„Da war was los hier“

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Im Verwaltungsausschuss schon ausführlich vorberaten und einmütig begrüßt,wird sich am Donnerstag nun der gesamte Gemeinderat mit dem Schwarzwald Kinzigtal Tourismus befassen. Die Stadt wird diesem Verein voraussichtlich beitreten (wir haben berichtet.) Heutzutage ist der Tourismus für Schramberg zwar weiterhin wichtig, doch die Industrie spielt eine bedeutsamere Rolle. Dass dem nicht immer so war, weiß Rolf Munzinger. Der frühere Busunternehmer, der selbst bei unzähligen Reisen hinter dem Lenkrad saß, erinnert sich an den „Fremdenverkehr“ in seiner Kindheit und später als Akteur.

In den 30er Jahren seien gerne Engländer nach Schramberg gekommen. „Die fuhren mit dem Zug nach Freiburg. Dort hat sie mein Vater mit einem Maybach abgeholt. Standesgemäß logierten die Feriengäste von der Insel im „Hotel zur Post“ in der Talstadt: „Das war damals das erste Haus am Platz“, erinnert sich  Munzinger.

Mit dem Maybach kommen die Engländer

Auch aus Deutschland kamen während der 30er Jahre viele Feriengäste in unsere Region. Die NS-Organisation „Kraft durch Freude“  organisierte die Sonderzüge aus dem Ruhrgebiet beispielsweise. Die Gäste kamen am Schramberger Bahnhof an. Dort holten sie „Täfelebuben“ ab und brachen die Gruppen zu ihren Quartieren in der Stadt. Für die Schramberger Gastgeber, die Wirtsleute und die Geschäftswelt waren die Feriengäste eine wichtige Einnahmequelle. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endete freilich der Tourismus.

Tagestouren in das Umland

Anfang der 50er Jahre aber begannen die Busunternehmer im Raum Schramberg wiederfür den Fremdenverkehr zu werben. „Mein Stiefvater Otto Rau und er damalige Eigentümer vom Bruckbeck Fritz Haas sind zusammen nach Hannover gefahren“, erinnert sich Munzinger. „Die haben Werbung für Schramberg und Lauterbach gemacht.“  In Hannover hätten sie beim Bahnreiseunternehmen Scharnow dafür geworben. Dass dessen Sonderzüge  aus Norddeutschland Richtung Bodensee auch in Hornberg halten.

Die beiden haben es geschafft – und so holten fortan verschiedene Busunternehmer die Urlauber in Hornberg am Bahnhof ab und brachten sie ins Hornberger Umland, aber eben auch nach Lauterbach, Schramberg und Sulgen. „Da war was los hier“, erinnert sich Munzinger. Jede Woche sei während der Saison ein Sonderzug  vorbei gekommen – und Saison war von April bis Oktober.

Blick in das damalige Fahrtenangebot

Damit es den Urlaubern nicht langweilig wurde, boten die Busunternehmer Fahrten ins Blaue, an den Bodensee oder in die Schweiz an. Diese Ausflugsfahrten waren auch bei den Schrambergern in den 60er Jahren noch beliebt. „Wir sind da oft mitgefahren“, erinnert sich Renate Much. „Meine Eltern hatten ja kein Auto. So sind wir doch  mal rausgekommen in den Sommerferien.“

Konkurrenz

Bei diesen Fahrten hätten drei Busunternehmer aus Hornberg Lauterbach und Schramberg zusammen gearbeitet, weiß Munzinger noch. Daneben habe ein weiterer Busunternehmer in Schramberg solche Tagesausflüge angeboten: „Und die Post war mit ihren Bussen ebenfalls unterwegs.“  Much erinnert sich, dass ihre Schwester und sie froh waren, wenn ihre Eltern eine Fahrt mit den Busunternehmern und nicht mit der Post gebucht hatten: „Die Linienbusse waren nicht so bequem….“

Als dann Flugreisen immer billiger und die Sehnsucht nach Sonne und Meer in den 70er Jahren wuchs, tauschten die Deutschen Mallorca gegen Schramberg ein und es wurde ruhiger. In den letzten Jahren aber stieg die Nachfrage wieder. Familienurlaub, Wandern, Ferien auf dem Bauernhof haben an Attraktivität gewonnen. Und der Ballermann ist auch nicht (mehr) jedermanns Sache.

Schramberg will dem Verein Schwarzwald Kinzigtal Tourismus beitreten

In der Kooperation mit den Kinzigtälern sahen die Mitglieder des Verwaltungsausschusses eine sehr gute Möglichkeit, auch in Schramberg den Tourismus weiter anzukurbeln. Thomas Brantner (CDU) und Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) erhofften sich Synergieeffekte und lobten die Präsentation. Jürgen Reuter („Aktive Bürger“) freute sich über die  “Öffnung nach Straßburg“. Ralf Rückert (Freie Liste) befand Schramberg und die Kinzigtäler ergänzten sich nicht nur in den Themen. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr  meinte in Anspielung auf das Logo mit dem Bollenhut, Schramberg freue sich „wie Bolle“, dem Verein beizutreten.

