„Alle Tassen im Schrank“ – neue Sonderausstellung zur Bedeutung der Majolika für Schramberg

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Bei einem Blick hinter die Kulissen der neuen Sonderausstellung zum 200-jährigen Jubiläum der Schramberger Majolikafabrik unter dem Titel „Alle Tassen im Schrank“ wurde deutlich, welche Menge und Vielfalt an Keramik von Schramberg aus zwischen 1820 und 1989 in die ganze Welt exportiert wurde. Und auch, welch große Bedeutung die Steingutfabrik für die Industrialisierung der Stadt hatte.

Detailliertes Konzept und viele Objekte

„Wir befinden uns in den letzten Zügen der Ausstellungsvorbereitung,“ erklärt Annette Hehr, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Schramberger Stadtmuseum arbeitet. Da sich die Veranstaltungseröffnung aufgrund der Corona-Pandemie um knapp eineinhalb Jahre verschob, konnte noch mehr Zeit in Forschung, Recherche und Sammlungszusammenstellung für die bedeutsame Ausstellung investiert werden. Letztlich galt es, aus einer Vielzahl von Gegenständen und 200-jährigen Geschichte das Wesentliche auszuwählen. Das sei keine leichte Aufgabe gewesen, berichtet die Kulturanthropologin und Museologin.

Die Ausstellung steht bereits ab 16. Mai, das Stadtmuseum ist jedoch noch Corona-bedingt geschlossen. Daher waren auch noch nicht alle Vitrinenhauben geschlossen, weil bis zum Schluss nun noch das ein oder andere Stück optimiert wird. „Im Museum ist das immer so. Bis zur letzten Minute wird noch gewerkelt und geschraubt,“ so Hehr. Sobald das Stadtmuseum wieder öffnen kann, werden der Öffentlichkeit nun in einem detailliert ausgearbeiteten Konzept die Geschichte der Fabrik sowie viele Stücke in drei Räumen des Schramberger Schloss‘ präsentiert. Die Besucherinnen und Besucher werden im ersten Saal chronologisch durch die Epochen der Majolika geführt. Dabei geben farblich eingeteilte Informationstafeln mit Symbolen, die Besitzer und Marke übersichtlich einordnen, Orientierung und viel Hintergrundwissen.

Hehr zeigt, wie die Ausstellung sowohl farblich als auch anhand von verschiedenen Symbolen detailliert und doch übersichtlich aufgebaut ist.

Kuratorin Hehr ist es ein Anliegen, dass die Sonderausstellung nicht nur Sammlerinnen und Sammlern, sondern der gesamten Familie Spaß macht. Bereits am Anfang des Rundgangs befindet sich zum Beispiel eine Tafel, auf der alle ergänzen können, welche Bedeutung die Majolika für ihre Stadt hat. „Die Majolika gehört zu Schramberg wie …“, steht da. Hehr ergänzt direkt „… der Eiffelturm zu Paris.“

Chronologisch geht es in der Ausstellung von der Gründung der Fabrik im Jahr 1820 bis zu ihrem Niedergang in den späten 1980er Jahren. Zu Beginn befand sich die Fabrik im Besitz von Steingut-Experten Isidor Faist und Baron Ferdinand von Uechtritz. Unter ihrer Führung entwickelten sich Fabrik und Stadt schnell.

Ohne Majolika keine Eisenbahn und wohl keine Junghans-Uhren in Schramberg

So stellte die Majolika früh ihre Öfen auf Kohle um. Diese musste jedoch, im Gegensatz zum vorher verwendeten Holz, importiert werden. Nur aus diesem Grund wurde letztlich die Eisenbahnstrecke Schiltach – Schramberg gebaut. Auch deshalb sagt Hehr: „Auf der Steingutfabrik basiert der Reichtum und die wachsende Industrialisierung der gesamten Stadt Schramberg.“

Auch die bekannte Familie Junghans fand ihren Weg nach Schramberg Dank der Majolika. Faist und Uechtritz warben viele Fachkräfte an, darunter Kupferstecher Nikolaus Junghans. Junghans wurde zum kreativen Kopf der Fabrik und prägte die filigranen Bilder auf dem Geschirr der frühen Epoche. „Das Umdruckgeschirr der Majolika Schramberg war besonders fein. Die hohe Kunst entsprach absolut dem ’state of the art‘,“ erläutert Hehr.

