Floskeln aus Lauterbach – „das reicht nicht“
Ein Leserbrief zu den Artikeln „Lauterbach: Rathaushaussegen hängt schief“ (NRWZ) und „Dicke Luft im Lauterbacher Rathaus (SchwaBo) von Verena Oehl, Lauterbach.
Mit wachsender Irritation nehme ich zur Kenntnis, dass Bürgermeister Leichtle zwar eine Versachlichung der Diskussion fordert, aber weiterhin keine klare Stellung zu den Vorwürfen im Rathaus bezieht. Statt Antworten gibt es freundliche Floskeln – das reicht nicht.
Zur hohen Fluktuation im Rathaus erklärt Leichtle, „solche Wechsel seien bei einer kleinen Verwaltung durchaus im Rahmen des Üblichen“. Das klingt harmlos, lenkt aber ab: Während er pauschal auf vielfältige Gründe verweist, äußern sich ehemalige Mitarbeitende ganz anders – auch schriftlich. Sie berichten von einem respektlosen Führungsstil und machen Bürgermeister Leichtle persönlich verantwortlich für ihre Kündigung. Solche Gründe kann man nicht mit wohlklingenden Phrasen und pauschalem Lob für das „engagierte und belastbare Team“ zudecken.
Während Leichtle betont, wie wichtig ihm Transparenz und der Schutz von Persönlichkeitsrechten seien, entstehen im Ort und darüber hinaus Gerüchte über einzelne Mitarbeitende. Wie passt das zusammen? Wenn die „alte Verwaltung“ pauschal als faul gilt und die freigestellte Mitarbeiterin als schwierig abgestempelt wird, dann ist das nicht nur undifferenziert – es ist gefährlich. Denn so entsteht eine Stimmung, in der die Betroffenen selbst zum Problem erklärt werden. Das ist Täter-Opfer-Umkehr. Und diese wird – bewusst oder unbewusst – durch die Intransparenz und Pauschalisierung von Leichtle befeuert.
Es geht hier nicht um persönliche Antipathien – sondern um den Umgang mit Macht. Und wer sie ausübt, ohne Verantwortung zu übernehmen, hat als Führungskraft versagt.
Fragen bleiben offen:
- Gab es Mediationsangebote? Oder wurde direkt zur Suspendierung gegriffen?
- Was genau wurde getan, um erfahrene Mitarbeitende zu halten?
- Warum trat der gesamte Personalrat zurück – aus eigenem Antrieb oder unter Druck?
- Und warum wird nicht auf die entscheidende Frage eingegangen: Wie konnte es überhaupt zu einem Betretungsverbot kommen?
Denn es geht nicht darum, ob dieses Verbot nun aufgehoben wurde oder nicht – das ist nebensächlich. Viel wichtiger ist: Wie und warum wurde ein solches Verbot überhaupt ausgesprochen und welche rechtliche Grundlage gab es dafür? Ein solches Verbot ist ein massiver Eingriff in die Rechte einer Mitarbeiterin, der ohne klare und nachvollziehbare Antworten nicht akzeptabel ist.
Auch an den Gemeinderat richten sich Fragen:
- Woher kommt das große Vertrauen gegenüber dem Bürgermeister – und warum fehlt es gegenüber langjährigen Mitarbeitenden?
- Wurden wirklich alle Mitarbeitenden gehört? Hat sich der Gemeinderat ein umfassendes Bild verschafft?
Ich fordere den Gemeinderat auf, seiner Kontrollfunktion nachzukommen. Nicht alles darf öffentlich gesagt werden – aber alles, was gesagt werden darf, muss gesagt werden. Und auch wir als Dorfgemeinschaft sind gefragt. Wer pauschal urteilt und Gerüchte weiterträgt, macht es sich zu leicht. Verantwortung beginnt mit genauem Hinschauen.
Verena Oehl, Lauterbach