Anfang Juli 2017, Sozopol am Schwarzen Meer in Bulgarien. Ruja Ignatova, die selbsternannte Kryptoqueen, hat zu einer Party in ihrer Villa und auf ihrer gerade erst erworbenen Luxus-Yacht „Davina“ eingeladen. Die damals gefeierte Gründerin der Betrugswährung OneCoin hat die Yacht nach ihrem Baby umbenannt. Zuvor war das Schiff als „O’Leanna“ in einem Hafen bei Piraeus zu Hause.
Davinas Taufe feiert die in Schramberg aufgewachsene Ignatova mit ihren Eltern Plamen und Veska, dem Bruder Konstantin, ihrem Ehemann Björn S., dem OneCoin-Miterfinder (und ihrem Geliebten) Sebastian Greenwood und ihrem US-Boyfriend und Geldwäscher Gilbert Armenta. Duncan Arthur, unter anderem für Ignatovas privaten Vermögensfonds RavenR verantwortlich, ist dabei und zahlreiche andere Freunde und Mitglieder der OneCoin-Schickeria.

Rauschendes Fest
Es muss eine rauschende Fete gewesen sein, wenn man Ignatovas damaliger Freundin Asdis Ran glauben mag: „Alle, die in Bulgarien wichtig sind, waren da.“ In der WDR-Doku von Johan von Mirbach schwärmt das isländische Model noch Jahre später von dem Fest: „Es war wahrscheinlich die beste und größte Party im Leben aller Leute, die da waren.“

Es war so etwas wie ein „Last Hurrah“ der Kryptoqueen, wie der britische Journalist Jamie Bartlett schreibt. Am 25. Oktober 2017 taucht Ignatova nach einem Flug von Sofia nach Athen unter. Wenige Tage zuvor hat sie – dann nur noch im engsten Familienkreis – den ersten Geburtstag ihrer Tochter Davina in Sofia gefeiert.

Danach blieb die Yacht im Hafen von Sozopol vertäut. Immer wieder haben Reporter und Fotografen sie besucht. Jamie Bartlett war für seinen BBC-Podcast „The Missing Cryptoqueen“ dort. Die Luxusyacht neben den rostigen Fischkuttern habe absurd gewirkt, schreibt er.

Von Mirbach hat die Villa der Kryptoqueen mit Asdis Ran besucht. Die Villa hat neue Eigentümer, man kann sie inzwischen für besondere Anlässe mieten.

Verkaufsprospekt
Und nun steht die „Davina“ zum Verkauf, wie Daniel Streib von den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) in Karlsruhe herausgefunden hat.
Allerdings trägt sie wieder ihren alten Namen: „O‘Leanna“. So hieß das etwa 44 Meter lange Schiff ja, bevor Ignatova es einem griechischen Unternehmen für 6,9 Millionen Euro abgekauft hatte. Heute soll sie für 5,9 Millionen den Besitzer wechseln.

Im April 2016 war sie in einer Bucht bei Piräus gesichtet worden. Damals war eine „Sirocco Group Holdings“ auf den British Virgin Islands Eigentümer der „O’Leanna“.

Mehrfach umgebaut
Nagelneu war die Yacht nicht. Gebaut hatte sie 1994 eine schwedische Werft. Zuerst war sie unter dem Namen „Lambda Mar“ unterwegs, 2007 und 2015 kam sie ins Trockendock und wurde jeweils aufwändig frisch ausgestattet. Im Laufe ihres Lebens bekam die Yacht mehrere andere Namen wie „Griff“ oder „Indulgence“.

Die Yacht hat 2016 etwa 7 Millionen Euro gekostet, meldete ein Fachmagazin online. Man konnte sie auch wochenweise chartern. Für 120.000 Euro. Platz für zwölf Gäste in luxuriösen Suiten bot das Schiff. Dazu gab es (sicher weniger luxuriöse) Unterkünfte für acht Crewmitglieder. Ein Jacuzzi-Pool an Deck, ein Fitnessraum und ein Massagesalon ergänzten das Wohlfühlpaket.

O’Leanna gleich Davina?
Obwohl nun ein Boot mit Namen O‘Leanna zum Verkauf steht und nicht die Davina, ist ein Experte überzeugt, dass es ein und dasselbe Schiff ist. Streib zitiert Siegfried Dezkeit vom Verband der Sportboot- und Schiffbausachverständigen. Anhand von Fotos der Davina und O’Leanna kommt er zum Schluss, dass dies dasselbe Schiff ist. Auch der Laie erkennt, dass es sich bis auf wenige Veränderungen um dieselbe Yacht handelt.