Beispiele des feinen Umdruckgeschirrs der Majolika, welches auch von Nikolaus Junghans bedruckt wurde.

Junghans‘ Söhne, Erhard und Xaver Junghans, gründeten später die Firma Gebrüder Junghans in Schramberg, welche zum damalig größten Uhrenhersteller der Welt werden sollte.

Die Majolika als Trendsetter

Im Jahr 1912 wurde die Steingutfabrik von den Brüdern Moritz und Leopold Meyer übernommen, die sie in „Majolika“ umbenannten. Der Name sei damals aus dem Spanischen gekommen und voll im Trend gewesen, erklärt Hehr.

Die Steingutfabrik mit dem Brandzeichen „SMF“ (Schramberger Majolikafabrik) entwickelte sich zu einer bekannten Marke und internationalem Trendsetter. Die Gebrüder Meyer pflegten enge Verbindungen zu deutschen und internationalen Kunsthochschulen und luden regelmäßig junge Designerinnen und Designer nach Schramberg ein.

So kam zum Beispiel auch Eva Stricker in die Stadt. Stricker wurde später unter ihrem neuen Nachnamen Zeisel zu einer international gefragten Designerin und ihre Werke werden heute noch hoch gehandelt. „In Schramberg hat sie sich damals als junge Künstlerin ausprobiert und wurde später in Amerika sehr bekannt,“ berichtet Hehr.

In einer Vitrine werden die Dekore und Formen der später sehr bekannt gewordenen Eva Stricker (Zeisel) gezeigt.

Dunkles Kapitel der Firmengeschichte

Von Dauer sollte der Erfolg der Gebrüder Meyer mit ihrer SMF jedoch nicht sein. Als einzige Juden der Stadt litten sie unter Schikanen und Repressalien. Die Zeitungen brachten keine Werbung mehr für die SMF in jüdischem Besitz. Als der Schramberger Gemeinderat im Jahr 1935 vollständig der NSDAP angehörte, wurde es immer schwieriger für die Gebrüder.

Letztlich mussten sie die Steingutfabrik im Jahr 1938 an den NS-Funkionär Alfons Zeller verkaufen und ins Exil nach Großbritannien und Amerika gehen. Der Stuttgarter Fabrikant Zeller jedoch „hatte eigentlich keine Ahnung von Steingut,“ so Hehr. Hinzu kamen die Schwierigkeiten des Krieges. Rohstoffe waren immer schwieriger zu bekommen, weshalb die Qualität der Majolikakeramik nachließ. Insgesamt hatte Steingut keinen großen Marktwert mehr und bemerkenswerte Neuerfindungen der SMF-Produktlinien blieben während der Nazi-Zeit aus.

Zudem musste ein beachtlicher Teil der Majolika-Belegschaft in den Krieg ziehen. Hehr berichtet, dass sich im Archiv des Firmenparks hierzu ein anrührendes Zeitdokument befinde. In einem Album wurden Fotos, die von der Front an die Fabrik geschickt wurden, gesammelt und Listen von gefallenen Beschäftigten geführt.

Erneuter Aufschwung und Niedergang

Im Zuge der Restitutionen und Entnazifizierung nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Majolika an ihre eigentlichen Besitzer Meyer zurückgegeben. Während Leopold Meyer nicht nach Deutschland zurückkam, bemühte sich sein Bruder Moritz Meyer bereits aus Großbritannien heraus vor Abschluss der Verhandlungen um neues Rohmaterial für die Fabrik. „Man kann sehen, wie sehr es ihm am Herzen lag, dass die Majolika wieder erfolgreich wird,“ so Hehr, die durch die Ausstellung selbst zu einer Liebhaberin von Majolika-Geschirr wurde.

Bis in die 1980er Jahre boomte das Geschäft der SMF erneut. Es wurden neue Formen entwickelt wie zum Beispiel das eckige Kännchen für Kühlschränke, die damals ihren Einzug in die Haushalte fanden. Auch die wohl bekanntesten Dekore der Fabrik, zum Beispiel „Allgäu“, wurden in der Nachkriegszeit entwickelt.

Als der damalige Geschäftsführer Peter Meyer jedoch unerwartet starb, begann der Niedergang der historischen Schramberger Fabrik. Zu der internen plötzlichen Umstrukturierung kam die wachsende, billigere Konkurrenz aus dem asiatischen Raum. Zudem fand in dieser Zeit auch die Spülmaschinen den Einzug in Deutschlands Haushalte. Doch das SMF-Geschirr war nicht spülmaschinenfest. Obwohl zum Schluss noch Vieles unternommen wurde, um die Fabrik möglicherweise retten zu können, zum Beispiel die Entwicklung eines Keramik-Auto-Katalysators, musste die Steingutfabrik Majolika im Jahr 1989 ihre Tore schließen.

