Das Lichtspielhaus und die Villa Junghans: Zwei städtische Gebäude, die wegen Sanierungsproblemen und Schadstofffunden zu einem immer größeren Problem für die Stadt werden. Im Laufe einer langen Debatte hat Hannes Steim (CDU) im Gemeinderat den Vorschlag gebracht, beide Gebäude zu verkaufen. „Ein privater könnte es hinbringen“, ist Steim überzeugt.
Schramberg. Eigentlich wollte Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann nur über die mögliche Vermarktung über ein Erbschaftspachtmodell berichten. Die Vermarktung wäre möglicherweise einfacher, wenn die Stadt eine Potenzialanalyse für 13.000 Euro fertigen ließe so Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Andererseits habe man ja schon eine Studie eines Gastroexperten.
Villa wird „Politikum“
Heinzelmann wollte den Tagesordnungspunk aber auch nutzen, um das Thema Schadstoffe in der Villa öffentlich zu machen. Einen Teilerfolg konnte Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß immerhin vermelden: Die Videoüberwachung der Villa funktioniere seit dem 11. Dezember.

Danach wurde Stadtrat Steim grundsätzlich: Die Villa entwickle sich zu einem „Politikum“. Es zeige „wie die Verwaltung tickt“, schalt er. Er lege nicht mehr viel Gewicht auf deren Aussagen. Da habe die Verwaltung von „großer Gefahr im Verzug“ gesprochen. Er stelle die Messwerte in Frage. Im Haus sei zwei Jahre nicht geputzt und nicht gelüftet worden. „Da liegt der Staub der letzten zwei Jahre“, so Steim.
Die Stadt könne froh sein, dass jemand im Haus wohne. Kritisch sei nur der Kühlraum, ansonsten sei es unkritisch. Die Stadt sollte den Mietvertrag mit Andreas Hafner verlängern, forderte er. Er sei „zutiefst enttäuscht“ über das Vorgehen der Verwaltung. Die Oberbürgermeisterin müsse dem „Einhalt gebieten“.
Die Angesprochene erwiderte, die Stadt habe den Mieter nicht aufgefordert, sofort die Villa zu verlassen, sondern „zeitnah“. Darüber sei nichtöffentlich im Rat Ende November gesprochen worden. Die Verwaltung habe nicht überreagiert, so Eisenlohr.
Udo Neudeck (Freie/Neue Liste) erinnerte daran, dass der Rat einen Prüfauftrag erteilt habe, zu schauen, ob wieder ein Restaurant eröffnet werden kann. „Daraufhin wird das ganze Haus auf Schadstoffe untersucht“, wunderte er sich. Bei den Richtwerten und Grenzwerten nehme man einen, der vielleicht einmal gelten könne. Dann schreibe die Stadt den Mieter an und teile ihm mit, er dürfe das Gebäude nur zum Auszug nochmals betreten und es müsste vorher gelüftet werden.
Neudeck fürchtete, dass die Stadt alle ihre Gebäude schließen müsste, wenn diese auf Schadstoffe untersucht würden. Mit dieser Haltung könne man in der Stadt nichts bewegen.(Die Gutachten sind im Ratsinformationssystem der Stadt zu finden.
Heinzelmann rechtfertigte seine Mail mit juristischen Gründen. Er habe den Mieter vorher angerufen und gebeten, nicht zu erschrecken.

