Kolping-Veranstaltung zur Kommunal-Wahl / Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich vor

So kann Politik auch Spaß machen

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„Es wird unterhaltsam und informativ“, hatte Dietmar Gebert vom Vorbereitungsteam der Kolpingfamilie versprochen und am Montagabend hat er sein Versprechen gehalten. An die 100 Besucherinnen und Besucher, aber auch die etwa 40 Kandidierenden der verschiedenen Listen für die Kommunalwahl hatten viel zu lachen.

Schramberg. Die Kolpingfamilie hatte in den Mariensaal geladen, um über die Kommunalwahl zu informieren. Dabei sollten keine vorgestanzten Wahlreden geschwungen werden. Vielmehr brachten die vier Moderatorinnen und Moderatoren „die Kandidatinnen und Kandidaten in unterschiedlichen Situationen dazu, spontan und flexibel zu reagieren und dabei wichtige Details zu ihrer politischen und auch persönlichen Ausrichtung preis zu geben.“

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Dietmar Gebert begrüßte die Besucherinnen und Besucher im Marienheim. Foto: him

„Alle außer der AfD“

Bevor es los gehen konnte, schafften die Kolpingsbrüder noch zusätzliche Stühle in den Saal, denn das Interesse war groß. Dietmar Gebert teilte zunächst mit, man habe alle zur Wahl stehenden Listen eingeladen und gebeten, bis zu acht Kandidatinnen und Kandidaten zu schicken. „Alle außer der AfD“.

Gebert begründete den einstimmigen Vorstandsbeschluss so: „Wir können nicht nach Rottweil fahren und gegen die Rechtsextremisten demonstrieren und sie heute Abend zu uns einladen.“ Dafür gab es starken Beifall. Kolping sei tolerant und für Meinungsfreiheit, aber das gelte für diejenigen, die auf dem Boden des Grundgesetzes stünden. (Die AfD hat in Schramberg auch keine Liste zusammengebracht. Lediglich eine Person aus Waldmössingen steht auf dem Stimmzettel.)

Schattenspiel

In der ersten Runde sollten die Moderatoren die Kandidatinnen und Kandidaten, mit denen man sich auf ein allgemeines „Du“ geeinigt habe, „näher beleuchten“. Es sollte „niemand hinters Licht geführt“, dafür aber „die Profile gezeigt werden“, wie Gebert einführte.

Ausgewählte Kandidatinnen sollten sich in 60 Sekunden präsentieren und in ihrer Vorstellung zwei vorgegebene Nonsense-Begriffe einbauen. Dabei saßen sie hinter eine Leinwand und nur ihr Schatten war zu sehen.

Tanja Sum (CDU) bekam die Begriffe Eierlikör und Sternschnuppe und berichtete, wegen ihrer Teenagertöchter müsse sie gelegentlich den Eierlikör aus dem Kühlschrank holen – und weil ihre Zeit abgelaufen war, fielen die Sternschnuppen vom Himmel.

Susanne Andreae (Buntspecht) erklärte, als Allgemeinmedizinerin habe sie mit Zahnstein nichts zu tun. In den Gemeinderat wolle sie, weil es da in den Pausen Joghurt gebe und sie die Joghurtbecher sammle.

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Sie will wegen der Joghurtbecher in den Gemeinderat…Foto: him

So ging es zum Vergnügen der Zuhörerinnen und Zuhörer weiter mit Begriffen wie Inflationsausgleichsprämie oder Klobrille, Schwarzwälder Kirschtorte, Bierbauch, Rückwärtssalto oder Nussknacker, die die Kandidatinnen und Kandidaten gekonnt in ihre Vorstellung einflochten.

Wer bin ich? Von Animateurinnen und Rausschmeißern

In der nächsten Runde standen Hilmar Bühler (Aktive Bürger), Steffi Spitznagel (CDU), Eva Scherer (ÖDP), Ibrahim Er (SPD), Sebastian Neudeck (Freie Liste), Johannes Hillmann (Neue Liste) und Roland Eisele (Buntspecht) auf der Bühne. Sie hatten den Moderatoren Ungewöhnliches aus ihrem Leben verraten. Das Publikum sollte herausfinden, was zu wem passte.

So erfuhr das staunende Publikum, dass Hilmar mal als Achterbahntester gearbeitet hat und Steffi als Animateurin in Griechenland jobbte. Und wer hätte gedacht, dass Roland in einem Heavy Metal-Schuppen in Mannheim als Türsteher fungierte? Sein Rezept: „Furchterregender aussehen als ich bin.“

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Erstaunliches gaben diese Kandidatinnen und Kandidaten über sich Preis. Foto: him

Eva klettert gern auf Dächer, Sebastian hat mit seinem Bruder die Klassenzimmer getauscht, Johannes‘ Großvater war Uhrmacher und Ibrahim durfte nicht in die Musik-AG seiner Schule und kam stattdessen in die Theater-AG. Frage des Moderators: „Stehst Du heute noch auf der Bühne?“ – „Selbstverständlich – als Musiker!“

Spontan antworten

Danach sollten etliche der Kandidierenden sich nach links oder rechts auf der Bühne begeben, um auf Fragen wie: Sollen Leute schon ab 16 wählen können? Anschließend pickten sich die Moderatoren je einen Kandidaten auf der linken und auf der rechten Seite heraus und ließen ihn spontan seine Antwort begründen.