Passenderweise zeigt Hehr, dass eines der letzten Designs, die Tasse „Lisette“ aus dem Jahr 1988, fast identisch mit einer der ersten Schramberger Tassen ist. So schließt sich der Kreis der bewegten Geschichte der Steingutfabrik in Schramberg und auch die chronologische Ausstellung im Hauptsaal ist eine runde Sache.

Links die Tasse „Lisette“ aus dem Jahr 1988, rechts eines der ersten Designs der Steingutfabrik Schramberg.

Schramberg praktisch veranlagt

Insgesamt bekommen Besucherinnen und Besucher auf dieser Zeitreise der Sonderausstellung hauptsächlich Gebrauchsgegenstände präsentiert. „Die Steingutfabrik war immer eine Produktion von Alltagsgegenständen, nicht von ausgefallenen Designs oder Kunstwerken,“ erklärt Hehr. Trotzdem finden sich auch ein paar Kuriositäten und Luxusgegenstände in der Sammlung, die manche sicherlich zum Schmunzeln bringen dürften.

In den zwei anderen Räumen der Ausstellung können sich Besucherinnen und Besucher außerdem praktische Aspekte der Fabrik ansehen. In einem Raum werden so authentisch wie möglich die Schritte der Herstellung von Majolika-Geschirr anhand von Original-Gussformen und großen Bildern gezeigt. Im anderen Raum geht es unter anderem um Design-Entwürfe und Vertriebsstrategien der Fabrik.

„Es war an der Zeit, diese vielen schönen Exemplare auszustellen und die hervorragende Sammelarbeit des Stadtmuseums zu präsentieren,“ fasst Kuratorin Hehr zusammen. Abschließend bedankt sie sich für die große Hilfe und Unterstützung aus der Bevölkerung, die Stücke beisteuerten oder im Archiv mitarbeiteten. Nun freut sich Hehr darauf, endlich die Pforten des Stadtmuseums öffnen zu dürfen.

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Bei einem Blick hinter die Kulissen der neuen Sonderausstellung zum 200-jährigen Jubiläum der Schramberger Majolikafabrik unter dem Titel „Alle Tassen im Schrank“ wurde deutlich, welche Menge und Vielfalt an Keramik von Schramberg aus zwischen 1820 und 1989 in die ganze Welt exportiert wurde. Und auch, welch große Bedeutung die Steingutfabrik für die Industrialisierung der Stadt hatte.

Detailliertes Konzept und viele Objekte

„Wir befinden uns in den letzten Zügen der Ausstellungsvorbereitung,“ erklärt Annette Hehr, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Schramberger Stadtmuseum arbeitet. Da sich die Veranstaltungseröffnung aufgrund der Corona-Pandemie um knapp eineinhalb Jahre verschob, konnte noch mehr Zeit in Forschung, Recherche und Sammlungszusammenstellung für die bedeutsame Ausstellung investiert werden. Letztlich galt es, aus einer Vielzahl von Gegenständen und 200-jährigen Geschichte das Wesentliche auszuwählen. Das sei keine leichte Aufgabe gewesen, berichtet die Kulturanthropologin und Museologin.

Die Ausstellung steht bereits ab 16. Mai, das Stadtmuseum ist jedoch noch Corona-bedingt geschlossen. Daher waren auch noch nicht alle Vitrinenhauben geschlossen, weil bis zum Schluss nun noch das ein oder andere Stück optimiert wird. „Im Museum ist das immer so. Bis zur letzten Minute wird noch gewerkelt und geschraubt,“ so Hehr. Sobald das Stadtmuseum wieder öffnen kann, werden der Öffentlichkeit nun in einem detailliert ausgearbeiteten Konzept die Geschichte der Fabrik sowie viele Stücke in drei Räumen des Schramberger Schloss‘ präsentiert. Die Besucherinnen und Besucher werden im ersten Saal chronologisch durch die Epochen der Majolika geführt. Dabei geben farblich eingeteilte Informationstafeln mit Symbolen, die Besitzer und Marke übersichtlich einordnen, Orientierung und viel Hintergrundwissen.

