Grässlin: „Wie Lichter in der Nacht“
Lesung im Schloss im Rahmen der Friedensdekade

Zu einer Lesung aus seinem jüngsten Buch kam der Freiburger Friedensaktivist Jürgen Grässlin am Mittwoch ins Schloss. Eingeladen hatten ihn die Organisatorinnen der ökumenischen Friedensdekade Krystyna Saurer und Patricia Diethelm.
Schramberg. „Wir sind verbunden untereinander durch die Sehnsucht nach Frieden“, stellte Saurer in ihrer Begrüßung fest. Grässlin sei der „bekannteste Friedensaktivist Deutschlands“ und ein erfolgreicher Buchautor, der sich unermüdlich für den Frieden einsetze.

Nach 16 Büchern über das Böse, nun etwas Positives
Grässlin erinnerte daran, dass er vor vielen Jahren in Dornhan und Sulz als Lehrer tätig war. Mit Heckler und Koch, Mauser, heute Rheinmetall, und Junghans Microtec besitze die Region etliche Firmen aus dem Rüstungssektor. Er habe 16 Bücher zum Thema Waffenhandel und Rüstungsexporte verfasst. 30 Prozesse seien gegen ihn angestrengt worden. „Ich habe sie alle gewonnen“, wie er mehrfach betonte.
Nach seinen 16 Büchern über das Böse, habe er mit seiner Autobiografie „Einschüchtern zwecklos“ und mit „Wie Lichter in der Nacht“ zwei positive Bücher geschrieben.
Grässlin erzählt aus seiner Zeit als Wehrpflichtiger. Da habe ihn ein Tagesbefehl „Wir schießen heute auf Chinesen“ zum Pazifisten werden lassen. Er habe keinen einzigen scharfen Schuss abgegeben, erinnert er sich. Grässlin, der seit 40 Jahren mit vier Stunden Schlaf auskommt, wie er den etwa 40 Besucherinnen und Besuchern mitteilt, hat in 19 Kapiteln Menschen vorgestellt, die Mut machen.
Viele Freunde und Bekannte
Mit den meisten sei er befreundet und kenne sie schon seit vielen Jahren: Franz Alt, Margot Käßmann, Gerhard Trabert, Jürgen Neitzert, Malalai Joya… Viele kenne er in seiner Funktion als Sprecher der „Aktion Aufschrei – stoppt den Waffenhandel“ oder langjähriger Bundessprecher der DFG-VK.
Nach seinen in viele Sprachen übersetzten Bestsellern über Waffenexporte habe er überlegt, er wolle etwas Gutes tun. Und so sei das Buch über mutmachende Menschen entstanden, an dem er drei Jahre gearbeitet habe.
Er schaue nur wenig Nachrichten, lese lieber Zeitungen und dabei die FAZ und die Junge Welt. Ein niederländischer Autor habe festgestellt, dass wir untereinander viel solidarischer seien, als allgemein angenommen. „Die Leute machen so viel, um sich zu unterstützen.“ Das habe er bei einem Besuch in einer Kirchengemeinde festgestellt.
Dann berichtet er, wie die Friedensbewegung mit Hilfe von 40.000 Postkarten den Daimler Konzern dazu brachte, auf die Produktion von Streumunition zu verzichten.

Die Bergpredigt
Franz Alt habe ihm erzählt, dass er dem damaligen Sowjetführer Michail Gorbatschow den Text der Bergpredigt geschickt habe. Gorbatschow habe den Text gelesen und Alt ausrichten lassen, er werde fortan auf Gewalt verzichten: „Dann kam die Perestroika und Glasnost…“ erzählt Grässlin dem staunenden Publikum im Schloss.
Er berichtet von einem ukrainischen Kriegsdienstverweigerer, von einem israelischen und palästinensischen Pazifisten, von einem Düsseldorfer Mönch, der eine Suppenküche für die Ärmsten der Armen organisiert oder von den Schönauer Stromrebellen, die inzwischen einer der großen Ökostromanbieter geworden sind.
Mit einem neuen Projekt, will Grässlin die vielen initiativen miteinander vernetzen, die Vision für eine bessere Welt soll im kommenden Jahr online gehen. Die Leute mögen sich anstecken lassen. Er möchte „Lust wecken aufs Mitmachen“.
Frieden in der Ukraine – aber wie?
In der anschließenden Diskussion möchte ein Besucher wissen, wie Grässlin sich zum Ukrainekrieg verhält. Es sei schwierig für einen Pazifisten, „wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“, antwortet Grässlin. Betrachte man die Vorgeschichte, dann sei Gorbatschow damals versprochen worden, dass es keine Osterweiterung der NATO geben werde. „Leider gibt es keine Verträge.“
Putin sei ein Verbrecher, versichert Grässlin und schlägt vor, die UN sollten als Vermittler auftreten. Verhandlungen ohne Vorbedingungen auf neutralem Boden in der Schweiz oder Österreich. Aber beide Seiten wollten nicht, denn am Krieg lasse sich enorm viel Geld verdienen.
Der Fragesteller erwidert, es gebe keine Belege für die Zusicherung der NATO auf eine Osterweiterung zu verzichten. Auch habe US-Präsident Trump schon große Zugeständnisse gemacht und Putin wolle dennoch nicht verhandeln. „Er will das Land zerstören und wird dort nicht aufhören.“
Grässlin hofft dennoch auf Verhandlungen. „Wenn alle aufrüsten gibt es keinen Frieden.“ Der Westen sei militärisch sechs Mal so stark wie Russland.
Am Ende erinnerte Grässlin an seinen Wunsch der Vernetzung, er wolle „ein breites Bündnis schmieden“, von Menschen, die „eine Vision für eine bessere Welt haben.“
Langer Beifall.