Klimaschutz bleibt zentral für Schramberg
Klimaschutzmanagerin Jana von Rechenberg stellt sich vor

Seit einem knappen dreiviertel Jahr kümmert sich die Geografin Jana von Rechenberg um Klimaschutz und Klimaanpassung in Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und Fachbereichsleiter Bent Liebrich haben die Fachfrau für „kommunales Energie- und Klimaschutzmanagement“ am Dienstag der Presse vorgestellt.
Schramberg. „Jedes Jahr im Sommer kommt die Hitze, und das Thema Hitzeschutz in den Städten ist plötzlich ganz oben.“ Kurz darauf sei es aber schon wieder vergessen, „verdrängt von anderen Nachrichten“, hat Eisenlohr beobachtet. Die Stadt Schramberg aber wolle den Klimaschutz „langfristig und ernsthaft“ betreiben.
Der Klimawandel ist da
Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels müsse man dabei mitbedenken. Seit mehreren Jahren sei das aktuelle jeweils das heißeste gewesen, der Temperaturanstieg in Deutschland liege inzwischen bei 1,7 Grad Celsius. Die wirtschaftlichen Schäden zeigten, jeder Euro, der in Klimaschutz investiert werde, sei sinnvoll investiert.
Bereits in ihrem OB-Wahlkampf habe sie sich für den Klimaschutz als eines der „zentralen Themen unserer Zeit“ eingesetzt, betonte Eisenlohr. Die Stelle einer Klimaschutzmanagerin hätte sie sich schon früher gewünscht, sie sei jedoch an eine Bundesförderung geknüpft gewesen. Diese Bundesförderung aber sei nicht geflossen, absurderweise, weil Schramberg schon ein Klimaschutz Konzept aus den 90er Jahren hat.
Der Gemeinderat habe dann für 2024 die Stelle auch ohne Förderung beschlossen. „Bis wir die Stelle mit der richtigen Person besetzen konnten, hat es noch gedauert“, so Eisenlohr. Seit dem 1. November ist von Rechenberg bei der Stadt angestellt.
Fachlich qualifiziert
Nach ihrem Geografiestudium mit Schwerpunkt Umwelt- und Klimaschutz an der Uni Tübingen habe sie die berufsbegleitende Fortbildung „kommunales Energie- und Klimaschutzmanagement“ in Freiburg beim Fortbildungsnetzwerk Klimawandel und Klimaanpassung absolviert, so Eisenlohr.
Ihre Bachelorarbeit befasste sich mit einem Projekt von Weinbau und Photovoltaik: Die Paneele schützten die Reben vor zu starker Sonneneinstrahlung und Hagel und lieferten zudem Strom, erläuterte von Rechenberg.
Eingebunden in die Verwaltung
Der Klimaschutz sei eine „Querschnittaufgabe“, die Klimamanagerin sei im Fachbereich Umwelt und Technik angesiedelt und eng eingebunden in die Fachgebiete Stadtplanung, Hoch- und Tiefbau.
In ihrer bisherigen Zeit im Schramberger Rathaus habe sie sich um das Klimakonzept aus dem Jahr 1998 gekümmert, berichtet von Rechenberg, das gelte es „als strategischen Fahrplan anzupassen an die heutigen Gesetze und Verhältnisse“. Es gelte die Vorgabe des Landes, bis 2040 klimaneutral zu werden. Dabei versuche sie Wege zu finden, wie Schramberg kurz- und langfristig dieses Ziel erreichen kann. Wichtig sei es dabei die Bevölkerung mit einzubeziehen.
CO2 Bilanz als Grundlage
Als Grundlage gehe es zunächst darum, eine CO2 Bilanz zu bekommen. Darin soll der „Ist-Stand“ ermittelt werden. Auch sollen die Gutachter herausarbeiten, wo die größten Einsparpotenziale sind und was sich lohnen würde umzusetzen.