Hehr zeigt, wie die Ausstellung sowohl farblich als auch anhand von verschiedenen Symbolen detailliert und doch übersichtlich aufgebaut ist.

Kuratorin Hehr ist es ein Anliegen, dass die Sonderausstellung nicht nur Sammlerinnen und Sammlern, sondern der gesamten Familie Spaß macht. Bereits am Anfang des Rundgangs befindet sich zum Beispiel eine Tafel, auf der alle ergänzen können, welche Bedeutung die Majolika für ihre Stadt hat. „Die Majolika gehört zu Schramberg wie …“, steht da. Hehr ergänzt direkt „… der Eiffelturm zu Paris.“

Chronologisch geht es in der Ausstellung von der Gründung der Fabrik im Jahr 1820 bis zu ihrem Niedergang in den späten 1980er Jahren. Zu Beginn befand sich die Fabrik im Besitz von Steingut-Experten Isidor Faist und Baron Ferdinand von Uechtritz. Unter ihrer Führung entwickelten sich Fabrik und Stadt schnell.

Ohne Majolika keine Eisenbahn und wohl keine Junghans-Uhren in Schramberg

So stellte die Majolika früh ihre Öfen auf Kohle um. Diese musste jedoch, im Gegensatz zum vorher verwendeten Holz, importiert werden. Nur aus diesem Grund wurde letztlich die Eisenbahnstrecke Schiltach – Schramberg gebaut. Auch deshalb sagt Hehr: „Auf der Steingutfabrik basiert der Reichtum und die wachsende Industrialisierung der gesamten Stadt Schramberg.“

Auch die bekannte Familie Junghans fand ihren Weg nach Schramberg Dank der Majolika. Faist und Uechtritz warben viele Fachkräfte an, darunter Kupferstecher Nikolaus Junghans. Junghans wurde zum kreativen Kopf der Fabrik und prägte die filigranen Bilder auf dem Geschirr der frühen Epoche. „Das Umdruckgeschirr der Majolika Schramberg war besonders fein. Die hohe Kunst entsprach absolut dem ’state of the art‘,“ erläutert Hehr.

Beispiele des feinen Umdruckgeschirrs der Majolika, welches auch von Nikolaus Junghans bedruckt wurde.

Junghans‘ Söhne, Erhard und Xaver Junghans, gründeten später die Firma Gebrüder Junghans in Schramberg, welche zum damalig größten Uhrenhersteller der Welt werden sollte.

Die Majolika als Trendsetter

Im Jahr 1912 wurde die Steingutfabrik von den Brüdern Moritz und Leopold Meyer übernommen, die sie in „Majolika“ umbenannten. Der Name sei damals aus dem Spanischen gekommen und voll im Trend gewesen, erklärt Hehr.

Die Steingutfabrik mit dem Brandzeichen „SMF“ (Schramberger Majolikafabrik) entwickelte sich zu einer bekannten Marke und internationalem Trendsetter. Die Gebrüder Meyer pflegten enge Verbindungen zu deutschen und internationalen Kunsthochschulen und luden regelmäßig junge Designerinnen und Designer nach Schramberg ein.

So kam zum Beispiel auch Eva Stricker in die Stadt. Stricker wurde später unter ihrem neuen Nachnamen Zeisel zu einer international gefragten Designerin und ihre Werke werden heute noch hoch gehandelt. „In Schramberg hat sie sich damals als junge Künstlerin ausprobiert und wurde später in Amerika sehr bekannt,“ berichtet Hehr.

In einer Vitrine werden die Dekore und Formen der später sehr bekannt gewordenen Eva Stricker (Zeisel) gezeigt.

Dunkles Kapitel der Firmengeschichte

Von Dauer sollte der Erfolg der Gebrüder Meyer mit ihrer SMF jedoch nicht sein. Als einzige Juden der Stadt litten sie unter Schikanen und Repressalien. Die Zeitungen brachten keine Werbung mehr für die SMF in jüdischem Besitz. Als der Schramberger Gemeinderat im Jahr 1935 vollständig der NSDAP angehörte, wurde es immer schwieriger für die Gebrüder.