Was ist aus den Partygästen von damals geworden? Ein Überblick. Ehemann Björn S.: Geldwäscheverfahren immer noch offen
Ob Ignatovas deutscher Ehemann, der Rechtsanwalt Björn S., wegen Geldwäsche vor Gericht muss, das ist bis heute unklar. S. war einer der zahlreichen Gäste auf der Yacht und in der Villa in Sozopol im Sommer 2017.

Er hatte an etlichen Partys, die Ignatova organisiert hatte, teilgenommen. Die Verträge beim Kauf der Gusswerke Waltenhofen im Allgäu tragen seine Unterschrift. Bei diesem Geschäft hat Ignatova ihren ersten strafbaren Insolvenz-Betrug abgewickelt. Eine Amtsrichterin hatte sie dafür auch im Frühjahr 2016 zu einer 14-monatige Haftstrafe zur Bewährung verurteilt.
Björn S. machte derweil in Frankfurt Karriere, arbeitete in einer internationalen Kanzlei in gehobener Position. Bis die Staatsanwaltschaft Darmstadt gegen ihn ermittelte und im Januar 2022 seine Wohnungen und Büros durchsuchte.

Mit Geld aus dem OneCoin-Umfeld soll Björn S. eine Villa in Bad Homburg gekauft haben. In dem Anwesen, das einst der Milliardärs-Familie Quandt gehört hat, habe Björn S. mit seiner Tochter zumindest eine Weile gelebt. Auf das 7,5 Millionen Euro teure Anwesen hat die Staatsanwaltschaft eine Sicherungshypothek eintragen lassen, wie Daniel Streib in den Badischen Neuesten Nachrichten berichtet hat. Außerdem geht es um 7,69 Millionen Euro, die die Kryptoqueen an ihren Gatten überwiesen haben soll.

Verfahren zieht sich hin
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hatte zwar gegen den aus dem Stuttgarter Raum stammenden Anwalt intensiv ermittelt und schließlich im Mai 2023 ihre Ergebnisse ans Landgericht Darmstadt abgegeben.
Doch dort prüft die zuständige Kammer nun, mehr als zwei Jahre später, ob sie für das Verfahren überhaupt zuständig ist: Der Gerichtssprecher hat auf Nachfrage der NRWZ mitgeteilt, „dass die Kammer Anfang August 2025 Hinweise zur Zuständigkeit erteilt hat und der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben hat. Die Stellungnahmefrist läuft noch.“
Gilbert Armenta im Dezember frei
Ein besonderer Gast in Sozopol und auf der Davina war Gilbert Armenta. Der Anwalt aus dem Süden der USA war einer von Ignatovas Geldwäschern, zugleich aber auch ihr Geliebter von 2015 bis 2017. Allerdings hatte ihn das FBI schon im Blick, und Armenta hatte möglicherweise im Sommer 2017 bereits die Seiten gewechselt.

Armenta besaß in Georgien im Kaukasus eine Bank. Über diese wollte Ignatova Zahlungen abwickeln. Und dann haben sie sich ineinander verliebt.
Spineless A..hole
Nach der Party in Sozopol war Ignatova skeptisch geworden und hatte Frank Schneider, ihren Sicherheitsmann, um Hilfe gebeten. Der mietete daraufhin eine Wohnung unter Gilberts Apartment in Florida an, ließ ein Loch durch die Decke bohren und Armenta abhören. Das berühmte Tondokument, in dem Ruja ihren Gilbert als „spineless asshole“, rückgratloses A., beschimpft, stammt aus dieser Zeit. Lustigerweise hat das FBI nämlich ebenfalls Gilbert Armenta überwacht und abgehört…

Armenta wurde schließlich im Mai 2024 zu fünf Jahren Haft verurteilt, die er in einem Gefängnis für „White Collar-Criminals“ in Florida verbüßt. Da er zum Zeitpunkt des Urteils bereits zwei Jahre in Florida unter Hausarrest gestanden und acht Monate in U-Haft in New York gesessen hatte, war sein Entlassungstermin erst auf den 12. September 2026, dann auf den 5. Mai 2026 bestimmt worden. Inzwischen darf er sogar noch deutlich früher wieder raus, einen Tag vor Heilig Abend nämlich.

