziehen nicht nur zwei Wochen im Jahr sondern das ganze Jahr über regelmäßig laut gröhlende und teils besoffene Horden, aber ich habe noch nicht einmal im Traum daran gedacht, deshalb öffentlich zu lamentieren. Ich übe mich in Nachsicht und erinnere mich daran, dass ich mich in meiner Jugend auch nicht ausschließlich vorbildhaft verhalten habe. („Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“ Johannesevangelium, Kapitel 8, Vers 7)
Dasselbe gilt im Übrigen für die stetig wiederkehrenden Kritiker(innen) der Fasnet und/oder des Stadtfestes. Wer in der Innenstadt wohnt, muss eben wissen und es letztlich akzeptieren, dass es dort an Wochenenden oder zu bestimmten Veranstaltungen nicht so ruhig ist wie in einem einsam im tiefen Wald liegenden Forsthaus. Die schon reflexartig anmutende Kritik von (vermeintlich ?) schwer Betroffenen diverser Veranstaltungen erinnert mich an die Erzählung des zugezogenes Rentnerehepaars aus der Großstadt, welches seinen Alterswohnsitz neben einer Schule auserkoren hat und fortan gegen den Pausenlärm klagt oder eine Wohnung neben der Kirche bezieht und sich sodann von dem sonntäglichen Kirchengeläut belästigt fühlt. Meinerseits Null Verständnis! Ich will daher erst gar nicht an solche Klientel sondern stattdessen an die jeweiligen Veranstalter appellieren, sich nicht von einigen wenigen wenn auch „lauten“ Kritikern verunsichern zu lassen, sondern sich an der Freude und dem Zuspruch der vielen tausend zufriedenen und dankbaren Besucher*innen zu orientieren. Weiter so, denn ohne derlei Veranstaltungen, auch und gerade den Ferienzauber, wäre unsere Stadt noch unattraktiver als sie ohnehin aus meiner Sicht schon geworden ist.
Ich finde es traurig, dass man über diese Zustände diskutieren muss. An Dich hätte ich aber eine Frage die Du Dir persönlich und vor allem ehrlich beantworten solltest. Wärst Du auch so tolerant wenn es in Deiner näheren Umgebung solche Zustände wären? Bitte nicht schreiben …… Behalte es für Dich. Es ist besser so für Dich, glaube mir!
Werte Frau Mildner, damit stellen Sie eine DER entscheidenden Lebensfragen und leider gibt es darauf nur Altbekanntes, Selbstverständliches, oder aber Frustrierendes zur Antwort.
Machen kann man nur wenig, die Evolution hat Vernunft leider nicht als überlebenswichtige Grundfähigkeit definiert. An einer Hauptstraße lebend und das Büro mit Blick auf selbe habend, darf ich mich tagtäglich eines erstklassigen Einblicks in die Verhaltensweisen des Projekts „Mensch“ versichern.
Würde man für die Getränkeflasche einen ganzen Euro Pfand nehmen, müsste ich das Aufräumen meiner Abstellfläche zwischen Haus und Kreisstraße, vermutlich als Nebengewerbe anmelden, der Umsätze wegen. Das ich dabei an sich Kindern ihr Taschengeld raube ist mir egal, wer zum REWE mit Pfandautomat läuft und dabei sein Getränk „verliert“, der hat halt g‘het.
Das zunehmende Alter bringt hier aber Labsal, denn manche von den einstigen „Rotznasen“, hat heute im Neubaugebiet sein klein Häuschen und mich dünkt, dass ich nach dorffestlicher Gemütlichkeit, vielleicht dort auch einmal nach alter Väter Sitte, mein Wasser abschlagen könnte… natürlich anständig und dezent, im Eck’le zwischen dem Firmenkombi der unteren Mittelklasse und der österlichen Bastelarbeit der Gattin im Ziersteinfeld.
An sich kann ich den Kindlein gar nicht böse sein, denn sie lernen davon, wie die Alten einst sungen und gerade kommt die Oma mit dem treuen Teckel vorbei, der nicht nur in den Vorgarten an die Straßenlaterne pullert, sondern auch gleich die ganze Notdurft verrichtet, wenn es ihn gerade vor meinem Haus urplötzlich überkommt. Diese schwarzen Tüten überall in den Kästen – keine Ahnung was das soll, moderne Zeiten?
Auch der Leistungsträger röhrend Fortbewegungsmittel wird einem, wie in ihrem Falle auch, tagtäglich zu Gehör und Gespür gebracht. Sei es durch Fähigkeitsnachweis der gehobenen Soundanlage bei geöffnetem Fenster in der Vorbeifahrt, oder dem Geräuscherlebnis aus der „Freude am Fahren“ Performance-Endschalldämpferanlage. Diese kann nur vollendete Entfaltung erfahren und ihren Lebenssinn finden, wenn sie innerorts dem Publikum zu Gehör gebracht wird.
Final, wo sie ja auch das Thema Ausfahrten leidvoll erfahren mussten, sei noch die Ausfahrt des noch stehenden Kfz vom Hofe und das Einreihen desselben in den vorbeihastenden Verkehr erwähnt.
Hupen, hasserfüllte Blicke, drohende Fäuste, beleidigende Kommentare, Auffahren bis zum Verschwinden der Abblendlichter im Rückspiegel, den fließenden Verkehr, das Streben zur täglichen Leistungserfüllung, auch nur eine Sekunde zu verzögern, bringt manchmal schlechtere Kritiken, als Reval zu rauchen und Kinder zu essen.
Ich kann also leider weder Trost, noch Aussicht auf Besserung vermitteln,
aber wir dürfen zumindest festhalten, die Geißel der Menschheit, ist und bleibt die Menschheit.