In der nächsten Runde standen dann überwiegend amtierende Gemeinderätinnen und Räte auf der Bühne. Ihre Aufgabe: Innerhalb von 60 Sekunden eine Publikumsfrage beantworten. Die Fragen hatten die Besucher auf Zettel geschrieben, und hinter der Bühne hatte eine Gruppe diese dann vorbereitet.

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Knifflige Publikumsfragen. Foto: him

Da ging es um leerstehenden Wohnraum und wie die Schramberger Wohnungsbau hier aktiv werden könnte. Eine andere Frage drehte sich um die Stadtteile, wie man eine Gleichbehandlung erreichen könnte. „Welche Entscheidung würden Sie gerne ändern?“ lautete eine knifflige Frage für einen amtierenden Stadtrat. Eine andere: „Was fehlt in Schramberg?“ Da kamen so manche Altgediente ein wenig ins Schwitzen.

Die letzte Runde für die Kandidierenden war eine Satzvervollständigungsrunde: „Aus meiner Kindheit erinnere ich mich“ – „an das gute Essen bei meiner Oma“ ergänzte Michael Melvin, „und man sieht es mir heute noch an.“

Mut und Einsatz gelobt

Ihm und all den anderen Bewerberinnen und Bewerbern dankte das freundlich gestimmte Publikum jeweils mit Gelächter und heftigem Applaus. Nach knapp zwei unterhaltsamen Stunden bedankte sich Gebert bei allen Bewerberinnen und Bewerbern für ihren Mut und Einsatz. Viele im Publikum hätten sicher oft gedacht: ‘Gott sei Dank steh‘ ich da nicht auf der Bühne.‘

Das Publikum dankte seinerseits der Kolpingsfamilie für deren fantasievolle Veranstaltung, die zeigt, dass Demokratie auch sehr viel Spaß machen kann.

Das interessiert diese Woche



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„Es wird unterhaltsam und informativ“, hatte Dietmar Gebert vom Vorbereitungsteam der Kolpingfamilie versprochen und am Montagabend hat er sein Versprechen gehalten. An die 100 Besucherinnen und Besucher, aber auch die etwa 40 Kandidierenden der verschiedenen Listen für die Kommunalwahl hatten viel zu lachen.

Schramberg. Die Kolpingfamilie hatte in den Mariensaal geladen, um über die Kommunalwahl zu informieren. Dabei sollten keine vorgestanzten Wahlreden geschwungen werden. Vielmehr brachten die vier Moderatorinnen und Moderatoren „die Kandidatinnen und Kandidaten in unterschiedlichen Situationen dazu, spontan und flexibel zu reagieren und dabei wichtige Details zu ihrer politischen und auch persönlichen Ausrichtung preis zu geben.“

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Dietmar Gebert begrüßte die Besucherinnen und Besucher im Marienheim. Foto: him

„Alle außer der AfD“

Bevor es los gehen konnte, schafften die Kolpingsbrüder noch zusätzliche Stühle in den Saal, denn das Interesse war groß. Dietmar Gebert teilte zunächst mit, man habe alle zur Wahl stehenden Listen eingeladen und gebeten, bis zu acht Kandidatinnen und Kandidaten zu schicken. „Alle außer der AfD“.

Gebert begründete den einstimmigen Vorstandsbeschluss so: „Wir können nicht nach Rottweil fahren und gegen die Rechtsextremisten demonstrieren und sie heute Abend zu uns einladen.“ Dafür gab es starken Beifall. Kolping sei tolerant und für Meinungsfreiheit, aber das gelte für diejenigen, die auf dem Boden des Grundgesetzes stünden. (Die AfD hat in Schramberg auch keine Liste zusammengebracht. Lediglich eine Person aus Waldmössingen steht auf dem Stimmzettel.)

Schattenspiel

In der ersten Runde sollten die Moderatoren die Kandidatinnen und Kandidaten, mit denen man sich auf ein allgemeines „Du“ geeinigt habe, „näher beleuchten“. Es sollte „niemand hinters Licht geführt“, dafür aber „die Profile gezeigt werden“, wie Gebert einführte.

Ausgewählte Kandidatinnen sollten sich in 60 Sekunden präsentieren und in ihrer Vorstellung zwei vorgegebene Nonsense-Begriffe einbauen. Dabei saßen sie hinter eine Leinwand und nur ihr Schatten war zu sehen.

