Grabungen fördern Spannendes zutage

Archäologen legen im Rottweiler Bockshof vielerlei Funde frei / Mauerwerk weist auf weitere Bebauung hin

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Mittlerweile wird im oberen Bereich des Bockshofs am Fundament für die Hängebrücke gebaut. Im Vorfeld der Bauarbeiten waren die Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und der Grabungsfirma ArchaeoBW vor Ort. Zu Tage kam allerlei Spannendes, berichtet die Stadtverwaltung.

Mehrere Wochen hatten die Archäologen der Grabungsfirma ArchaeoBW GmbH am Bockshof Quartier bezogen und den Boden nach Spuren aus der Vergangenheit untersucht. Die fachliche Betreuung der Grabung wurde durch die Fachreferentin Caroline Bleckmann vom Landesamt für Denkmalpflege mit Dienstsitz Freiburg und mit tatkräftiger Unterstützung der Außenstelle Rottweil durchgeführt. Mit dabei waren auch Christoph Wulfmeier von der Außenstelle Rottweil, der langjährige Grabungsleiter Thomas Schlipf, der ehrenamtlich beratend tätig ist, und Grabungsleiterin Katarina Fellgiebel von ArchaeoBW.

Die Spannung auf mögliche Funde war erheblich, denn im Bereich des Bockshofs wurde noch nie archäologisch gegraben. „Lediglich gab es mal ein paar Beobachtungen bei der Verlegung einiger Leitungen“, kann sich Thomas Schlipf erinnern.

Das Gebiet ist von großem Interesse, weil es zum einen unterhalb des einstigen Dominikanerklosters liegt, und zum anderen, weil hier 1580 der Heilig-Kreuz-Friedhof angelegt wurde, der bis 1832 in Betrieb war. 1835 gab es hier die letzte Bestattung. Auch eine Art Schützengraben soll es hier in Kriegszeiten später gegeben haben, allerdings im unteren Bereich, der jetzt von der Grabung nicht tangiert war.

Zudem ist auf der Pürschgerichtskarte von David Rötlin aus dem Jahr 1564 auf dem Bockshof ein Gebäude zu sehen, das es heute nicht mehr gibt: den Schappels Hof. „Dieser nach einer der führenden Rottweiler Familien des Spätmittelalters benannte Hof wird 1384 erwähnt und lag ‚in der Juden Ort unter dem Predigerkloster‘“, heißt es in der Beschreibung des Archäologischen Stadtkatasters, in dem sämtliche archäologische Untersuchungen und Befunde verzeichnet sind.

Relativ zu Beginn haben die Archäologen tatsächlich Mauerwerk freigelegt. Und zwar ein recht massives. Die Mauerzüge und Baubefunde sollen laut Auskunft von Caroline Bleckmann  aus dem späten Mittelalter stammen. Ob sie aber zum einstigen Hof der Adelsfamilie Bock gehören, oder zum Schappelshof, das können die Experten nicht mit Sicherheit sagen. Es soll aber auf jeden Fall ein signifikantes Bauwerk gewesen sein. Gefunden wurden zudem Knochen von mehr als 800 Individuen, die wohl aus einem Beinhaus stammen. Ein Massengrab schließt Caroline Bleckmann an dieser Stelle aus. Die Knochen werden auf dem Ruhe-Christi-Friedhof wieder bestattet.

Zudem haben die Archäologen ein Knochenkamm, Sarg- und Hufnägel sowie eine ganze Menge Keramik aus unterschiedlichen Jahrhunderten, vom 13. Jahrhundert bis ins späte Mittelalter entdeckt. „Das Interessante ist, dass wir die Keramik aus dem 13. Jahrhundert auch in der Mittelstadt gefunden haben“, informiert Christoph Wulfmeier. Der Zusammenhang ist allerdings noch unklar. 20 intakte Gräber habe man ebenfalls gefunden und geöffnet. Datiert werden könnten die auf den Zeitraum zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert.

Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf und Hängebrücken-Projektleiter Roland Haag zeigten sich beim gemeinsamen Besuch der Grabungsstätte fasziniert und beeindruckt. Zudem dankten sie dem Grabungsteam dafür, dass die Arbeiten absolut im Zeitplan lagen und nun umgehend mit den Brückenbauarbeiten begonnen werden könne, und vielleicht werde es ja für künftige Hängebrückenbesucher hier auch ein Schaufenster in die Geschichte geben. 




Pressemitteilung (pm)

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