„Sebastian Greenwood kocht sich das Gehirn weg„
Wirklich bös erwischt hat es von allen OneCoin-Profiteuren, die damals mitgefeiert haben, wohl nur Sebastian Greenwood. Er sitzt schon seit 2018 in US-Gefängnissen, und die ersten Jahre in berüchtigten Knästen in New York. Nachdem ihm Richter Edgardo Ramos im September 2023 zu 20 Jahren Haft verurteilt hat, verbüßt er seine Strafe in einem Gefängnis mit niedrigerem Sicherheitsstandard in Danbury im Bundesstaat Connecticut.

Greenwood hatte Ignatova auf das Multi-Level-Marketing-System aufmerksam gemacht, mit dem sich die angebliche Kryptowährung am besten verkaufen lassen würde. Die beiden entwickelten dann das Betrugssystem gemeinsam. Greenwood war einer der Hauptprofiteure, als „Zero zero one“ stand er an der Spitze der OneCoin-Pyramide.
Inzwischen soll es ihm ziemlich schlecht gehen. Er sei „schwerst drogenabhängig“, schreibt jemand, der ihn im Knast getroffen hat. Schon vor seiner Verhaftung war Greenwood ein Kokser. Nun im Knast scheint er sich mit K2 das „Gehirn wegzukochen“. K2, das sind getrocknete Blätter, die mit künstliche Cannabinoiden besprüht und geraucht werden.
Seine einzige Hoffnung ist wohl, dass die US-Behörden ihn nach Verbüßen von gut der Hälfte seiner Haftzeit doch noch in seine Heimat nach Schweden abschieben werden.

Entgeht Mark Scott dem Gefängnis, weil Konstantin Ignatov gelogen hat?
Nicht an Bord und bei der Party war Ignatovas US-Geldwäscher Mark Scott. Das bestätigt Konstantin Ignatov der NRWZ. Scott hatte als Wirtschaftsanwalt auch für Ruja Ignatova die Verbindung zu Gilbert Armenta hergestellt.

Der Rechtsanwalt aus Miami versucht mit allen juristischen Finten seinen Strafantritt hinauszuzögern. 2019 hatte eine Jury ihn schuldig gesprochen. Im Januar 2024 hatte ihn der New Yorker Richter Edgardo Ramos zu zehn Jahren Haft wegen Geldwäsche verurteilt. Mindestens 400 Millionen Dollar habe Scott für OneCoin gewaschen und für sich davon gut 50 Millionen abgezweigt.
Gegen das Urteil war Scott in Berufung gegangen – und hat verloren. Diesen Sommer hat sein Anwalt Arlo Devlin-Brown ein Urteil des Obersten Gerichtshofs herangezogen. Darin ging es um einen meineidigen Zeugen. Wir erinnern uns: Im Scott-Prozess hatte Konstantin Ignatov zwei Falschaussagen begangen. Deshalb forderte Devlin-Brown die Wiederaufnahme. Ramos hat das abgelehnt. Ignatovs Aussagen zum weggeworfenen Laptop und zu Irina Dilkinskas Aufenthalt im Sommer 2017 hätten keine entscheidende Bedeutung für das Urteil.

