Als „eine weitere Nebelkerze“ bezeichnet das Landes-Pro-Gäubahn-Bündnis die von Verkehrsminister Winfried Hermann in Rottweil vorgestellten Kompensationsmaßahmen für die vorgesehene Abhängung der Gäubahn.
Rottweil – Das Land hatte am Freitag zusammen mit einigen Oberbürgermeistern verkündet, mehr Verkehre auf der Gäubahn bestellen zu wollen, wenn die Strecke im Zuge von Stuttgart 21 voraussichtlich im Sommer 2026 abgehängt wird. „Warum das Land glaubt, dass es auf der Gäubahn ausgerechnet dann mehr Kapazitäten braucht, wenn die Strecke nicht mehr bis Stuttgart Hbf befahrbar ist, ist uns völlig schleierhaft“, so Michael Leibrecht von der Rottweiler Pro-Gäubahn-Gruppe. „Mit leeren Zügen, die nur bis Stuttgart-Vaihingen fahren, ist am Ende niemanden geholfen. Man sah ja auch, dass bei den vielen Gäubahn-Sperrungen 2023 und Anfang 2024 die Fahrgäste einfach wegbleiben und auf das Auto umsteigen, wenn es keine Direktverbindungen mehr gibt“““, so Hendrik Auhagen von Pro Gäubahn Konstanz.
Anstatt die Gäubahn-Anlieger „mit derartigen Beruhigungspillen einzulullen“, solle das Land vielmehr alles daransetzen, die Kappung der Gäubahn ganz zu verhindern, heißt es in einer Mitteilung der Initiative. „Es gibt es dazu eine realistische Perspektive, denn die Deutsche Bahn muss nur das Bauverfahren anpassen“, stellt Gero Treuner aus Stuttgart fest. Eine Demontage und Unterbrechung der Gäubahn sei für den Baufortschritt von Stuttgart 21 gar nicht notwendig. „Es fehlt schlichtweg eine vernünftige Begründung, warum 1,4 Millionen Menschen im Einzugsgebiet der Gäubahn auf der Schiene abgehängt und auf das Auto gelenkt werden sollen“, ergänzt der Sprecher der Initiative, Andreas Frankenhauser. „Es wäre endlich Zeit, dass Verkehrsminister Winfried Hermann und die Bürgermeister entlang der Strecke die Interessen der Gäubahn-Fahrgäste vertreten und sich nicht von den egoistischen Immobilieninteressen der Landeshauptstadt einspannen lassen.“
Ein kommunales Stadtentwicklungsprojekt in Stuttgart dürfe nicht dazu führen, „dass ganze Landesteile zwischen der Schweiz, Hochrhein, Bodensee, junger Donau, Neckar, Schwarzwald und dem Gäu auf der Schiene abgehängt werden“, sagt Stefan Frey, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes. Deshalb fordere Pro Gäubahn eine vollständige Neuplanung des Stuttgarter Stadtentwicklungsprojekts „Rosenstein“ mit dem Ziel, einen dauerhaften Weiterbetrieb der Gäubahn bis Stuttgart Hbf (oben) zu erlauben.
Info: Das Pro Gäubahn-Landesbündnis wurde am 9.3.24 in Rottweil gegründet. Das Bündnis vertritt die Interessen der Bahnstrecke Stuttgart – Böblingen – Horb – Rottweil – Tuttlingen – Singen (-Zürich / Konstanz).
Mitglieder des Pro Gäubahn-Bündnisses sind u. a.:
Pro Gäubahn-Initiative Rottweil – Wir wollen zum Hauptbahnhof
Interessengemeinschaft Gäubahn in Freudenstadt
Deutsche Umwelthilfe (DUH)
Verkehrsclub Deutschland (VCD) Landesverband Baden-Württemberg und Kreisverband Konstanz
Schutzgemeinschaft Filder e.V.
Gäubahnkomitee Stuttgart – Wir wollen zum Bodensee
Matthias Gastel MdB – Bündnis 90/Die Grünen
Bündnis 90/ Die Grünen Kreisverbände Rottweil und Tuttlingen
SPD-Kreisverband Rottweil