Isabella Schmider (zweite von links) stellte im Verwaltungsausschuss die Schwarzwald Kinzigtal Tourismus vor. Foto: him

Das interessiert diese Woche



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Im Verwaltungsausschuss schon ausführlich vorberaten und einmütig begrüßt,wird sich am Donnerstag nun der gesamte Gemeinderat mit dem Schwarzwald Kinzigtal Tourismus befassen. Die Stadt wird diesem Verein voraussichtlich beitreten (wir haben berichtet.) Heutzutage ist der Tourismus für Schramberg zwar weiterhin wichtig, doch die Industrie spielt eine bedeutsamere Rolle. Dass dem nicht immer so war, weiß Rolf Munzinger. Der frühere Busunternehmer, der selbst bei unzähligen Reisen hinter dem Lenkrad saß, erinnert sich an den „Fremdenverkehr“ in seiner Kindheit und später als Akteur.

In den 30er Jahren seien gerne Engländer nach Schramberg gekommen. „Die fuhren mit dem Zug nach Freiburg. Dort hat sie mein Vater mit einem Maybach abgeholt. Standesgemäß logierten die Feriengäste von der Insel im „Hotel zur Post“ in der Talstadt: „Das war damals das erste Haus am Platz“, erinnert sich  Munzinger.

Mit dem Maybach kommen die Engländer

Auch aus Deutschland kamen während der 30er Jahre viele Feriengäste in unsere Region. Die NS-Organisation „Kraft durch Freude“  organisierte die Sonderzüge aus dem Ruhrgebiet beispielsweise. Die Gäste kamen am Schramberger Bahnhof an. Dort holten sie „Täfelebuben“ ab und brachen die Gruppen zu ihren Quartieren in der Stadt. Für die Schramberger Gastgeber, die Wirtsleute und die Geschäftswelt waren die Feriengäste eine wichtige Einnahmequelle. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endete freilich der Tourismus.

Tagestouren in das Umland

Anfang der 50er Jahre aber begannen die Busunternehmer im Raum Schramberg wiederfür den Fremdenverkehr zu werben. „Mein Stiefvater Otto Rau und er damalige Eigentümer vom Bruckbeck Fritz Haas sind zusammen nach Hannover gefahren“, erinnert sich Munzinger. „Die haben Werbung für Schramberg und Lauterbach gemacht.“  In Hannover hätten sie beim Bahnreiseunternehmen Scharnow dafür geworben. Dass dessen Sonderzüge  aus Norddeutschland Richtung Bodensee auch in Hornberg halten.

Die beiden haben es geschafft – und so holten fortan verschiedene Busunternehmer die Urlauber in Hornberg am Bahnhof ab und brachten sie ins Hornberger Umland, aber eben auch nach Lauterbach, Schramberg und Sulgen. „Da war was los hier“, erinnert sich Munzinger. Jede Woche sei während der Saison ein Sonderzug  vorbei gekommen – und Saison war von April bis Oktober.

Blick in das damalige Fahrtenangebot

Damit es den Urlaubern nicht langweilig wurde, boten die Busunternehmer Fahrten ins Blaue, an den Bodensee oder in die Schweiz an. Diese Ausflugsfahrten waren auch bei den Schrambergern in den 60er Jahren noch beliebt. „Wir sind da oft mitgefahren“, erinnert sich Renate Much. „Meine Eltern hatten ja kein Auto. So sind wir doch  mal rausgekommen in den Sommerferien.“

Konkurrenz

Bei diesen Fahrten hätten drei Busunternehmer aus Hornberg Lauterbach und Schramberg zusammen gearbeitet, weiß Munzinger noch. Daneben habe ein weiterer Busunternehmer in Schramberg solche Tagesausflüge angeboten: „Und die Post war mit ihren Bussen ebenfalls unterwegs.“  Much erinnert sich, dass ihre Schwester und sie froh waren, wenn ihre Eltern eine Fahrt mit den Busunternehmern und nicht mit der Post gebucht hatten: „Die Linienbusse waren nicht so bequem….“

Als dann Flugreisen immer billiger und die Sehnsucht nach Sonne und Meer in den 70er Jahren wuchs, tauschten die Deutschen Mallorca gegen Schramberg ein und es wurde ruhiger. In den letzten Jahren aber stieg die Nachfrage wieder. Familienurlaub, Wandern, Ferien auf dem Bauernhof haben an Attraktivität gewonnen. Und der Ballermann ist auch nicht (mehr) jedermanns Sache.

Schramberg will dem Verein Schwarzwald Kinzigtal Tourismus beitreten

In der Kooperation mit den Kinzigtälern sahen die Mitglieder des Verwaltungsausschusses eine sehr gute Möglichkeit, auch in Schramberg den Tourismus weiter anzukurbeln. Thomas Brantner (CDU) und Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) erhofften sich Synergieeffekte und lobten die Präsentation. Jürgen Reuter („Aktive Bürger“) freute sich über die  “Öffnung nach Straßburg“. Ralf Rückert (Freie Liste) befand Schramberg und die Kinzigtäler ergänzten sich nicht nur in den Themen. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr  meinte in Anspielung auf das Logo mit dem Bollenhut, Schramberg freue sich „wie Bolle“, dem Verein beizutreten.

Isabella Schmider (zweite von links) stellte im Verwaltungsausschuss die Schwarzwald Kinzigtal Tourismus vor. Foto: him

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.