Dann wollte Devlin-Brown, dass die Kautionsbedingungen für Scott fallen gelassen werden. Es bestehe bei Scott keine Fluchtgefahr. Pustekuchen, sagen die Staatsanwälte. Weil Scott auch deutscher Staatsbürger ist und Deutschland ihn nicht ausliefern würde, hätte er allen Grund zu türmen. Außerdem habe er in den USA alles verloren, seine Anwaltslizenz, seine Häuser, seine Autos, seine Yachten.
Scotts Ehefrau prozessiert weiterhin wegen der vom Staat beschlagnahmten Handtaschen und Villen. Ein Scott-Opfer verlangt unterdessen ebenfalls Geld.
Kaum einer glaubt, dass Scott tatsächlich seine Strafe absitzt
Es ist viel los also um den Anwalt aus Florida. Dieser sollte eigentlich am 15. September, nun aber wirklich, ins Gefängnis. Doch dieser Tage schrieb sein Anwalt Devlin-Brown Richter Ramos, er möge den Haftantritt auf 31. Oktober verschieben. Sein Mandant habe „ernsthafte medizinische Probleme“ (serious medical issues). Die entsprechenden Atteste sollten aber nicht öffentlich werden („under seal“).
Das hat Ramos zugestanden. Inzwischen hat Devlin-Brown als Datum den 8. November vorgeschlagen. Richter Ramos hat auch diesem Wunsch inzwischen stattgegeben.
Kenner der OneCoin-Szene gehen mittlerweile jede Wette ein, dass Scott nicht ins Gefängnis gehen wird.
Keine Spur von Frank Schneider
Weiterhin spurlos verschwunden ist Ruja Ignatovas „Sicherheitschef“, der ehemalige Luxemburger Geheimdienstmann Frank Schneider. Ob Schneider bei der Party in Sozopol dabei war? Ignatov sagt: nein.
Schneider saß bis vor zweieinhalb Jahren in seinem Haus in Nordfrankreich im Hausarrest. Er trug eine elektronische Fußfessel über den Gucci-Sneakern und wartete auf seine Auslieferung in die USA. Doch im Mai 2023 hat er die Fußfessel geknackt und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Geld dürfte er gehabt haben, denn wie aus geleakten Unterlagen aus Dubai hervorgeht, hat Schneider ein Apartment in Dubai verkaufen können – für 2,3 Millionen Dollar. Und das in seiner Zeit, in der er unter Hausarrest festsaß, nämlich im Januar 2022.
Eine weitere Spur führt in den pazifischen Raum: In Indonesien war Schneider Direktor von „White Orchid Management“. Eine Immobilienfirma, die mit dem Vermieten von Ferienhäusern auf Bali ihr Geld verdient. Vor zwei Jahren, am 8. September 2023, hat Schneider seine Anteile an White Orchid an seine Frau und seinen Sohn übertragen. Vier Monate nach seiner Flucht also.

Geliebte in Neuseeland reich beschenkt
Eine andere Spur führt nach Neuseeland: Dort hatte die Polizei Grundeigentum von Schneider in Wellington und ein Bankkonto im Wert von 462.000 Dollar beschlagnahmt. Schneider soll zwei Mal in Neuseeland gewesen sein: 2018 und 2019, um eine Geliebte zu treffen.
Ihr soll Schneider 950.000 Dollar überwiesen haben, um Wohneigentum dafür zu kaufen. Die Polizei habe auf Anordnung eines Gerichts das 152 Hektar große Stück Land und 462,308 Dollar auf einem Bankkonto beschlagnahmt, meldeten neuseeländische Medien.
Das mit der Geliebten in Neuseeland hat ein Spötter auf BehindMLM aufgegriffen. Vielleicht würde diese Information ja Schneiders betrogene Ehefrau motivieren, den Behörden zu sagen, wo ihr ungetreuer Ehemann steckt.

Das hat wohl nicht gewirkt, denn seit einem Jahr herrscht Funkstille. Keine Medienberichte, keine Fahndungsaufrufe zu Schneider. Eigentlich erstaunlich. Hat Schneider seine alten Geheimdienstkontakte aus Luxemburger Zeiten eingesetzt, um abzutauchen? Nutzt er sein Wissen, um sich in Sicherheit zu bringen?
Konstantin Ignatov: Aufstieg zum Medienstar
Damals auf der „Davina“ war auch Konstantin Ignatov, der Bruder der Kryptoqueen. Auf Instagram hat er ein Foto von sich gepostet. Lässig steht er am Heck der Yacht. Nach dem Verschwinden seiner Schwester hatte er die Führung bei OneCoin übernommen, bis das FBI ihn im Frühjahr 2019 am Flughafen in Los Angeles verhaftet hat.

Nach einem Deal mit der Staatsanwaltschaft bekam er fünf Jahre Haft. Ungefähr drei Jahre hatte er vor dem Urteil schon in einem der berüchtigtsten Gefängnisse der USA, dem Metropolitan Correction Center in New York, und zwei Jahre im Hausarrest verbracht, sodass er im Frühjahr 2024 entlassen und in seine Heimat Bulgarien abgeschoben wurde.
Präsent auf allen Kanälen
Konstantin Ignatov ist in Bulgarien zum zweiten Mal Vater und zum Medienstar geworden. Man kann ihn in Podcasts hören und sehen. Da erzählt er viel über sich und seine Zeit im Gefängnis. Er sei in vielen sozialen Projekten engagiert, arbeite mit Schülern und Jugendlichen.

Er hat ein nach eigenen Angaben sehr erfolgreiches Buch geschrieben: „Ganz unten“, war Titelheld eines Theaterstücks und plant einen Gedichtband. Auf Instagram stellt er sich seinen mehr als 10.000 Followern als „Business Consultant / Public Speaker“, also Wirtschaftsberater und öffentlicher Redner, vor.