Letztlich mussten sie die Steingutfabrik im Jahr 1938 an den NS-Funkionär Alfons Zeller verkaufen und ins Exil nach Großbritannien und Amerika gehen. Der Stuttgarter Fabrikant Zeller jedoch „hatte eigentlich keine Ahnung von Steingut,“ so Hehr. Hinzu kamen die Schwierigkeiten des Krieges. Rohstoffe waren immer schwieriger zu bekommen, weshalb die Qualität der Majolikakeramik nachließ. Insgesamt hatte Steingut keinen großen Marktwert mehr und bemerkenswerte Neuerfindungen der SMF-Produktlinien blieben während der Nazi-Zeit aus.

Zudem musste ein beachtlicher Teil der Majolika-Belegschaft in den Krieg ziehen. Hehr berichtet, dass sich im Archiv des Firmenparks hierzu ein anrührendes Zeitdokument befinde. In einem Album wurden Fotos, die von der Front an die Fabrik geschickt wurden, gesammelt und Listen von gefallenen Beschäftigten geführt.

Erneuter Aufschwung und Niedergang

Im Zuge der Restitutionen und Entnazifizierung nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Majolika an ihre eigentlichen Besitzer Meyer zurückgegeben. Während Leopold Meyer nicht nach Deutschland zurückkam, bemühte sich sein Bruder Moritz Meyer bereits aus Großbritannien heraus vor Abschluss der Verhandlungen um neues Rohmaterial für die Fabrik. „Man kann sehen, wie sehr es ihm am Herzen lag, dass die Majolika wieder erfolgreich wird,“ so Hehr, die durch die Ausstellung selbst zu einer Liebhaberin von Majolika-Geschirr wurde.

Bis in die 1980er Jahre boomte das Geschäft der SMF erneut. Es wurden neue Formen entwickelt wie zum Beispiel das eckige Kännchen für Kühlschränke, die damals ihren Einzug in die Haushalte fanden. Auch die wohl bekanntesten Dekore der Fabrik, zum Beispiel „Allgäu“, wurden in der Nachkriegszeit entwickelt.

Als der damalige Geschäftsführer Peter Meyer jedoch unerwartet starb, begann der Niedergang der historischen Schramberger Fabrik. Zu der internen plötzlichen Umstrukturierung kam die wachsende, billigere Konkurrenz aus dem asiatischen Raum. Zudem fand in dieser Zeit auch die Spülmaschinen den Einzug in Deutschlands Haushalte. Doch das SMF-Geschirr war nicht spülmaschinenfest. Obwohl zum Schluss noch Vieles unternommen wurde, um die Fabrik möglicherweise retten zu können, zum Beispiel die Entwicklung eines Keramik-Auto-Katalysators, musste die Steingutfabrik Majolika im Jahr 1989 ihre Tore schließen.

Passenderweise zeigt Hehr, dass eines der letzten Designs, die Tasse „Lisette“ aus dem Jahr 1988, fast identisch mit einer der ersten Schramberger Tassen ist. So schließt sich der Kreis der bewegten Geschichte der Steingutfabrik in Schramberg und auch die chronologische Ausstellung im Hauptsaal ist eine runde Sache.

Links die Tasse „Lisette“ aus dem Jahr 1988, rechts eines der ersten Designs der Steingutfabrik Schramberg.

Schramberg praktisch veranlagt

Insgesamt bekommen Besucherinnen und Besucher auf dieser Zeitreise der Sonderausstellung hauptsächlich Gebrauchsgegenstände präsentiert. „Die Steingutfabrik war immer eine Produktion von Alltagsgegenständen, nicht von ausgefallenen Designs oder Kunstwerken,“ erklärt Hehr. Trotzdem finden sich auch ein paar Kuriositäten und Luxusgegenstände in der Sammlung, die manche sicherlich zum Schmunzeln bringen dürften.

In den zwei anderen Räumen der Ausstellung können sich Besucherinnen und Besucher außerdem praktische Aspekte der Fabrik ansehen. In einem Raum werden so authentisch wie möglich die Schritte der Herstellung von Majolika-Geschirr anhand von Original-Gussformen und großen Bildern gezeigt. Im anderen Raum geht es unter anderem um Design-Entwürfe und Vertriebsstrategien der Fabrik.

„Es war an der Zeit, diese vielen schönen Exemplare auszustellen und die hervorragende Sammelarbeit des Stadtmuseums zu präsentieren,“ fasst Kuratorin Hehr zusammen. Abschließend bedankt sie sich für die große Hilfe und Unterstützung aus der Bevölkerung, die Stücke beisteuerten oder im Archiv mitarbeiteten. Nun freut sich Hehr darauf, endlich die Pforten des Stadtmuseums öffnen zu dürfen.

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