Umstrittene Grenzwerte
Dominik Dieterle (CDU) forderte ebenfalls, bei den Schadstoffmessungen „mit Maß“ vorzugehen. Es komme auf Jahresmittelwerte an, gemessen habe der Experte aber nur an einem Tag. Er fand, man könne mit Lüften oder dem Austausch von Türen eine Menge erreichen. Das Ziel sei weiterhin, das Erdgeschoss wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. “Schwierig, aber machbar“, so Dieterle. Das Thema Hotel sei erst einmal außenvor.
Der Abteilungsleiter Hochbau Etienne Seif betonte, die Schadstoffgrenzwerte stammten vom Januar 2025. Im Bundesgesundheitsblatt seien die PCB-Grenzwerte herabgesetzt worden, weil die früheren nicht mehr „den Ergebnissen zu menschlicher Gesundheit“ entsprochen hätten.
Die Untersuchungen seien gesetzliche Pflicht, bevor die Stadt Handwerker in ein Gebäude „reinschickt“, so Seif. „Sie dürfen ein Gebäude nur betreten, wenn von ihm keine Gefahr ausgeht.“
Eisenlohr ergänzte, die Stadt habe die Untersuchung beauftragt, um den Auftrag des Gemeinderats erfüllen zu können. Nämlich zu schauen, wie das Untergeschoss und das Erdgeschoss wieder nutzbar werden können. Dieterle beharrte darauf, die Verwaltung solle Maßnahmen ergreifen, die einfach umzusetzen sind.
Messmethode zeigt: „PCB ist überall“
Hannes Steim erkundigte sich, ob die Verwaltung wisse, dass das Dach der Villa undicht sei. Seif sprach „von gewissen Undichtigkeiten“, die bekannt seien.
Thomas Brantner (CDU) betonte, die bisherigen Grenzwerte für PCB seien „geltendes Recht“. Danach seien die Räume weiter bewohnbar. Sein Fraktionskollege Thomas Brugger fand, man soll bei den Grenzwerten nicht „im vorausseilenden Gehorsam“ etwas machen. Die Handwerker müssten selbst entscheiden, ob sie in der Villa arbeiten wollten.

Seif verteidigte die Messmethode: Es habe drei Untersuchungen gegeben. Dabei sei das PCB „überall, auch in der Luft“ gemessen worden.
Im Zusammenhang mit den Schadstofffunden sowohl im Lichtspielhaus als auch in der Villa Junghans machte Steim den Vorschlag, beide Gebäude zu verkaufen: „Private könnten es hinbekommen, dass die Gebäude wieder genutzt werden können.“
Konzeptvergabe beschlossen
Zur Konzeptvergabe und dem Erbbaurechtsplan signalisierte CDU-Sprecher Brantner die Zustimmung, wenn der Zeitplan gestrafft werde. Clemens Maurer, CDU, sah das genauso. Alle das Interesse an der Villa hätten, wüssten Bescheid. Deshalb müsse es 2026 eine Entscheidung geben. Heinzelmann gab zu bedenken, dass es bei dem Verfahren genaue Vorgaben gebe. „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“, so Heinzelmann. Später könne es schneller gehen.
Udo Neudeck verlangte, man müsse „so schnell als möglich zu Potte kommen“. Der Mieter sei interessiert, in der Villa weiter wohnen zu können. Heinzelmann sagte zu, dass vor der Sommerpause das Verfahren auf dem Weg sei. Eisenlohr bot an, mit dem Mieter eine Regelung zu finden. Wenn er erkläre, die Schadstoffbelastung sei ihm egal, könne er wohnen bleiben. Dazu werde die Stadt eine Rechtsauskunft einholen, ob das möglich wäre.
Der Rat stimmte schließlich mit großer Mehrheit für den Verwaltungsvorschlag, bis zur Sommerpause eine Konzeptvergabe nach dem Erbbaurechtsmodell auszuarbeiten und umzusetzen.
Nachtrag: Mieter kann bis Ende Februar bleiben
Kurz vor Weihnachten hat sich dann Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr an den Gemeinderat gewandt und mitgeteilt, dass der Mieter Andreas Hafner „auf jeden Fall bis Ende Februar 2026 in der Villa Junghans bleiben kann“. Im Januar werde die Verwaltung gemeinsam mit einem Rechtsanwalt eine Art „Haftungsverzichtserklärung“ ausarbeiten, mit der er auch länger dort wohnen bleiben könne.
Über eine Diskussion zum Krankenhaus und Lichtspielhaus werden wir noch an anderer Stelle berichten.)