Doch OneCoin und seine Schwester? Da schweigt er sich aus. „Was meine Vergangenheit anbelangt, die bleibt in der Vergangenheit, und darüber hab ich schon lange alles gesagt, daher wird es kein Interview darüber geben“, schreibt er in einer Mail an die NRWZ.
Er habe Fehler gemacht und dafür sei er bestraft worden, erzählt er in den Interviews. Über seine Schwester wisse er nichts. Das Kapitel sei für ihn abgeschlossen.


(An dieser Stelle eine Korrektur in eigener Sache: Zu Beginn der Berichte über OneCoin verwendete die NRWZ für Ignatov gelegentlich als Spitznamen „Konsti-Keks“. Ich hatte gehört, dass seine Kumpels ihn so gerufen hatten. So sei er aber nie von Freunden genannt worden, erklärt er nun in einer Mail an mich. Allerdings habe er auf Facebook einen Account unter „Konsti Keks“ gehabt. Ihm habe die Alliteration gefallen, hat er uns dazu in einer Mail geschrieben.)
Was macht die übrige Familie?
Die großen Medien aus Bulgarien scheinen das Interesse am Fall OneCoin verloren zu haben. Anknüpfungspunkte gäbe es genug.
Neben Konstantin Ignatov lebt seine Mutter Veska Ignatova im Land. Auch sie war damals auf der Party. Später, als auch Konstantin verhaftet worden war, musste sie auf einer Bühne eine Rede halten. Als „The Legend“ hat man sie präsentiert.


Sie soll nach wie vor im Hintergrund die Fäden bei OneCoin ziehen, berichtete ein bulgarisches online Magazin vor zwei Jahren. Auf einer OneCoin-Exel-Tabelle mit den Beschäftigten der Firma wird weit oben Veska Ignatova als „Head of Administration/Sofia“ geführt, ihr Sohn Konstantin als „Head of Global Administration“.

Duncan Arthur habe erklärt, Veska Ignatova habe einen Großteil des Vermögens ihrer Tochter in Bulgarien und Dubai verwaltet. Doch das scheint weder die Behörden noch die Medien in Bulgarien weiter zu interessieren.
Duncan Arthur meldet sich gelegentlich
Apropos Duncan Arthur. Arthur ist der Mann, der mit Konstantin Ignatov in den USA unterwegs war und der neben der Verwaltung von RavenR, dem privaten Vermögensfonds der Kryptoqueen, auch versucht hat, die OneCoin-Handelsplattform Dealshaker zu optimieren. Er feierte damals in Sozopol auch mit.
Als Ignatov in Los Angeles verhaftet wurde, hatte er Duncan Arthur noch seinen Laptop in die Hand gedrückt und ihn beauftragt, diesen zurück ins OneCoin-Hauptquartier zu bringen. Im Prozess gegen den Geldwäscher Mark Scott allerdings hatte Konstantin Ignatov behauptet, er habe den Laptop auf dem Las Vegas Strip in Las Vegas in eine Mülltonne geschmissen.

Arthur hatte davon später erfahren – und den Verteidigern Scotts berichtet, wie es wirklich war. Die haben aus der Falschaussage einen Grund für eine Wiederaufnahme des Verfahrens stricken wollen. Das klappte zwar nicht, aber Ignatovs Glaubwürdigkeit war angekratzt. Sein Deal mit der Staatsanwaltschaft wackelte gewaltig.
Arthur ist auf freiem Fuß, wo er sich aufhält, ist nicht ganz klar. Auf BehindMLM meldet er sich immer mal wieder zu Wort, verteidigt sich und attackiert OneCoin-Kritiker.
Dilkinska zurück in Bulgarien
Mit auf der Yacht getanzt hat in jenem Sommer 2017 auch Irina Dilkinska, einst die Nummer Drei bei OneCoin. Sie hatte als Anwältin das Firmengeflecht gebastelt, in dem Milliarden Euros und Dollar, hin und hergeschoben und so gewaschen wurden. Gelder, die OneCoin von den mehr als drei Millionen Opfern weltweit eingesammelt hatte.
Die US-Behörden hatten 2024 ihre Auslieferung aus Bulgarien erreicht. Dilkinska ist vermutlich nach Verbüßen ihrer Haftstrafe in den USA zurück in ihrer Heimat.