Tanja Sum (CDU) bekam die Begriffe Eierlikör und Sternschnuppe und berichtete, wegen ihrer Teenagertöchter müsse sie gelegentlich den Eierlikör aus dem Kühlschrank holen – und weil ihre Zeit abgelaufen war, fielen die Sternschnuppen vom Himmel.

Susanne Andreae (Buntspecht) erklärte, als Allgemeinmedizinerin habe sie mit Zahnstein nichts zu tun. In den Gemeinderat wolle sie, weil es da in den Pausen Joghurt gebe und sie die Joghurtbecher sammle.

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Sie will wegen der Joghurtbecher in den Gemeinderat…Foto: him

So ging es zum Vergnügen der Zuhörerinnen und Zuhörer weiter mit Begriffen wie Inflationsausgleichsprämie oder Klobrille, Schwarzwälder Kirschtorte, Bierbauch, Rückwärtssalto oder Nussknacker, die die Kandidatinnen und Kandidaten gekonnt in ihre Vorstellung einflochten.

Wer bin ich? Von Animateurinnen und Rausschmeißern

In der nächsten Runde standen Hilmar Bühler (Aktive Bürger), Steffi Spitznagel (CDU), Eva Scherer (ÖDP), Ibrahim Er (SPD), Sebastian Neudeck (Freie Liste), Johannes Hillmann (Neue Liste) und Roland Eisele (Buntspecht) auf der Bühne. Sie hatten den Moderatoren Ungewöhnliches aus ihrem Leben verraten. Das Publikum sollte herausfinden, was zu wem passte.

So erfuhr das staunende Publikum, dass Hilmar mal als Achterbahntester gearbeitet hat und Steffi als Animateurin in Griechenland jobbte. Und wer hätte gedacht, dass Roland in einem Heavy Metal-Schuppen in Mannheim als Türsteher fungierte? Sein Rezept: „Furchterregender aussehen als ich bin.“

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Erstaunliches gaben diese Kandidatinnen und Kandidaten über sich Preis. Foto: him

Eva klettert gern auf Dächer, Sebastian hat mit seinem Bruder die Klassenzimmer getauscht, Johannes‘ Großvater war Uhrmacher und Ibrahim durfte nicht in die Musik-AG seiner Schule und kam stattdessen in die Theater-AG. Frage des Moderators: „Stehst Du heute noch auf der Bühne?“ – „Selbstverständlich – als Musiker!“

Spontan antworten

Danach sollten etliche der Kandidierenden sich nach links oder rechts auf der Bühne begeben, um auf Fragen wie: Sollen Leute schon ab 16 wählen können? Anschließend pickten sich die Moderatoren je einen Kandidaten auf der linken und auf der rechten Seite heraus und ließen ihn spontan seine Antwort begründen.

In der nächsten Runde standen dann überwiegend amtierende Gemeinderätinnen und Räte auf der Bühne. Ihre Aufgabe: Innerhalb von 60 Sekunden eine Publikumsfrage beantworten. Die Fragen hatten die Besucher auf Zettel geschrieben, und hinter der Bühne hatte eine Gruppe diese dann vorbereitet.

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Knifflige Publikumsfragen. Foto: him

Da ging es um leerstehenden Wohnraum und wie die Schramberger Wohnungsbau hier aktiv werden könnte. Eine andere Frage drehte sich um die Stadtteile, wie man eine Gleichbehandlung erreichen könnte. „Welche Entscheidung würden Sie gerne ändern?“ lautete eine knifflige Frage für einen amtierenden Stadtrat. Eine andere: „Was fehlt in Schramberg?“ Da kamen so manche Altgediente ein wenig ins Schwitzen.

Die letzte Runde für die Kandidierenden war eine Satzvervollständigungsrunde: „Aus meiner Kindheit erinnere ich mich“ – „an das gute Essen bei meiner Oma“ ergänzte Michael Melvin, „und man sieht es mir heute noch an.“

Mut und Einsatz gelobt

Ihm und all den anderen Bewerberinnen und Bewerbern dankte das freundlich gestimmte Publikum jeweils mit Gelächter und heftigem Applaus. Nach knapp zwei unterhaltsamen Stunden bedankte sich Gebert bei allen Bewerberinnen und Bewerbern für ihren Mut und Einsatz. Viele im Publikum hätten sicher oft gedacht: ‘Gott sei Dank steh‘ ich da nicht auf der Bühne.‘

Das Publikum dankte seinerseits der Kolpingsfamilie für deren fantasievolle Veranstaltung, die zeigt, dass Demokratie auch sehr viel Spaß machen kann.

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Unter dem Label NRWZ-Redaktion beziehungsweise NRWZ-Redaktion Schramberg veröffentlichen wir Beiträge aus der Feder eines der Redakteure der NRWZ. Sie sind von allgemeiner, nachrichtlicher Natur und keine Autorenbeiträge im eigentlichen Sinne. Die Redaktion erreichen Sie unter redaktion@NRWZ.de beziehungsweise schramberg@NRWZ.de