Diese Konzepte müssten „mit Leben erfüllt werden“, forderte Eisenlohr Schramberg habe schon bisher viel für den Klimaschutz getan, etwa bei Bebauungsplänen oder Retentionsbecken bei Neubaugebieten.
Dafür nannte Liebrich das Neubaugebiet Schoren-Süd als Beispiel Diese Becken hätten den Nebeneffekt, dass neue Biotope entstünden. Eisenlohr nannte als weitere Beispiele die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED oder die zunehmende Zahl von Elektroautos im städtischen Fuhrpark.
Neuer Anlauf für Platz neben dem Rathaus?
Zum Klimaanpassungsteil nannte Liebrich das Entsiegeln von Flächen etwa in der Innenstadt. Da möchte die Verwaltung ganz offenkundig einen Neustart beim Platz neben dem Rathaus versuchen. Der Rat hatte die bisherigen Pläne mit Bäumen und lauschigen Ecken aus Kostengründen abgelehnt.
Nun habe das Regierungspräsidium das Sanierungsgebiet um ein Jahr verlängert, freute sich Liebrich. „Aus Stadtplaner- und aus Klimasicht müsste man das Projekt angehen“, meinte der Fachbereichsleiter. Eisenlohr plädierte ebenfalls für die Umwandlung der Schotterfläche. „Älteren Menschen bringt es nichts, wenn man ihnen sagt: ‚Geht in den Park der Zeiten!‘“

Bürgerschaft einbeziehen
Sie habe am Montag einen Förderantrag für die Erstellung einer CO2 Bilanz unterschrieben, teilte Eisenlohr mit. Auf der Homepage der Stadt gebe es wertvolle Energiespartipps. Auch wolle die Stadt die städtische Gebäudeliste um klimarelevante Daten ergänzen. Als Beispiel nannte Liebrich das historische Rathaus, das unter Denkmalschutz stehe. Mit den mehr als 110 Jahre alten Fenstern ließen sich die Klimaziele nicht erreichen.
Rechenberg wies allerdings darauf hin, dass die städtischen Gebäude gerade mal zwei Prozent des CO2 in Schramberg verursachten. „Deshalb müssen die Bürgerinnen und Bürger mitmachen.“ Auch etliche Institutionen wie zum Beispiel der BUND, Nabu, Umweltbeirat oder auch der Eine Weltladen und das Reparaturcafé seien Möglichkeiten, sich zu engagieren. Eisenlohr lobte die Stadtputzede und den Einsatz der Angler als „toll“.
Mit einem Mobilitätskonzept werde die Verwaltung im Juli in den Rat kommen, so Liebrich.
Deer und E-Mobility
Auf die Frage, inwieweit die Stadtwerke sich beteiligten, etwa bei regenerativen Energien berichtete Eisenlohr, die Stadtwerke würden möglicherweise über eine gemeinsame Firma mit anderen Stadtwerke bei der Freiland-PV-Anlage in Rottweil-Hochwald einsteigen. Auch beim E-Car-Sharing gibt es wieder Bewegung. Der Anbieter „Deer“ führe inzwischen mit elf Kommunen im Kreis Rottweil Verhandlungen.
Deer wollte schon vor einiger Zeit mit Schramberg ins Geschäft kommen. Man war sich aber mit den Stadtwerken nicht einig geworden. Nun also ein neuer Anlauf. Liebrich ergänzte, man sei praktisch täglich mit den Stadtwerken im Kontakt, etwa wegen der Wärmeplanung.
Zu den Windkraftanlagen in Waldmössingen und auf der Falkenhöhe kündigte Eisenlohr an, die Stadt dränge darauf, von allen Windkraftanlagen in deren Radius Schramberg liege Gelder zu bekommen. Dies sah sie im Zusammenhang mit der Einnahmensicherung im Rahmen der Haushaltskonsolidierung.
Zur Person: Jana von Rechenberg stammt aus Trochtelfingen und lebt in Hornberg. Über ihr Agri-PV Projekt berichtete die Badische Zeitung. Ihre Klimatipps findet man hier.