Dilkinska hatte eigentlich vier Jahre Haft auferlegt bekommen. Weil sie aber schon 28 Monate vor ihrer Auslieferung in die USA in ihrer Heimat Bulgarien in U-Haft verbracht hatte, hatten die US-Behörden ihr einen Teil der Strafe als verbüßt erlassen.
Seit Februar 2025 ist sie wieder auf freiem Fuß. Da ihre beiden kleinen Kinder in Bulgarien leben, wird sie dorthin zurückgekehrt sein. In ihrer Verhandlung hatte sie Richter Edgardo Ramos versichert, die Kinder seien ihr Ein und Alles, sie bedeuteten ihr Leben und dass sie eine gemeinsame Zukunft mit ihnen haben wolle.

Richter Ramos kündigte außerdem an, dass sie nach Verbüßung ihrer Strafe aus den USA ausgewiesen werde. Das muss im Februar gewesen sein. Doch seither herrscht Funkstille.
Keine Spur von der Kryptoqueen
Und die damalige Gastgeberin auf der „Davina“, die Kryptoqueen herself? Sie bleibt verschwunden. Das FBI hat sie immer noch auf seiner Liste der zehn meistgesuchten Personen. Im Juni 2024 hat die US-Botschaft in Sofia auf die Fahndung und die Belohnung von bis zu fünf Millionen US-Dollar aufmerksam gemacht.

Das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen hat Zielfahnder auf die Kryptoqueen angesetzt. Diese gingen „jedem noch so kleinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort nach“, zitiert die BNN die Sprecherin des LKA Daniela Dässel.
Zahllose Dokumentarfilme und Videos kursieren im Internet und erzählen die Geschichte vom Aufstieg des kleinen Mädchens aus Schramberg zur weltweit gesuchten Kryptoqueen rauf und runter – aber neue Fakten? Fehlanzeige.

Doch irgendetwas tut sich. Was steckt hinter dem Verkauf der Yacht? Dass die Yacht auf dem Markt ist, bestätigt das Landeskriminalamt in Düsseldorf: „Der Verkauf der erwähnten Yacht ist hier bekannt“, heißt es in der Antwort an die BNN.
Wem gehört die „Davina“?
Wer der Verkäufer (oder die Verkäuferin) ist, ist nicht zu erfahren. Da schweigen sich die einschlägigen Agenturen aus. Auch das LKA in Düsseldorf weiß es nicht: Die Eigentumsverhältnisse könnten „in Bezug auf Dr. Ruja Ignatova nicht verifiziert werden“, so die LKA-Sprecherin Tanja Dässel zu den BNN.
Ob sie nach wie vor der Briefkastenfirma auf den Virgin Islands gehört? Jemandem aus dem OneCoin-Umfeld oder der Familie? Oder gar der Kryptoqueen selbst? Konstantin Ignatov schreibt der NRWZ, ja, er sei damals „auf dem Schiff zu Gast“ gewesen. “Hab aber keine Ahnung, wem es gehoert/ zuletzt gehoerte.“

In den internationalen Schifffahrtsregistern ist nur „Sirocco Group Holdings“ als Eigner zu finden. Aber wer da dahintersteckt? Auch eine Anfrage beim Bundesamt für Schifffahrt und Hydrografie bringt keine Klarheit: „Wir können den öffentlichen Registern keine Informationen über das Schiff entnehmen“, antwortet Sina Bold, Referentin für Wissenschaftskommunikation, auf die NRWZ-Anfrage. Auch zum Standort der Yacht habe sie keine Informationen.
Gut gewählter Firmensitz
Und die Eignerfirma Sirocco Group Holdings? Sie hat wohl ganz bewusst ihren Sitz auf den British Virgin Islands. Die Inseln seien bekannt für ihren „starken Schwerpunkt auf Geheimhaltung von Firmendetails“, wie es auf der Internetseite einer Beratungsfirma für Off-shore-Firmen heißt. Viel mehr als den vollen Namen und die Adresse, die erste Eintragung im Register und die Adresse dort, sei nicht herauszufinden. Wer die eigentlichen Eigentümer seien, sei über öffentlich zugängliche Quellen sehr schwer zu erfahren, schreiben die Experten.
So wird wohl unbekannt bleiben, wem die Yacht zuletzt gehört hat und wer die knapp sechs Millionen Euro kassieren wird. Wenn die Yacht denn tatsächlich verkauft wird.
(Mitarbeit: es)
