Knackiger Refektoriums-Jazz auf CD
Neue CD von Magnus Mehl & Band

Vier Männer im Maul eines Krokodils: Selbstironisch tritt die neueste CD von Magnus Mehl auf. Auch jenseits der peppigen Grafik passt das: Denn geboten wird knackiger Jazz.
Zehn Titel versammelt das Ende Juni veröffentlichte Album – alle außer zwei aufgenommen am 2. Februar 2024 bei einer Session von „Jazz im Refektorium“ im Rottweiler Kapuziner. Neben Magnus Mehl (Altsaxophon), Christian Mehler (Trompete) und Ferenc Mehl (Drums), sind die die Tubisten Johannes Bär und Albert Wieder mit von der Partie – und setzten sonore Akzente.
Dass die Besetzung als „tiny“, als „winzige“ Brass Band überschrieben ist, kann man als Understatement lesen. Jenseits des Augenzwinkerns ist aber auch etwas dran. Jedenfalls klingt es oft nach mehr als nach fünf Musikern.
Los geht es freilich feinperlig und präzise: Mit der Nummer „Broken Circle“ macht Magnus Mehl mit seiner Combo eingangs klar, dass hier nicht mit süffigem Entspannungs-Jazz zu rechnen ist, sondern mit einem cleveren, von den Bläsern her gedachten, dicht verzahnten Soundgeflecht, das aufhorchen lässt.
In klassischer Kontrast-Manier folgt der ambitionierten Auftritts-Nummer ein elastisch-weicher Titel, mit einer surrend schelmischen Tuba. Auf dieser Linie bleibt auch eine charmante Cover-Version von Friedrich Holländers Evergreen „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ – wobei sich im inneren Ohr der geschmeidige Tubagesang unweigerlich mit der Stimme Marlene Dietrichs mischt.

Der Titel „Eisprinzessin“ geht wieder ins Drangvoll-Temporeiche, eher mit „Sunny Side Queens“ und „Family Groove“ das Pendel zu lateinamerikanischer, gediegener Lässigkeit schwingt.
Zwischen den Polen hochpulsig und relaxt bewegen sich auch zwei anekdotische Nummern: Ein elegisch gedehntes, nach der nordserbischen Donaustadt Novi Sad benanntes und ein auf das Radeln in Holland anspielendes munteres Stück – stimmigerweise besetzt mit zwei Tuben, denen man, wenn man möchte, zwei rotierende Räder ablauschen kann.
Ein schöne Horizonterweiterung bietet die Combo in der Schlusskurve mit einer Vertonung des Pfingsthymnus „Veni creator spiritus“, zu Deutsch „Komm, Schöpfer Geist“. Mit sphärisch ausschwingenden, dabei aber völlig unaufdringlichen Klängen, wird der weite Raum christlicher Spiritualität und Sinnsuche geöffnet – ein starker, berührender Akzent!
Den Schlusspunkt setzten Magnus Mehl und seine gar nicht so „winzige“ Brass Band dann wieder verschmitzt: Mit „Crocodile Tears“, also „Krokodilstränen“, einer farbenreichen – und im Cover witzig persiflierten – Komposition, die verschiedenste Tempi und Gesten zum Funkeln bringt, ehe das Stück gelassen ausklingt – und der verdiente Live-Applaus aus dem Rottweiler Kapuziner aufbraust.
Info: Die CD „Magnus Mehl Tiny Brand live“ ist digital über die üblichen Plattformen erhältlich, sowie über das Label NWOG records: http://www.nwogrecords.bandcamp.com/album/live